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Mittelhessisches Flurnamenbuch (MHFB) - Projektbeschreibung

Forschungslage - Vorarbeiten  Symbol für PDF-Dateien

Regionale Flurnamenbücher in Hessen

Die Arbeit des Hessischen Flurnamenarchivs Gießen war seit seiner Einrichtung 1980 darauf gerichtet, die Flurnamen Hessens zu sammeln, zu dokumentieren, zu erschließen und in angemessen überschaubarer Form zu publizieren. Die dazu notwendigen historischen Belege wurden in verschiedenen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekten für Süd- und Mittelhessen erhoben, wobei die Nordgrenzen der Kreise Limburg-Weilburg, Lahn-Dill, Gießen, Vogelsberg und Main-Kinzig die Grenze des Erhebungsraums bezeichnet. Alle erhobenen Daten sind in Ortssammelmappen schriftlich und in der Datenbank des Gesamtarchivs der Flurnamen Hessens elektronisch dokumentiert und auf Anfrage zugänglich.

Die durch die historischen Belege erfassten Regionen Hessens sollten in drei regionalen Flurnamenbüchern wissenschaftlich bearbeitet und publiziert werden: einem "südhessischen", einem "mittelhessischen" und einem "westhessischen" Flurnamenbuch. Dieses Arbeitsziel war zu hoch gesteckt, da die Herstellung dieser publizierbaren Werke sich als sehr aufwändig erwies. Immerhin konnten zwei Werke abgeschlossen werden: Das 2002 erschienene Südhessische Flurnamenbuch (künftig auch SHFB zitiert), das den Bereich südlich des Mains dokumentiert, und das hier vorliegende Mittelhessische Flurnamenbuch (künftig MHFB zitiert).

Das Mittelhessische Flurnamenbuch sollte ursprünglich die Kreise Wetterau und Gießen umfassen, was aber im Rahmen der zur Verfügung stehenden Zeit und der Arbeitsressourcen nicht zu leisten war, so dass am Ende nur der Kreis Gießen mit seinen 109 Gemarkungen vertreten ist. Ein gewisser Ausgleich ist dadurch geschaffen, dass mit der Dissertation von Bernd Vielsmeier, einem langjährigen Mitarbeiter des Hessischen Flurnamenarchivs Gießen, über die "Flurnamen der südlichen Wetterau" (2 Bände, 1995) eine überaus genaue wissenschaftliche Bearbeitung des Gerichts Kaichen (mit 18 Gemarkungen) vorliegt.

Materialerhebung und Materialbearbeitung für das Mittelhessische Flurnamenbuch: Sammlungs- und Bearbeitungsprojekte

Die Ortssammlungen als Ausgangspunkt der Materialbearbeitung gehen auf die großen Sammelaktionen in Hessen Mitte der sechziger Jahre und in den Jahren 1980-1982 zurück. Vor Ort wurden von einheimischen Interessierten oder - bei der zweiten Erhebung - auch von studentischen Exploratoren die rezenten Namen erhoben. Eine vollständige Ortssammlung umfasst eine Sammelliste mit den amtlichen und den mündlichen Namen, eine Wiedergabe der mündlichen Formen in phonetischer Umschrift oder in Laienumschrift, eine Kassette mit den von älteren Ortskundigen gesprochenen Namen sowie einen Ausschnitt der topographischen Karte 1:25.000 bzw. vergrößert 1:10.000, in die die Namen der Sammelliste eingetragen sind, meist mit einer Bezugszahl. Mündliche Belege fehlen nur von Arnsburg, Gießen und Nonnenroth. Insgesamt liegen meist gute bis sehr gute Ortssammlungen vor. Nach ihrer Eingabe und EDV-Bearbeitung bilden sie den Grundstock für die Datenbank Mittelhessen.

Die zweite zentrale Komponente bei der Materialerhebung stellen die historischen Belege dar, die im Rahmen des DFG-Projektes "Erhebung historischer Flurnamen Süd- und Mittelhessens" in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre aus gedruckten und ungedruckten Quellen gesammelt wurden. Dabei wurden ausgewählte Archivalien des Hauptstaatsarchivs Wiesbaden, der Staatsarchive Darmstadt und Marburg sowie in geringem Umfang der Fürstlichen Archive Büdingen-Ysenburg und Solms-Braunfels mit der Zielsetzung ausgewertet, einen repräsentativen Querschnitt mit möglichst breiter Streuung über den Untersuchungsraum zu erhalten. Größtmögliche Vollständigkeit wurde bei den älteren Archivalien (bis ca. 1500) angestrebt. Das so entstandene Teilarchiv der historischen Flurnamen Mittelhessens wurde mit dem der rezenten Flurnamenbestände Mittelhessens zu einer Datenbank vereinigt.

