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Grabdenkmäler

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Anna(?) von Bodenhausen Ende 16. Jahrhundert/Anfang 17. Jahrhundert (vor 1605), Witzenhausen

Witzenhausen · Gem. Witzenhausen · Werra-Meißner-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Witzenhausen

Gebäude / Areal:

Witzenhausen, Liebfrauenkirche

Merkmale

Datierung:

Ende 16. Jahrhundert/Anfang 17. Jahrhundert (vor 1605)

Typ:

Grabplatte

Erhaltung:

teilweise erhalten

Größe:

110 x 220 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

5,5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Grabplatte der Anna(?) von Bodenhausen. Hochrechteckige Platte, vom Altar aus die vierte in der Vierergrabstätte der Familie Berlepsch im Osten des nördlichen Seitenschiffs. Im Bildfeld die Verstorbene in einem langen Gewand mit Haube und nach hinten fallendem Schleier, die Hände betend über der Brust zusammengelegt. Zweizeilige umlaufende Inschrift, unten auf dem Kopf stehend, an den Ecken durch Wappen unterbrochen, zum größten Teil verloren. Inschrift erhaben in vertiefter Zeile.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Bodenhausen1)

Stein zu Ostheim2)

Rauschenplatt3)

Wais von Fauerbach4)


  1. Wappen Bodenhausen (3 zunehmende Monde, 2: 1), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 3, S. 21, Taf. 21.
  2. Wappen Stein zu Ostheim (Schrägbalken), s. Siebmacher, Wappenbuch I, Taf. 103, dort falsch geschlossener statt offenem Flug wie mehrfach an Epitaphien in der Kirche von Ostheim, s. auch vgl. Siebmacher/ Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 1, Taf. 61.
  3. Wappen Rauschenplatt (3 in ein Dreieck gestellte Äste mit daraus nach außen hervorwachsenden Kleeblättern), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 8, Taf. 6.
  4. Wappen Wais von Fauerbach (Löwe), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 7, S. 40, Taf. 67.

Dargestellte Personen:

Wer die Verstorbene war, ist unbekannt. Sicher ist aufgrund der Inschrift, dass sie eine geborene von Bodenhausen war.5) Ihr Vorname, der auf NA endet, kann Anna, Susanna, Katharina, Juliana o. ä. gewesen sein. Plausibel wäre wegen der Grabstelle, dass sie mit einem Berlepsch verheiratet war. Doch die sich aufdrängende Lesung BERL[IPSCH] scheitert an den sich deutlich abzeichnenden Resten von T und S. Auch würde, was unüblich ist, der Familienname auf den Geburtsnamen folgen.

Ich schlage vor, zu BERLT[S V(ON) BISCHH]VSEN zu ergänzen. Belegt ist nämlich ein Berlt (Berld, Bernold, Bernhold, Bernd, Bertold) von Bisch(offs)hausen, der mit einer Anna von Bodenhausen verheiratet war.6) Das WE in der Inschrift spricht dafür, dass sie Witwe war, und in der Tat hat Anna ihren Mann Berlt von Bischhausen lange überlebt, denn er ist vor 1573 verstorben. Ihre Erben prozessierten 1605–1606 vor dem Reichskammergericht und führten anscheinend einen Prozess weiter, den sie selbst zusammen mit ihren Schwestern nach Berlts Tod begonnen hatte.7) Sie wird also spätestens vor 1605 verstorben sein.


