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Georg Starck 1675, Sooden

Bad Sooden-Allendorf · Gem. Bad Sooden-Allendorf · Werra-Meißner-Kreis | Historical Gazetteer
Place of Location | Characteristics | Description | Inscription | References | Citation
Place of Location

Place of Location:

Bad Sooden-Allendorf

Premises:

Bad Sooden-Allendorf, St. Marien-Kirche

Angaben zum Standort:

Der Stein wurde 1897 bei einer Grabung in der Südostecke des heutigen Kirchenschiffes gefunden.1)


  1. Ganßauge WL 1952, 60.
Characteristics

Dating:

1675

Type:

Grabplatte

Conservation:

erhalten

Dimensions:

98 x 193 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

(A) 3,6, (B) 3,2 cm

Description

Description:

Grabplatte des Georg Starck. Hochrechteckige Platte, am Rand umlaufende Inschrift A, an der unteren Schmalseite verloren und an der rechten Langseite dreimal beschädigt; im oberen Innenbereich von Putten gehaltenes Wappen, vermutlich das sprechende Wappen Starck, außerdem Todessymbole: links Grabgeräte, rechts gekreuzte Knochen. Darunter von vegetabil geschmücktem Rollwerk gerahmtes Schriftfeld mit Inschrift B. Inschriften eingehauen.

Der Stein weist farblich hellere und von der geglätteten Oberfläche her unterscheidbare Zonen auf, die aus einer weit ausgreifenden Restaurierung resultieren. Dabei wurde die Steinoberfläche aufgefüllt und Buchstaben neu gehauen; sie unterschieden sich in der Form geringfügig, aber deutlich durch die Tiefe der Kerbe von den noch ursprünglichen, in deren Kerbe noch eine dunkle Färbung zurückblieb. Dieser Maßnahme dürfte die Signatur IWD oben links auf der nach innen abgeschrägten Kante zu verdanken sein. Der Restaurator kopierte die erneuerten Textteile wohl weitestgehend korrekt.

Die Schriftformen gehören zu den regelmäßigsten und formschönsten im Bestand. Ungleichmäßigkeiten resultieren aus spielerisch verlängerten unteren Balken des E, besonders am Ende von Inschrift A oder aus der Platznot gehorchenden angespitzten O. Nur im lateinischen Text sind U und V phonetisch korrekt zugeordnet. Nicht als individuelle Leitform gelten kann die gespaltene Cauda des G, denn abweichend von regulären Kapitalisformen kommt dieses G in einer nachgestalteten Passage vor. Ähnliches muss man für das erwähnte E am Ende von Inschrift A vermuten, in den sicher alten Teilen der Inschrift sind die Längenunterschiede der äußeren Balken nicht groß.

Sex, Age, Family Status:

männliche Person(en)

Enthaltene Wappen:

Starck4)


  1. Wappen Stark(?) (zwischen vier Rosen ein walzenförmiger Gegenstand in senkrechter Lage, gehalten von einem Arm).

Dargestellte Personen:

Über Georg Starck scheint weiter nichts bekannt zu sein; nur noch seine Bestattung und seine Titel sind dem Kirchenbuch zu entnehmen: „1675 den 2ten Maii ward H. Georg Starke fürstl. heß. Cammerrath und OberSaltzgraff in die kirche . . . begraben, alt 65 jahr 2 monath Text Ps. 25, 16.17.18.“5) Inschrift und Kirchenbuch lassen sich hinsichtlich des Todestages harmonisieren; die Altersangabe der Inschrift passt jedoch nicht zu den aufgeführten Daten. Sie könnte sogar richtig sein, ggf. stimmte das Geburtsdatum nicht. Das mag nicht von ungefähr kommen, da die doppelte Anspielung des Textes auf eine Krone, ggf. den Kranz (= Siegeskranz), des Lebens (Off 2,10) oder die der Gerechtigkeit (2 Tim 4,8) auch eine vom Landgrafen übersandte Totenkrone meinen könnte. Diese würde den Verstorbenen als Ledigen auszeichnen,6) weshalb eben wenig Genaues über seine Lebensdaten bekannt gewesen wäre; es erstaunt eben auch, bei einem 65jährigen bedeutenden Mann nichts von der Familie zu hören. Die XI gegenüber 2 des Kirchenbuchs kann jedoch auch aus einer simplen Verschreibung resultieren, eben aus II; dann ist aber noch mehr falsch geschrieben.

Landgraf Karl I. von Hessen regierte zwar erst ab 1677, war aber nach dem frühen Tod seines Bruders Wilhelm schon 1670 Landgraf geworden. In der Zeit dazwischen regierte seine Mutter für ihn, wie am Text zwischen den Zeilen erkennbar ist.


  1. KB Sooden S. 195. Der Eintrag teilt weitere schwer lesbare Einzelheiten zur Beerdigungsfeier mit.
  2. Vgl. Seib, Kranz und Krone – in dem betreffenden Sammelband mehr zum Phänomen allgemein.

