Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

The Topography of National Socialism in Hessen

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Erbach, NSDAP-Kreisleitung „Erbach“ bzw. „Odenwald“, Kreisamtsgebäude

Erbach, Gemeinde Erbach, Odenwaldkreis | Historical Gazetteer
Landratsamt des Odenwaldkreises, Michelstädterstraße 12 – During the NS Era: Hessisches Kreisamt bzw. Landratsamt Erbach (Kreishaus, Kreisamtsgebäude)
Classification | Utilization | Indices | References | Illustrations | Citation
Classification

Category:

Parteiorganisationen

Sub Category:

NSDAP 

Utilization

Object Description:

Repräsentativer Zweckbau, errichtet 1903 als „Kreisamt Erbach“. Seitdem Behördensitz und bis 1945 auch Wohnsitz des diensttuenden Kreisdirektors/ Landrates.

Description:

Am 9. April 1934 meldet das Kreisamt Erbach an das Hessische Staatministerium, Min. Abt. Ib Innern, in Darmstadt, dass am 7. April 1934 die NSDAP-Kreisleitung Erbach in das Kreisamtsgebäude eingezogen ist. Insgesamt wurden der Partei vier Zimmer zur Verfügung gestellt und die Fürsorgestelle musste deshalb in die oberen Räume des Kreisamtes ziehen, obwohl der Bericht ausdrücklich erwähnt, dass die Fürsorgestelle dort nicht auf Dauer untergebracht werden kann. Damit war der Umzug der NSDAP-Kreisleitung von der Peripherie des staatlichen Kreises Erbach, nämlich von der Spreng Spreng, NSDAP-Kreisleitung in die Kreisstadt Erbach vollzogen.

Am 26. März 1937 erhielt das Kreisamt Erbach ein Schreiben der NSDAP-Gauleitung vom 25. März 1937 in Bezug auf den „Mietvertrag für die Diensträume der Kreisleitung Erbach der NSDAP“, indem der Stand der Verhandlungen bezüglich eines Untermietvertrages geschildert wurde. Aus den Ausführungen des „Reichsschatzmeisters“, des „Gauschatzmeisters“ und des „Kreiskassenleiters“ ging hervor, dass ein solcher Vertrag noch nicht existieren würde und demnach bis dato keine Mietzahlungen erfolgt seien. Am 1. Oktober 1937 trat im Gau Hessen-Nassau eine Neuorganisation der NSDAP in Kraft, nach der die Anzahl der bisher bestehenden 35 Parteikreise auf 26 zum Teil stark vergrößerten Kreise reduziert wurde. Insgesamt waren von der Neustrukturierung 17 Kreise betroffen. Darunter die NSDAP-Kreise „Dieburg“ und „Erbach“, die zu einem „Grosskreis“ zusammengelegt wurden. Gauleiter Sprenger hatte Kreisleiter Schwinn mit der Leitung des neuen Grosskreises mit Sitz in Erbach beauftragt. Zur Einführung der Kreisleiter reisten der Gauleiter oder sein Stellvertreter Linder zwischen dem 6. Oktober und 7. November 1937 in die betreffenden hessischen Regionen.

Am 1. Oktober 1937 trat die Übergabe des NSDAP-Kreises Dieburg an Kreisleiter Wilhelm Schwinn mit Sitz in Erbach in Kraft, wobei eine diesbezügliche Feier am 7. November 1937 im Erbacher Café Glenz stattfand. Der Verabschiedung des seitherigen Kreisleiters des Kreises Dieburg folgte die Einführung des neuen Kreisleiters der vereinigten Kreise, wobei in der Lokalpresse vermerkt wurde, dass durch die Gefahr der Maul- und Klauenseuche die Veranstaltung „nur in kleinerem Kreise vor sich gehen“ sollte. Am 11. November 1937 wurden Sprechzeiten des Kreisleiters Schwinn angekündigt und auf jeden Dienstag von 15 bis 18 Uhr „in den Amtsräumen der Kreisleitung“ in Erbach und jeweils donnerstags in der Zeit von 15 bis 18 Uhr „in den Räumen der ehemaligen Kreisleitung“ in Dieburg festgesetzt.

