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Nationalflagge (Großbritannien)

Straßen und Plätze

Ferdinandstraße und Ferdinandsplatz

Ferdinandstraße

Häuser in der Ferdinandstraße (Hauptgebäude) aufrufen

Die Ferdinandstraße quert den Hangrücken, auf dem sich Homburg erstreckt. Sie verbindet als wichtige Achse die Schöne Aussicht im Süden, die sich dort als Rathausplatz fortsetzt, mit dem Kurpark. Gegen den tiefer gelegenen Kurpark fällt sie deutlich ab und setzt sich in diesen hinein als kurzer Fußweg fort. Ursprünglich war sie, wie die → Friedrichstraße weiter östlich, auf den alten Homburger Kopfbahnhof ausgerichtet, der sich an Stelle des heutigen Rathauses befand. Heute fällt der Blick aus dem Kurpark die Straßenflucht entlang auf ein Hochhaus der 1970er Jahre am Marienbader Platz, das sich unschön in die Achse hineinschiebt.

Schon 1848 war die Straße als sog. Kreuzallee projektiert und Bestandteil einer nach Osten, in Richtung Gonzenheim geplanten großzügigen klassizistischen Stadterweiterung, für die man schließlich Gelände der Gemeinde Gonzenheim im Tausch erwarb.

Die Ferdinandstraße schneidet in ihrem Abschnitt nördlich der → Louisenstraße den Ferdinandsplatz. In typischer Weise sind die Eckbauten an den Kanten zur Platzöffnung abgeschrägt und an diesen Schmalseiten durch Balkone und Giebel ausgezeichnet, teilweise auch durch ein Halbgeschoss turmartig überhöht. Diese für den Städtebau des 19. Jahrhunderts charakteristische Gestaltung des öffentlichen Raumes wird durch das Haus Nr. 22 empfindlich gestört, das in den 1970er Jahren mit scharfer Kante an den Platzrand gegenüber der Englischen Kirche gesetzt wurde und in keinerlei Beziehung zum vorhandenen städtebaulichen Raum tritt.

Insgesamt bietet die Ferdinandstraße nur noch in ihrem Abschnitt nördlich der Louisenstraße im Sinne einer Gesamtanlage ein weitgehend geschlossenes Straßenbild der Gründerzeit. Die Fortsetzung nach Süden ist durch Bauten der Nachkriegszeit schwer beeinträchtigt, insbesondere durch die Fassade eines klotzigen Möbelhauses an der Ecke zur Louisenstraße (Nr. 98), aber auch durch das Gebäude Louisenstraße 100, das keine Rücksicht auf die Geschosseinteilung des benachbarten Hauses Ferdinandstraße 23 nimmt, sondern sich wie sein etwas älteres wuchtiges Gegenüber als Solitär gebärdet.

In sehr typischer Weise bildet die Ferdinandstraße ein Beispiel für Spekulationsarchitektur, die sich auch andernorts in deutschen Städten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts finden lässt, vorzugsweise in der Zeit nach 1871. In der Bad Homburger Ferdinandstraße ist sie aber schon in den 1860er Jahren fassbar. Zahlreiche Häuser auf der Westseite und um die Englische Kirche wurden zwischen 1864 und 1866 durch den Baumeister Justus Schuler errichtet, teilweise für sich selbst, um sie dann weiter zu vermieten oder zu verkaufen, teilweise für Auftraggeber wie den in London ansässigen Moritz (Maurice) Marx, der hier als Investor auftrat. Man investierte also in die Kurstadt in der berechtigten Hoffnung des weiter anwachsenden Badebetriebs bzw. Saisontourismus. Tatsächlich wurden einige Häuser nach Ausweis der Gebäudebeschreibung der Gebäudesteuerverwaltung von 1907 vor allem in den Sommermonaten an Kurgäste vermietet.

Die Gebäude auf der Westseite zeigen stilistisch ein recht einheitliches Bild und sind durch den späten Klassizismus geprägt. Alle Bauten sind zwei bis drei Geschosse hoch und stehen traufständig zur Straße. Einer ganzen Reihe der Häuser ist ein dreiteiliges, axialsymmetrisches Gliederungsschema in der Art vornehmer Stadtpalais eigen, zusätzlich betont durch die Balkone und Risalite.

Ein gutes Jahrzehnt jünger sind zwei Bauten auf der Ostseite der Straße, die nach 1874 entstanden sind, womit auch diese Straßenseite geschlossen wurde. Sie sind in ihrem architektonischen Schmuck reicher instrumentiert und verraten die Vorliebe der beiden Jahrzehnte vor 1890 für Formen der italienischen Renaissance. Auch hier stehen die Häuser traufseitig zur Straße.

