Hessian World War I Primary Sources

Contents

↑ Heinrich Höhle, Kriegstagebuch eines Lehrers aus Landau, 1914-1919

Abschnitt 7: Kriegsverlauf 1915/16, Kanonendonner von der Front

◀ [17-18] Im Mai 1915 bewegt uns besonders die Frage, ob Italien gegen uns in den Krieg ziehen wird. Der frühere deutsche Reichskanzler Bülow war schon lange in Italien für die deutsche Sache tätig. Schließlich siegten die Feinde mit ihren Versprechungen an die Italiener. Pfingsten 23. Mai wurde die Kriegserklärung Italiens [S. 18] an Östreich durch die Zeitung bekannt. Das war für uns eine schwere Enttäuschung. Ein früherer Bundesgenosse fällt ab u. erklärt den Krieg.

Anfang Mai durchbricht das deutsche Heer in Galizien die russische Front und macht viele Gefangene. Die Russen ziehen sich immer weiter zurück. Wäre dieser Durchbruch etwas früher erfolgt, wäre Italien vielleicht aus dem Kriege geblieben.

1916. Da der Kriegsverlauf zu allgemein bekannt ist, möchte ich nur berichten, daß uns am Sonnabend, den 26. Febr. bekannt wurde: Die Deutschen haben nördlich von Verdun mehrere Orte genommen: Beaumont, Ornes. Nachmittags 2 Uhr kommt die Nachricht: Douaumont, der nordöstliche Eckpfeiler der permanenten Befestigungsanlagen von Verdun ist vom Brandenburgischen Reg. Nr. 24 erstürmt u. jetzt in deutscher Hand. Nun hoffen wir, daß Verdun bald erobert wird, worauf dann die Entscheidung des Krieges zu unsern Gunsten fallen könnte.

Als ich nachmittags 4-5 Uhr auf der Straße nach Bühle auf dem Gericht stand, hörte ich bei Südwestwind Kanonendonner, Trommelfeuer, dazwischen den Donner schwerer Geschütze. Ob das von Verdun herkommt?

Sonntag, den 27. Febr. -2° Kälte. Tags helle Sonne u. Südostwind. Vom Geschützdonner nichts zu hören.

An den folgenden Tagen höre ich auch den Kanonendonner auf der Straße nach Arolsen bei Höhlen Mühle. Auch in Korbach nimmt man den Donner wahr u. sagt, daß er von Verdun kommt. Am 4. März höre ich den Kanonendonner auch in meiner Heimat Alraft ganz deutlich, jetzt sogar bei scharfem Nordostwind. Wie dann festgestellt wurde, kam der Kanonendonner tatsächlich vom Westen u. Südwesten.

In einer sogenannten Zone des Schweigens zwischen uns u. der Front, war er nicht zu hören. In unserer Gegend war er aber deutlich zu erkennen, ganz gleich, ob man auf einem Berge oder im Tale stand. - [...]¹ ▶

1. Auslassung im Druck. ↑