Miscellaneous:

Schriftfeld: Höhe 120, Breite 63 cm.

Inscription

Umschrift:

A LEICHT TEXT PS(ALM) 25 . V(ER)S 16 . 17 . 18 . / [WEN]DEa) DICH

ZU MI[R U]N⌣D SEY MIR GNÄDIG DEN(N) ICH [BIN]b) EINSAM

UN⌣D ELEN⌣D . DIE ANGST M⌣EIN[ES / HERTZEN IST GROS FÜRE

MICH AUS MEINEN / N]OTTENc) SIHE AN DEN IAMMER UN⌣D

ELEND UN⌣D UERGIB MIR ALLE MEIN⌣ESUNDE2) .

B DORMIT IN HOC TUMULO DOMINUS / QUI DICTUS HALARCHA /d)

CONSILIIS CAM⌣ERA⌣E PRA⌣EFUIT HAS=/SIACA⌣E /

IN NOSTRIS TENUIT QUINQUE AN=/NOS SCEPTRA SALINIS /

AST NUNC CUM CHRISTO REGNA / BEATA TENET . /

STARCKIUS IN VITA QUI SA⌣EPE / GEORGIUS AUDIT /

CONTRA VIM MORTIS NON TAM⌣EN / IS VALUIT . /

FUNUS EIUS PRINCEPS ECCE ILLU=/STRISSIMUS ORNAT /

ILLUSTRI CAROLUS CUM GENITRI=/CE SUA /

INSIGNI MISSA CASSELLIS CREDE / CORONA /

CUIUS MOX CINGET DIVA CORO=/NA CAPUT /

QUAM CHRISTUS IUDEX VENTU=/RUS TUNC DABIT IPSI /

EXTREMUS QUANDO VENERIT / ILLE DIES

NATUS A(NN)O M. DC·X DIE XI MARTII . / DENATUS A(NN)O

M. DC·LXXV DIE XXIX A⌣PR(ILIS) / VIXIT ANNOS LXV .

MENSES [XI] . / MINUS . I . DIEe)


  1. Beginn von Klammer verdeckt, im Weiteren bestoßen; ergänzt nach der Bibelstelle.
  2. Ergänzt nach der Bibelstelle.
  3. Das Bibelzitat ist nach der Bibel und Resten ergänzt. Kürzungen scheinen nicht nötig gewesen zu sein, da die fehlenden 31 Buchstaben auf der heute im Boden versunkenen oder verlorenen unteren Leiste Platz fänden.
  4. Alle Verse beginnen am linken Rand. Da jeder Vers länger ist als eine Zeile, hat der Steinmetz den überschießenden Teil an den rechten Rand der folgenden Zeile gerückt. Die Pentameter sind leicht eingerückt.
  5. Zeile zentriert, in der nachfolgenden abgeplatzten Stelle kann daher kein Text gestanden haben.
  1. PsH 25,16–18.

Übersetzung:

(B) In diesem Grabe schläft ein Herr, der, Salzgrebe3) genannt, mit seiner Klugheit in der Hessischen Kammer führend war. In unseren Salinen hatte er fünf Jahre lang das Szepter inne, jetzt aber bewohnt er mit Christus das Reich der Seligen. Georg, der oft im Leben als Starck gerühmt wurde, konnte dennoch der Gewalt des Todes nicht widerstehen. Seht, der durchlauchtigste Fürst Karl verleiht seinem Begräbnis Glanz zusammen mit seiner erlauchten Mutter, nachdem er (schon) – glaube mir – eine herrlichen Krone aus Kassel (an den) geschickt hat, dessen Haupt bald eine göttliche Krone umgeben wird. Die wird Christus, der als Richter kommen wird, dann ihm selbst geben, wenn einmal jener letzte Tag gekommen ist.

Geboren im Jahr 1610, am 11. März, gestorben im Jahr 1675, am 29. April, hat er 65 Jahre und 11 Monate weniger 1 Tag gelebt.


  1. Der Salzgrebe war ein führender Beamter, der ursprünglich von der Pfännerschaft (d. i. die Gemeinschaft der Salzpfannenbesitzer) gewählt wurde. Unter Heranziehung griechischen Wortgutes wird daraus im Lateinischen halarcha (ἅλς = Salz, ἄρχειν = herrschen). Nachdem die Solquellen an den Landgrafen verpachtet waren, muss mit HALARCHA ein fürstlicher Salinenbeamter hohen Ranges gemeint sein, wohl der Obersalzgrebe.

Kommentar:

Sechs elegische Distichen (B).

Schrift:

Kapitalis

References

Coat of Arms:

Starck

Editing:

Die Inschriften des Werra-Meißner-Kreises I : Altkreis Witzenhausen. Gesammelt und bearbeitet von Edgar Siedschlag unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 87). 2017, Nr. 204.

Citation
„Georg Starck 1675, Sooden“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/gdm/id/2364> (Stand: 20.3.2023)