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Nationalflagge (Großbritannien)

Straßen und Plätze

Louisenstraße

Häuser in der Louisenstraße (Hauptgebäude) aufrufen

Die Louisenstraße bildet das Rückgrat des Bad Homburger Stadtorganismus im Bereich des historischen Kurviertels. Sie führt von der Haingasse bis zum sog. Europakreisel als Straßenverteiler nach Frankfurt und Gonzenheim. Dieses Rondell geht noch auf die klassizistische Stadtplanung Westerfelds zurück, wie der bei Coghlan publizierte Plan von 1848 ausweist.

Die Louisenstraße bildete schon die Hauptachse der barockzeitlichen Stadterweiterung unter Landgraf Friedrich II. und schließt direkt an den heutigen Schulberg als Zugang zur Homburger Altstadt an. Von dieser Magistrale nehmen die Achsen des Straßengerüstes ihren Ausgang.

Die Stadt endete ursprünglich beim Haus Nr. 64a mit dem Frankfurter Tor, das 1798 abgebrochen wurde. Das Wachthaus an Stelle von Nr. 64a fiel sogar erst 1829. Nun konnte sich die Stadt weiter nach Osten ausdehnen. Die Erweiterung des 19. Jahrhunderts erfolgte noch unter den Vorzeichen des Klassizismus. Der noch während des Kurhausbaus von dem landgräflichen Bauinspektor Jakob Westerfeld entworfene Plan führt die barocke Axialität und Straßenraster konsequent fort. Ausschlaggebend für das Wachstum war die Errichtung des Kurhauses, das 1843 fertig gestellt war, womit der Kurbetrieb einen weiteren Aufschwung erhielt. Folglich wurde sehr rasch die Louisenstraße nach Osten zu bebaut. Die meisten Häuser datieren in die Jahre zwischen 1841 und 1866. Sie wurden u. a. von Westerfeld, aber auch von dem als Bauunternehmer auftretenden Maurermeister Johannes Sauer entworfen und gebaut. Einige Gebäude entstanden im Auftrag von Homburgern, andere wurden von den planenden Baumeistern auf eigene Rechnung als Spekulationsobjekte mit Erfolg entworfen, gebaut und sofort losgeschlagen. Das zeigt, dass die Kur der kleinen landgräflichen Residenzstadt einen enormen Boom bescherte. Um 1865 hatte die Bebauung die Querachse der → Ferdinandstraße und damit den alten Homburger Bahnhof erreicht, von dem aus die Louisenstraße nun die ankommenden Kurgäste in repräsentativer Weise ins neue Stadtzentrum um das Kurhaus leitete.

Die Bebauung erfolgte nach sehr einheitlichen Gestaltungsprinzipien. Es entstanden dreigeschossige Bauten, deren Erdgeschosse in Richtung Osten bedingt durch den Geländeabfall immer höher werden. So konnten einheitliche Geschoss- und Traufhöhen eingehalten werden. Hier wird deutlich, dass die Landesherrschaft und die Stadt mit Bauvorschriften in die Stadtgestalt eingriffen. Es entstand eine repräsentative Erweiterung der landgräflichen Residenzstadt, die im Kurbetrieb Prestige und wirtschaftliches Wachstum suchte und fand. Die Louisenstraße zeigte dabei ein weitgehend noch von den Prinzipien des Spätklassizismus geprägtes einheitliches Bild, das erst in der Nachkriegszeit durch überdimensionierte und die Proportionen sprengende Neubauten in mitunter übler Weise beeinträchtigt wurde. Im Bereich zwischen → Kisseleffstraße und → Ferdinandstraße, wo teilweise erst in den 1860er-Jahren Häuser entstanden, zeigen diese bereits deutlich aufwändigere Fassadengestaltungen als die nur wenig älteren klassizistischen Bauten. Die Vorliebe der Gründerzeit für eklektizistische Fassaden wird hier bereits greifbar.

Die Häuser entlang der Louisenstraße sind überwiegend traufständig in Zeilenbauweise errichtet. Üblicher Weise gehört eine seitliche oder gar mittige Torfahrt zu den Gebäuden, hinter denen zu Seiten der Höfe Nebengebäude für Remisen und Stallungen angeordnet wurden. In der Louisenstraße entstanden mehrere vornehme Hotels und zwei Privatbadeanstalten, sie spielte also für den Kurbetrieb eine wichtige Rolle.

Obwohl in der Nachkriegszeit tlw. heftige Eingriffe in die gewachsene Struktur des Straßenraums und auch einzelne Gebäude geschahen, zeigt die Louisenstraße insgesamt noch das historische Bild.

Während bis zur Ferdinandstraße eine geschlossene Zeilenbebauung überwiegt, löst sich die Bebauung jenseits davon in Richtung Gonzenheim zunehmend auf. Hier wird die Straße von Einzelbauten – Villen wie Mehrfamilienhäusern – innerhalb größerer Grundstücke geprägt. Hier, unweit der Gemarkungsgrenze zum Dorf Gonzenheim, hatte die Stadt schon um 1865 deutlich ihre Wachstumsgrenzen erreicht, es kam zu keiner weiteren verdichteten Aufsiedlung nach Osten.

In der Nachkriegszeit beherrschten Verkehrsprobleme den Stadtraum, der zunehmend deutlich an Qualität verlor, auch durch die Neubauten, welche die alten Strukturen nachhaltig zerstörten. Im umfangreichen Prognos-Gutachten zur städtebaulichen Entwicklung Bad Homburgs 1973 wurde dann allerdings bereits gefordert die Louisenstraße als „innerstädtische Erholungs- und Kommunikationszone“ und verkehrsfreien Bereich zu entwickeln. Von Seiten der Stadt wurden Vorgaben zur Bauhöhe, Dachform und Firstrichtung bei Neubauten gemacht, um den Charakter der in der Landgrafenzeit entstandenen Hauptachse zu wahren, was nicht immer von Erfolg gekrönt war. Am 20. Juli 1973 wurde der gut einen Kilometer lange Bereich zwischen Schlossplatz und Ferdinandstraße offiziell zur Fußgängerzone erklärt, doch erst 1975 wurde der Abschnitt zwischen Ludwig- und Kisseleffstraße zur Fußgängerzone umgestaltet. In der Folge begannen sich viele Haus- und Ladenbesitzer von der Stadt bei der Gestaltung ihrer Fassaden beraten zu lassen. Doch geschahen teilweise noch einige bedenkliche Eingriffe in Einzelbauten wie die Anlage der Louisenarkaden. Noch jüngst wurde ein historisches Gebäude für ein Einkaufszentrum abgeräumt, die Fassade immerhin in Teilen rekonstruiert.

Chr. Ottersbach

Statistik

Gebäudebeschreibung 1907 (Hauptgebäude)
Taxierte Nutzwerte (Durchschnitt)3832.37Mark
Brandkassenwerte (Durchschnitt)66127.13Mark
Geschosszahl (Durchschnitt)2.64

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