Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

Inhalt

↑ Fritz Sames, Das Landwehr-Infanterie-Regiment 81 in den Vogesen, 1914

Abschnitt 8: Manöver, Vorbereitungen, Gerüchte

◀ Die Tätigkeit der Bataillone war in den nächsten Tagen eine exerziermäßige. Der Marsch am 9. August hatte klar gezeigt, wo es fehlte. Die Weichheit des Friedens mußte aus den Knochen der Wehrleute getrieben werden. Die Kompagnien begannen mit Marschexerzieren. Schießübungen folgten. Zugleich wurde an den Forts „Kronprinz von Sachsen" und „Baden-Bismarck" mit Aufbietung aller Kräfte gearbeitet. Was hatte der Nachdruck, womit von oben auf Beschleunigung dieses Festungsanbaues gedrungen wurde, zu bedeuten? Am 11. August hatte sich das Gerücht von starken Kämpfen bei Mülhausen verbreitet. Die Franzosen, hieß es, seien dort verlustreich zurückgeschlagen worden. Befürchtete man trotzdem, daß sie mit überlegenen Kräften sich durch das Ausfalltor von Belfert ins Elsaß ergießen würden? Es war klar, daß sich das französische Angriffsbegehren heiß diesen Weg ersehnte. Zu dieses Landes lockender Pracht flog des Feindes kriegerische Phantasie. Seine Bevölkerung, vor 43 Jahren erst Frankreich entrissen, werde sich dem Befreier mit Jubel in die Arme werfen. Und weiter im Norden, winkte sie, die Perle des Elsaß, die wunderschöne Stadt, mit ihrem Finger aus gotischem Maßwerk. In kleinen Gipsabgüssen stand ihr Symbol auf den Gesimsen der elsässischen Bauernstuben, eine edle Frauenbüste, die städtische Zinnenkrone auf dem Haupte, Tränen vergießend im Schmachten nach Erlösung. Ja, es lag im Bereich des Möglichen, daß vom Süden her der Feind zum Stoß einsetzte, dorthin, wo auch Frankfurts Landwehr in den Ring der Festungsverteidigung getreten war. ▶