Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian Biography

Portrait

Friederike Amalie Erbprinzessin von Baden
(1754–1832)

Symbol: Switch display mode Symbol: Switch display mode Symbol: Print Preview

Baden, Friederike Amalie Erbprinzessin von [ID = 16236]

* 20.6.1754 Prenzlau, † 22.7.1832 Bruchsal, Begräbnisort: Pforzheim
Biographical Text

Die zweite Tochter der productions prussiennes, der in der preußischen Garnison Prenzlau geborenen Töchter des Hessen-Darmstädter Erbprinzen-Paares, ist wie die Schwestern von der Mutter Karoline erzogen worden, zunächst im elsässischen Buchsweiler, ab 1764 in Darmstadt. 1767 bekam sie durch Vermittlung der preußischen Patin Anna Amalie (1723–1787) eine Versorgungspfründe als Dechantin des von dieser gestifteten Stifts Quedlinburg. 1773 gehörte Amalie dann zur Auswahlsendung nach St. Petersburg. An sich war sie durch eine wohl eher scherzhafte Abmachung der Mutter mit ihrer Karlsruher Schwägerin Karoline Luise schon vor der Geburt mit dem fast gleichaltrigen badischen Erbprinzen Karl Ludwig versprochen, der nach der Rückkehr von der Russland-Reise offiziell um sie anhielt. Die im Juli 1774 in Karlsruhe gefeierte Hochzeit war überschattet durch den Tod von Mutter und Großmutter im Frühjahr. Am Karlsruher Hof – Markgraf Carl Friedrich hatte mit Erlöschen der sogenannten Bernhards-Linie in Baden-Baden 1771 die Zusammenführung der gesamten Markgrafschaft erreicht – tat sich die selbstbewusste und ehrgeizige Erbprinzessin mit den dominierenden Schwiegereltern zunächst schwer. Erst als Amalie mit dem Tod der Markgräfin-Tante 1783 als Erste Dame in die Repräsentationspflichten einrückte, änderte sich das, obgleich der trauernde Markgraf 1787 eine morganatische Zweitehe mit ihrer jungen Hofdame Luise Geyer von Geyersberg (1768–1820) einging. Positiv wirkte, dass Amalie der Familie – nach sechs Töchtern und dem im ersten Lebensjahr verstorbenen Sohn Karl Friedrich – 1786 den ersehnten Stammhalter schenkte. Als erste der Töchter wurde die erst 14-jährige Luise 1793, noch von Kaiserin Katharina der Großen, mit ihrem Enkel und Thronfolger Alexander verheiratet; die vorgängige Brautschau-Reise der Markgräfin mit den Töchtern Luise und Friederike nach St. Petersburg im Herbst 1792 erinnert an die fatale Russlandreise der Mutter Karoline zwei Jahrzehnte zuvor. Auf der Rückreise von einem weiteren Russland-Besuch der Eltern nach der Thronbesteigung Alexanders und der nunmehrigen Kaiserin Elisabeth 1801 mit Aufenthalt bei der inzwischen (seit 1797) mit König Gustav IV. Adolf von Schweden verheirateten Tochter Friederike in Stockholm erlitt Ehemann Karl Ludwig bei einem Kutschen-Unfall eine tödliche Kopfverletzung.

Der mittlerweile 73-jährige Senior Carl Friedrich blieb daher, gestützt von seinem Minister Reitzenstein, auch in den Umwälzungen der Folgejahre für die Geschicke seines Landes verantwortlich. Nachfolger des mit der Rheinbund-Gründung 1806 zum Großherzog avancierten Großvaters wurde Amalies Sohn Karl, den man gegen den Willen der Mutter Amalie mit Napoleons Nichte Stephanie Beauharnais verheiratet hatte. Amalie, die seit 1806 vorwiegend im ihr zugewiesenen Schloss Bruchsal und dem kurz zuvor erworbenen Sommersitz Rohrbach bei Heidelberg wohnte, musste noch erleben, dass Enkel Karl nach nur sieben Regierungsjahren 1818 starb wie wenige Jahre später auch drei der Töchter: die unverheiratete Amalie (1776–1823), die Zarin-Witwe Luise/Elisabeth (1779–1826) und die geschiedene Ex-Königin Friederike von Schweden (1781–1826); schlimmer noch, dass die Regierung Badens nach dem Tod des Schwagers Ludwig als drittem Großherzog 1830 an die Nachkommen der verhassten Luise von Hochberg/Geyersberg fiel.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 324 f.)


Bibliography