Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources

↑ Kriegsgedichte von der Front in der Zeitschrift Hessenland, 1914-1918

Abschnitt 2: Wilhelm Neuhaus, Wir Alten vom Landsturm (Gedicht)


Wir Alten vom Landsturm

Wohl stehen wir nicht im vordersten Glied,
Wir Alten vom Landsturm,
Wo der Tod den Kämpfern ins Auge sieht
Und im höllentosenden Schlachtenorkan
Die Reihen durchbricht in blutiger Bahn,
Da sind wir nicht.

Wir stehen dahinten an Toren und Steg,
Wir Alten vom Landsturm,
Wo die Züge rasseln am Schienenweg;
In Sturm und Regen, im Grauen der Macht
Da halten wir gute, getreuliche Wacht
Mit blanker Wehr.

Wohl sind auch wir von Gefahren umringt,
Wir Alten vom Landsturm,
Doch schlimmer ist, was die Sorge uns singt:
Von Herd und Hof, von Weib und Kind,
Ob sie wohlversorgt auch geborgen sind
In schwerer Zeit.

Doch schallt einst der Ruf: „Nun aber voran,
Ihr Alten vom Landsturm,
Die Waffen zur Hand! An den Feind! Wohlan!
Das Vaterland braucht euer Leben und Blut."
Hurra! Mein Kaiser, auch das ist gut,
Wir stehn unsern Mann.

Wie die Jungen da vorn, tun wir unsere Pflicht,
Wir Alten vom Landsturm,
Zurück und ein Zagen, das kennen wir nicht.
Wir wissen, daß Schirm und Schutz wir sind
Für Herd und Hof, für Weib und Kind.
Da kämpft es sich gut! —


z.Z. im Felde | W. Neuhaus-Hersfeld.


[Veröffentlicht in der Zeitschrift Hessenland 29. Jahrgang, Nr. 7, Erstes April-Heft 1915, S. 102]


Persons: Neuhaus, Wilhelm
Places: Bad Hersfeld
Keywords: Kriegsgedichte · Hessenland · Landsturm
Recommended Citation: „Kriegsgedichte von der Front in der Zeitschrift Hessenland, 1914-1918, Abschnitt 2: Wilhelm Neuhaus, Wir Alten vom Landsturm (Gedicht)“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/163-2> (aufgerufen am 26.04.2024)