  1. Das obere Wappen auf der Vaterseite ist gewendet aufgrund heraldischer Courtoisie.
  2. s. Stammbuch, Bodenhausen I; Bischoffshausen I. Annas Ehe wurde 1555 geschlossen. Als ihr Vater wird Hans der Ältere, als ihre Mutter eine Rauschenplatt genannt. Diese ist möglicherweise eine Verwandte des Ludolph Rauschenplatt, der in einer Hansteinschen Urkunde von 1548 erwähnt ist, s. CvHanstein 801(307).
  3. s. HStAM, 255, T 50: „Die Erben der Anna geb. von Bodenhausen, Ehefrau des schon lange verstorbenen Bernd von Bischhausen: Adam Trott, Lispenhausen, seine Nichte Gertraud geb. Trott, Ehefrau von Wolf Hermann Treusch von Buttlar, gegen die Erben von Jost Gundelach genannt Becker: Jost und Engelhard Gundelach gen. Becker, Großalmerode . . . “ zwecks „Aufhebung des vorinstanzlichen Urteils, Zurückweisung des von den Bekl. vorinstanzlich erhobenen Anspruchs an die Kl. auf Räumung des 1557 von Bernd von Bischhausen dem Jost Gundelach unrechtmäßig verpfändeten Hofs zu Witzenhausen (zwischen Wilke von Bodenhausens und Leonhard Gerlachs Haus gelegen), da dieser Hof nicht dem von Bischhausen, sondern seiner Frau Anna und ihren Schwestern von ihrem Bruder Hans von Bodenhausen vererbt worden war und die Verpfändung ohne deren Wissen erfolgt war.“ (Zitate nach Arcinsys, wo als Laufzeit 1574–1606 angegeben ist.) (Anm.: Adam Trott ist der Sohn von Annas Schwester Gertrud, seine Nichte Gertrud ist die Tochter von Annas Tochter Lucie, s. Stammbuch, Trott zu Solz I.) Die Klage vor der Vorinstanz lief also ab 1574, woraus auf den Tod des Berld vor diesem Zeitpunkt geschlossen werden kann. 1566 hat Berld noch gelebt, s. HStAM, 17 d, von Bischoffshausen/ von Bischhausen 88: „Erwiderung des Bernd von Bischhausen auf die Klage des Hans von Westerhagen und seines Hintersassen Hans Loppich wegen Verfolgung in einer Schuldangelegenheit. Laufzeit 1567.“ (zitiert nach Arcinsys). Die von Jost Gundelach 1557 erhobene Schuldenklage muss sich zunächst gegen Berld selbst, erst später gegen seine Witwe Anna gerichtet haben, s. HStAM, 17 d, von Bischoffshausen/von Bischhausen 40: „Schuldenklage des Jost Gundelach gen. Becker gegen Anna, Witwe des Berthold von Bischhausen, geb. von Bodenhausen. Laufzeit 1557–1606.“ (zitiert nach Arcinsys). Auch in einer Hansteinschen Urkunde von 1567 ist Barthold (d. i. Berthold) von Bischhausen belegt, s. CvHanstein 718 (224). Er lebte noch 1569, da ihn der Rat von Allendorf in diesem Jahr wegen unerlaubten Rodens am Frauenberg anzeigte, s. Reccius 44. Spätestens 1573 war Bernhold tot, s. HStAM, 17 d, von Bischoffshausen/von Bischhausen 96: „Weisung Landgraf Wilhelms IV. an die Vormünder des Hans Wilhelm von Bischhausen zur Bezahlung der Schulden des verstorbenen Bernhold von Bischhausen. Laufzeit 1566, 1573.“(alle Zitate nach Arcinsys, alle geprüft am 22. 10.2015).
Inschrift

Umschrift:

[– – –]/[– – –]/[– – –]/NA · GEBORNE · V(ON) · BODE(N)HVSEN

BERLT[S V(ON) / . . . . .]VSENa) / [VERLASENE WIT]WE · GOT · SEY /

DEREN / SEELEN GNEDIG AMEN


  1. s. Kommentar.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Wappen:

Bodenhausen · Stein zu Ostheim · Rauschenplatt · Wais von Fauerbach

Bearbeitung:

Die Inschriften des Werra-Meißner-Kreises I : Altkreis Witzenhausen. Gesammelt und bearbeitet von Edgar Siedschlag unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 87). 2017, Nr. 120.

Zitierweise
„Anna(?) von Bodenhausen Ende 16. Jahrhundert/Anfang 17. Jahrhundert (vor 1605), Witzenhausen“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2334> (Stand: 20.3.2023)