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Hessische Biografie

Portrait

Ludwig Alexander Prinz von Battenberg
(1854–1921)

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Battenberg, Ludwig Alexander Prinz von [ID = 811]

* 24.5.1854 Graz, † 11.9.1921 London, Begräbnisort: Whippingham (Isle of Wight)
Offizier, Admiral, Generalleutnant
Biografischer Text

Das wohl von entsprechender Lektüre genährte Streben des ältesten Battenberg-Prinzen Ludwig nach einer Marine-Laufbahn fand die Unterstützung der mit dem Darmstädter Thronfolger verheirateten Prinzessin Alice und ihres Bruders Alfred von Edinburgh, der selbst britischer Seeoffizier war. Nach mehrmonatiger Vorbereitung durch einen aus Oxford ausgeliehenen Privatlehrer bestand Ludwig die vorgeschriebene Prüfung und wurde im Oktober 1868 britischer Seekadett in Portsmouth. Nach fünf Ausbildungsjahren auf der von Herzog Affie, dem nachmaligen Herzog von Sachsen-Coburg, kommandierten „Royal Alfred“ folgten unterschiedliche Kommandos, besonders reizvoll eine Indien-Tour mit dem Prinzen von Wales 1875/76. Etwas riskant war der Einsatz im russisch-türkischen Krieg 1878 mit dem von der Presse kritisierten, an sich harmlosen Treffen mit dem in russischen Diensten stehenden Bruder Alexander bei Konstantinopel, das Ludwig fast die Karriere gekostet hätte. Erlebnisreich war die zweijährige Tour des Leutnants auf der „Inconstant“ 1880/82, die zunächst nach Südamerika, dann über Südafrika nach Australien und weiter nach China und Japan führte. Der nachfolgende, verlängerte Heimaturlaub brachte Verlobung und Heirat mit der Darmstädter Nichte Victoria.

Die guten Beziehungen zum britischen Königshaus, die wiederholte Abordnung zur Dienstleistung auf königlichen Yachten wie der „Victoria & Albert“, brachten Kritik an der relativ raschen Beförderung, zunächst zum Commander, dann 1891 zum Kapitän, wobei Ludwigs engagierter Einsatz für die technisch-taktische Modernisierung der in Vielem veralteten Flotte bei mehreren Einsätzen im Londoner Flottenkommando übersehen wurde. Nach drei Jahren als Chef der Naval Intelligence kommandierte er 1905 als Konter-Admiral einen Flottenbesuch in Nordamerika, wurde 1908 als Vize-Admiral Commander-in-Chief der Atlantik-Flotte, 1911 Zweiter und Ende 1912 Erster See-Lord und damit Oberkommandierender der gesamten britischen Kriegsmarine. Der von Neidern unter den Kollegen geschürte Druck der Öffentlichkeit nach Beginn des Weltkriegs zwang Ende Oktober 1914 zum Rücktritt. Dass der mit der Namensänderung der deutschen Verwandten des nunmehrigen Hauses Windsor im Sommer 1917 zum „Marquess of Milford Haven“ gewordene Louis „Mountbatten“ noch 1921 zum Präsidenten des Royal Navy Club gewählt und kurz vor seinem Tod mit dem seltenen Titel Admiral of the Fleet geehrt wurde, war nur bedingte Wiedergutmachung.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 363 f.)


Literatur