Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

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5915 Wiesbaden
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Herzogtum Nassau 1819 – 46. Wiesbaden

Wiesbaden (Synagoge Michelsberg) Karten-Symbol

Gemeinde Wiesbaden, Stadt Wiesbaden — Von Dorothee A. E. Sattler
Basic Data | History | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | References | Indices | Recommended Citation
Basic Data

Juden belegt seit

Mitte 14. Jahrhundert

Location

65183 Wiesbaden, Michelsberg/Coulinstraße | → Lage anzeigen

religiöse Ausrichtung

liberal

preserved

nein

Jahr des Verlusts

1938

Art des Verlusts

Zerstörung

Gedenktafel vorhanden

ja

Weitere Informationen zum Standort

Historical Gazetteer

History

Im Zentrum der heutigen Stadt Wiesbaden gab es ab etwa 40 n.Chr. verschiedene römische Kastelle und eine zivile Siedlung mit dem Namen Aquae Mattiacorum oder Aquae Mattiacae, deren Gründung weniger militärischen Zwecken als vielmehr der Nutzung der heißen Thermalquellen dienen sollte. Im 9. Jahrhundert bestand ein Fronhof, um den sich eine Ortschaft bildete, gelegen südlich der antiken Besiedlung um die Pfarrkirche St. Mauritius (heute: Mauritiusplatz). Zugleich stand etwa auf dem Gebiet des heutigen Landtags (Stadtschloss) eine fränkische Turmburg, bei der sich ebenfalls eine Siedlung entwickelte. Urkundlich zum ersten Mal wurde Wiesbaden (Wisibada) im Jahr 829 genannt.

Möglicherweise wurde Wiesbaden im Jahr 1232 in staufischer Zeit zur Reichsstadt erhoben, allerdings zehn Jahre später durch den Erzbischof von Mainz zerstört. 1270 erhielten die Grafen von Nassau (walramische Linie) im 13. Jahrhundert den Fronhof als Reichslehen und konnten sich im Laufe der Zeit gegen ihre Konkurrenten, die Herren von Eppstein, durchsetzen. Wiesbaden bildete das Zentrum der gleichnamigen Herrschaft unter nassauischer Oberhoheit und wurde ab dem 14. Jahrhundert mit Wällen und Gräben befestigt, wobei die Siedlungen an der Turmburg und bei der Mauritiuskirche zu einer Stadt zusammengefasst wurden. Weitere ehemalige Siedlungsplätze im heutigen Stadtgebiet, die damals vielleicht schon wüst gefallen waren, wurden jedoch nicht mit eingebunden. Die Stadt blieb bis Ende des 18. Jahrhunderts sehr klein. Seit 1728 hatte sie der Linie Nassau-Usingen unterstanden, deren Hauptsitz sich jedoch in der alten Residenz Usingen bzw. in dem ab 1700 in mehreren Phasen errichteten Schloss in Biebrich befand. Nach dem Ende des alten Reichs wurde Wiesbaden 1806 die Hauptstadt des neu gegründeten Herzogtums Nassau. Damit einher ging eine Erweiterung des Stadtkerns durch den herzoglichen Baumeister Christian Zais, der das sogenannte „historische Fünfeck“ schuf. Zahlreiche zentrale Behörden sowie verschiedene Kasernen prägten seitdem das Bild der Stadt. Einen weiteren Bedeutungsaufschwung erhielt die Stadt durch die Fertigstellung des sogenannten „Stadtschlosses“ auf dem Marktplatz (heute Schlossplatz) im Jahr 1841, die auch eine Intensivierung des Kurbetriebs nach sich zog.

