Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian Emigrants

Description

Seit vielen Jahren kooperieren die hessischen Staatsarchive und das Hessische Institut für Landesgeschichte – ehemals Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde – bei der Entwicklung und Durchführung von Projekten. Zu den jüngeren Vorhaben gehört die Zusammenführung der in den einzelnen Häusern des Landesarchivs gepflegten Nachweisdatenbanken mit Auswandererdaten und ihre Veröffentlichung an dieser Stelle.

Direkt zur Recherche: → Einfache Suche

Für den Hessentag 1984 in Lampertheim hatten die Staatsarchive in Darmstadt, Marburg und Wiesbaden eine Ausstellung mit dem Titel „Auswanderung aus Hessen“ erarbeitet. In allen drei Häusern entstanden damals Hilfsmittel für die Beantwortung der zahlreichen Anfragen zu Auswanderern. Diese Karteien, Verzeichnisse und Datenbanken sind noch heute als Kinder ihrer Entstehungszeit zu erkennen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie verschiedene Formatkonversionen erlebt haben, bis sie in elektronischer Form als Datenbank oder Excel-Tabelle in den einzelnen Häusern nutzbar wurden. Allein das Staatsarchiv Darmstadt bot mit dem Bestand R 21 B bisher die Möglichkeit, über alphabetische Namenslisten bzw. die Einfache Suche im Archivinformationssystem Arcinsys online in den Daten zu recherchieren.

Bestand 16 Kurhessisches Innenministerium Nr. 3238
Quellenbeispiel: Periodische Übersichten über die stattgefundenen Auswanderungen, 1854–1855 (HStAM Bestand 16 Nr. 3238)

Außer im Umfang unterscheiden sich die verschiedenen Nachweisinstrumente in ihrer Laufzeit – die Auswanderung aus Hessen-Kassel etwa setzt in nennenswertem Umfang erst in den 1830er-Jahren ein –, in ihrer Struktur bzw. Erfassungstiefe – Darmstadt: 20 Deskriptoren, Marburg: 10, Wiesbaden 12 – sowie dem Grad der Formalisierung und damit der Quellennähe. Namentlich im Marburger HESAUS-Projekt – der ältesten datenbank-gestützten Erschließungshilfe – wurden für die Wiedergabe von Berufsangaben und Auswanderungszielen zwei- bzw. ein- bis dreistellige Codes verwendet – ein Umstand, der den Beschränkungen der Datentechnik in seiner Entstehungszeit geschuldet war. Hinsichtlich der in der HESAUS-Datenbank verarbeiteten Quellen wird Auswanderung übrigens so definiert, wie sie von den Zeitgenossen verstanden wurde, als das Verlassen Hessen-Kassels nämlich, womit auch die Binnenwanderung innerhalb des deutschsprachigen Raums in den Blick genommen werden kann.

Trotz aller Unterschiede zwischen den Verzeichnissen stellt die Möglichkeit einer übergreifenden Recherche nach Überzeugung der Projektpartner ein dringendes Desiderat dar. Bei der Realisierung der Datenbank „Hessische Auswanderer“ als LAGIS-Moduli stand dabei zunächst die Abbildung der verschiedenen Deskriptoren auf ein einheitliches Formular im Vordergrund. Daneben wurden umfassende Konsolidierungsmaßnahmen in die Wege geleitet. Erst wenn ihre Umsetzung weiter fortgeschritten ist – die Datenbank umfasst mehr als als 223.000 Einzelnachweise –, sollen Recherchemöglichkeiten angeboten werden, die über die → Einfache Suche hinausgehen. Die verschiedenen Maßnahmen betreffen die Auflösung bzw. Überführung verkürzter und veralteter Signaturen, die normdatenbasierte Identifikation von Herkunftsorten oder die Expansion von Minderzahl-Datierungen. Nicht zuletzt bedürfen die aktuell noch in sehr unterschiedlicher Form repräsentierten Auswanderungsziele einer weiteren Systematisierung, um genauere Recherchen oder auch Kartierungen von Auswanderungsbewegungen zu ermöglichen. Zu den Gegenständen der weiteren Arbeit an der Datenbank gehört eine enge Integration mit den Fachanwendungen der Projektpartner wie auch mit externen Informationsangeboten. So soll die Datenbank sukzessive zu einem Forschungsinstrument ausgebaut werden, das bei der Bearbeitung von Fragen zur sozialen Zusammensetzung der Auswanderer, ihrer Herkunft oder Entwicklungen hinsichtlich der Ziele von Auswanderung wertvolle Dienste leistet.


Kontakt:

Stefan Aumann M.A.
Hessisches Institut für Landesgeschichte, Marburg