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Grabdenkmäler

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Ehepaar Johann Heinrich und Magdalena (Mattlena) Greif (Greff), nach 1624, 1633/34 (?), Eppstein

Eppstein · Gem. Eppstein · Main-Taunus-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Eppstein

Gebäude / Areal:

Eppstein, Evangelische Pfarrkirche

Angaben zum Standort:

Das Original ist heute im Kircheninneren an der südlichen Emporenwand aufgehängt; bei dem an der westlichen Außenfassade links neben dem Eingang angebrachten Denkmal handelt es sich um den originalgetreuen Abguss.

Merkmale

Datierung:

nach 1624, 1633/34 (?)

Typ:

Epitaph

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

72 x 160 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

(C) 1, (A, B und D) 2,5-3 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Epitaph des Ehepaares Johann Heinrich und Magdalena (Mattlena) Greif (Greff). Das Denkmal, das aus drei roten Sandsteinplatten besteht, zeigt einen dreizonigen Aufbau: Im Unterhang befindet sich eine unten spitz zulaufende, von Voluten und Schweifwerk begrenzte Tafel, die mit der in sieben Zeilen ausgeführten Grabinschrift (A) für die Frau versehen ist. Darüber befindet sich die eigentliche, nach oben rundbogig geschlossene Bildnische, die in den oberen Zwickeln je einen geflügelten Puttenkopf zeigt und von Voluten und Schweifwerk aus Akanthusblättern flankiert wird.

Das Zentrum der Bildfläche wird von der aus acht Personenreliefs bestehenden Beterreihe gebildet, die vor einem Kreuz knien; der ehemalige metallene Kruzifixus ist verloren, die großen Dübellöcher sind noch vorhanden, oben auf dem Kreuztitulus (B). Auf der linken Seite kniet der Mann mit zwei Söhnen, die durch kleine Kreuze über ihren Köpfen als verstorben gekennzeichnet sind. Außen links im Rücken der Figur des Vaters befindet sich sein unten zerstörtes Wappen. Die rechte Seite der Beterreihe zeigt die Mutter mit vier Töchtern, von denen die zwei jüngsten gleichfalls Kreuzchen über ihren Köpfen tragen; auch hier ist das Wappen der Verstorbenen außen rechts angebracht. Die Beterreihe umfasst nicht alle im Kirchenbuch nach 1610 genannten Kinder. Der Hintergrund über den Figuren ist mit dem deutschen Bibelspruch (C) beschriftet, der von dem Kreuzstamm durchschnitten wird. Darüber befindet sich ein weiteres querrechteckiges von Rollund Beschlagwerk gerahmtes Inschriftfeld mit der in fünf Zeilen eingehauenen Grabinschrift (D) des Johann Heinrich Greif.

Die dreieckige Giebelzone enthält unten den einzeilig auf einem Schriftband angebrachten Bibelspruch (E), der links mit Abstand beginnt, aber auf dem Rollwerk und klein in zweiter Zeile abgeschlossen wird, und trägt in der Mitte ein Kranzmedaillon mit grob behauenem Innenfeld, das also gelöscht wurde oder nur für anderes Material vorbereitet war. Den oberen Abschluss des Denkmals bildet eine Frauenfigur mit zwei Kindern, wohl die Caritas. Worttrenner sind kleine Quadrangel.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en) ·

Enthaltene Wappen:

Greif (Greff)4)

unbekannt5)


  1. Ein Greif (?), begleitet von den Initialen H(ANS) – oder H(EINRICH) – G(REIF).
  2. Ein Sparren, begleitet von 3 (2:1) Rosen, auf dem Sparren die Initialen M(ATTLENA) C(…), Anfangsbuchstabe unsicher, kein M, offenbar der Geburtsname, nicht der der vorangehenden Ehe.

Dargestellte Personen:

Das Denkmal wurde zu Lebzeiten des Ehepaares angefertigt, da die Sterbedaten beider Eheleute offengelassen sind. Johann Heinrich Greif (Greff), ein Sohn des Adam Greif (Greff) aus Falkenstein, ehelichte Magdalena, Witwe des Peter Meffert, am 4. November 1610;6) die Todesdaten des Ehepaares stehen nicht im Kirchenbuch. Die Nachträge unterblieben, weil Krisenzeiten das verhinderten und anscheinend die Kinder vor dem letzten Elternteil starben.


