Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources

↑ Aufsatz des Schülers Adalbert Reinhardt aus Fulda, 1917

Abschnitt 4: Gefechtsbeschreibung

[4-6]
Die dunkle Nacht und das struppige Gelände ließen dieses alles unbemerkt {gestrichen: vorm]}Feinde geschehen. Ich selbst hatte mich mit meinem Maschinengewehr, durch einen kleinen Strang gegen Sicht gedeckt, eingegraben. Bangen und doch auch frohen Herzen {Anmerkung: Herzens} erwartete man die Stunde, in der unsere Artillerie ihr Zerstörungsfeuer beginnen sollte. {gestrichen: (Endlich setzte die Artillerie)} Endlich wurden die Artillerieschüsse zahlreicher und das Feuer ging zum Trommelfeuer über. Die Russen und Rumänen, die zuerst einen kleinen Feuerüberfall vorhatten, {gestrichen: seh} verhielten sich {gestrichen: erst} ruhig. Aber dann wanderten sie mit allen ihren Geschützen. Auch auf unserem Graben, in dem sie uns noch vermuteten, schossen sie. Wir aber lagen ruhig, nur durch manche verirrte{gestrichen: n} Granate{gestrichen: n} aufgeschreckt, in unseren Löchern. Erst als wir uns an den Drahtverhau heranschlichen, um Durchgänge zu schneiden, wurden wir bemerkt und bekamen Feuer. Aber unsere Artillerie hatte schon gewirkt. Nur noch einzelne Geschütze antworteten, und selten schoß ein Maschinengewehr. Da war auch schon die Zeit für den angesetzten Sturm ./.

Reinhardt, Adalbert1

herangekommen. Zum Aufbruche bereit warteten wir noch auf das Kommando.

II. Das verscholl auch bald, und mit Hurrarufen ging`s durch die bereit{gestrichen: s} geschnittenen Gassen auf den feindlichen Graben {eingefügt: zu?}. Die Russen, durch das Feuer unsere{eingefügt: r} Artillerie stark mitgenommen, {gestrichen: (haben)} werfen schon nach kurzer Gegenwehr die Waffen weg und vergraben sich.

Für uns giebt es jedoch nach dieser Erstürmung keine Höhe, sondern dort müssen wir hinter dem fliehenden Feinde her. Eine russische Batterie, die sich noch zur Wehr {gestrichen: sehe} setzt, wird nach kurzem Handgranatenkampf erobert. Gegen Mittag zwingt uns der Gegner wieder Stellung zu nehmen, ja er versucht uns in heftigen Gegenangriffen zurückzuwerfen, was ihm aber nicht gelingt. Unsere Artillerie, die inzwischen nachgekommen ist, {eingeklammert: mit} beschießt die feindliche Stellung wieder heftig {gestrichen: (unter Feuer) und} und schießt sie sturmreif, und wieder weiter geht`s bis zur nächsten feindlichen Stellung. So muß ein Gelände{gestrichen: st}streifen nach dem andere genommen werden. Unsere Divisionen durch die Verluste ./. geschwächt, erhalten keine Verstärkungen, da in Westen wieder schreckliche Kämpfe ausgebrochen waren, und sind genötigt von weiterem Vorgehen abzusehen.


  1. Vermerk am linken Blattrand.

Persons: Reinhardt, Adalbert
Places: Fulda
Keywords: Artillerie · Batterie · Gelände · Geschütze · Handgranaten · Kämpfe · Maschinengewehr · Nahkampf
Recommended Citation: „Aufsatz des Schülers Adalbert Reinhardt aus Fulda, 1917, Abschnitt 4: Gefechtsbeschreibung“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/52-4> (aufgerufen am 27.04.2024)