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Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen

Herzog Panuel von Klein-Ägypten 1545, Steinbach

Steinbach · Gem. Michelstadt · Odenwaldkreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Steinbach

Gebäude / Areal:

Steinbach, Einhards-Basilika

Merkmale

Datierung:

20. Januar 1545

Typ:

Epitaph

Erhaltung:

verloren

Beschreibung

Beschreibung:

Es handelte sich um eine große Tafel mit dem Bild des Verstorbenen und einer Inschrift, die Ende des 16.Jahrhunderts bereits Beschädigungen aufwies, und deshalb von Gabelkover nicht vollständig gelesen werden konnte.

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige · Sonstige

Dargestellte Personen:

Herzog Panuel von Klein-Ägypten.

Während Gabelkover von der Jahreszahl nur den ausgeschriebenen Anfang tausend wiedergibt und die Auslassung danach durch Punkte kennzeichnet, bietet die zeitgleiche Parallelüberlieferung von Martin Crusius die Jahreszahl 1445. Allerdings dürfte die Zahl tatsächlich ausgeschrieben gewesen sein, da Crusius die Gewohnheit hatte, die Jahreszahlen unabhängig von ihrer tatsächlichen Ausführung in arabischen Ziffern anzugeben. Eine Ausführung der Jahreszahl in arabischen Ziffern ist im Jahr 1445 für das Bearbeitungsgebiet zudem wenig wahrscheinlich, da sich arabische Ziffern hier erst ab 1467 belegen lassen. Aber der Text liefert auch einen eindeutigen Hinweis darauf, daß die Jahreszahl 1445 falsch gelesen wurde, denn die Bezeichnung Christi als Seligmacher läßt sich in Inschriften erst im 16.Jahrhundert nachweisen. Es ist also 1545 zu lesen.

Martin Crusius beschließt seine Ausführungen zu dem Epitaph mit der Bemerkung: „Er wird ein Zigeuner gewest seyn". Tatsächlich wurden bereits in den 1420er Jahren in Westeuropa Zigeunerfürsten als Herzöge oder Grafen von Klein-Ägypten bezeichnet. Auch bei Panuel, dem in der Inschrift der Titel herzog inn klain Aegypten zugelegt wird, handelt es sich folglich um den Anführer einer Zigeunergruppe. Obwohl ab 1495 durch die Reichsgesetzgebung eine reichsweite Diskriminierung der Zigeuner einsetzte, die vor allem damit begründet wurde, sie seien Spione der Türken, lassen sich für die generell christlichen Zigeuner auch danach noch Begräbnisse in der Kirche nachweisen.

1542 hatten Propst und Konvent des Klosters Lorsch das schon seit 1535 aufgehobene Kloster Steinbach an die Grafen von Erbach verkauft. Ob danach weiterhin Gottesdienste in Steinbach stattfanden, ist unbekannt. Bestattungen lassen sich jedenfalls seit dieser Zeit nicht mehr nachweisen, und möglicherweise wurde Panuel in Steinbach bestattet, weil man ihm ein Begräbnis in der Pfarrkirche in Michelstadt verwehrt hatte.

Inschrift

Umschrift:

Als man zalt von Christi vnsers seligmachers geburt tausend [- — -] sankt Sebastians tag starb der hochgeborn Fürst und herr herr Pannuel herzog inn Idain Aegypten und herr zum hirschhorn desselben landes

Kommentar:

Nach Gabelkover.

Nachweise

Literatur:

  • Gabelkover, Kollektaneen 449
  • Crusius, Annales Suevici III 384

Bearbeitung:

Die Inschriften des Odenwaldkreises. Gesammelt und bearbeitet von Sebastian Scholz (Die Deutschen Inschriften 63), 2005, S. 99, Nr. 139.

Zitierweise
„Herzog Panuel von Klein-Ägypten 1545, Steinbach“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/199> (Stand: 8.3.2006)