Hessian World War I Primary Sources

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Verabschiedung des Garde-Dragoner-Regiment Nr. 23 beim Verladen auf dem Darmstädter Güterbahnhof am 3. August 1914 durch Großherzog Ernst Ludwig

↑ Otto Frhr. von Brandenstein, Der Ausmarsch des Garde-Dragoner-Regiments Nr. 23 aus Darmstadt, 1914

Abschnitt 3: Transport des Regiments an die Westgrenze

◀ [15-16] Im Westen

Abbeförderung, 3. bis 4. August 1914.

Nachdem das Garde-Drag. Rgt. (1. Großh. Hess.) Nr. 23 an den vorhergehenden Tagen auf seine Kriegsstärke gebracht war und alle Vorbereitungen der Mobilmachung getroffen waren, erhielt es seinen Abmarsch- und Verladebefehl für den 3. Aug. Das mobile Rgt. setzte sich zusammen aus: Rgts. St., 2., 3., 4. und 5. Esk.; die 1. Esk. verblieb als Ers. Esk. in Darmstadt. Das Rgt. hatte eine Stärke von 33 Offizieren, 680 Mannschaften und 763 Pferden.

Vor 10° vorm. dieses Tages war das Regiment in dem vorderen Kasernenhofe aufgestellt. Ihr Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Frau Großherzogin erschienen, um sich von uns zu verabschieden. In einer Ansprache ermahnte uns der Großherzog zu treuer Hingabe und Pflichterfüllung für das deutsche Vaterland und endete mit dreifachem Hurra auf Seine Majestät den Kaiser. In diesen Ruf, sowie in das Hoch, welches Major Frhr. v. Bellersheim auf S.K.H. den Großherzog und I.K.H. die Großherzogin ausbrachte, stimmte jeder einzelne freudig ein in dem Bewußtsein, sein Leben einzusetzen für Kaiser und Reich, Großherzog und Vaterland, sowie für die Ehre des Regiments.

Unter den Klängen der Regimentskapelle marschierte um 10.00 vorm. der Rgts. St. und die 2. Esk. zum Bahnhof. Um 12.00 mittags folgte die 3. Esk., um 2.00 nachm. die 4., bis um 4.00 nachm. die 5. Esk. Als letzte der Kaserne und den friedlichen Zeiten in Darmstadt den Rücken gekehrt hatte. Die Esks. wurden von einer begeisterten Menge auf den Straßen zum Bahnhof geleitet. Da sahen wir manche Träne der Zurückbleibenden; aber aus denselben Augen leuchteten Zuversicht und Stolz. – Das geliebte und verehrte Großherzogspaar verfolgte den Abmarsch des Regiments von der Wohnung des Staatsministers von Ewald und winkte uns Abschiedsgrüße zu. Auch bei unserem Verladen und unserer Abfahrt waren sie zugegen, und viele von uns konnten sich freundlicher und gütiger Worte erfreuen, die uns der Landesherr und seine hohe Gemahlin mit hinaus gaben.

Als sich Rgts. St. und 2. Esk. auf dem Marsch zum Bahnhof befanden, stieß dort der neu ernannte Rgts. Kdr., Major von Arnim, zu ihnen. Er war bis dahin [S. 16] Major beim Stabe des Rgts. der Garde du Corps. So konnte er gerade noch vor unserem Ausrücken die Führung des Rgts. übernehmen.

Bei dem Abmarsch der 4. Esk. Stürzte Lt. v. Gustedt mit dem Pferde. Er verblieb in Darmstadt und stieß erst später zum Regiment.

1,15° nachm. Rollte der erste Transportzug ab, die anderen folgten mit einem Abstand von je 1 ½ Stunden. Daß wir westwärts fahren würden, hatten wohl alle erwartet; aber wohin ging wohl die Fahrt? Wie würde unsere Verwendung sein? Wie lange wird der Krieg dauern? Das waren die Hauptfragen, die uns bewegten. Bei herrlichem Sommerwetter brachten uns die Transporte durch das wundervolle Rhein- und Moseltal über Mainz – Koblenz – Trier der untergehenden Sonne entgegen in den Abend und die Nacht hinein. In jedem Ort wurden wir begeistert begrüßt.

Nur mit ganz geringen Verspätungen trafen unsere Transporte abend in Wincheringen an der luxemburgischen Grenz ein, wo wir ausgeladen wurden. ▶