Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

Groß-Rohrheim Karten-Symbol

Gemeinde Groß-Rohrheim, Landkreis Bergstraße — Von Wolfgang Fritzsche
Basic Data | History | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | References | Indices | Recommended Citation
Basic Data

Juden belegt seit

1568

Location

68649 Groß-Rohrheim, Im Eck 4 | → Lage anzeigen

Rabbinat

Darmstadt II

religiöse Ausrichtung

orthodox

preserved

nein

Jahr des Verlusts

1944

Art des Verlusts

Kriegshandlungen

Gedenktafel vorhanden

nein

Weitere Informationen zum Standort

Historical Gazetteer

History

Der älteste schriftliche Nachweis eines Juden in Groß-Rohrheim stammt aus dem Jahr 1568. In einem Schreiben an ihre Herrschaft beschwerte sich die Gemeinde über diesen, weil er unzulässigerweise an einem Sonntag gearbeitet, das bedeutet Handel betrieben haben soll.1 Danach schweigen die Akten über einen bemerkenswert langen Zeitraum. Erst mit Aufkommen der Judenmatrikel Ende des 18. Jahrhunderts werden wieder Namen genannt. 1790 heiratete am 17. April Marum Leme, Sohn des Schutzjuden Leme Marum aus Groß-Rohrheim, Madel Löw, Tochter des Schutzjuden Löw Nathan aus Lorsch.2

Wenig zuvor war der ebenfalls im Ort lebende Schutzjude Salomon Götschel verstorben. Nach seinem Tod kam es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen den Kindern erster Ehe und den Sprechern seiner Gläubiger.3 Um 1770 lebte noch eine weitere jüdische Familie im Ort.

In Folge der Verordnung, feste Familiennamen annehmen zu müssen, werden in Groß-Rohrheim die Namen Guckenheimer, Gutmann, Hochschild, Brückmann und Sundheimer genannt.

Wann sich formal eine Gemeinde bildete, ist nicht bekannt. Da aber in der Mitte des 18. Jahrhunderts ein Vorsänger aus Polen tätig war, dürfte bereits zu dieser Zeit eine solche bestanden haben. Es war dies Abraham Jehuda, Sohn des Nathan K´´tz aus Schrenzek, der am 5. Oktober 1760 verstarb.4

1828 lebten 40 Juden in Rohrheim. Diese Zahl erreichte 1861 mit 78 den absolut höchsten Stand, was etwa 5 % der Gesamtbevölkerung entsprach. In den folgenden Jahren sank die Zahl wieder. Im Jahre 1900 registrierte man nur noch 30 jüdische Einwohner, was vor allem auf Auswanderung nach Amerika in Folge wirtschaftlicher Not zurückzuführen ist. Über die Zahlen des Jahres 1933 liegen unterschiedliche Angaben vor: Heinemann spricht von vier Personen5, während in der Entschädigungsakte von drei Familien mit etwa 15 Personen die Rede ist.6

Die überwiegende Mehrzahl der jüdischen Einwohner lebte vom Handel. Eine der bekanntesten Familien war wohl die Familie Hochschild, von der ein Mitglied um 1870 in die USA auswanderte. Nachdem er zu Wohlstand gekommen war, stiftete er von 1931 bis 1933 regelmäßig an seinen Heimatort, um bedürftige Kinder zahnärztlich behandeln zu lassen.7

Zwei der bis dahin gebliebenen Familien wanderten 1937 aus Groß-Rohrheim ebenfalls in die USA aus, 1938 verzog die letzte Familie nach Frankfurt, wo sich ihre Spur verliert. 1938 verließen drei Schwestern der Familie Sontheimer den Ort und zogen nach Holland. Von dort wurden sie vermutlich deportiert und ermordet.

Betsaal / Synagoge

1837 erwarb die jüdische Gemeinde das Haus mit der heutigen Anschrift Im Eck 4, um darin eine Schule, eine Synagoge und einen Mikwe einzurichten. Es wurde am 19. Juni 1936 für 4.300 Reichsmark verkauft. Eine Mikwe hat zu diesem Zeit schon nicht mehr bestanden. Schränke und Bänke wurden mit verkauft, Kultgegenstände waren keine mehr vorhanden, sie waren bereits vorher in die Synagoge nach Heppenheim ausgelagert worden. Es handelte sich um ein zweistöckiges Fachwerkhaus in schlechtem Zustand. 1944 wurde es durch einen Bombentreffer zerstört.8

Weitere Einrichtungen

Mikwe

1837 erwarb die jüdische Gemeinde das Haus mit der heutigen Anschrift Im Eck 4, um darin eine Schule, eine Synagoge und einen Mikwe einzurichten. Es ist nicht bekannt, wie lange das Bad bestand.

Schule

1837 erwarb die jüdische Gemeinde das Haus mit der heutigen Anschrift Im Eck 4, um darin eine Schule, eine Synagoge und einen Mikwe einzurichten. Es ist nicht bekannt, wie lange diese als Elementarschule bezeichnete Einrichtung bestand. Auch in Groß-Rohrheim musste der Lehrer von den Eltern seiner Schüler verpflegt werden.

Cemetery

Die Verstorbenen aus Rohrheim wurden auf dem Friedhof in Alsbach bestattet. Dort befinden sich 82 Grabsteine des Zeitraums 1734 bis 1932.9

Alsbach, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen

Grabstätten

Alsbach, Jüdischer Friedhof: Grabstätten anzeigen

References

Weblinks

Sources

Bibliography

Indices

Sachbegriffe Architektur

Fachwerk

Fußnoten
  1. Herbold/Richtberg: Juden in Groß-Rohrheim, S. 106
  2. Herbold/Richtberg: Juden in Groß-Rohrheim, S. 106
  3. HStAD R 21 J, 878
  4. Heinemann/Wiesner: Der jüdische Friedhof in Alsbach, S. 62
  5. Heinemann/Wiesner: Der jüdische Friedhof in Alsbach, S. 62
  6. HHStAW 503, 7379
  7. Breyer: Jüdische Familien in Groß-Rohrheim, Sp. 97
  8. HHStAW 503, 7379
  9. Heinemann/Wiesner: Der jüdische Friedhof in Alsbach, S. 62
Recommended Citation
„Groß-Rohrheim (Landkreis Bergstraße)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/43> (Stand: 22.7.2022)