Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

Ehringshausen Karten-Symbol

Gemeinde Ehringshausen, Lahn-Dill-Kreis — Von Wolfgang Fritzsche
Basic Data | History | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | References | Indices | Recommended Citation
Basic Data

Juden belegt seit

Anfang 19. Jahrhundert

Location

35630 Ehringshausen, Bahnhofstraße 12 | → Lage anzeigen

preserved

nein

Jahr des Verlusts

1975

Art des Verlusts

Abbruch

Gedenktafel vorhanden

ja

Weitere Informationen zum Standort

Historical Gazetteer

History

Ehringshausen wurde erstmals 802 urkundlich erwähnt. Bis 1806 gehörte es zum Fürstentum Solms-Braunfels und kam in diesem Jahr an das Herzogtum Nassau. 1816 trat Nassau den Ort neben anderen an Preußen ab, wo es Bestandteil der Rheinprovinz wurde und zum Kreis Braunfels zählte. 1970 schlossen sich Ehringshausen und Dillheim zu der Gemeinde Ehringshausen zusammen, der 1971 Dreisbach und Greifenthal und 1977 Breitenbach, Daubhausen, Katzenfurt, Kölschhausen und Niederlemp beitraten.

Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts ließen sich dauerhaft jüdische Familien in Ehringshausen nieder. Mit dem Gesetz zur Annahme fester Namen lebten die Familien Aaron, Herzberg, Hirschfeld, Heimann, Joseph, Rosenthal, Löwenberg und Alexander im Ort.1 Sie erwirtschafteten ihr Einkommen überwiegend als Viehhändler.

1843 lag die Zahl der jüdischen Einwohner bei 44, 1851 bei 30 Personen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sank ihre Zahl etwas, um bis 1933 wieder auf 43 Personen zu steigen.2

Einer Liste von 1880 sind die steuerpflichtigen jüdischen Einwohner des Ortes zu entnehmen. Es waren die Witwe von Moses Alexander, Nelly Archenhold, Moses Aron, Joseph Herz, Lewi Hirsch, Feist Moses Joseph, Koppel und Tobias Kann sowie Löb Löwenberg.3

Um die Wende zum 20. Jahrhundert gründeten die Brüder Archenhold eine landwirtschaftliche Maschinenfabrik und schufen so Arbeitsplätze in der überwiegend landwirtschaftlich geprägten Region. Daneben gab es zwei jüdische Metzger, einen Schneider und einen Textilkaufmann. Die Mehrzahl war allerdings nach wie vor als Vieh- oder Getreidehändler tätig.4

Die Abwanderung setzte bereits in der Zeit unmittelbar vor und nach dem Ersten Weltkrieg ein. Nach der Machtübergabe wurden auch die Juden in Ehringshausen systematisch verfolgt und entrechtet. Zu dieser Zeit gehörten die in Ehringshausen lebenden Juden zur Synagogengemeinde in Wetzlar. Die Gemeinde wurde 1938 aufgelöst. Bis 1939 konnten 15 Personen ins Ausland verziehen, elf Personen wurden deportiert und ermordet.

Im November 1988 wurde auf dem Gelände der früheren Synagoge in der Bahnhofstraße ein Gedenkstein gesetzt.

Betsaal / Synagoge

Bereits bei der Neubildung der Synagogenbezirke 1848 befand sich eine Synagoge in Ehringshausen. Sie soll erst wenig zuvor eingerichtet worden sein und bot Platz für 40 Personen. Sie galt als unzureichend.5

Obwohl zu Beginn der 1930er Jahre die in Ehringshausen wohnenden Juden zur Synagogengemeinde Wetzlar gehörten, bestand im Ort bis 1938 ein 4 x 5,35 Meter großer Betraum in einem gemeindeeigenen Gebäude.6

Nach Auflösung der Gemeinde wurden ihre Kultgegenstände in die Synagoge nach Wetzlar überführt, wo sie in der Pogromnacht zerstört wurden. Dazu gehörten fünf Thorarollen, fünf Paar Thoraaufsätze mit silbernen Schellen, fünf silberne Thoraschilder, fünf silberne Lesefinger, 20 durchschnittliche Thoramäntel, 30 Wimpel, vier Thoraschrein Vorhänge, vier Decken für Vorleser- und Vorbeterpult, eine Ewige Lampe, ein siebenarmiger Leuchter, ein Channukaleuchter, 30 Seelenlichter, zwei silberne Weinbecher, eine silberne Hawdalahgarnitur, ein Trauhimmel, eine Megillah, zwei Schofarhörner, zwölf Gebetsmäntel, fünf Paar Gebetsriemen, 20 Gebetbücher, 20 Sätze Fest-Gebetbücher, 20 Bände Pentateuch, ine Satz Aufrufplatten und eine Etrogbüchse.7

1953 wurde das Gebäude vom Amt für Wiedergutmachung an die Zivilgemeinde verkauft und 1975 abgerissen.

Weitere Einrichtungen

Mikwe

Über eine Mikwe ist nichts bekannt geworden

Schule

1876 besuchten auch die jüdischen Kinder die örtliche Elementarschule, wobei sie vom Religionsunterricht befreit waren.8 Es ist davon auszugehen, dass sie für die Zeit des Bestehens der Synagoge Religionsunterricht im Ort erhielten.

Cemetery

Die Verstorbenen aus Ehringshausen wurden auf dem Friedhof in Werdorf beigesetzt.

Werdorf, ehemaliger Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen
Werdorf, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen

References

Weblinks

Sources

Bibliography

Illustrations

Indices

Persons

Aaron, Familie · Herzberg, Familie · Hirschfeld, Familie · Heimann, Familie · Joseph, Familie · Rosenthal, Familie · Löwenberg, Familie · Alesander, Familie · Alexander, Moses, Witwe · Archenhold, Nelly · Aron, Moses · Herz, Joseph · Hirsch, Lewi · Joseph, Feist Moses · Kann, Koppel · Kann, Tobias · Löwenberg, Löb · Archenhold, Brüder

Places

Dillheim · Dreisbach · Greifenthal · Breitenbach · Daubhausen · Katzenfurt · Kölschhausen · Niederlemp · Wetzlar · Werdorf

Sachbegriffe Geschichte

Solms-Braunfels, Fürstentum · Nassau, Herzogtum · Preußen · Rheinprovinz · Braunfels, Kreis · Erster Weltkrieg · Gedenksteine

Sachbegriffe Ausstattung

Thorarollen · Thoraaufsätze · Schellen · Thoraschilde · Lesefinger · Thoramäntel · Wimpel · Vorhänge · Decken · Vorlesepulte · Vorbeterpulte · Ewige Lampen · Leuchter · Chanukkaleuchter · Seelenlichter · Weinbecher · Hawdalah-Garnituren · Trauhimmel · Megillot · Schofarot · Gebetmäntel · Gebetriemen · Gebetbücher · Pentateuch · Aufrufplatten · Etrogbüchsen

Fußnoten
  1. www.a-h-b.de/AHB/Listen/Asslar.htm; 6. Febr. 2017, 8:30
  2. Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden. S. 150
  3. HHStAW 423, 1124
  4. Loeb: Das Schicksal der jüdischen Gemeinde in Ehringshausen. S. 65
  5. HHStAW 423, 583
  6. HHStAW 503, 7367
  7. HHStAW 518, 1168
  8. HHStAW 423, 1124
Recommended Citation
„Ehringshausen (Lahn-Dill-Kreis)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/140> (Stand: 10.6.2022)