Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Jewish Gravesites

Description

Literaturhinweis: Bernd Vielsmeier, Jüdische Friedhöfe und Grabmale in (Ober-)Hessen, in: Büdinger Geschichtsblätter, Bd. 25 (2018), S. 249–300.
Wir danken der Geschichtswerkstatt Büdingen für die freundliche Genehmigung der Online-Veröffentlichung.
Teilansicht des Friedhofes in Ortenberg

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Friedhöfe sind oft die einzigen noch sichtbaren Zeugnisse der einstmals reichen, in der NS-Zeit untergegangenen jüdischen Kultur in unserem Land. Trotz mancher Zerstörungen und Verluste sind in Hessen nahezu 350 jüdische Friedhöfe mit vielen Tausend Steinen erhalten. Da jüdische Friedhöfe im Gegensatz zu den christlichen Begräbnisstätten nicht aufgelassen werden dürfen, haben sich viele alte Grabsteine erhalten. Auf rund einem Dutzend jüdischer Friedhöfe stehen noch → Steine aus dem 17. Jahrhundert. Der alte Frankfurter Friedhof in der Nähe der früheren Judengasse, der durch die Zerstörungen der NS-Zeit besonders betroffen war, weist als ältester jüdischer Friedhof in Hessen sogar noch Steine aus dem 13. Jahrhundert auf.

Historische Grabdenkmäler bilden einen wichtigen Teil des kulturellen Erbes unseres Landes. Zugleich erlauben sie der Kultur- und Kunstgeschichte, der Sozial- und Landesgeschichte und weiteren Disziplinen vielfältige Fragestellungen. Für die Beschäftigung mit der Geschichte des Judentums in Hessen bilden sie eine zentrale Quelle. Mit ihrer Hilfe lassen sich in vielen Fällen die bodenständigen jüdischen Familien anhand der Grabinschriften oft über Generationen zurückverfolgen. Für Nachfahren der Verstorbenen haben die Grabsteine in der jüdischen Familienforschung zudem einen sehr hohen emotionalen Stellenwert.

Die Erfassung der jüdischen Friedhöfe und ihrer Grabstätten

Ansicht des Friedhofes in Binsförth

Nach der Vernichtung der jüdischen Gemeinden in der NS-Zeit haben das Land Hessen und die politischen Gemeinden die Aufgabe übernommen, die jüdischen Friedhöfe zu erhalten und zu pflegen. An vielen Orten bemühen sich seit Jahren auch Vereine, Initiativen und engagierte Einzelpersonen mit Erfolg um die Erhaltung und Erforschung der jüdischen Friedhöfe. Trotz zahlreicher Einzeluntersuchungen fehlt jedoch bisher eine umfassende Dokumentation des erhaltenen Bestandes an jüdischen Grabdenkmälern für ganz Hessen.

Ansicht des Grabes Nr. 125 in Meimbressen

In einem langfristig angelegten Projekt hat die Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen seit 1983 eine umfassende Dokumentation von rund 70 jüdischen Friedhöfen mit etwa 17.000 Grabstätten erarbeitet. Die Finanzierung dieses aufwändigen Projekts lag zunächst bei der Stiftung Volkswagenwerk, später beim Land Hessen, das hierfür Sondermittel bereitstellte. Bei der Dokumentationsarbeit wurden die Grabsteine gereinigt und fotografiert. Die hebräischen und deutschen Inschriften wurden von wissenschaftlichen Mitarbeitern abgeschrieben und übersetzt, die Daten zu einzelnen Verstorbenen mit den erhaltenen Sterberegistern abgeglichen und daraus ergänzt.

Bearbeitet wurden vor allem die großen Sammelfriedhöfe in Alsbach, Michelstadt, Dieburg, Hanau, Gelnhausen, Wiesbaden (Schöne Aussicht), Altengronau, Burghaun, Oberaula, Rotenburg an der Fulda, Kassel-Bettenhausen, Witzenhausen und Korbach. Aber auch mittelgroße und kleinere Friedhöfe wurden erfasst. Unberücksichtigt blieben dagegen die Frankfurter Friedhöfe, die in einem anderen Projekt bearbeitet werden (epidat – epigraphische Datenbank des Steinheim-Instituts: Battonnstraße; Sophienstraße; Heddernheim; Rödelheim). Zu mehreren Friedhöfen – so etwa in Alsbach, Hanau und Dieburg – liegen Publikationen in Buchform vor.

Das Projekt

Ansicht des Grabes Nr. 75 in Tann

An eine vollständige Publikation der gesamten Dokumentation (und eventuell der weiterer Friedhöfe) in gedruckter Form ist angesichts des Umfangs nicht zu denken. Die Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen stellt darum die Dokumentation „Jüdische Grabstätten“ im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit dem Hessischen Institut für Landesgeschichte in Marburg in elektronischer Form im Internet allen an der Erforschung und Erhaltung der jüdischen Friedhöfe Interessierten bereit.

Dazu werden die bei der Untersuchung der Grabstätten erstellten Aufzeichnungen und Bilder in eine Datenbank überführt und in das Landesgeschichtliche Informationssystem Hessen (LAGIS) des Hessischen Instituts für Landesgeschichte eingebunden. Im Modul „Jüdische Grabstätten“ werden die untersuchten Grabsteine mit einer Beschreibung, ihren hebräischen und deutschen Inschriften und Angaben zu den Verstorbenen einzeln dargestellt. Zu allen hebräischen Inschriften wird zusätzlich eine Übersetzung geboten. In einem Bildmodul werden zu jedem Grabstein Aufnahmen der Vorderseite und (soweit beschriftet) der Rückseite, der Inschrift und gegebenenfalls weiterer Details in mehreren Darstellungsgrößen bereitgehalten.

Die Projektbeteiligten

Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen
Ansicht des Grabes Nr. 162 in Binsfoerth
  • Archivoberrat a.D. Dr. Hartmut Heinemann
    Projektleitung, Erfassung der jüdischen Friedhöfe und Grabstätten
  • Wiss. Mitarbeiterin Christa Wiesner M.A.
    Erfassung der jüdischen Friedhöfe und Grabstätten, Bearbeitung der Inschriften
  • Dipl.-Ing. (FH) Andreas Schmidt
    Bild- und Datenerfassung, Datenbankpflege
  • Dr. Bernd Vielsmeier
    Bild- und Datenerfassung, Datenbankpflege

Bitte beachten Sie auch das von Dr. Bernd Vielsmeier erstellte »Glossar zum Modul Jüdische Grabstätten.

Hessisches Institut für Landesgeschichte in Marburg
  • Stefan Aumann
    Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Kontakt

Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen
Mosbacher Straße 55
D-65187 Wiesbaden
Telefon: 0611 881-137
Telefax: 0611 881-145
E-Mail: hartmut.heinemann@hla.hessen.de

Stefan Aumann
Hessisches Institut für Landesgeschichte, Marburg