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Grabdenkmäler

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Eberhard von Stein 1330, Eberbach

Eberbach · Gem. Eltville am Rhein · Rheingau-Taunus-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Eberbach

Gebäude / Areal:

Eberbach, Kloster

Angaben zum Standort:

Helwich zufolge ehemals beim Altar St. Philipp und Jakob,1)

1) Nach Anonymus im Grafenchor ad pilam.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Kloster Eberbach, Klosterkirche

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Nach mehrfachen Umsetzungen heute an der Westwand der östlichsten Südkapelle angebracht (Plan K Nr. 37).

Merkmale

Datierung:

1330

Typ:

unbestimmt

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

140 x 305 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

5-6 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Grabdenkmal.

Hohe, schmale Figurenplatte, deren obere Leiste wie ein flacher Giebel gestaltet ist. Vor die glatte Bildplatte ist die auf einer von Löwe und Hund getragenen Konsole en face stehende Ganzfigur des Geistlichen in Ornat und Mitra gesetzt, umgeben mit einer von Fialen flankierten Kielbogen. In den oberen Reliefzwickeln zwei Engelsfiguren, in den vier Ecken des Steines kleine aufgelegte Wappenschilde mit identischem Bild. Kopf der Figur abgeschlagen und wieder angefügt, erneuert sind die Kreuzblume, die Engelsköpfe, Teile der Architektur und der auf dem Plattenrand umlaufenden Grabinschrift.2) 1936 noch farbig gefaßt, in den sechziger Jahren mit alkalischer Waschpaste gereinigt, dadurch keine Reste ursprünglicher Bemalung mehr vorhanden.

Die wichtigste Frage bei der Betrachtung des Denkmals stellt sich nach der Authentizität der Inschrift. Aus Aktenbefunden ist bekannt, daß die Eberbacher Denkmäler in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgebessert wurden; eine Überarbeitung einzelner Steine dürfte auch während der letzten Restaurierung 1935/36 erfolgt sein. Heute sind die Auffüllungen von in Verlust geratenen Randleistenteilen mit steinfarbig rot getöntem Gips und ihre Beschriftung in pseudogotischer Majuskel trotz der Bemühung um Nachahmung der originalen Schriftvorlage deutlich auszumachen. Daß dabei die noch vorhandenen Reste der in den Stein gehauenen Inschrift übersehen bzw. nicht beachtet wurden, zeigt der Befund auf der rechten Randleiste bei QVONDAM. In Höhe des N ist unter dem Gips der Rest eines D sicher zu erkennen.

Das qualitätvolle Denkmal wurde in einen Werkstattzusammenhang mit Grabmälern in der Kath. Pfarrkirche von St. Goar gestellt, allen voran mit dem um 1329 entstandenen Bild des hl. Goar selbst, das dem Meister des Oberstein-Denkmals als Vorbild gedient haben könnte.5)

5) Hierzu jüngst Kessel, Heiligenverehrung 209; bei Suckale wird das Denkmal auf 1330 datiert. Es muß nch geprüft werden, wie weit vom Todestag zeitlich entfernt das Denkmal wirklich entstand und ob sich Verwandtschaften in der Figurenbehandlung und einzelnen Architekturformen zu den wenig später entstandenen Grabmälern der Mainzer Erzbischöfe Peter von Aspelt und Matthias von Bucheck ergeben.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige · geistliche Personen

Enthaltene Wappen:

Oberstein.

Dargestellte Personen:

Mainzer Domkantors Eberhard von Stein.

Eberhard von Stein entstammte vermutlich der Familie der Rheingrafen von Stein. Er war nach Möller der Sohn des Eberhard von Stein und dessen 1304 als Witwe genannter Ehefrau Hebela Marschall von Frauenstein6) oder nach Humbracht des Johann vom Stein.7) Diese Zuweisungen wurden von Stammitz dahingehend korrigiert, dass er Eberhard der Familie der Rheingrafen von Stein zuordnete.