Nachdem das Herzogtum Nassau im Jahr 1866 von Preußen annektiert worden war, wurde Wiesbaden zum Sitz des Regierungspräsidenten der neuen Provinz Hessen-Nassau herabgestuft. Aufgrund der besonderen Vorliebe des preußischen Königshauses für die Stadt wurden insbesondere die Kur- und Kultureinrichtungen ausgebaut, bis Wiesbaden gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer weltbekannten Kurstadt aufgestiegen war. Damit war ein rapider Bevölkerungszuwachs verbunden, der wiederum zahlreiche Stadterweiterungen erforderte. Aufgrund der verhältnismäßig geringen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde Wiesbaden nach 1946 Hauptstadt des neugegründeten Bundeslandes Hessen.1

Juden sind in Wiesbaden seit dem 14. Jahrhundert belegt, allerdings handelte es sich immer nur um einzelne Familien. 1514 ist der Jude Jakob, Sohn des Moses aus Nürnberg, nachgewiesen, möglicherweise war er ein Bruder des ein Jahr zuvor in Schierstein angenommenen Salmon. 1573 wurde eine Judenordnung erlassen; 1587 bestätigte Albrecht Graf von Nassau-Saarbrücken die Judenfreiheit für Joseph und seine beiden Söhne Salomon, Jacob und seinen Schwiegersohn Joseph „gleich anderen ... hindersessigen Juden zu Wiesbaden“. Es muss also bereits zu dieser Zeit eine größere Gemeinschaft gegeben haben, die durch den kriegsbedingten Zuzug von Juden im Jahr 1622 noch vermehrt wurde. Im Jahr 1625 beschwerten sich Schultheiß und Schöffen der Stadt Wiesbaden über die große Anzahl von Juden in der Stadt. Auch wenn ihre Auflistung nur sieben Personen nennt, die sämtlich bei Christen zur Miete wohnten, hatten jene doch – so die Klage der Stadtväter – Ehefrau „undt eine zimliche anzahl Kinder, konten wol ein klein Dörflein besezen“. Zudem beklagte man sich über den (angeblichen) Müßiggang der Juden, ihre „durchtringliche Nahrung“ und den Umstand, dass sie weder der Herrschaft noch der Stadt irgendwelche Dienste leisteten.2 Im folgenden Jahr wurden die Juden aus der Stadt gewiesen; gut zehn Jahre später jedoch durfte sich ein Jude (Nathan) wieder für ein Jahr niederlassen. Die Beschränkung wurde jedoch aufgehoben und nach und nach weitere Juden zugelassen. Arnsberg nennt für 1697 fünf Juden, d.h. jüdische Familien, für 1724 neun und für 1747 elf.3 Ein Rabbiner ist seit 1700 belegt, was für die Existenz einer organisierten Gemeinde spricht. Wiewohl Juden in Wiesbaden starken Beschränkungen unterlagen, etwa dem Verbot der Benutzung der allgemeinen Kuranlagen oder des Spielbetriebs, erfreuten sich die heißen Quellen auch bei jüdischen Kurgästen großer Beliebtheit. Im Lauf des 18. Jahrhunderts entwickelte sich ein eigener „jüdischer Kurbetrieb“.4 Es gab mindestens vier von Juden betriebene bzw. besessene Badehäuser, dazu ein Kaffeehaus. Im Gegensatz zu den allgemeinen bzw. „christlichen“ Badehäusern konnten die jüdischen Eigentümer ihren Kurgästen die Einhaltung der Speise- und sonstigen Religionsgesetze gewährleisten. Abgesehen von den im Kurbetrieb beschäftigten Personen gab es noch einige Kaufleute und Geschäftsinhaber. Die meisten Juden lebten im Norden der damaligen Stadt im Bereich Krämergasse, Webergasse, Metzgergasse (Wagemannstraße) und Spiegelgasse.