Wertung

Die Ferdinandstraße bildet eine wichtige Verbindungsachse zum Kurpark und weist besonders in ihrem Abschnitt nördlich der Louisenstraße ein weitgehend geschlossenes Bild auf, das einen Eindruck von der städtebaulichen Qualität des Kurviertels entlang des Kurparks vermittelt. Sie ist zusammen mit dem Ferdinandsplatz ein Zeugnis des bis 1866 anhaltenden Baubooms in der durch die Kur aufblühenden Residenzstadt. Die erhaltene historische Bausubstanz der Zeit vor 1918 ist komplett als Kulturdenkmäler gelistet.

Ferdinandsplatz

Der Ferdinandsplatz ist eine typisch städtische Platzschöpfung der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und war bereits 1865 projektiert, um der 1861 begonnenen Englischen Kirche einen würdigen Vorplatz zu schaffen. Er ist folglich auf den Chor der Englischen Kirche ausgerichtet, vor dem seit 1908 das Elisabethdenkmal steht. Typisch für die Platzbildungen innerhalb von Wohngebieten ist die zentrale Grünfläche, um die sich die Häuser ordnen. Der Ferdinandsplatz bildet also keinen Markt- oder Festplatz, sondern eine Ruhezone innerhalb des Wohnviertels zwischen Louisenstraße und Kaiser-Friedrich-Promenade bzw. Kurpark. Seine Anlage bringt die Englische Kirche innerhalb der umgebenden Bebauung zur Wirkung.

Der Platzraum verdeutlicht aber auch die Grenzen des Wachstums der Kurstadt an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Das zeigt sich darin, dass er vor dem Ersten Weltkrieg nicht mehr komplett umbaut wurde. Während die Nordseite gegenüber der Englischen Kirche von einer Zeilenbebauung eingenommen wird, löst sich diese auf der Nordseite der Grünfläche schon allmählich auf. Hier existieren noch Baulücken, die bis 1918 nicht mehr geschlossen wurden. Im Stadtplan von 1908 zeigt sich noch eine enge Parzellierung, die offenbar für eine geschlossene Randbebauung vorgesehen war.

Auf der Südseite wird mit den Häusern Nr. 19, 17 und 17a ein Konzeptwechsel sichtbar. Während die Nr. 19 als mächtiger Bau die Ecke zur Ferdinandstraße markiert, sind die gegen Osten anschließenden Häuser deutlich niedriger. Die Nr. 17a ist bereits ein solitärer Villenbau der 1920er Jahre, die Häuser an der Friedrichstraße stehen einzeln.

Friedrichstraße 9 ist noch als Bau innerhalb eng gestellter Gebäude mit Schaufassade zum Platz konzipiert worden. Die südlich benachbarte kleine Villa Nr. 9a im Reformstil verdeutlicht hingegen den Wechsel in der Konzeption. Sie vermittelt den Übergang zu einem locker bebauten Villenviertel östlich der Kernstadt.

Wertung

Der Ferdinandsplatz bildet ein städtebaulich prägendes, zeittypisches Element der historistischen Viertelplanung des Kurviertels hinter der Kaiser-Friedrich-Promenade. Er ist ein wichtiges und aussagekräftiges Element des Gesamtensembles. Seine Namengebung wie auch die der Ferdinandstraße erinnern dabei an den letzten Grafen von Hessen-Homburg, unter dem noch vor dem Erbfall an Hessen-Darmstadt und der Annexion durch Preußen 1866 mit dieser Erweiterung der Stadt begonnen wurde. Den Namen erhielt die Straße in genau diesem Jahr.

Elisabethdenkmal

Typisch für Platzgestaltungen der Gründerzeit sind Brunnen oder Denkmäler. Der Ferdinandsplatz erhielt ein solches 1908 mit der Büste der Landgräfin Elizabeth von Fritz Gerth. Sie wurde bewusst in der Grünfläche vor dem Chor der für die englischen Kurgäste erbauten anglikanischen Kirche (Englische Kirche) aufgestellt, war doch die Landgräfin eine englische Königstochter. Damit betonte man die Tradition der Beziehungen zwischen dem Kurort Bad Homburg und Großbritannien, zumal der Bauplatz aus dem Nachlass Elisabeths von Landgraf Ferdinand zur Verfügung gestellt worden war.

Chr. Ottersbach

Statistik

Gebäudebeschreibung 1907 (Hauptgebäude)
Taxierte Nutzwerte (Durchschnitt)3226.09Mark
Brandkassenwerte (Durchschnitt)61115.50Mark
Geschosszahl (Durchschnitt)2.56

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