Bis Anfang 1938 konnte sich keine einheitliche Bezeichnung des Kreises durchsetzen, sie wechselte zwischen „Erbach-Dieburg“, „Dieburg-Erbach“ und „Odenwald“. Im Juni 1938 wurde offiziell der Name „Odenwald“ für den NSDAP-Kreis eingeführt. Kreisleiter Schwinn residierte im Gebäude des staatlichen Kreisamtes bis zum Sommer 1938. In den Monaten von April bis Juni erfolgte der Umzug der NSDAP-Kreisleitung aus dem staatlichen Kreisamtsgebäude in ein neues Gebäude innerhalb der Stadt Erbach, nämlich in das Palais, NSDAP-Kreisleitung. Die neuen Räumlichkeiten der NSDAP-Kreisleitung wurden zum ersten „NSDAP-Kreistag Odenwald“ 1938 der Bevölkerung vorgestellt, sodass der Auszug aus dem Kreisamt Erbach bis zum 25. Juni 1938 endgültig abgeschlossen war.

Die NSDAP-Kreisleitung führte sämtliche Ortsgruppen mit den dazugehörigen Zellen und Blöcken in den einzelnen Dörfern und Städten des Odenwaldes an. Die Bürgermeistereien in den einzelnen Dörfern und Städten unterstanden dagegen dem Kreisamt mit dem Kreisdirektor als Behördenleiter, wobei das Amt ab dem 1. Januar 1939 hessenweit die offizielle Bezeichnung Landrat bzw. Landratsamt erhielt: Kreisamt bzw. Landratsamt.

Notes:

Adresse der NSDAP-Kreisleitung im Jahr 1936:

Kreishaus, Fernruf 500.

Utilized From (First Mention):

09.04.1934

Utilized Until (Last Mention):

24.06.1938

Other Utilizations of this Object:

Pre NS-Utilization:

Das repräsentative Gebäude wurde 1903 als „Großherzoglich Hessisches Kreisamt Erbach“ erbaut und diente bis 1945 als Dienstsitz der Kreisverwaltung des Kreises Erbach. Dort waren u.a. das Dienstzimmer und die privaten Wohnräume des jeweiligen Kreisdirektors untergebracht.

Post NS-Utilization:

Das Kreishaus bzw. ab 1939 Landratsgebäude überstand den Zweiten Weltkrieg ohne schwerwiegende Zerstörungen und dient ununterbrochen bis heute als Sitz der Kreisverwaltung. Die US-Armee benutzte 1945 das Gebäude ebenfalls als Dienstsitz mit insgesamt 4 Dienstzimmern, ob es sich dabei um die ehemaligen Räume der "NSDAP-Kreisleitung" gehandelt hat, muss offen bleiben.

Indices

Places:

Erbach

Keywords:

Parteiorganisationen · NSDAP

References

Bibliography:

Printed Sources:

  • Gautag Hessen-Nassau 1936, S. 81
  • Nationalsozialistisches Jahrbuch 1937, S. 205
  • Der Reichsorganisationsleiter d. NSDAP: Anschriftenverzeichnis der N[ational-] S[ozialistischen] D[eutschen] A[rbeiter-] P[artei] : [Nebst] Anschriften-Information Nr. 2, München 3. Aufl. 1937, S. 50
  • Centralanzeiger für den Odenwald. Erbacher Kreisblatt v. 22.9.1937, 1.10.1937, 8.11.1937, 11.11.1937, 24.6.1938.

Unprinted Sources:

  • HStAD Bestand G 15 Erbach Nr. E 471 E
Illustrations

Illustrations:

Citation
„Erbach, NSDAP-Kreisleitung „Erbach“ bzw. „Odenwald“, Kreisamtsgebäude“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/nstopo/id/3173> (Stand: 22.11.2022)