Um 1800 lebten 14 jüdische Familien in Wiesbaden, 1815 waren es 20; für 1820 sind 85 jüdische Einwohner belegt. Zwanzig Jahre später hatte sich die Zahl beinahe verdreifacht, 1871 waren es 893. Ein Zuzug von Juden aus Osteuropa ließ die Zahl jüdischer Einwohner stark anwachsen:5 1885 lebten 1.370 Juden in Wiesbaden, 1905 waren es 2.646, 1924 3.463, zu denen noch die (wenigen) Juden aus Sonnenberg und Dotzheim hinzukamen. Diese Zahlen müssen jedoch in Relation zur Einwohnerzahl von Wiesbaden gesehen werden, die 1834 noch bei rund 11.000 lag, sich bis zur Mitte des Jahrhunderts auf rund 20.000 verdoppelt hatte (1885: ca. 55.500) und um 1900 die 100.000 überschritt. Der Prozentsatz jüdischer Einwohner an der Gesamtbevölkerung lag stets bei nur ungefähr 2,2 bis 2,6 Prozent.

Der Aufstieg Wiesbadens zur Kurstadt und die (verhältnismäßig) liberale Einstellung der nassauischen Landesregierung ermöglichte es den Juden, nach der rechtlichen Gleichstellung im Jahr 1848 alle Bereiche des öffentlichen, gesellschaftlichen und geschäftlichen Lebens wahrzunehmen, etwa als Hotelbesitzer, Ärzte oder Juristen. Auch die sogenannten „Ostjuden“, die hauptsächlich im Westend lebten, wurden dank des Einsatzes von Rabbiner Dr. Paul Lazarus schnell in die Stadt integriert. Im Ersten Weltkrieg fielen 42 jüdische Wiesbadener, für die ein Denkmal auf dem Nordfriedhof gesetzt wurde.

Trotzdem breitete sich auch in Wiesbaden der Ungeist des Nationalsozialismus rasch aus. Nach 1933 verließen etwa 1.000 Juden infolge der zunehmenden Repressalien die Stadt bzw. wanderten aus, doch lebten 1939 noch rund 1.232 Juden in Wiesbaden. Über 250 Geschäfte jüdischer Eigentümer wurden bis 1938 „arisiert“. Im Zusammenhang mit der Reichspogromnacht wurden die noch bestehenden Geschäfte geplündert und Juden in ihren Wohnungen überfallen. Mehrere hundert Männer wurden in das KZ Buchenwald verschleppt.6 Im Mai und September 1942 wurden alle noch in Wiesbaden befindlichen Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Weit über einhundert Personen begingen aus Angst vor der drohenden Deportation Suizid. Über 1.500 jüdische Wiesbadener sind als Opfer des Holocausts belegt.

Nach 1945 kehrten nur etwa zwölf jüdische Wiesbadener in die Stadt zurück; allerdings zogen Juden aus anderen Städten bzw. Osteuropa hinzu. Schon im Dezember 1946 wurde mit Unterstützung der amerikanischen Militärregierung eine neue jüdische Gemeinde gegründet, die drei Jahre später etwa 300 Mitglieder zählte.7

Bedeutende Persönlichkeiten

Die bis weit in das 19. Jahrhundert hinein kleine Gemeinschaft von Juden in Wiesbaden hat nicht zur Ausbildung einer besonderen Lehrtradition oder eines Lehrzentrums geführt, wie es etwa für die mittelalterlichen Städte in Mainz, Worms und Speyer oder für die (Reichs-)Städte Frankfurt und Friedberg belegt ist. Lokalen Einfluss hatte die Familie Tendlau, deren „Ahnherr“ Abraham Joseph seit 1760 in Wiesbaden als Rabbiner tätig war und zudem ein Badehaus leitete. Ihm folgte sein Sohn Heyum Abraham Dentla bzw. Tendlau (gest. 1829); seine Söhne waren Lehrer im Philanthropin in Frankfurt.8 Weitaus bekannter ist Abraham Geiger (1810–1874), einer der geistigen Väter des sogenannten „Reformjudentums“, der von 1832 bis 1837 als Rabbiner in Wiesbaden tätig war. Trotz der verhältnismäßig kurzen Tätigkeit ist es wahrscheinlich, dass er die geistige Basis für den liberalen Geist der Wiesbadener Gemeinde legte. Sein Nachfolger, Dr. Samuel Süßkind (1811–1894), war vierzig Jahre lang Rabbiner in Wiesbaden und zugleich auch Bezirksrabbiner. Er unterstützte den Bau der Synagoge am Michelsberg, die für den Gottesdienst nach reformiertem Ritus gedacht war, und versuchte vergeblich, eine Spaltung der Gemeinde zu verhindern. Auch Dr. Michael Silberstein (1834–1910), sein Amtsnachfolger, war ungewöhnlich lange in Wiesbaden tätig. Nach vierundzwanzig Jahren folgte ihm 1908 Dr. Adolf Kober (geb. 1879), der jedoch schon zehn Jahre später in seinen Herkunftsort Köln zurückkehrte.

