Hessian World War I Primary Sources

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↑ Briefwechsel des Roßdorfer Musketiers Joseph Preis mit seiner Mutter, 1914-1915

Abschnitt 24: 2.6.1915: Brief des Jägers Krähling aus Langensalza

◀ Langensalza, 2. 6. 1915

Liebe Frau Preis !

Wie mir unsere Leute schon lange mitgeteilt haben, Ist Euer Sohn Joseph auch gefallen, welches mir sehr leid tut. Anfangs glaubte ich immer, es könnte nicht wahr sein. Aber gestern Abend erhielt ich eine Karte zurück, die ich vor 7 Wochen an Ihn geschrieben hatte. Auf dem Felde der Ehren gefallen. Wer hätte das geahnt; foriges Jahr auf den 31. Mai der Georg Adam und dies Jahr Franz u. Joseph in kaum einem Jahr. Ewig schade um sie. Herr, gib Ihnen die ewige Ruhe.
Wie mir Gell¹ anfangs mitteilte, sollte er nachhause begraben werden, aber das wird doch nicht war werden. Dann wäre ich auch mal aufs Begräbnis kommen. Jetzt will ich doch mal kommen; eingereicht habe ich, ob ich aber kriege, weis ich nicht. Auf ihn könnte man das Verschen anwenden:

Stand ein Blümlein in dem Garten.
Die schönste aller Blumen Arten.
Stand, als hätt sie keinen Wert,
Bescheiden, und in sich gekehrt,
die stille Pracht rühmt jeder Mann.
Mit Lust blickt Sie der Gärtner an.

Der schönen Blumen jammert Ihn.
Da sorgt er vor mit weisem Sinn,
daß Ihm die vielgeliebte Zierde
durch Bosheit nicht verderbet würde.
Drum hebet er mit kluger Hand
Sie aus für jenes bessere Land.

Wo Du verwelket nimmermehr.
Bist Du schon reif genug, sprach er,
und eilte nun die Herzensblum
zu schützen wie ein Heiligtum.

Die Blume bedeutet Joseph, welche im Garten Gottes stand; der liebe Gott hat sie gepflückt, um sie ewig dort im himmlischen Reiche weiter blühen zu lassen.

Viele Grüße sendet Jäger Krähling. (15) ▶

1. Gote, Patin. ↑