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Karl von Stockheim 1551, Usingen

Usingen · Gem. Usingen · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Usingen

Gebäude / Areal:

Usingen, Evangelische Pfarrkirche

Angaben zum Standort:

Der ursprüngliche Standort innerhalb der Kirche ist unbekannt.

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Heute ist sie außen in die Südwand des Seitenschiffes eingelassen.

Merkmale

Datierung:

1551

Typ:

Epitaph

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

100 x 224 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

5-8 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Epitaph des Karl von Stockheim. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein. Die Inschrift läuft auf einer nach innen abgeschrägten Randleiste um. Das Feld wird von der nach rechts gewendeten Figur des Verstorbenen in Halbrelief eingenommen, der in voller Rüstung mit Amtsstab (?, oben abgebrochen) und Schwert dargestellt ist. Auf dem Kopf trägt er einen offenen Helm, der den Blick freigibt auf das Gesicht eines älteren Mannes mit langem Vollbart. Zu Füßen der Figur sind zwei Vollwappen in die Leiste ragend aufgelegt. Die linke obere Ecke des Steines fehlt und die untere Leiste ist beschädigt; die Wappen sind abgewittert. Die gesamte Platte wurde in jüngerer Zeit mit roter Farbe angestrichen. Als Worttrenner dienen je einmal ein Doppelpunkt aus kurzen Schrägstrichen und ein Quadrangel.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Stockheim1)

Carben2)


  1. Geteilt (von Gold und Schwarz), unten ein (goldenes) Schräggitter, vgl. Langhammer, Kronberger Wappenbuch 54 m. Taf. 5 (Schildhaupt), hier wohl die angegebene Variante, die auch bei Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. VI, 7. Abt. (Nassau, Abgestorbene) 11 m. Taf. 14–16.
  2. Geteilt (von Gold und Blau), oben ein wachsender (roter) Löwe, unten eine (silberne) Lilie, vgl. Langhammer, Kronberger Wappenbuch 29 m. Taf. 28, Siebmacher u. a. Wappenbuch Bd. VI, 7. Abt. (Nassau, Abgestorbene) 19 m. Taf. 26.

Dargestellte Personen:

Der Verstorbene4) wurde wohl in Idstein um 1500 als ein Sohn des Rheingauer Viztums Friedrich von Stockheim († 1528) und der Irmel von Carben († 1529)5) geboren.6) Sein Bruder Friedrich d. J. war gleichfalls Rheingauer Viztum.7) 1530–37 war Marquard von Stockheim als erster der Adelsfamilie Amtmann in Usingen,8) Karl wurde sein Nachfolger, 1540 war er Burgmann zu Usingen, ab 1548 bis zu seinem Tode Oberamtmann der Grafschaft Nassau-Weilburg. Beim Augsburger Reichstag im Jahre 1548 vertrat er die nassauischen (protestantischen) Interessen im Auftrag Graf Philipps III. von Nassau-Weilburg.9) Karl ging zwei Ehen ein: Die erste schloss er mit Veronika Wambolt von Umstadt (Kat.-Nr. 79),10) die zweite 1547 mit Anna Kunigund, einer Tochter des Philipp Buches von Staden und der Anna von Bünau.11) Karl von Stockheim gilt als Erbauer des repräsentativen späteren Schönborner Adelshofes12) in Geisenheim.


  1. Vgl. Steinmetz, Karl von Stockheim passim; Kaethner/Kaethner, Usingen 161–64; Renkhoff, Nass. Biographie II 788f., Nr. 4315.
  2. Zu ihrem gemeinsamen Epitaph in der Kath. Pfarrkirche Zur Kreuzauffindung in Geisenheim und der ungeklärten Meisterfrage dieses Denkmals vgl. DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nr. 410. Das Epitaph galt als Werk des Mainzer Meisters Peter Schro, vgl. Lühmann-Schmid, Peter Schro II, 80f., steht aber nicht mehr in der jüngsten Werkliste bei Thiel, Dietrich Schro 27ff.
  3. Vgl. Möller, Stammtafeln [AF] II Taf. LXXXI.
  4. Witte, Herrschaft 229, Nr. 51; sowohl die Grabplatte als auch das qualitätvolle Epitaph seiner zweiten, 1553 verstorbenen Ehefrau Agnes von Koppenstein haben sich in der Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul zu Eltville erhalten, vgl. DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nrr. 437, 438.
  5. Kaethner/Kaethner, Usingen 293f., Nr. 8.
  6. Ebd. 163f. Er sollte die nassauische Teilnahme am Schmalkaldischen Bund entschuldigen, bei dem die Kriegstaten der Nassauer nur auf „ungestümes gewaltiges anhaltens und beträuung“ der Lehnsherren geschehen seien. Am 29. Mai 1548 wurde Graf Philipp von Kaiser Karl V. wieder in kaiserliche Gnade genommen, ohne hohe Reparationen zahlen zu müssen.
  7. Renkhoff, wie Anm. 4.
  8. Möller, wie Anm. 6.
  9. Vgl. hierzu Rheingaukreis 162f.

Sonstiges:

Die Fraktur ist links und oben eng gestellt und ansonsten regelhaft gebildet; nicht alle Schäfte sind genau nach der Senkrechten ausgerichtet. Der Versal S ist mit rundem unterem Bogenabschnitt gebildet, der vor seiner Rückbiegung weit hochschwingt. Das Epitaph wurde 1927 als „Meisterwerk nassauischer Frührenaissance“ eines unbekannten Steinmetzen bezeichnet.3)


  1. Bohris.
Inschrift

Umschrift:

Anno D(omi)nia) : 1551 · auff Sant symÿb) / vnd Iudietagc) Starb der // Eedelb)

vnd Eirnuestb) Carlen / von Stock[heim] / Oberamptman In der Grafschaft

N­assaw Weilburgk dem Gott gnad[e]


  1. Dom verlesen Bohris.
  2. Sic!
  3. Judeitag Bohris.

Übersetzung:

Datum: 28. Oktober 1551.

Schrift:

Fraktur

Nachweise

Literatur:

Wappen:

Stockheim · Carben

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 89.

Zitierweise
„Karl von Stockheim 1551, Usingen“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2457> (Stand: 20.3.2023)