Historisches Ortslexikon
- Messtischblatt
- 4827 Treffurt
- Moderne Karten
- Kartenangebot der Landesvermessung
- Topografische Karten
- KDR 100, TK25 1900 ff.
- Historische Karten
- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 36. Wanfried
- Gerichtsstätten
- Alter Anger in Heldra
Neuer Anger in Heldra
Weitere Informationen
Heldra
-
Stadtteil · 173 m über NN
Gemeinde Wanfried, Werra-Meißner-Kreis - Siedlung ↑
-
Ortstyp:
Dorf
-
Lagebezug:
11,5 km südsüdöstlich von Eschwege gelegen
-
Lage und Verkehrslage:
Straßendorf am Nordufer einer Werraschleife in einem Zipfel des Werra-Meißner-Kreises im Westen und Osten unmittelbar umgeben von Grenzen zum Freistaat Thüringen. Durch den Ort fließt von Norden kommend der Heldarbach in die Werra, die Kirche befindet sich in leicht erhöhter zentraler Lage. Am nördlichen Ortsrand treffen sich die Landesstraße 3244 und die Kreisstraße 6; beide führen zur nahen Bundesstraße 250
Bahnhof der Eisenbahnlinie Meinhard/Schwebda – Treffurt ("Werratalbahn II") (Inbetriebnahme der Strecke 1.5.1902) (Strecke zwischen 1945 und 1958 stillgelegt).
-
Ersterwähnung:
876
-
Siedlungsentwicklung:
Nach einer Angabe von 1600 (Adelsrep. v. Schwebda) lag Heldra sehr lange wüst und war kurz zuvor erst wieder neu besiedelt worden.
-
Historische Namensformen:
- Heldron (876) [Fälschung 11. Jahrhundert MGH DD LdD, S. 267-271, Nr. 185; HStAM Bestand Urk. 75 Nr. 40; Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 2, Bl. 38r+v, S. 60-63, hier S. 61]
- Helder (1365) [HStAM Bestand Urk. 100 Nr. 1902; Landgrafen-Regesten online Nr. 11613]
- Helder (Mitte 14. Jahrhundert) [G. Landau, Weisthümer, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde 2 (1840), S. 240-241]
- Heldra, in (1390) [Schreibweise nach Archivregest HStAM Bestand Urk. 123 Nr. 136]
- Heldern (1506) [Bünz, Mainzer Subsidienregister 1506, S. 217, Nr. 1892]
- Helder; Heller (1574) [Salbuch von Dorf und Amt Wanfried HStAM Bestand S Nr. 604, fol. 3, 24]
- Helder (1585) [Der ökonomische Staat, S. 94]
- HÆldra (1729) [HStAM Bestand Karten Nr. B 58 i]
-
Bezeichnung der Siedlung:
- Dorf (1365)
-
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
-
Burgen und Befestigungen:
-
Umlegung der Flur:
1893/94
-
Älteste Gemarkungskarte:
1849
-
Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3583909, 5666540
UTM: 32 U 583802 5664713
WGS84: 51.127746° N, 10.197583° O OpenLayers - Statistik ↑
-
Ortskennziffer:
636013030
-
Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 530, davon 294 Acker (= 55.47 %), 58 Wiesen (= 10.94 %), 138 Holzungen (= 26.04 %)
- 1961 (Hektar): 500, davon 114 Wald (= 22.80 %)
-
Einwohnerstatistik:
- 1585: 16 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1744: 1 Braumeister, 8 Leinweber, 3 Müller, 1 Maurer, 2 Schmiede, 3 Schneider, 1 Schreiner, 1 Schäfer, 28 Tagelöhner, 1 Uhrmacher, 1 Ziegelbrenner (HStAM Bestand 49 d Nr. Eschwege 93)
- 1747: 78 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 436, davon 435 evangelisch (= 99.77 %), 1 katholisch (= 0.23 %)
- 1961: 760, davon 694 evangelisch (= 91.32 %), 66 katholisch (= 8.68 %)
- 1970: 646
- 1987: 541
-
Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
-
Verwaltungsbezirk:
- Erste Hälfte 14. Jahrhundert: Völkershausisches Gericht Großenburschla
- 1365: Landgrafschaft Hessen, Gericht Großenburschla
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Wanfried
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Wanfried
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wanfried
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Harz-Departement, Distrikt Heiligenstadt, Kanton Treffurt
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wanfried
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
-
Altkreis:
Eschwege
-
Gericht:
- 14. Jahrhundert: Völkershausisches Gericht Großenburschla
- 1821-1834: Fürstlich Rotenburgisches Justizamt Wanfried
- 1834: Kurfürstliches Justizamt Wanfried
- 1867: Amtsgericht Wanfried
- 1879: Amtsgericht Wanfried
- 1932: Amtsgericht Eschwege
-
Herrschaft:
1365 verkaufen die Gebrüder Konrad und Otto von Völkershausen ihre von ihren Eltern ererbten Rechte auf die fünf Dörfer Weißenborn, Rambach, Heldern, Helderbeck und Alden Burßla mit Gericht und allem Recht an Holz etc. für 70 Mark Eschweger Währung erblich und ewiglich an Landgraf Otto von Hessen. Von 1390 an erhalten die Keudell zu Schwebda eine Hufe und zwei Höfe in Heldra als hessischen Lehnsbesitz. Die Landesherrschaft reklamieren die Landgrafen für sich und gliedern Heldra dem Amt Wanfried ein. Dennoch versuchen die Beamten von Treffurt den Ort ebenso wie Helderbach in ihr Amt zu ziehen und begründen dies 1578 mit der Geschoßplichtigkeit der Dörfer (HStAM Bestand 17 e Nr. Wanfried 47).
