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Nationalflagge (Großbritannien)

Straßen und Plätze

Kaiser-Friedrich-Promenade

Häuser in der Kaiser-Friedrich-Promenade (Hauptgebäude) aufrufen

Die Promenade, seit 1889 nach Kaiser Friedrich III. benannt, ist eines der historischen Herzstücke des Homburger Kurviertels. Sie liegt als langer, gerader Straßenzug zwischen der Haingasse, über die hinaus sie sich in der Höhestraße nach Westen fortsetzt, und der Bahnlinie im Osten, wo sie in die Gassen des alten Ortskerns von Gonzenheim übergeht. Die Promenade verläuft in einem weiten Teil parallel zur → Louisenstraße und begrenzt die Innenstadt im Norden gegen den Kurpark. Im Abschnitt zwischen und Augustaallee ist sie weitgehend nur auf der Südseite bebaut.

Die Kaiser-Friedrich-Promenade entstand an Stelle eines einfachen Feldweges. Sie wurde 1834 als „Städtische Promenade“ eröffnet und 1835 als „chaussirte Promenade nach dem Mineralbrunnen“ vollendet. Der neue Straßenzug wurde auf Kosten der Stadt wie auch des Landgrafen Ludwig Wilhelm angelegt, womit sowohl Stadt wie auch Landesherr ganz offenbar einen repräsentativen Spazierweg zu den neu erschlossenen Mineralquellen schaffen wollten und so in die Zukunft des Badeortes investierten.

Die Promenade wurde parallel zur Louisenstraße als der innerstädtischen Hauptachse angelegt. Damit wurde ein Konzept fortgesetzt, das letztlich in der barocken Stadterweiterung Landgraf Friedrichs II. wurzelte: die regelmäßige Anlage einer Neustadt zur Erweiterung der kleinen Residenz vor dem Taunus. Der Landgraf nahm sogleich durch Bauverordnungen direkten Einfluss auf die Gestaltung der Promenade. Schon 1837 wurde sie als neue Baulinie der Stadterweiterung festgelegt, doch setzte die Bebauung tatsächlich erst nach Vollendung des Kurhauses 1843 ein.

Der Charakter der Promenade als Flaniermeile wurde im 19. Jahrhundert durch eine Schatten spendende Allee bestimmt. Die Straße war beidseitig mit Bäumen bestanden und fungierte so als ein Übergangsraum zwischen der städtischen Bebauung auf der Südseite und der Weite des schließlich von Lenné ausgestalteten Kurparks. Auf diese Promeniermeile waren die vornehmen Häuser mit ihren großzügigen, teilweise aufwändig mit Teppichbeeten und Buchsbaumfassungen verzierten Vorgärten bezogen. Viele dieser Vorgärten sind heute zwar noch erhalten, allerdings durch Anlage von Stellplätzen oder die Niederlegung der alten Einfriedungen verändert. Vor einzelnen Villen wurden sie in jüngerer Zeit in Anlehnung an Konzepte des späten 19. Jahrhunderts neu in formalem Stil bepflanzt (z. B. Nr. 103).

Von den Balkonen der Villen und der Straße selbst geht der Blick in den Park und auf die gegenüberliegenden Höhenzüge. Einen besonderen Akzent setzt seit 1889 der Schmuckplatz mit dem Denkmal für Kaiser Friedrich III. auf der gegenüberliegenden Straßenseite am Südrand des Kurparks, eine typisch historistische Gartenschöpfung formalen Stils.

Die Architektur der Kaiser-Friedrich-Promenade wird bis heute in weiten Teilen von den seit den 1840er Jahren errichteten Wohn- und Pensionshäusern bestimmt und verleiht ihr trotz späterer Veränderungen den für Kurstädte typischen Charakter einer Sommerfrische. Dazu tragen vor allem die Balkon- und Verandavorbauten bei, die alle auf die Straße und den Park bezogen sind. Es handelt sich überwiegend um kubische, achsensymmetrisch aufgebaute zwei- bis dreigeschossige Häuser mit teilweise später errichteten Seitengebäuden, die Wirtschaftsräume, Remisen und Stallungen beherbergten. Sie stehen zwar weitgehend frei, doch relativ dicht gereiht.

Die frühen Bauten sind noch deutlich vom Klassizismus geprägt, seit den 1850er Jahren traten mit Bauten Edmund Heusinger von Waldecks, Christian Hollers, der Brüder Franz, Georg und Johann Sauer und Louis Jacobis Rundbogenstil und Historismus hinzu, sowohl in Formen der Neugotik wie der Neorenaissance. Um die Wende zum 20. Jahrhundert erscheinen auch neubarocke Formen, einige Häuser wurden im Sinne des Jugendstils umgestaltet.

