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Grabdenkmäler

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Pfarrer Heinrich Clebius (Klebe) und seine Frau Anna 1616

Braach · Gem. Rotenburg a. d. Fulda · Landkreis Hersfeld-Rotenburg | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Braach

Gebäude / Areal:

Braach (Rotenburg), Evangelische Kirche.

Angaben zum Standort:

Das an den Formen der Ädikula orientierte, farbig gefaßte Holzepitaph hängt innen an der Nordwand des Langhauses über der Empore.

Merkmale

Datierung:

1616

Typ:

Epitaph

Material:

Holz

Erhaltung:

erhalten

Größe:

111 x 177 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

3–4 (A, B), 3 (C) cm

Beschreibung

Beschreibung:

Epitaph für den Pfarrer Heinrich Clebius (Klebe) und seine Frau Anna. In der Nische befindet sich eine Inschriftentafel, die oben das Grabgedicht (B) und darunter das Grabgedicht (C) trägt. Die ersten beiden Worte von (B) stehen auf dem Rahmen über der Tafel. Der Aufsatz trägt die Grabinschrift (A), deren letzte Zeile sich auf dem Gebälk befindet. Alle Inschriften sind in goldenen, gemalten Buchstaben ausgeführt. Als Worttrenner dienen Quadrangel, als Satzzeichen auf die Grundlinie gesetzte Schrägstriche oder Quadrangel, die in den Distichen die Zäsuren anzeigen.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en) · weibliche Person(en) · Ehepaar

Stand:

geistliche Personen

Dargestellte Personen:

Heinrich Clebius wurde um 1568 in Hersfeld geboren – insofern war er wohl verwandt mit dem dortigen Bürgermeister Johannes Cleb (Nr. 268) – und 1586 in Marburg immatrikuliert. Er wirkte von 1592 bis 1597 als Kollaborator am Gymnasium in Hersfeld und wurde dann von Abt Joachim von Hersfeld zum Nachfolger des Braacher Pfarrers Johannes Sutorius (Nr. 243) bestellt. In Braach blieb er zunächst bis 1608, war dann von Januar 1609 bis 1611 erster Pfarrer in Hersfeld und erster Exponent des reformierten Bekenntnisses und kehrte 1611 wieder nach Braach zurück, wo er bis etwa 1618 blieb. Danach zog er wieder nach Hersfeld und war um 1631 im Besitz eines ganzen Rotenburger Kanonikats. Er starb vermutlich 1633, möglicherweise aber auch erst 1635.1)


  1. Hütteroth, Pfarrer 175, wo der Name der Frau als unbekannt angegeben wird; allgemein auch Apel, Hersfelder Pfarrer-Liste 39. Zu den schwierigen Jahren in Hersfeld vgl. Neuhaus, Geschichte Hersfeld 157f.; Apel, Pfarrer zu Hersfeld 28f.
Inschrift

Umschrift:

A ◦ M(AGISTER) ◦ / HENRIC(US) / CLEBIUS ◦ P(ASTOR) ◦ / EC(C)L(E-

S)IAE CHRISTI / ME SIBI ET ANNEa) UXORI / DILECT(ISSIMAE)

POSUIT PIE IN / DOMINO DEFUNCTAE, // A(NN)O ◦ 1616b) ◦ DIE ◦ 26

◦ IULΫ ◦

B ORATIO LUGUBRIS, // DEFUNTORUMc) EX SEPULCHRO ◦ /

HAECd) PEDIB(US) CALCA(N)Se) URNA(M), PERCHARE VIATOR /

ZOILUS HAUD LUSC(US) SED BON(US) HOSPES ABI ◦ /

HOSPES ERA(M) MUNDI, QUONDA(M) MISER ATQ(UE) TEREDOf),

/

NUNC TENEO SUMMI, COELICA TECTA POLI /

FAC ME MORES IGITUR FLUIDAE, DISCRIMINA VITAE /

UT CAPIAS VITAE, BRAVIA IUSTA TUAE ◦

C Trittg) nicht anher, vnd mich Veracht

dasz solchesz dir nicht Bring verdacht

Den wasz ich war, dasz bistu auch

Ein Armer wurm, auff steigent Rauch

Doch bin ich Nun, insz himmellzh) thron

Vndt wartte, auff der Gnaden Kron

Bedencke solchs, vndt geh dar von

Dasz du nicht kriegst, der spötter Lohn

dann deren keiner, wirdt geehrtt

Der Gott vndt Leuth veracht vnd schmäht


  1. Das E ist als E-caudata ausgeführt.
  2. Offenbar verlesen in Dehio und übernommen bei Volk ohne Autopsie.
  3. Sic!
  4. So statt richtig HANC, ggf. ein Produkt einer Restaurierung.
  5. Zweites C über den Balken des L gestellt.
  6. O klein unter die Grundlinie gesetzt.
  7. Der Balken des T ist verstümmelt.
  8. Möglicherweise verderbt für himmelsz; es fehlt die Unterlänge des s, statt dessen eine Brechung.

Übersetzung:

(A) Der Magister Heinrich Clebius (Klebe), Pfarrer der Kirche Christi hat mich für sich und seine vielgeliebte Ehefrau Anna, die fromm im Herrn am 26. Juli im Jahre 1616 entschlafen ist, errichtet.

B) Trauerrede der Toten aus dem Grabe: Wenn du, liebster Wanderer, mit den Füßen auf dieses Grab trittst, gehe nicht als strenger Kritiker ein Auge zudrückend weg, sondern als guter Freund. Einst war ich ein Gastfreund der Erde, elend und ein Wurm, nun weile ich in der Himmelswohnung des höchsten Himmels. Mach, daß durch mich Sittlichkeit zum entscheidenden Punkt des flüchtigen Lebens wird, damit du die gerechten Kampfpreise für dein Leben begreifst.

Kommentar:

Drei elegische Distichen (B), Deutsche Reimverse (C).

Schrift:

Kapitalis (A, B), Fraktur (C)

Nachweise

Literatur:

Bearbeitung:

Die Inschriften des Landkreises Hersfeld-Rotenburg. Gesammelt und bearb. von Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 91). 2015, Nr. 307.

Zitierweise
„Pfarrer Heinrich Clebius (Klebe) und seine Frau Anna 1616“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2299> (Stand: 20.3.2023)