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Oberschultheiß Hermann Rübenkönig 1618, Wallau

Wallau · Gem. Hofheim am Taunus · Main-Taunus-Kreis | Historical Gazetteer
Place of Location | Characteristics | Description | Inscription | References | Citation
Place of Location

Place of Location:

Wallau

Premises:

Wallau (Hofheim), Evangelische Pfarrkirche

Angaben zum Standort:

Wurde 1964 aus dem Innenraum der Kirche entfernt.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Wallau (Hofheim), ehem. Kirchhof

Angaben zum Aufbewahrungsort:

An der südlichen Umfassungsmauer des ehemaligen Pfarrhofs aufgestellt.

Characteristics

Dating:

1618

Type:

Grabplatte

Material:

roter Sandstein

Conservation:

erhalten

Dimensions:

92 x 178 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

2-3,5 cm

Description

Description:

Grabplatte des Oberschultheißen Hermann Rübenkönig. Große Platte aus rotem Sandstein. Sie zeigt im oberen Bereich zwei Wappen in eingetieften, hochrechteckigen Feldern, zwischen denen der Bibelspruch (A) in 12 Zeilen eingefügt ist, die unteren zwei Zeilen gestaffelt, ein größeres Stück abgeplatzt; darunter folgen in einer großen von Rollwerk gerahmten Tafel ein zentrierter und größer geschriebener Sinnspruch (B) und ein Grabgedicht (C) in 12 Zeilen sowie durch ein größeres Spatium abgesetzt der Stiftervermerk (D) mit anschließender Datierung (E).

Sex, Age, Family Status:

männliche Person(en)

Estate:

Amtspersonen

Enthaltene Wappen:

Rübenkönig5)


  1. Eine Rübe, darüber zwei gekreuzte Dolche, Hz.: eine stilisierte Rübe.|Gompis6)#Aus Blüte emporwachsendes Kreuz; Hz.: ein Kreuz.

Dargestellte Personen:

Die Familie Rübenkönig war im 15. Jahrhundert vornehmlich im Schwälmer Gebiet um Homberg/Efze herum angesiedelt, und ist in vereinzelten Ortschaften des Werra-Meißner-Gebietes7) sowie in der Wetterau nachzuweisen: So ist ein Georg Rübenkönig 1605 Rektor der Lateinschule zu Butzbach.8) In Wallau sind in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts drei Namensvertreter Johannes Crato, Christoph und Heinrich Rübenkönig angesiedelt, was auf die Einwanderung dieser Familienmitglieder aus der Homberger Gegend in den Wallauer Raum schließen lässt; auf diese Herkunft spielt auch die Grabinschrift an.

Hermann dürfte um 1562 in Homburg (unsicher) als Sohn eines Christoph Rübenkönig geboren worden sein, vielleicht handelt es sich dabei um den 1614 in Wallau verstorbenen Namensträger. Die Identität von Hermanns Ehefrau Margaretha Gompis ist nicht geklärt. Das Sterbedatum Hermann Rübenkönigs ist nicht bekannt; seine Witwe und die gemeinsamen Kinder ließen das Grabmal 1618 höchstwahrscheinlich in ziemlicher Todesnähe anfertigen, so dass das hier angegebene Jahr mit leichter Unschärfe wohl auch als Rübenkönigs Sterbejahr gelten darf. Der gemeinsame Sohn Johannes war 1635 Oberschultheiß in Wallau; weitere Namensvertreter lassen sich 1667 im Eppsteiner Einwohnerverzeichnis als dortiger Amts- und Landgerichtsschreiber9) und in Diedenbergen und Wallau als Pfarrer und Schulmeister belegen.10) Anscheinend der Sohn Johannes und ein naher Verwandter, nach dem präsumtiven Großvater Christoph benannt, waren 1619 und 1614 mit den Bezeichnungen „Wallaviensis“ bzw. „Wallo-Epsteinianus“ in Marburg immatrikuliert.11)


  1. Vgl. Übersicht bei http://www.klaus-wieprecht.de/ruebenkoenig/ruebenkoenig1.htm (Stand: 4.11.2014).
  2. Vgl. Diehl, Geschichte 49f.
  3. Kurzhinweise in http://www.klaus-wieprecht.de/ruebenkoenig/wallau/r256/index3.htm (Stand: 27.4.2012); zu den Nachfahren Hermanns vgl. Becker, Langenhain 237f.
  4. Vgl. Pfarrer- und Schulmeisterbuch 162, Nr. 4; Kirchenchronik Diedenbergen, fol. 3r.
  5. Vgl. Personen- und Ortsregister Marburg 136.

Miscellaneous:

Die stark beschädigte Schrift ist teilweise stark gedrängt, wozu auch Nexus litterarum und einige unter und über Balken gestellte kleine I passen. Zeitkonform sind prägnante Sporenbildung und sich nicht berührende Bögen und Cauden bei B und R.

Seit 1530 war Wallau evangelisch, die bislang vom Bleidenstädter Klosterhof verwaltete Kirche wurde anstelle mehrerer Vorgängerbauten im Jahr 1741/42 als schlichter Saalbau errichtet.12) Dorthin wurden diese Grabplatte und noch ein Epitaph der Vorgängerkirche (Kat.-Nr. 424) übernommen.


