Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Wilhelm Egly, Kriegstagebuch eines Soldaten aus Friedberg, 1916-1917

Abschnitt 33: V. In Stellung

[92] [S. 92] 1. Juli.
Als wir in Stellung gingen, lag schweres Feuer in der Mulde, die wir durchschreiten mußten. Wir umgingen es sprungweise im Bogen. Vorbei an einem in Brand geschossenen Handgranatenlager, das Kiste für Kiste explodierte.
Der Funkenweg, der nach vorn führen soll, trägt seinen Namen mit Recht. Er wird unaufhörlich befunkt. Auf den Karten ist er als schöner, tiefer Graben eingezeichnet, den man aber vergebens sucht. Wie fast alle „Gräben" hier, ist er weiter nichts als ein ausgetretener Fußpfad, der in Windungen durch Granatlöcher hindurchführt. Am sichersten ist er noch zu erkennen an verlorenen oder weggeworfenen Handgranaten, zerrissenen und blutigen Kleiderfetzen, Munition, Kisten, Stollenbrettern, Sandsäcken und Waffen, die alle bezeugen, daß hier Menschen vorübergehastet sind.

2. Juli.
Zwölf Menschen in der drangvollen Enge des Unterstands.
In der Nacht füllen wir die Granatlöcher auf unserem kleinen Stollen mit Kreidestücken, alten Geschoßkörben und zersplitterten Baumstämmen aus, um die Deckung etwas zu verstärken.


Orte: Friedberg
Sachbegriffe: Gräben · Granaten · Explosion · Handgranaten · Militärkarte · Stellungen · Tagebücher · Waffen
Empfohlene Zitierweise: „Wilhelm Egly, Kriegstagebuch eines Soldaten aus Friedberg, 1916-1917, Abschnitt 33: V. In Stellung“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/65-33> (aufgerufen am 01.05.2024)