Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Verleihung des Hessischen Kulturpreises an Karl Dedecius und Dr. D. W. Sattler, 24. Februar 1986

Der Kulturpreis des Landes Hessen wird 1986 auf Schloss Biebrich in Wiesbaden an Karl Dedecius (1921–2016) verliehen. Die mit 50.000 DM dotierte Auszeichnung kommt dem in Polen geborenen Versicherungsdirektor und Übersetzer polnischer Lyrik und Aphorik für seine lebenslangen Bemühungen zur deutsch-polnischen Verständigung zu.¹ Indem er Werke polnischer Gegenwartsliteratur übersetzte, weckte er das Interesse deutscher Leser an polnischer Literatur. In Ihrer Festrede lobt Marion Gräfin Dönhoff (1909–2002), Herausgeberin der „ZEIT“: „Wenn er 85 Bücher nebenbei schreiben konnte und in fünf Jahren weitere 25 editiert hat, dann hätte er, anstatt als kultureller Mittler zu wirken, sicher auch einen politischen Brückenschlag zustande gebracht: Unter seinem Einfluß wären vielleicht die Raketen auf beiden Seiten zu Büchern geworden.“²

Der mit 10.000 DM dotierte Förderpreis des Landes Hessen geht an D. E. Sattler (geb. 1939) für seine Veröffentlichung einer historisch-kritischen Edition von Hölderlin-Handschriften. Durch Sattlers Sichtung und Arbeit konnte das Gesamtwerk Hölderlins neu erschlossen und eine Forschungsdiskussion wiederbelebt werden.³

Der Hessische Kulturpreis, der seit 1982 als Stiftungspreis der Landesregierung verliehen wird, dient der Ehrung und Förderung von herausragenden Persönlichkeiten aus den Bereichen der Bildenden Kunst, Musik, des Filmes und der Wissenschaft. Diese und ihr Beitrag zum kulturellen Leben in Hessen sollen durch die Preisverleihung gewürdigt werden.
(NT)

1. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8.1.1986, S. 27: Hessischer Kulturpreis für Karl Dedecius. ↑
2. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.2.1986, S. 33: Bei Karl Dedecius geht nichts verloren. ↑
3. Hessischer Kulturpreis: eine Dokumentation / Hessendienst d. Staatskanzlei. [Red.: Lieselotte Hinz], Wiesbaden, 1989, S. 30. ↑