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Albert Kraut(n)er 1699, Steinbach

Steinbach (Taunus) · Gem. Steinbach (Taunus) · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Steinbach (Taunus)

Gebäude / Areal:

Steinbach, Evangelische Pfarrkirche St. Georg

Angaben zum Standort:

Stammt vom ehemals die Kirche umgebenden Friedhof und ist heute an der südöstlichen Außenwand des Chores im Freien angebracht.

Merkmale

Datierung:

1699

Typ:

Grabstein

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

70 x 110 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

2-4 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Grabstein des Albert Kraut(n)er. Hochrechteckiger Block aus rotem Sandstein. Er zeigt als oberen Rand zwei Akanthusvoluten, das Feld ist mit der in 12 Zeilen ausgeführten Grabinschrift (A), darunter mit dem dreizeiligen Bibelzitat (B) beschriftet; unten ist ein Teil des Steines nur grob bossiert, um ihn in der Erde zu versenken. Die Oberfläche ist, durch den Aufstellungsort bedingt, mit Textverlusten abgewittert; durch das untere Drittel zieht sich ein geflickter Riss; die Schrift nicht immer korrekt nachgezogen. Bei Zahlen sind mehrfach Punkte gesetzt.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Dargestellte Personen:

Der im Dezember 1637 im hessischen Grünberg geborene Albert Kraut(n)er, in der Ortsliteratur zumeist Kräut(n)er genannt, war 13 Jahre lang als Schulmeister (hier mit dem alten Begriff Schuldiener bezeichnet) in Steinbach tätig; weitere über seine Eheschließung mit Johanna Elisabeth Jod(…) im Jahre 1665 und die hier erwähnten Kinder hinausgehende biographische Details sind bislang nicht bekannt, zumal das erste Kirchenbuch erst 1676 einsetzt.2) Kraut(n)ers Amtszeit wird in der ortsgeschichtlichen Literatur zwischen 1637 und 1677 angesetzt.3) Dies beruht auf der Missdeutung des Jahres 1637, das in Wirklichkeit sein Geburtsjahr war. 1678 bis angeblich 1684 war Peter Kreckel4) Steinbacher Schulmeister und Kirchenältester, der im Kirchenbuch 1678, 1681 und 1684 eingetragen ist5) und 1727 hochbetagt verstarb;6) als Lehrkraft soll 1697 ein Weyer gewirkt haben.7) Da Weyer nicht im Kirchenbuch erscheint, somit wohl kurzfristig einsprang, dürfte Albert Kraut(n)er nach Peter Kreckel neuer Schulmeister in Steinbach gewesen sein, der um 1684 sein Amt antrat und in seinen letzten Lebensjahren von Weyer vertreten wurde. Die lutherische Schule bestand in Steinbach schon vor 1616; eine reformierte Schule wurde erst ab 1763 parallel dazu eingerichtet.8) Über das erste Schulhaus in Steinbach gibt es nur spärliche Beschreibungen.9)


  1. Zum Kirchenbuch vgl. Aus dem Dorfleben 15–18; Mentzel, Rechnungen 11.
  2. Krause, 1200 Jahre 164; Aus dem Dorfleben; Rahmel/Krause, Schule im alten Steinbach 8.
  3. Vgl. Hessisches Lehrerbuch 343, Verzeichnis der lutherischen Lehrer o. Nr.; Hundt, Lehrpersonal 60. Der Name PETER KRECKEL auf einem Balken der alten Scheune am Pijnackerplatz, vgl. die Abbildung in Rahmel/Krause, Schule im alten Steinbach 11, kann nicht datiert und zugeordnet werden.
  4. Aus dem Dorfleben 16.
  5. Krause, Kirchenbücher 276. Rahmel/Krause, Schule im alten Steinbach 8f. – diese Autoren sind sich nicht sicher, ob der 1727 verstorbene Peter Kreckel der Schulmeister von 1678–1684 war.
  6. Krause, 1200 Jahre 164; Hundt, Lehrpersonal 60.
  7. Wie Anm. 4.
  8. Das Gebäude beherbergte im Erdgeschoss die Schulstube, im Obergeschoss die Lehrerwohnung und eine weitere Kammer sowie die Küche. Das spätere Schulgebäude in der Gartenstraße wurde bei einem Bombenangriff 1942 zerstört, dabei ging auch der Großteil der vorhandenen Archivalien unter, freundl. Hinweis von Frau Ilse Tesch, Verein f. Geschichte u. Heimatkunde Steinbach e.V., vom 28. November 2011.
Inschrift

Umschrift:

A Allhier ruhet in Gott / He(rr) ALBERT Krauter in die XIII Jahr ge=/wesener

wolmeritirter Schulbedienter hiesie=/ge(n) orts Steinbach welcher vo(n)

ehrliche(n) Eltern / gebohren in Grunberg in Hessen, Anno / 1637 mense (de-

cem)br(is) . geheurathet . 1665 . [l(e)g(i)tt(ime)]a) / IOHANN(AM) ELIE­-

SABET͜H eine geborne [Jod...]/tin, mit welcher er im Ehestand gelebet [3]4 . /

Jahr vnd erzeuget VI Kinder, davon 2. Sohn / v(nd) 1. Tochter noch im Leben.

Ist im Herrn ent=/schlaffen ANNO 1699 . V . (decem)bris seines / Alters 62 .

Jahr.

B PSALM XXXIb) . / Herr in deine Hande befehl ich meinen / Geist, du hast mich

erlost,c) du treuer Gott1)


  1. Gestörter Befund, nicht mit, sondern 3–4 Buchstaben und Doppelpunkt aus Quadrangeln als Kürzung, davon allenfalls g nachvollziehbar.
  2. Bibelstellenangabe in nach rechts schrägliegender Kapitalis.
  3. Hier fehlt gegenüber der Lutherbibel Herr.
  1. PsH 31,6.

Schrift:

Fraktur mit Kapitalis und nach rechts schrägliegender Kapitalis und humanistischer Minuskel für Namen und lateinische Begriffe.

Nachweise

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 432.

Zitierweise
„Albert Kraut(n)er 1699, Steinbach“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2569> (Stand: 20.3.2023)