Im 16. Jahrhundert empfangen die von Erffa Anspruch sächsische Lehen in Heldra. Sie besitzen hier ein Vorwerk.
-
Gemeindeentwicklung:
Am 1.4.1972 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil nach Wanfried eingegliedert.
- Besitz ↑
-
Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- Das Kollegiatstift Großburschla hat Grundbesitz in Heldra.
- 1573-1699 werden die Trott mit einer halben Hufe Land in Heldra von Fulda belehnt, von 1746 an die von Grotthausen.
-
Zehntverhältnisse:
Im Streit zwischen Erzbischof Liutbert von Mainz und Abt Sigihard von Fulda über die Zehnten in Thüringen weist König Ludwig der Deutsche 876 u.a. den zu Heldra dem Kloster zu.
-
Ortsadel:
1337 wurde ein Dietrich von Heldirsteyn urkundlich genannt, der ein Gut in Heldra besaß. Vielleicht handelte es sich dabei um den späteren Burgsitz (Knappe).
- Kirche und Religion ↑
-
Ortskirchen:
- Pleban (1506)
- Im Kern mittelalterlicher Chorturm mit Obergeschoss und Dach von 1825, Schiff 1844/45 angefügt. 1911 und 1961 renoviert
-
Patrozinien:
- Johannes (1636)
-
Pfarrzugehörigkeit:
1574 bis 1622 ist die Kirche Filial von Großburschla, danach zu Altenburschla, so 1872 und 1994 als Vikariats- bzw. Filialgemeinde
-
Patronat:
Das Pfarrpatronat besitzen 1574 die von Erffa (Wanfrieder Salbuch), später die Besitzer ihres Rittergutes.
-
Bekenntniswechsel:
Einführung der Reformation vermutlich um 1527.
Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: N. Leimbach ca. 1580
-
Kirchliche Mittelbehörden:
1506: Erzbistum Mainz, Archidiakonat Dorla, Erzpriestersprengel von Falken
- Kultur ↑
-
Schulen:
1910 einklassige Volksschule
-
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Wirtschaft ↑
-
Mühlen:
Im Dorf befanden sich noch die Ober- und die Untermühle, die beide mit dem Wasser des Heldrabaches über eine oberschlächtiges Wasserrad angetrieben wurden. Letztere gegenüber der Kirche befand sich seit 1570 im Besitz der Familie von Steuben. Das Wasserrecht wurde 1913 nicht mehr beantrage und verfiel 1929. Gleiches gilt für die 1615 neue Mahlmölle bezeichnete Obermühle.
- Nachweise ↑
-
Literatur:
- Kollmann, Von Wind und Wasser gedreht, Teil 23, Heldra, S.72-79
- Festschrift 1125 Jahre Heldra
- Scholz, Wasser- und Windmühlen Werra-Meißner-Kreis, S. 135-136
- Eckhardt, Ersterwähnungen, S. 15-23
- Karl G. Bruchmann, Kreis Eschwege, S. 74-75
- G. Kohlstedt, Benediktinerpropstei und das spätere Kollegiatstift Grossburschla an der Werra
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 66
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 220
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis 1, S. 571 - 579
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 505
- F. Brumme, Das Dorf und Kirchspiel Friedrichswerth, S. 63
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 295-297
- Zitierweise ↑
- „Heldra, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/5967> (Stand: 29.4.2024)