  1. Ev. KiBu Eppstein fol. 151r (neue Zählung fol. 146r) Nr. 74.

Sonstiges:

Angesichts der Verballhornungen und Fehlschreibungen erstaunen die durchaus ambitionierten Schriftformen, sowohl die mit Anzeichen klassizierender Buchstaben versehene Kapitalis als auch die Fraktur, deren Versalien und die den Charakter der Schrift bestimmenden Gemeinen alle erforderlichen Anzeichen einer entwickelten Schriftstufe zeigen; andere Gemeine sind wie bei Inschriften verbreitet noch den Brechungen der Gotischen Minuskel verpflichtet. Ausnahmen sind die weniger zierhaften Versalien der Inschriften (D) und (E).

Das Denkmal bietet mit seinem Aussehen (Dekor, abgebildete Personen) und den Schriftformen kaum formale Anhaltspunkte für eine enge Datierung, jedoch wird man angesichts der noch nicht erwachsenen Kinder7) die Herstellung früh in der vierten Dekade des 17. Jahrhunderts ansetzen müssen. Danach, nämlich zwischen Oktober 1632 und 1639, klafft für die Zeit hoher Mortalität eine bezeichnende Lücke im Totenbuch. Da dieses danach wieder sauber geführt wurde, dürfte der 1634 letztmalig unter den Kommunikanten genannte Heinrich Greif während der 1635 ihren Höhepunkt erreichenden Seuche gestorben sein; seine Witwe steht immerhin noch 1658 bis 1661 unter den Kommunikanten; die Lücke von 1635 bis 1657 erschwert die Einschätzung erheblich. Das respektable Epitaph des Kirchengeschworenen müsste in den vergleichsweise ruhigen Jahren vor der Krise entstanden sein. Von den eher unspezifischen Kapitalisformen lässt sich mit diesem Ansatz das R mit leicht vorgewölbter und doch bis unter die Grundlinie geschwungener Cauda gut vereinbaren. Außerdem bestehen kompositorisch einige Übereinstimmungen zum dann wenig älteren Epitaph Zorn von 1628 (Kat.-Nr. 221).


  1. Im Ev. KiBu Eppstein sind zwischen 1612 und 1622 Taufen von vier Söhnen und einer Tochter sowie bei zwei der früh verstorbenen Söhne Todesdaten überliefert. Picard, Grabstein 67 vermutete, die Familie habe zwischen 1619 und 1624 in einer anderen Gemeinde gewohnt.
Inschrift

Umschrift:

A A(NN)Oa) 16<..> DE(N) <– – –>b) IST · IN GOTT · / ENTSLA͜FFN · DIE

ERN·DVGEN · / SAM͜E · FRAVW · MATTLENA / <....> IRS ALTRS · / <...> ·

IAR · D(ER) · S(EEL) / [G(OT)]· [G(NAD)] A(MEN) · / G // Gc)

B I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDEORVM)1)

C Christdusd) · ist // Mein Leben / Sterben ist mein // Gewin2) ·e)

D A(NN)Oa) 16<..> den <– – –>b) Ist in Gott ent/Slaffen · der · Ernhaft · Johan

Henrig · Greff / kergenoratf) Bürger vnd · inwoner zu · Epstein / Seines allters

<..> iar · Der · allmethig gott / wole · im Ei[n frohlige] · auferst[– – –]

E. Ich weis das mein Erles(er) lebt · Er wirt mich hernach auff/wecken3)


  1. o klein und hochgestellt.
  2. Freigelassene Stelle ca. 10 cm.
  3. Zwischen den Buchstaben ein kleines Kreuz. Bei den viel kleineren Buchstaben G // G handelt es sich nicht um einen Teil der Fürbitte, sondern um die Initialen einer Person, wegen der Setzung zu Lebzeiten nicht die eines Stifters G. Greif, sondern ggf. um die des Herstellers.
  4. Sic!
  5. Quincunx.
  6. Sic für Kirchenjurat.
  1. Joh 19,19.
  2. Phil 1,21.
  3. Ijob 19,25.

Schrift:

Kapitalis (A, B), Fraktur (C–E, Initialen)

Nachweise

Literatur:

Wappen:

Greif (Greff) · unbekannt

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 240.

Zitierweise
„Ehepaar Johann Heinrich und Magdalena (Mattlena) Greif (Greff), nach 1624, 1633/34 (?), Eppstein“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2506> (Stand: 20.3.2023)