Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Frankfurter Immobilienspekulant Jürgen Schneider in Miami festgenommen, 18. Mai 1995

Der aus Frankfurt am Main stammende, 61 Jahre alte Immobilienspekulant Jürgen Schneider (geb. 1934) und seine 49 Jahre alte Ehefrau Claudia Schneider-Granzow werden gegen 15:30 Uhr Ortszeit in Hollywood (Broward County im US-Bundesstaat Florida) bzw. Hallandale Beach nördlich von Miami von Beamten der amerikanischen Bundespolizei FBI in Anwesenheit von Zielfahndern des deutschen Bundeskriminalamtes festgenommen. Schneider, gegen den in Deutschland wegen betrügerischem Bankrott und schwerem Kreditbetrug ein Haftbefehl besteht, war Anfang April 1994 im Ausland untergetaucht, nachdem die Frankfurter Allgemeine Zeitung einen kritischen Beitrag über seine undurchsichtigen Spekulationsgeschäfte veröffentlichte und Schneider seinen Hauptkreditgeber, die Deutsche Bank, über die drohende Zahlungsunfähigkeit seines Unternehmens informiert hatte. Dem Geschäftsmann, der während der 1980er Jahre zu einem der angesehensten deutschen Bauinvestoren aufgestiegen war, wird vorgeworfen, mehrere kreditgebende Banken über den Wert von Immobilien bewusst getäuscht, und nach dem Bankrott seines Unternehmens einen Betrag von 245 Millionen DM unterschlagen und in die Schweiz überwiesen zu haben. Weitere Betrugsverdachtsfälle werden von der zuständigen Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main geprüft. Die zum Zeitpunkt seiner Flucht bestehenden Verbindlichkeiten in Deutschland beliefen sich schätzungsweise auf mehr als 6,3 Milliarden DM. Schneider, nach dem die deutschen Behörden seit dem Frühjahr 1994 mit internationalem Haftbefehl fahnden, und dessen Spuren nach Auskunft des Leiters der Zielfahndung des BKA in Wiesbaden „außer nach Grönland in fast alle Länder der Erde geführt haben“, lebte nach Ermittlung der US-Behörden offenbar bereits seit acht Monaten unter falschen Namen in Miami.
(KU)