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Die Dragoner-Kaserne in Hagenau (Elsass), Garnison des 3. Schlesischen Dragoner-Regiments Nr. 15, um 1900

↑ Heinrich Köhler, Der Rückmarsch des 3. Schlesischen Dragoner-Regiments Nr. 15 nach Rotenburg an der Fulda, 1918

Abschnitt 1: Ende der Kampftätigkeit und Rückzug ins Elsass

[208-209]
Die Kampftätigkeit unseres Regiments hatte mit dem 20. Okt. 1918 ihren Abschluß erreicht. Ehre dem Andenken unserer tapferen Kameraden, die in diesem gewaltigen Kriege in Lothringen, Nordfrankreich, Flandern, Rumänien, vor Cambrai1 und an der Lys2 getreu ihrem Fahneneid ihr Leben freudig dahingegeben für König und Vaterland!


Rückzug über die Schelde.
Am nächsten Tage wurden die Trümmer der 7. Kav. Schützen-Div. hinter die Schelde geführt, um zwischen Eckname und Edelnare den Scheldeabschnitt zu beobachten. Wir sehen daraus, wie das AOK. IV gezwungen war, selbst mit der zur Kampfstärke zweier schwacher Kompanien zusammengeschmolzenen Division zu rechnen, damit im äußersten Notfall auch auf diese geringen Einheiten zurückgegriffen werden konnte. Um so schwerer belastet erscheinen jene Heeresangehörigen, die in dieser Zeit der größten Krisis ihre Truppe verließen oder auf Transporten zur Front sich entfernten — und deren Zahl ist Legion —, um auf eigene Faust in die Heimat zurückzukehren.


K. Abtransport nach dem Ober-Elsaß.
Wiederauffüllung der 7. Kavallerie-Schützen-Division.

Das Schützen-Kom. 30 wurde am 25. Okt. im Verbande der 7. Kav.- Schützen-Div. in Herzele3 verladen. Über Brüssel, Landen4, Gerolstein5, Schlettstadt6 fuhren die wenigen Transportzüge wieder in die Heimat unseres Regiments, dem schönen Elsaß. Dort, in Rufach7, wo unser [S. 209] Regiment zum Großkampf mühevoll ausgebildet war, wurden die Reste der Eskadrons mit ihren Bagagen ausgeladen und in Isenheim8 untergebracht. Mit welch stolzen Hoffnungen und Erwartungen hatten unsere Dragoner, voller Zuversicht auf den Endsieg, im März Rufach verlassen! Zweimal zerschlagen und zertrümmert kehrte unser stolzes Regiment zurück. Vor den Mauern des alten ehrwürdigen Cambrai, das bis zum 17. Jahrhundert zum deutschen Reich gehört hakte, und das vor genau 100 Jahren das Hauptquartier Wellingtons, des Führers der englischen Okkupationsarmee gewesen war, hatte es seine Toten auf blutiger, granatendurchpflügter Walstatt zurücklassen müssen und jede Hoffnung begraben!


  1. Stadt im frasnzösischen Département Nord.
  2. Fluss in Westflandern.
  3. Herzel, belgische Gemeinde in der Provinz Ostflandern, südöstlich Gent.
  4. Belgische Stadt bei Löwen.
  5. Stadt im Landkreis Vulkaneifel, Rheinland-Pfalz.
  6. Heute Sélestat, französische Stadt im Unter-Elsass.
  7. Heute Rouffach, Ort im Ober-Elsass.
  8. Heute Issenheim, französische Gemeinde im Oberelsass.

Persons: Köhler, Heinrich
Places: Lothringen · Nordfrankreich · Flandern · Rumänien · Cambrai · Lys (Fluss) · Schelde (Fluss) · Eckname · Edelnare · Herzele · Isenheim · Brüssel · Landen · Gerolstein · Schlettstadt · Elsass · Rufach · Rouffach
Keywords: Fahneneid · 7. Kavallerie-Schützen-Division · Armee-Oberkommando IV · Desertionen · Schützen-Kommando 30 · Bagage · Transportzüge
Recommended Citation: „Heinrich Köhler, Der Rückmarsch des 3. Schlesischen Dragoner-Regiments Nr. 15 nach Rotenburg an der Fulda, 1918, Abschnitt 1: Ende der Kampftätigkeit und Rückzug ins Elsass“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/92-1> (aufgerufen am 25.04.2024)