Die urkundlichen Erwähnungen des seit 1303 als Kantor bekannten Eberhard,8) der 1298-1300 durch Ernennung Erzbischof Gerhards II. Kanzler König Albrechts wurde, sind zahlreich. Seine Grabwahl in der Zisterzienserabtei geht wohl auf seine eigene Entscheidung zurück. Das Sterbedatum ist sicher mit 13309) festzumachen, wofür auch der Wechsel in der Mainzer Domkantorei spricht.10) Die Lesung 1331 beruhte auf dem Zusammenziehen des letzten Zehnerzeichens mit dem nachfolgenden /, worin man eine Zahl erblickte, statt es zu I(N) aufzulösen. Zudem übersah man den nach dem letzten Zehner folgenden Worttrenner.

6) Möller, Stammtafeln NF II Taf. CXXII.

7) Humbracht Taf. 60, Conrad 64 nennen ihn als Sohn des Johann vom Stein. Stammitz, Herkunft S. 67 f.

8) Hollmann 454; Kisky 147. 1294 Domherr nach Stammitz, Herkunft S. 65.

9) Gegen die falsche Datierung zu 1331 auf der Informationstafel neben dem Grabmal in der Eberbacher Kirche.

10) Hollmann 454; falsches Datum bereits bei Joannis, Rer. Mog. II 377, der IV als Zahlzeichen statt I(N) V(IGILIA) auffaßte und zur Jahreszahl zog; er datierte entsprechend das Testament des Kantors auf den l. Oktober 1334 (richtig ist 1330 September 28) und veränderte Eberhards Todestag auf den 7. Oktober 1334. Daß beide Daten irrig sind, ergibt die Urkunde bei NUB 13 Nr. 2020 zu 1334 Januar 17; vgl. dort auch Nr. 1945. Das Domanniversar nennt ebenso irrig als Todesdatum den 7. Oktober 1334, vgl. nochmals Joannis, Rer. Mog. II 328-331, hier 331 und Humbracht Taf. 60.

Inschrift

Umschrift:

NOBILIS · ET · P(RE)CLARE FAME / VIR · D(OMI)N(V)S · EBIRHARD(VS) · DE · LAPI[DE · QVONDAM E(C)CL(ES)IE · MAG]VNT(INE) · CA(N)TOR · MAGNIF/IC(VS) HVIC · / TVMVLO · [SVB]IACET · Q(VI) · OBIIT · A(N)NO · [D(OMI)NI · M] CCO) · XXX° · [I(N) VIGILI]A · B(EA)TORV(M) · SERGII // ET BACHI

Übersetzung:

Der Mann von edlem und ausgezeichnetem Ruf, Herr Eberhard von Stein, einst vorzüglicher Kantor der Mainzer Kirche, der im Jahre des Herrn 1330, am Tag vor dem Fest der hll. Sergius und Bacchus (6. Oktober) starb, ruht unter diesem Grabmal.

Schrift:

Gotische/pseudogotische Majuskel

Nachweise

Literatur:

  • Helwich, Syntagma 157
  • Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 80
  • Bär, Epitaphiensammlung fol. Iv
  • Würdtwein, Epitaphienbuch 235
  • Roth, Geschichtsquellen III 257
  • Beitr. Gesch. Erzstift 27
  • Luthmer (1921) 63 m. Fig. 61
  • Borger Taf. 8
  • Fischel 48,53 m. Abb. XX, XXI
  • Eydoux 75 m. Fig. 116
  • Schaum-Benedum 4ff., 152 f. m. Abb. 2
  • Kdm. 81 Nr. 11 m. Abb. 631
  • Suckale 226 Nr. 23 m. Abb. 40
  • Monsees, Bemerkungen 70
  • Peter Stammitz, Zur Herkunft des Mainzer Domkantors Eberhard v. Stein (1293-1330). In: Landeskundliche Vierteljahrsblätter 47, 2001, Heft 2, S. 57-72.

Sachbegriffe:

Wappen · Männer · Adlige · Geistliche

Wappen:

Oberstein

Bearbeitung:

Die Inschriften des Rheingau-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees (Die Deutschen Inschriften 43), 1997, S. 47-49, Nr. 41.

Zitierweise
„Eberhard von Stein 1330, Eberbach“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1786> (Stand: 5.1.2017)