Nach dem Ersten Weltkrieg amtierte Dr. Paul Lazarus (geb. 1888 Duisburg, gest. 1951 Haifa) als Stadt- und Bezirksrabbiner. Er machte sich insbesondere um die Integration der sogenannten „Ostjuden“, die rund ein Drittel der Gemeinde ausmachten, verdient. Nach Vorbild des Freien Jüdischen Lehrhauses, das Franz Rosenzweig 1920 in Frankfurt gegründet hatte, organisierte er auch in Wiesbaden ein jüdisches Lehrhaus.

Saul Lilienthal (geb. 1877 Danzig) war ab 1925 Kantor und Religionslehrer der Jüdischen Gemeinde und leitete zudem den Synagogenchor. Von 1927 bis 1933 gab er die „Jüdische Wochenzeitung für Nassau“ heraus. Bedeutend ist seine im Jahr 1938 verfasste Schrift „Jüdische Wanderungen“, eine Momentaufnahme jüdischer Gemeinden in Hessen vor ihrer Vernichtung.9 Saul Lilienthal wurde 1942 deportiert und starb in Auschwitz.

Zu den auch überregional bekannten jüdischen Wiesbadenern gehört die Schauspielerin Luise Wolff (gest. 1917), die ursprünglich aus Königsberg stammte. Sie war zunächst unter Herzog Adolf von Nassau, dann unter Kaiser Wilhelm II. eine gefeierte Schauspielerin und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Sie ist auf dem jüdischen Friedhof an der Platter Straße begraben. Entsprechend der Nachfrage in der weltbekannten Kurstadt waren ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Ärzte jüdischen Glaubens in Wiesbaden tätig. Bekannt ist die „Mediziner-Dynastie“ Herxheimer, die von dem in Wiesbaden-Dotzheim geborenen Salomon Herxheimer, einem Rabbiner, abstammt.10

Mahnmale und Gedenkorte, Forschung

Nach dem Krieg entstand zwischen der JRSO, der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden und dem Magistrat der Stadt ein Streit über die Wiedergutmachung, da die JRSO als rechtmäßiger Eigentümer der zerstörten Synagoge am Michelsberg galt und das Grundstück an die Stadt Wiesbaden verkauft hatte, gleichzeitig aber die Jüdische Gemeinde eine Wiedergutmachung für das Inventar verlangte. Mit dem Geld, von dem ein Vorschuss als Notstandsbeihilfe gezahlt werden sollte, wollte die Jüdische Gemeinde arme und alte Gemeindemitglieder, die selbst keine Wiedergutmachungsansprüche stellen konnten, unterstützen.11

