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Grabdenkmäler

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Johannes von Selheim 1434, Eberbach

Eberbach · Gem. Eltville am Rhein · Rheingau-Taunus-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Eberbach

Angaben zum Standort:

Ursprünglich im Boden vor dem Altar der vier Kirchenlehrer, heute aufrecht an der Innenwand des Nordseitenschiffes (Plan K Nr. 3).

Heutiger Aufbewahrungsort:

Kloster Eberbach, Klosterkirche

Merkmale

Datierung:

1434

Typ:

Grabplatte

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

133 x 287 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

7-9 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Rotsandsteinplatte mit Flachrelief ierter Figur des stehenden Geistlichen in Albe, Tunika und Kasel, den Kelch vor die Brust haltend. Über dem linken Unterarm trägt er den Manipel, auf dem Kopf ein Birett. Die Figur ist umrahmt von einer dreiteiligen Maßwerkarchitektur mit scharfkantig ausgehauenen, krabbenbesetzten Kielbögen, einer in die Inschriftzone hineinschneidenden Kreuzblume und flankierenden, dreizonigen Fialen; in den oberen Zwickeln zwei rehefierte, gleichartige Wappenschilde. Auf dem Rand umlaufende Grabinschrift zwischen Linien. Rechts oben Beschädigung des Steines bis in die Inschriftzone herein, in der Fußzone Textverlust durch Feuchtigkeitsschäden, Ränder und Flachrelief bestoßen. Erg. nach Helwich.

Borger wollte den Stein derselben Werkstatt zuweisen, die das Grabmal des Erzbischofs Konrad von Dhaun im Mainzer Dom fertigte.1) Man könnte vermuten, daß der Meister des Eberbacher Steines das zeitnahe Vorbild im Mainzer Dom kannte und es in der bescheideneren Form des Flachreliefs wiederholte.2) Feulner schrieb das Dhaun-Denkmal der Hand des Madern Gerthener zu, der das Modell des Grabmals bereits vier Jahre vor dem Tod des Erzbischofs angefertigt haben dürfte.3) Da Gerthener im Rheingau in vielfältiger Weise wirkte und mit dem Bau des Westturmes der Kiedricher Valentinskirche in unmittelbarer Nachbarschaft zu Eberbach tätig war, kann seine Beeinflussung des Eberbacher Künstlers kaum ausgeschlossen werden. Im Gewandschema des Seiheim-Steines ging der Künstler keine innovativen Wege; gewisse, aber wohl zeitbedingte Ähnlichkeiten sind zu dem mittelrheinischen Gewandschema der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts vorhanden.4)

4) Schaum-Benedum 76 mit Anm. 3; zur mittelrhein. Plastik vgl. Fischel, Borger und Back.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

geistliche Personen

Enthaltene Wappen:

Selheim (in Blau roter Schrägbalken, mit drei goldenen Rosen belegt).

Dargestellte Personen:

Propst Johannes von Selheim.

Der seit 1391 in den Listen des Mainzer Viktorstiftes genannte und seit 1393 zur Stiftsgeistlichkeit von Mariengreden gehörende5) Johannes von Seiheim ist in den Jahren zwischen 1400 und 1419 als Scholaster von St. Stephan in Mainz nachgewiesen, zugleich 1393 und 1400 in St. Johann in Amöne-burg.6) Der Eberbacher Nekrologeintrag nennt ihn einen fautor fidelis des Klosters, dem man ein ehrendes Andenken bewahrte.7)

5) Hierzu Dörr 84: Johannes von Seiheim ist erwähnt zu 1393 im Verzeichnis der Stiftsmitglieder von Marien

greden, vgl. Mz. Priestersem., Hdschr. 10; zu 1394 März 30 in HStAW 106/160; 1407 s. Dörr 44; zum Stift St.

Viktor vgl. Hansel 158; vgl. auch Joannis, Rer. Mog. II 669.

6) UrLStMz 3 Nr. 2454 zu 1393 Mai l, ebd. Nr. 2674 zu 1400 Januar 6.

7) Meyer zu Ermgassen, Untersuchungen 55 Anm. 109 weist auf den übereinstimmenden Eintrag im Nekrolog hin. Seiheim wird am 19. Juni sowie am 12. Juli genannt, vgl. Roth, Geschichtsquellen III 37 und 40.

Inschrift

Umschrift:

· Anno · d(omi)ni · m° · / cccc xxxiiii° · die duodecima · mensis · lunii · Obiit · venerabil[is / dominus loannes · de · Selhem · na(tus) · de · amen[e]bu[r]g · p(re)p(osi)tus · Ecclesie · beate · marie · ad · gradus · maguntinensis · Cui(us) · a(n)i(m)a · Requiescat · in / pace +

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1434, am 12. Tag des Monats Juni starb der ehrwürdige Herr Johannes von Selheim, geboren in Amöneburg, Propst der Kirche der hl. Maria zu den Greden (Liebfrauen) in Mainz, dessen Seele in Frieden ruhe.

Schrift:

Gotische Minuskel

Nachweise

Literatur:

  • Helwich, Syntagma 158
  • Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 81
  • Bär, Epitaphiensammlung fol.1v
  • Würdtwein, Epitaphienbuch 236
  • Roth, Geschichtsquellen III 257
  • Beitr. Gesch. Erzstift 30
  • Luthmer (1921) 64 Nr. 2, Fig. 62
  • Borger 38
  • Borgwardt 71
  • Schaum-Benedum 76; 155
  • Monsees, Grabdenkmäler 116 Abb. 6.

Sachbegriffe:

Wappen · Männer · Geistliche · Kanoniker

Wappen:

Selheim

Bearbeitung:

Die Inschriften des Rheingau-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees (Die Deutschen Inschriften 43), 1997, S. 158 f., Nr. 188.

Zitierweise
„Johannes von Selheim 1434, Eberbach“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1895> (Stand: 24.3.2006)