Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen

Johannes(?) N. N. oder Meister Hans 17. Jahrhundert, Velmeden

Velmeden · Gem. Hessisch Lichtenau · Werra-Meißner-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Velmeden

Gebäude / Areal:

Hessisch Lichtenau-Velmeden, Friedhof

Merkmale

Datierung:

17. Jahrhundert

Typ:

Grabstein

Erhaltung:

teilweise erhalten

Größe:

42 x 47 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

Zifferngröße 3,0-3,5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Grabstein des Johannes(?) N. N. oder des Meisters Hans, Fragment. Außen auf der Westseite der Friedhofskapelle, als erster Stein links neben dem Holztor. Oberteil einer hochrechteckigen Platte, die einen dreieckigen oder halbrunden Giebel trug. Die Platte wurde auf Format geschnitten und lag mit dem „Gesicht nach unten“ – vermutlich seit der Kirchenrenovierung von 1759 – im Kirchenfußboden. 1970 wurde sie gefunden und herausgenommen und war eine Zeit lang im Außenbereich der Kirche aufgestellt. Im Giebelfeld ein von einem Wulst umgebenes Relief, möglicherweise ein Wappenschild. Darunter auf dem Rahmen des Schriftfeldes Inschrift A. Das Schriftfeld ist eingetieft, sein Rand abgetreppt. Die stark verwitterte Inschrift B1 hat Cornelius in der Chronik Velmeden behandelt; er beurteilt sie als anscheinend unfachmännisch nachgearbeitet; es wird sich vielmehr um eine extrem niveaulose Beschriftung handeln, deren kurzes Formular den im 17. Jahrhundert verwendeten Formeln nicht entsprechen muss. Ein Foto ist beigegeben. Seitdem ist die Verwitterung weit fortgeschritten, so dass nicht alles nachvollziehbar war, was Cornelius gelesen hat; in B2 trotzdem eine Konjektur des gesamten Textes. Inschrift eingehauen.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Dargestellte Personen:

Cornelius unternimmt den schwierigen Versuch, dieses Fragment „trotz größter Vorbehalte“ einer Person zuzuordnen.1) So schlägt er vor, den Verstorbenen mit Magister Johannes Curaeus, Pfarrer in Velmeden († ca.1621), zu identifizieren und bemüht sich mit scharfsinnigen Überlegungen zu begründen, warum der Nachname fehlt. Alternativ hält er für möglich, dass der Stein an einen – in Velmeden nachgewiesenen – Meister Hans erinnert und 1651 gesetzt wurde. Ob man sich einer dieser Lösungen angeschlossen hätte, wenn man den Stein wie Cornelius vor etwa 15 Jahren im Original gesehen hätte? Die erste jedenfalls wird ausgeschlossen, wenn A als ANNO aufgefasst und das Nachfolgende als Jahreszahl gedeutet wird, denn es ist unmöglich, in dem s-förmigen Zeichen vor dem letzten I eine 2 zu sehen.

Ferner ist mir keine Grabinschrift begegnet, die mit einer Jahreszahl ohne vorausgehendes ANNO beginnt; derartiges gibt es nur bei stark reduzierten Memorialzeugnissen wie etwa bei zwei kleinen Steinkreuzen in Asmushausen von 1597 und 1601.2) Wegen der vermuteten Jahreszahl auf der Randleiste wird aber die 6 nicht auch zu einer solchen gehören. Diese Überlegungen lassen an einen Text denken wie er oben in A und B2 vorgestellt wurde.

Doch den kann man nicht als Lesung, sondern nur als Konjektur einordnen. Die Identifizierung von Cornelius lässt sich mit dem nachvollziehbaren Buchstabenbestand (B2) weder beweisen noch widerlegen.


  1. s. Chronik Velmeden 378.
  2. s. DI 91 (Hersfeld-Rotenburg) Nrr. 245, 263.

Sonstiges:

Zwei ähnlich geformte Grabsteine (rechteckig mit Dreiecksgiebel) haben sich aus den Jahren 1597 und 1600 in Großalmerode erhalten.3) Sie sprechen eher gegen einen Datierung um 1650. Falls es ein gerundeter Giebel war, wird man den Stein doch nach der Mitte des 17. Jahrhunderts datieren dürfen.


  1. Kat.-Nrr. 101, 110.
Inschrift

Umschrift:

[1] · [6] · [.] · [.]a)

B1 Mb) I[OHAN]c) / [A · I 6 S I V]d) / BGRAB[.]e) / [TA]f)

B 2 [ANNO] / 16[2.] / M I[. .]N⌣NA[N] / [AM 6 SEP(TEMBRIS)] / BGRAB[N]

/ [VI – – –]


  1. Die Spuren der Anfangsziffern können zu 16 passen. Der Worttrenner zwischen den mittleren Ziffern scheint ein Ring gewesen zu sein. Cornelius: „Auf der Profilleiste kann man 1 6 o 2 x [x = nicht erhalten] erraten.“ Die Zehnerziffer 2 lässt sich nicht verifizieren.
  2. M = M(AGISTER) oder M(EISTER).
  3. Statt H erkenne ich eine Haste und einen anschließenden rechtsschrägen Schrägschaft, dahinter dasselbe in kleinerem Format und in Nexus an das vorangehende, dann wohl ein spitzes A. Am Ende eine Haste und ein anschließender Linksschrägschaft. Die Kombination läuft auf zwei retrograde N in Nexus, A und wieder N oder U, dessen Sonderform mit zum Schrägrechtsschaft umgeformten Verbindungsbogen durchaus vorkommt, hinaus.
  4. Das Foto von Cornelius zeigt ein flachgedecktes A mit beidseits überstehendem Balken, der linke Schrägschaft fast senkrecht. Die beiden I sind nachvollziehbar. Das Zeichen vor dem ersten I kann ich nicht deuten; es erinnert mich an einen paragraphzeichenförmigen Worttrenner, es könnte aber auch ein flach geschwungenes S sein, s. B2.
  5. Hier ist das A flachgedeckt mit beidseits überstehendem Deckbalken, es ist achsensymmetrisch. – Cornelius ergänzt ein N. Dazu passt das vorhandene Zeichen nicht.
  6. Das A wäre spitz und hätte einen rechtsschrägen(!) rechten Schaft. Es handelt sich wohl eher um VI oder retrogrades N oder U mit langem Schrägrechtsschaft bzw. -balken – letzteres gibt es um 1660, vgl. Einleitung Kap. 5.3.

Kommentar:

Ergänzungen nach Cornelius (A, B1).

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

Bearbeitung:

Die Inschriften des Werra-Meißner-Kreises I : Altkreis Witzenhausen. Gesammelt und bearbeitet von Edgar Siedschlag unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 87). 2017, Nr. 270.

Zitierweise
„Johannes(?) N. N. oder Meister Hans 17. Jahrhundert, Velmeden“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2398> (Stand: 20.3.2023)