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Grabdenkmäler

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Erbprinz Friedrich von Hessen-Homburg 1651, Homburg

Bad Homburg · Gem. Bad Homburg v. d. Höhe · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Bad Homburg

Gebäude / Areal:

Bad Homburg, Schlosskirche, Fürstengruft

Angaben zum Standort:

Er war ursprünglich an der nordöstlichen Gruftwand aufgestellt.

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Befindet sich seit 1936/37 im Wandregal, zweites Regal von unten, als vierter Sarkophag von rechts.

Merkmale

Datierung:

1651

Typ:

Sarkophag

Material:

Zinn

Erhaltung:

erhalten

Größe:

79 x 31 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

0,2-0,4 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Sarkophag des Erbprinzen Friedrich von Hessen-Homburg.1) Kleiner Kindersarkophag aus Zinn mit beschriftetem Deckel. Der Sarkophag ist infolge von Oberflächenkorrosion so schlecht erhalten, dass auf dem Deckel das Wappenbild im Kranzmedaillon verloschen und die darunter stehenden Reste der Grabinschrift (A) kaum noch erkennbar sind. Auf der rechten Längsseite ist ein Bibelzitat (B) in sieben Zeilen eingraviert, das gleichfalls durch Oberflächenkorrosion verstümmelt ist, auf der anderen Seite kann ein weiteres rekonstruiert werden (C); im Vergleich mit den anderen Zitaten scheint die Überlieferung allerdings erheblich gekürzt zu sein, weil der Gewährsmann offenbar nur Teile lesen konnte. Allein das Bibelzitat (D) auf der Stirnseite des Deckels hat sich gut erhalten. Trenner (Punkte?) und Interpunktionszeichen (Kommata) stehen auf der Grundlinie.


  1. Messingschild anhängend bezeichnet Nr. 35. Die Entzifferung des kaum lesbaren Textes (A) wird dem ehemaligen Kollegen und nun Hochschullehrer Prof. Dr. Sebastian Scholz, Mainz und Zürich, verdankt.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Dargestellte Personen:

Im Hamelschen Namens-Verzeichnis trug der Sarkophag die Nr. 40.5) Das heute an dem Sarkophag angehängte Messingschildchen mit der Nr. 35 ist offenbar vertauscht. Unter dieser Nummerierung ist im Hamelschen Namensverzeichnis nämlich Leopold Georg Prinz von Schleswig-Holstein6) eingetragen. In späteren Listen7) wurde diese Nummer irrig der Friederike Louise von Schleswig-Holstein (Kat.-Nr. 310) zugeordnet, deren Sarkophag bei Hamel unter der Nr. 34 verzeichnet ist.

Der hier bezeichnete Erbprinz Friedrich war wohl der erste Sohn des Landgrafen Wilhelm Christoph von Hessen-Homburg-Bingenheim und seiner Gemahlin Sophie Eleonora, Landgräfin von Hessen-Darmstadt (Kat.-Nr. 313). Das Kind wurde am frühen Morgen des 12. März 1651 in Darmstadt geboren und starb in der Nacht zum 27. Juli desselben Jahres in Homburg vor der Höhe, aber anders als in der Überlieferung von Schasse zwischen 1 und 2 Uhr früh.8)


  1. Vgl. Hamel, Namens-Verzeichniß Nr. 40; dagegen Liste der Bestatteten nach Hamel Nr. 41; nach Schasse Nr. 41.
  2. Dieser war der fünfte Sohn Herzog Philipp Ludwigs von Schleswig-Holstein zu Sonderburg in Wiesenburg und der Landgräfin Anna Margareta von Hessen-Homburg. Er starb am 28. Mai 1660 (Kat.-Nr. 299).
  3. Vgl. Liste der Bestatteten nach Hamel, offenbar mit der frühesten Fehlzuschreibung; ebenso Liste Schloßinspektor und VSSG Inv.-Nr. 4.7.1565.
  4. Vgl. Knetsch, Haus Brabant 383 XXIV 8, zum Kind auch Europ. Stammtafeln NF I,3 Taf. 288.