  1. Vgl. Dehio, Hessen II (2008) 793; Nitz/Balsam/Bonin, Main-Taunus-Kreis 553.
Inscription

Umschrift:

A ESAIA͜E XL · V(ERSV)S · 6 7 / OMNIS CARO FOE/NVM, ET OMNIS /

GLORIA EIVS / QVASI FLOS AGRI / EXICCATVMa) EST / FOENVM,

[ET] / CECIDIT [FLOS] / Q[VIA SPIRITVS] / D[OMINI SVF/]FLA[VIT]

/ IN EOb) 2)

B [NOSC]E TE IP[S]VM3)

C HIC IN [A – – –] N[....] QVA͜ESTOR IN [… /

– – –NI] VI[– – –Q]VI[E]T IN HOC TVMVLO /

[HER]MAN͜N RV͜EBE[K]ONI[...] PIETATIS ASYLVM /

CIVITATIS HVM͜BVRGV [MANS]IO WALLAVII /

[..N...]VC ISTA [...] EST [...]C FEL[IX] MANS[I.... /

...]IC [... R]E[..MA]GN(VS) [ERA]T IN ARCE [POLI /

...]ITE [.T.]A DE [.O…] VIXIT ET OPTIM[.] A[.. ] /

PERGRAT(VS) [P]OP[VLO PRINC]IPI[B]VSQV[E ...]c) /

TERRAS CVM IVVENIS MV͜LTA[S] LVSTRAVITd) [– – – /

– – –] REGIO[..]ERN[.... ]STR[– – – /

.]I[..GE....]BE[N͜E .....]T BI[– – – /

..] DOMINO PRO [TV]TI OR[– – –]

D IN TESTIMO[NIVM] INVIOLATI AMO͜RIS C[ONIVGA]/LIS N͜EC

NON PARE[NTALI]S [– – –] / EPITAPHIV(M) HOC IN HONO[R]EM

PER[PETVVM] / TVM MARITI TVM PA͜REN͜TIS [– – – / ...] CVRA-

RVN͜T MA͜RGARETHA GO[MPIS] / RELICTA VIDVA ET LIBERI

SV[P]ERSTITE[S]

E M DC XVIII M I L [F]e)


  1. Sic! Statt EXSICCATVM.
  2. Die beiden letzten Zeilen gestaffelt.
  3. VIRIS am Stein nicht verifizierbar, aber ergänzbar nach DI 59 (Lemgo) Nr. 104 (Epitaph des Moritz von Donop, 1587), und metrisch passend.
  4. Ggf. zu ergänzen mit ET VIDIT.
  5. Metzler 57 deutete die Buchstaben als Initialen der Ehefrau und der Kinder. Bei dem Datum erwartet man vielmehr eine Signatur.
  1. Jes 40,6–7.
  2. Die Ergänzung zu NOSCE TE IPSVM liegt auf der Hand. Die Inschrift des delphischen Apollontempels wurde von Cicero (Cic. fin. 5, 16, 44) übersetzt und aus dessen Werk (aus „Nosce te“) verbreitet. Vielleicht über Abaelards Ethica seu scito se ipsum näherte man sich der heute griffigen Formel, die nicht zuletzt bei den Reformatoren eine Rolle spielte; sie konnten auf Produktionen humanistischer Theologen zurückgreifen wie auf das Jodokus Gallus zugeschriebene Büchlein Nosce te ipsum, das 1480 in Heidelberg erschien, oder das 1489 erschienene des Johannes Cartusiensis. Das Diktum erschien seit dem 16. Jahrhundert mehrfach als Titel, u. a. bei Matthias Flacius, und stark vermehrt im Lauf des 17. Jahrhunderts.

Übersetzung:

(A) Alles Fleisch ist Gras und all seine Herrlichkeit ist wie eine Feldblume. Verdorrt ist das Gras, hingesunken die Blume, weil der Geist des Herrn nicht mehr in ihr weht.

(B) Erkenne dich selbst.

(C) Hier in (der Fürstenherrschaft Eppstein war er) Oberschultheiß. In diesem Grabe ruht er, Hermann Rübenkönig, eine Zuflucht der Frömmigkeit, der Stadt Homberg (...); er wohnte in Wallau. (Jetzt ist seine Stätte im Himmel, nun) ist er ein Großer in der Burg (Gottes). Er lebte (56 Jahre). Er war der Beste und sehr beliebt beim Volk und bei den führenden (Männern). Als junger Mann durchreiste er viele Länder (der Erde. Jetzt sieht er das Land der Sterne. So möge es dem Verstorbenen wohl gehen, ... wohl in Gott ... tüchtig ...).

(D) Zum Zeugnis unverbrüchlicher Gatten- und Elternliebe haben (...) dieses Grabmal zur ewigen Ehre des Gatten und des Vaters errichten lassen seine hinterbliebene Witwe Margaretha Gompis und seine überlebenden Kinder.

Kommentar:

Erg. nach altem Foto und Übersetzung bei Metzler.1)

Sechs elegische Distichen (C).4)


  1. Die Übersetzung von Adolf Metzler aus dem Jahre 1950 beruhte wohl auf einer älteren Textkenntnis. Es lag ihm ein Foto der Grabplatte vor, nach dem das Original besser als heute erhalten war. Zum besseren Textverständnis wurde hier seine Übersetzung dem Inhalt nach und teils wörtlich in runde Klammern eingefügt, Fehlstellen durch drei Punkte wiedergegeben.
  2. Durch die starken Beschädigungen, die auch nicht durch Metzlers bessere Kenntnisse aufgefangen werden können, ist die Abteilung der Verse nicht überall eindeutig, doch kann man durch Einrückungen der Pentameter und passende Versschlüsse bzw. auch -eingänge eine zeilenweise Darbietung annehmen.

Schrift:

Kapitalis

References

Bibliography:

Coat of Arms:

Rübenkönig · Gompis

Editing:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 201.

Citation
„Oberschultheiß Hermann Rübenkönig 1618, Wallau“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/gdm/id/2488> (Stand: 20.3.2023)