Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Kriegsgedichte in der Zeitung für das Dillthal, Juli / August 1914

Abschnitt 25: Albert Jäger, Zeitgemäße Betrachtungen (Gedicht)


Zeitgemäße Betrachtungen

Aus ernster Zeit. — Viel Feind, viel Ehr!

Die Feinde wuchsen um uns her, — die uns den Tod geschworen, — drum heißt es jetzt: Viel Feind, viel Ehr, — der Mut geht nicht verloren! Der deutsche Mut, das deutsche Schwert — sie haben sich schon oft bewährt, — nun halten sie aufs Neue — die Nibelungentreue! — — Der Habsburg- und der Zollern-Aar, — umringt von allen Seiten, — das Vaterland ist in Gefahr, — drum Brüder, laßt uns streiten! — Hinaus, es gilt ein hohes Ziel, — denn draußen steh'n dreimal so viel, — sie haben uns belogen, — verraten und betrogen! Der Russ', der Brite, der Franzos, — der Belgier, der Serbe, — selbst Montenegro knattert los, — auf daß er uns verderbe, — doch fürchten sie, sie schaffens nicht, — drum setzen sie den gelben Wicht — aus Asien in den Glauben, — hier gibt es was zu rauben! ——

Was dem einst Gutes widerfuhr, — dankt er mit Schimpf und Schande, — er lernte Bildung und Kultur, — in unserm deutschen Lande. — Nun übt er Einbruch und Verrat, — der hinterlist'ge Asiat; — so hetzt des Briten Schwindel, — auf uns das Raubgesindel! —— Fürwahr, sie sind einander wert, — sie schützen das Gelichter, — und haben dadurch sich erklärt, — als der Kultur Vernichter. — Doch komme, was da kommen mag, einst kommt wohl der Vergeltungstag, — und steht die Welt in Flammen. — Wir brechen nicht zusammen! — — Und ist das Vaterland in Not, — schärft jeder gern den Degen, — dann zieht das letzte Aufgebot — dem Feinde kühn entgegen, — dann tritt in die bewehrten Reih'n, — der Jüngling, wie der Graubart ein, — dann wird der Schwur erschallen: — Wie siegen oder fallen. Dann braust ein Ruf wie Donnerhall, - aus rauhen Landsturmkehlen, — dann rächen wir den Ueberfall, — und keiner mag mehr fehlen! — Wenn so entflammt in heil'ger Glut, — ein Volk ersteht in Todesmut, — kann es kein Feind gefährden, — da muß der Sieg ihm werden! —

Albert Jäger


[Veröffentlicht in der Zeitung für das Dillthal vom 29. August 1914]


Personen: Jäger, Albert
Sachbegriffe: Kriegsgedichte · Zeitung für das Dillthal
Empfohlene Zitierweise: „Kriegsgedichte in der Zeitung für das Dillthal, Juli / August 1914, Abschnitt 25: Albert Jäger, Zeitgemäße Betrachtungen (Gedicht)“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/117-25> (aufgerufen am 15.05.2024)