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Grabdenkmäler

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Unbekannte Person (Rinn ?) 2. Hälfte 15. Jahrhundert, Gießen

Gießen · Gem. Gießen · Landkreis Gießen | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Gießen

Heutiger Aufbewahrungsort:

1972 noch auf dem Alten Friedhof an der Licher Straße, heute im Oberhessischen Museum, Leib'sches Haus (Erdgeschoss).

Merkmale

Datierung:

2. Hälfte 15. Jahrhundert

Typ:

Scheibenkreuz-Grabstein

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

45 x 58 cm (B x H)

Beschreibung

Beschreibung:

Weitere Maße (in cm:)

Dicke 7,5; Scheibendurchmesser 36; Breite des Schaftes 13,5.

Das Denkmal trägt auf seiner einen Seite den Namen IOST DAVIT RINN. Diese Inschrift ist jedoch nachträglich angebracht, denn die Oberfläche der Scheibe ist stark abgearbeitet; lediglich der linke Arm des Denkmals und der Schaft zeigen teilweise eine charakteristisch gestockte Oberflächenbehandlung, die mit der auf der anderen Seite identisch und darum ursprünglich ist. Stein und Inschrift sind somit nicht gleichzeitig entstanden, vielmehr geht die Inschrift einwandfrei auf eine spätere Wiederverwendung zurück.

Möglicherweise war die derzeitige Inschriftseite einst die Kreuzseite des Denkmals, da die im unveränderten Zustand erhaltene Rückseite einen Ring zeigt, der als Namenszeichen für "Rinn" zu deuten ist. Namen wie Rinn, Ring und Ringk gehen fließend ineinander über; auch wird in der Liste Gießener Einwohner aus dem Jahr 1502 ein Henrich Ringk genannt (vgl. Stumpf, Otto: Gießener Familiennamen des 16. Jahrhunderts, in: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins NF 53/54 (1969), S. 102). Die willkürlich und ungeschickt angebrachte Inschrift (B) der Rückseite muß bei der Wiederverwendung des Steins als Abkürzung für Jost Davit Rinn angebracht worden sein. Da der Stein bereits in seinem ursprünglichen Zustand mit einem Ring als Namenszeichen für "Rinn = Ring = Ringk" versehen war, blieb er trotz Wiederverwendung offensichtlich innerhalb der gleichen Familie.

Die Inschrift darf um 1600 angesetzt, hingegen der Stein der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zugeordnet werden. Für eine so frühe Datierung spricht insbesondere die Verwandtschaft mit den beiden Arnsburger Scheibenkreuz-Grabsteinen.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Dargestellte Personen:

Unbekannte Person, vielleicht aus der Familie Rinn/Ring(k), wohl in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts verstorben. Der Stein wurde der Inschrift nach etwa 1600 für einen Jost David Rinn wiederverwendet.

In Gießen wird der Name Rinn erstmals in einem Register des Rentmeisters aus dem Jahr 1470 genannt, worin ein Rinne Henn aufgeführt wird (Mitteilung von Frau Spruck geb. Rinn, Hof Leustadt bei Stockheim, 1967). Weitere Namensträger Rinn treten in Urkunden des 16. Jahrhunderts auf (vgl. Stumpf, Otto: Gießener Familiennamen des 16. Jahrhunderts, in: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins NF 53/54 (1969), S. 102), doch nie der Name Jost Davit Rinn. Möglicherweise war Jost Davit Rinn bereits im Kindes- oder Jugendalter verstorben, so daß man sich auch aus diesem Grund nicht scheute, einen bereits vorhandenen, älteren Stein wiederzuverwenden.

[Nach Stumpf, Otto: Das Gießener Familienbuch (1575-1730), Band 2, Gießen 1974, Fam. Nr. 3441, gab es einen Jost David Rinn, Fuhrmann, getauft 31.12.1718, gestorben 20.02.1783, Sohn des Fuhrmanns Johann David Rinn und der Anna Barbara geb. Welcker. Sollte der Stein also erst im 18. Jahrhundert zweitverwendet worden sein und die Inschrift aufgrund ihrer ungelenken Ausführung ein höheres Alter vortäuschen? Anm. Andreas Schmidt, HLGL.]

Inschrift

Umschrift:

A:

IOST DAVIT /

RINN

B:

I(OST) D(AVID) RIN

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

  • Azzola, Juliane und Friedrich Karl: Mittelalterliche Scheibenkreuz-Grabsteine in Hessen (= Hessische Forschungen zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde Heft 10), Kassel 1972, S. 37-39 (Text) und 130-131 und 133 (Abb.)
  • Azzola, Friedrich Karl: Die beiden Gießener Scheibenkreuze - Ein Beitrag zur Frage früher Grabsteinformen, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde (ZHG) 73 (1962), S. 122-123.

Personen:

Rinn, Johann David · Rinn, Anna Barbara geb. Welcker · Welcker, Anna Barbara verheiratete Rinn · Rinn, Henn · Ringk, Henrich

Orte:

Arnsburg

Sachbegriffe:

Namenszeichen · Männer

Bearbeitung:

Azzola, Juliane und Friedrich Karl: Mittelalterliche Scheibenkreuz-Grabsteine in Hessen (= Hessische Forschungen zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde Heft 10), Kassel 1972 [danach Andreas Schmidt, HLGL].

Zitierweise
„Unbekannte Person (Rinn ?) 2. Hälfte 15. Jahrhundert, Gießen“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/936> (Stand: 6.2.2007)