Synagogen in Hessen
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- Großherzogtum Hessen 1823-1850 (Übersichtskarte mit handschriftlichen Ergänzungen) – 26. Worms
Groß-Rohrheim
- Gemeinde Groß-Rohrheim, Landkreis Bergstraße — Von Wolfgang Fritzsche
- Basic Data ↑
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Juden belegt seit
1568
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Location
68649 Groß-Rohrheim, Im Eck 4 | → Lage anzeigen
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Rabbinat
Darmstadt II
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religiöse Ausrichtung
orthodox
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preserved
nein
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Jahr des Verlusts
1944
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Art des Verlusts
Kriegshandlungen
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Gedenktafel vorhanden
nein
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Weitere Informationen zum Standort
- History ↑
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Der älteste schriftliche Nachweis eines Juden in Groß-Rohrheim stammt aus dem Jahr 1568. In einem Schreiben an ihre Herrschaft beschwerte sich die Gemeinde über diesen, weil er unzulässigerweise an einem Sonntag gearbeitet, das bedeutet Handel betrieben haben soll.1 Danach schweigen die Akten über einen bemerkenswert langen Zeitraum. Erst mit Aufkommen der Judenmatrikel Ende des 18. Jahrhunderts werden wieder Namen genannt. 1790 heiratete am 17. April Marum Leme, Sohn des Schutzjuden Leme Marum aus Groß-Rohrheim, Madel Löw, Tochter des Schutzjuden Löw Nathan aus Lorsch.2
Wenig zuvor war der ebenfalls im Ort lebende Schutzjude Salomon Götschel verstorben. Nach seinem Tod kam es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen den Kindern erster Ehe und den Sprechern seiner Gläubiger.3 Um 1770 lebte noch eine weitere jüdische Familie im Ort.
In Folge der Verordnung, feste Familiennamen annehmen zu müssen, werden in Groß-Rohrheim die Namen Guckenheimer, Gutmann, Hochschild, Brückmann und Sundheimer genannt.
Wann sich formal eine Gemeinde bildete, ist nicht bekannt. Da aber in der Mitte des 18. Jahrhunderts ein Vorsänger aus Polen tätig war, dürfte bereits zu dieser Zeit eine solche bestanden haben. Es war dies Abraham Jehuda, Sohn des Nathan K´´tz aus Schrenzek, der am 5. Oktober 1760 verstarb.4
1828 lebten 40 Juden in Rohrheim. Diese Zahl erreichte 1861 mit 78 den absolut höchsten Stand, was etwa 5 % der Gesamtbevölkerung entsprach. In den folgenden Jahren sank die Zahl wieder. Im Jahre 1900 registrierte man nur noch 30 jüdische Einwohner, was vor allem auf Auswanderung nach Amerika in Folge wirtschaftlicher Not zurückzuführen ist. Über die Zahlen des Jahres 1933 liegen unterschiedliche Angaben vor: Heinemann spricht von vier Personen5, während in der Entschädigungsakte von drei Familien mit etwa 15 Personen die Rede ist.6
Die überwiegende Mehrzahl der jüdischen Einwohner lebte vom Handel. Eine der bekanntesten Familien war wohl die Familie Hochschild, von der ein Mitglied um 1870 in die USA auswanderte. Nachdem er zu Wohlstand gekommen war, stiftete er von 1931 bis 1933 regelmäßig an seinen Heimatort, um bedürftige Kinder zahnärztlich behandeln zu lassen.7
Zwei der bis dahin gebliebenen Familien wanderten 1937 aus Groß-Rohrheim ebenfalls in die USA aus, 1938 verzog die letzte Familie nach Frankfurt, wo sich ihre Spur verliert. 1938 verließen drei Schwestern der Familie Sontheimer den Ort und zogen nach Holland. Von dort wurden sie vermutlich deportiert und ermordet.
- Betsaal / Synagoge ↑
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1837 erwarb die jüdische Gemeinde das Haus mit der heutigen Anschrift Im Eck 4, um darin eine Schule, eine Synagoge und einen Mikwe einzurichten. Es wurde am 19. Juni 1936 für 4.300 Reichsmark verkauft. Eine Mikwe hat zu diesem Zeit schon nicht mehr bestanden. Schränke und Bänke wurden mit verkauft, Kultgegenstände waren keine mehr vorhanden, sie waren bereits vorher in die Synagoge nach Heppenheim ausgelagert worden. Es handelte sich um ein zweistöckiges Fachwerkhaus in schlechtem Zustand. 1944 wurde es durch einen Bombentreffer zerstört.8
- Weitere Einrichtungen ↑
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Mikwe
1837 erwarb die jüdische Gemeinde das Haus mit der heutigen Anschrift Im Eck 4, um darin eine Schule, eine Synagoge und einen Mikwe einzurichten. Es ist nicht bekannt, wie lange das Bad bestand.
