Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Wilhelm Egly, Kriegstagebuch eines Soldaten aus Friedberg, 1916-1917

Abschnitt 35: V. Ablösung

[95] [S. 95] 9. Juli.
[...] Wir werden abgelöst. Es ist aber auch hohe Zeit.
Eben kommen zwei Läufer mit der Meldung, daß die Kompagnieen wegen des eigenen, etwas zu kurz liegenden Artilleriefeuers sich erbieten, den Franzmann ohne jegliche Artillerieunterstützung über die Kuppe im Sturm zurückzuwerfen.
Der erste Melder schaut ernst und düster drein. Ihm gehen die grausigen Erlebnisse an die Nerven; auch hat er auf diesem Gang im Höllenlärm der Granaten die Hälfte des Gehörs verloren. Die Augen des andern aber, eines Achzehnjährigen, blitzen und lachen unter dem schönen deutschen Stahlhelm hervor.Wenn der Draht der Fernsprechleitung in tausend Stücke zerrissen, wenn die Lichtsignalstation in Grund und Boden geschossen ist und die Funker tot unter Schutt und Schotter liegen, wenn die letzten Brieftauben davongeflattert sind, wenn keine Möglichkeit mehr vorhanden ist, Nachricht nach hinten zu geben — dann unternehmen Wesen von Fleisch und Blut kraft ihres Geistes und ihres Willens den Weg durch die tosenden Wirbel des Todes.


Personen: Egly, Wilhelm
Orte: Friedberg
Sachbegriffe: Artillerie · Augen · Bart · Brieftauben · Funker · Gehör · Kompanie · Lärm · Nerv · Stahlhelm · Tagebücher · Toter
Empfohlene Zitierweise: „Wilhelm Egly, Kriegstagebuch eines Soldaten aus Friedberg, 1916-1917, Abschnitt 35: V. Ablösung“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/65-35> (aufgerufen am 01.05.2024)