Sonstiges:

Während von der Kapitalis und der an sie anschließenden Minuskel wegen des schlechten Zustands des Deckels keine verwertbaren Einzelheiten zu erkennen sind, darf die Minuskel der auf den Seiten angebrachten Bibelzitate als ähnlich zu der auf Sarkophagen von Friedrich I. (Kat.‑Nr. 246) und Ludwig Philipp (Kat.-Nr. 252) gesehen werden, wenngleich hier obere Schaftenden mehrfach als Schleife und bei d nach links gebogen sind. Es handelt sich um eine Mischschrift, deren Abgrenzungen zur Fraktur wegen der leichten Schrägneigung nach rechts schwierig sind; in (D) sind die Brechungen durchweg schärfer.

Inschrift

Umschrift:

A [VON] GOTTES GNADEN FR[I]D[ERIC]H / DER IVN[G]Tea) LAND

GRAFF [ZV HESSEN / GRAF ZV CA]TZENELENBO[GEN DIETZ

ZIGEN­HAIN – – – /]b) [wurde zu Darmstadt im Schlosse] gebohren [den

12ten März des morgens zwischen 3 und 4] vhren im Jahr 16[51, starb zu Hom-

burg v. d. H. den 27ten Juli früh morgens zwischen 3 und 4 Uhren desselbigen

1651ten Jahres]c)

B I[es · 53] v(ers) 4 · / [Fürw]ar er trug vnser Krankheit vnd lud auff sich vnser

sch[merzend) / wir aber] hielten ihn für den der geplagt vnd von Gott geschla-

agen / [vnd gemartert were] aber er ist vmb vnser Missethat willen / [verwu]ndet

vnd vmb vnser sünde willen zu schlagen, die straffe / [ligt auff] Im, auff dasz wir

friede hätten vnd durch seine wunden / sind wir geheilet ·2)

C† Laßt die kinderlein und wehret ihnen nicht.3)

D 2 · Timoth · 4 · v(ers) 7 · 8 · / Ich habe einen guten kampff gekempffet, ich ha-

be den lauff / vollendet, ich habe glauben gehalten,e) hinfort ist mir beÿgeleget

/ die kron der gerechtigkeit, welche mir der Herr an ienem tage, / der gerechte

Richter geben wirdt ·4)


  1. DES NAMENS DER 5TE Schasse.
  2. Umfang und Aufteilung der Titel sind nicht mehr nachzuvollziehen.
  3. Die präzisen Angaben zu Geburt und Ableben, wie sie etwa auf dem Sarg des Bruders Wilhelm (Kat.-Nr. 281) stehen, lassen sich anhand der Inschrift selbst nicht mehr rekonstruieren. Hier nach der vereinfachenden Abschrift bei Schasse, die offenbar bei den Zeitangaben der Todesstunde Fehler enthält: 3 und 4 statt 1 und 2, vgl. bei Anm. 8.
  4. Hier endet die Abschrift von Schasse, der die Halbsätze verdreht; der Text ist hier aber nach der Lutherbibel ergänzbar.
  5. Hier endet die Abschrift von Schasse.
  1. Jes 53,4–5.
  2. Mt 19,14.
  3. 2 Tim 4,7–8.

Kommentar:

Nach Schasse (C), ergänzt nach Schasse (A, B).

Schrift:

Kapitalis (A), Humanistische Minuskel, nach rechts schrägliegend (A teilw., B, D), mit Einflüssen von Kurrentschrift, ggf. Fraktur

Nachweise

Literatur:

  • Schasse (Schlosskastellan): Beschreibung der in der Landgräflichen Familiengruft des Königlichen Schlosses zu Homburg v. d. H. befindlichen Särge (zu Bd. Ia S. 12. 9b) (Ms. in der Fachbibliothek des Schlosses in Bad Homburg v. d. Höhe, Fs HG 98); Übertragung von Barbara Dölemeyer (Typoskript, zur Verfügung gestellt Januar 2018), S. 18 Nr. 41 (A–D), Übertragung Dölemeyer Nr. 41 (A–D).

Wappen:

unkenntlich (Landgrafen von Hessen, Linie Hessen-Darmstadt bzw. Hessen-Homburg)

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 262.

Zitierweise
„Erbprinz Friedrich von Hessen-Homburg 1651, Homburg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2517> (Stand: 20.3.2023)