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Schule
1837 erwarb die jüdische Gemeinde das Haus mit der heutigen Anschrift Im Eck 4, um darin eine Schule, eine Synagoge und einen Mikwe einzurichten. Es ist nicht bekannt, wie lange diese als Elementarschule bezeichnete Einrichtung bestand. Auch in Groß-Rohrheim musste der Lehrer von den Eltern seiner Schüler verpflegt werden.
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Cemetery
Die Verstorbenen aus Rohrheim wurden auf dem Friedhof in Alsbach bestattet. Dort befinden sich 82 Grabsteine des Zeitraums 1734 bis 1932.9
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Grabstätten
- References ↑
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Weblinks
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Sources
- Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW):
- HHStAW Best. 365, Nr. 48: Gräberverzeichnis des jüdischen Sammelfriedhofs von Alsbach, 1889–1941
- HHStAW Best. 365, Nr. 389: Geburtsregister der Juden von Groß-Rohrheim, 1840–1875
- HHStAW Best. 365, Nr. 390: Trauregister der Juden von Groß-Rohrheim, 1839–1873
- HHStAW Best. 365, Nr. 391: Sterberegister der Juden von Groß-Rohrheim, 1838–1875
- HHStAW Best. 503, Nr. 7379: Entschädigungsansprüche der jüdischen Gemeinden im Regierungsbezirk Darmstadt. Bd. 2: Synagogen und andere jüdische Einrichtungen im Kreis Alsfeld und im Kreis Bergstraße, 1932–1962
- Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (HStAD):
- HStAD Best. E 13, Nr. 2109: Groß-Rohrheim: Korrespondenzen, 1560–1570
- HStAD Best. R 21 J, Nr. 878: Appellationsprozess der Kinder erster Ehe des verst. Groß-Rohrheimer Oberschultheißen Johann Paul Kayser sowie des Frankfurter Handelsjuden Jakob Beer Löw Isaak vor dem Oberappellationsgericht in Darmstadt gegen die die Gemeinde Groß-Rohrheim um die Verwendung des mütterlichen Erbes Kayser zur Tilgung eines Fehlbetrags einer Kontribution, 1776–1782
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Bibliography
- Alicke, Klaus-Dieter: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. Gütersloh 2008
- Arnsberg, Paul: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang. Untergang. Neubeginn, 2 Bde. Frankfurt a.M. 1971/1972, hier: Band 1, S. 292-294
- Breyer, Ulrich: Jüdische Familien in Groß-Rohrheim. In: Hessische Familienkunde 24 (1998), H. 2/3, Sp. 91–98
- Heinemann, Hartmut/Wiesner, Christa: Der jüdische Friedhof in Alsbach an der Bergstraße. Wiesbaden 2001 (Schriften der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen 18)
- Hellriegel, Martin und Hellriegel, Ludwig: Synagogen im Kreis Bergstraße, ihre Geschichte und Schicksale. In: Kreis Bergstraße. Geschichte, Wirtschaft und Kultur in zwölf Jahrhunderten. Hrsg. vom Kreisausschuss des Kreises Bergstraße. Heppenheim 1988, S. 97–117
- Herbold, Ludwig/Richtberg, Friedrich: Die Juden in Groß-Rohrheim. In: Heimatbuch der Gemeinde Groß-Rohrheim. Groß-Rohrheim 1982, S. 105–111
- Krause-Schmidt, Ursula/Freyberg, Jutta von: Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstands und der Verfolgung 1933–1945. 1, Hessen. 1. Regierungsbezirk Darmstadt. Hrsg. vom Studienkreis Deutscher Widerstand. Frankfurt 1995
- Indices ↑
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Sachbegriffe Architektur
- Fußnoten ↑
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- Herbold/Richtberg: Juden in Groß-Rohrheim, S. 106 ↑
- Herbold/Richtberg: Juden in Groß-Rohrheim, S. 106 ↑
- HStAD R 21 J, 878 ↑
- Heinemann/Wiesner: Der jüdische Friedhof in Alsbach, S. 62 ↑
- Heinemann/Wiesner: Der jüdische Friedhof in Alsbach, S. 62 ↑
- HHStAW 503, 7379 ↑
- Breyer: Jüdische Familien in Groß-Rohrheim, Sp. 97 ↑
- HHStAW 503, 7379 ↑
- Heinemann/Wiesner: Der jüdische Friedhof in Alsbach, S. 62 ↑
- Recommended Citation ↑
- „Groß-Rohrheim (Landkreis Bergstraße)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/43> (Stand: 22.7.2022)