Zahlreiche Häuser dienten nachweislich als Quartiere für Kurgäste, insgesamt boten 43 „Privat-Häuser und Kur-Villen“ Zimmer und Appartements an. Neben privaten Zimmerangeboten standen zwei große Hotels zur Verfügung, das Minerva und Ritter’s Park-Hotel. Beide zählten zu den ersten Adressen der Kurstadt und wurden von aus- und inländischen Fürsten, Prinzen und Königen aufgesucht.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden auf den Gartengrundstücken hinter vielen Villen Hinterhäuser mit Remisen und Stallungen, um weitere Kapazitäten zur Zimmervermietung zu schaffen. Sie wenden in für Bad Homburg sehr typischer Weise in der Regel der seitlich am Haus geführten Einfahrt einen reich gestalteten Schaugiebel zu. So ergeben sich immer wieder pittoreske Einblicke. Einige dieser Nebengebäude beherbergten Ateliers gefragter Homburger Fotografen, wo sich die Kurgäste zur Dokumentation ihres Besuchs in der mondänen Kurstadt ablichten lassen konnten.

Gegen Osten, in Richtung Gonzenheim, veränderte sich der Charakter der Kaiser-Friedrich-Promenade in der späten Kaiserzeit. Schon Ende des 19. Jahrhunderts entstanden hier Einzelbauten in großen Gartengrundstücken. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts machte sich der Einfluss der englischen Gartenstadtbewegung in der deutlich aufgelockerten Bauweise bemerkbar. Hinter der neuen Konzeption, die unterschiedlich große Häuser verschiedener Preisklassen in teilweise sehr ausgedehnten Gartengrundstücken vorsah, stand maßgeblich der damalige Oberbürgermeister und Landrat Dr. Ernst Ritter von Marx. Die Gebäude, die hier entstanden, zeigen späthistoristische neubarocke Elemente oder entsprechen schon den Idealen des Reformstils.

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts erhielt die Kaiser-Friedrich-Promenade farblich ein recht einheitliches Bild. Ausgehend von der Architektur der Seebäder wurde es Mode, die Gebäude in Kurstädten weiß anzustreichen.

Schon in den 1920er Jahren kam es zu einzelnen, insgesamt noch dezenten Purifizierungen der historistischen Fassaden. Im Ostteil entstanden mehrere neue Villen in den Formen der konservativen Architekturströmung der Moderne.

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte die Kaiser-Friedrich-Promenade ihr Gesicht nachhaltig. Sie wandelte sich endgültig von der repräsentativen Flaniermeile mit Allee zur dicht befahrenen Hauptverkehrsachse, zumal nachdem die Louisenstraße als Fußgängerzone eingerichtet worden war. Schon in den 1960er Jahren erfolgte die Anlage eines Streifens als Parkfläche für Autos, womit spätestens jetzt die Alleebäume fallen mussten. Es kam zu empfindlichen Eingriffen in die historische Bausubstanz der einst schönsten und vornehmsten Straße der Stadt. Den massivsten Einbruch in das Ensemble und einen störenden Fremdkörper stellt bis heute die 1968-70 an Stelle des traditionsreichen Hotels Minerva ursprünglich als „Hotel Ambassador“ erbaute Wicker-Klinik dar.

Doch zu Beginn der 1970er Jahre begann sich das Bewusstsein zu ändern. Schon das Prognos-Gutachten von 1973 stellte den hohen bauhistorischen Wert der einstigen Prachtstraße am Kurpark fest, woraufhin die Stadt verbot, die historischen Vorgartenflächen weiterhin als Stellplätze und Lagerflächen zu missbrauchen. Unterstützend wirkte das 1974 erlassene Hessische Denkmalschutzgesetz. Die einsetzende Renovierung zahlreicher Häuser fiel allerdings mit qualitativ sehr unterschiedlichen Ergebnissen, u. a. hinsichtlich der Farbgebung aus.

Wertung

Trotz späterer Eingriffe von teilweise brachialen Ausmaßen wie dem Hotelturm Ambassador (Wicker-Klinik) und der Purifizierung einiger Fassaden zeigt gerade die Südseite der Kaiser-Friedrich-Promenade bis heute ein weitgehend geschlossenes Ensemble der für Kurstädte so charakteristischen Pensionsvillen. Sie bietet immer noch das in weiten Teilen nachvollziehbare und authentische Bild einer repräsentativen Promenade, wie sie typisch für die Kurstädte des 19. Jahrhunderts in Europa war. Die Bedeutung als eine der ersten Adressen Homburgs belegen u. a. die einst hier ansässigen Fotografen, die in den Seitengebäuden ihrer Anwesen zum Teil sehr repräsentative Ateliers unterhielten.

Städtebaulich stellt die Kaiser-Friedrich-Promenade als Übergang zum Kurpark eine äußerst qualitätsvolle Lösung dar, die in Zukunft behutsam auf ihren ursprünglichen Charakter als Flaniermeile zurückgeführt werden sollte. Ein Abbruch der Wicker-Klinik und ein Ersatz derselben durch einen zurückhaltenden, in der Höhenentwicklung die Umgebung berücksichtigenden Neubau ist hierbei unabdingbar.

Chr. Ottersbach

Statistik

Gebäudebeschreibung 1907 (Hauptgebäude)
Taxierte Nutzwerte (Durchschnitt)3227.06Mark
Brandkassenwerte (Durchschnitt)88590.39Mark
Geschosszahl (Durchschnitt)2.70

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