Einen wichtigen Teilbestand stellen die Belege aus dem "Arnsburger Urbar" mit Schwerpunkt 14. Jh. dar. Eine maschinenschriftliche Transkription des schwer lesbaren Textes wurde dankenswerterweise von Prof. Karl Heinemeyer (Marburg/Erfurt) zur Verfügung gestellt. Wegen der besonderen Bedeutung dieser Quelle für die Onomastik des mittelhessischen Raumes wurden die Belege für die Orte des Untersuchungsgebiets trotz vielfacher Wiederholungen relativ vollständig dokumentiert. Nur bei geringfügigen Abweichungen wurde lediglich eine Form ausgewählt.

Diese wie auch andere wichtige Quellen (so das Güterverzeichnis der Grünberger Antoniter von 1489 (Albrecht 1977)) konnten erst exzerpiert und bearbeitet werden, als in einem dritten großen Arbeitsschritt die Publikation des Mittelhessischen Flurnamenbuchs mithilfe des DFG-Projekts Mittelhessisches Flurnamenbuch in multimedialer Form in den Jahren 1998-2001 (2002) vorbereitet wurde.

Durch weitere zahlreiche Überprüfungen und Ergänzungen kam so ein publizierbares Gesamtmaterial von 41.300 Belegen zusammen, 12.797 rezente und 28.503 historische. Die Bearbeitung dieses umfangreichen Materials erzwang die Beschränkung auf den nördlichen Teil Mittelhessens, eben den Kreis Gießen. Es wurde in eine eigene Datenbank transformiert, die auch technisch weiter bearbeitet wurde.

Die Bearbeitungsprozeduren in der Datenbank waren im Prinzip die gleichen wie die für das Südhessische Flurnamenbuch, die dort in der Einleitung beschrieben sind. Die beim Südhessischen Flurnamenbuch gemachten Erfahrungen führten jedoch zu einigen Veränderungen in den Bearbeitungsprozeduren. Da das Mittelhessische Flurnamenbuch als Datenbank funktionieren soll, waren bei der Datenpräsentation und der Struktur des Namenlexikons Modifikationen notwendig, die im Folgenden kurz dargestellt werden sollen.

Das Mittelhessische Flurnamenbuch und das Südhessische Flurnamenbuch

Wenngleich in der langfristigen Perspektive Torso geblieben, stellen das 2002 erschienene Südhessische Flurnamenbuch (SHFB) und das Mittelhessische Flurnamenbuch (MHFB) gewichtige Flurnamen-Dokumentationen dar. Wichtiger aber ist, dass sie nach den gleichen Konzepten und im Hinblick auf die gleichen Zielsetzungen organisiert sind: Auch das Mittelhessische Flurnamenbuch ist primär philologisch und historisch ausgerichtet (Siehe die Einleitung zum Südhessischen Flurnamenbuch S. 32). Der Unterschied besteht zunächst allein darin, dass das Südhessische Flurnamenbuch als Buch existiert, während das Mittelhessische Flurnamenbuch als Datenbank innerhalb eines Digitalen Informationssystems besteht. Die Unterschiede beziehen sich damit im Wesentlichen auf die formale Datenpräsentation und die Zugriffsmöglichkeiten.

Insofern gilt alles, was in der ausführlichen Einleitung zum Südhessischen Flurnamenbuch gesagt wurde, soweit es die Datenerhebung, Datenbearbeitung, die Organisation des Namenlexikons und der Namenartikel und ihre jeweiligen Begründungen angeht, im Prinzip auch für das Mittelhessische Flurnamenbuch. Im Folgenden werden deshalb die grundsätzlichen Aspekte und Entscheidungen nur noch pauschal angesprochen und knapp charakterisiert; für Einzelheiten und theoretische Überlegungen sei auf die Einleitung des Südhessischen Flurnamenbuchs verwiesen.

Die folgenden Punkte betrachten und beschreiben deshalb auf der Folie der gemeinsamen Konzeptionen und Zielsetzungen von Südhessischem Flurnamenbuch und Mittelhessischem Flurnamenbuch die Besonderheiten des Mittelhessischen Flurnamenbuch. Diese speisen sich aus zwei Quellen:

  • dass das Mittelhessische Flurnamenbuch als Datenbank existiert und
  • dass sich Modifikationen bei den Bearbeitungsprozeduren aufgrund der Erfahrungen mit dem Südhessischen Flurnamenbuch anboten.

» Das Mittelhessische Flurnamenbuch als Datenbank