In den 1950er Jahren erfolgte aus städtebaulichen Erwägungen eine Neuführung der Straßen. Hierbei wurde die neue Coulinstraße quer durch das ehemalige Synagogengrundstück bis zur Schwalbacher Straße geführt. Auf dem restlichen Grundstück am Fuß des Michelsberg, ungefähr auf dem Areal des ehemaligen Gemeindehauses, wurde in dem 1953er Jahren eine Gedenkstätte errichtet. Der an für sich im Stil der Zeit würdig gestaltete Platz verkam jedoch in der Folgezeit zu einem städtebaulichen Schandfleck, als in den 1980er Jahren für die Realisierung einer „autogerechten Stadt“ auf der Coulinstraße eine Hochbrücke errichtet wurde. Diese auf Stelzen stehende Brücke veränderte den Ort bis zur Unkenntlichkeit. Eine visuelle Erinnerung an die Synagoge war dadurch unmöglich gemacht worden, woran auch die Gedenkstätte, die nun völlig versteckt hinter und beinahe unter der Brücke lag, nichts ändern konnte. Der Abriss der Hochbrücke im Jahr 2001 ermöglichte die Neugestaltung des ehemaligen Synagogenareals, doch dauerte es noch zehn Jahre, bis die Planungen für eine neue Gedenkstätte realisiert werden konnten. Im Jahr 2011 schließlich wurde die Gedenkstätte „Namentliches Gedenken“ eingeweiht. Drei sieben Meter hohe Stahlwände und Steinplatten auf dem Bürgersteig und der nun wieder ebenerdig verlaufenden Coulinstraße zeigen den Mauerverlauf der ehemaligen Synagoge. In die Nordwand am Fuß des Michelsberg ist ein Band eingelassen, auf dem die Namen der 1507 von den Nationalsozialisten ermordeten, bisher bekannten jüdischen Wiesbadenern eingraviert sind. Ein kleiner Platz vor der Nordwand, der gewissermaßen im Innenraum der ehemaligen Synagoge liegt, ermöglicht Gedenkveranstaltungen. Stelen bieten zahlreiche Informationen zur Synagoge, der Jüdischen Gemeinde und ihrer Vernichtung. Die von der Berliner Architektin Barbara Willeke und der Künstlerin Valeria Sass entworfene Gedenkstätte wurde von der Stadt Wiesbaden finanziert.12

Ein weiteres Mahnmal befindet sich auf dem Gelände des inzwischen abgerissenen Schlachthofs neben dem Hauptbahnhof. Zentrales Motiv des Mahnmals ist eine Fotografie, die während der vom Schlachthof aus durchgeführten Deportationen aufgenommen und überlebensgroß auf ein erhaltenes Wandelement des Schlachthofs gesprüht wurde. Das isoliert stehende Wandelement wird durch eine Kastanienallee erschlossen. In die Sandsteineinfassungen der Bäume sind Zitate aus Abschiedsbriefen von jüdischen Wiesbadenern eingraviert, die kurz vor oder während der Deportation verfasst wurden.13

In Wiesbaden-Nordenstadt wurde im Jahr 1994 eine Gedenkstätte zur Erinnerung an die aus Nordenstadt deportierten Juden errichtet. Sie befindet sich vor dem alten Rathaus (Stolberger Straße/Ecke Heerstraße) und besteht aus vierzehn unterschiedlich hohen Stelen aus Metall, wobei jedem Ermordeten eine eigene Stele gewidmet ist, die auf einer Messingplatte seinen Namen trägt.14

Im Jahr 1988 wurde der „Förderkreis Aktives Museum Deutsch-Jüdischer Geschichte in Wiesbaden“ gegründet, der sich später in „Aktives Museum Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte in Wiesbaden e.V.“ umbenannte und im Haus Spiegelgasse 11 das gleichnamige Museum betreibt sowie über eine Sammlung und ein Archiv verfügt. Das Museum widmet sich der jüdischen Geschichte Wiesbadens, insbesondere aber der Erforschung der NS-Zeit. Auf seine Anregung hin werden Stolpersteine im Stadtgebiet verlegt. An verschiedenen Orten informieren Stelen über Leben und Schicksal jüdischer Wiesbadener.15

Die vom Aktiven Museum Spiegelgasse initiierte „Paul Lazarus Stiftung“ hat die Aufbereitung der dem Museum gehörenden Sammlungen und die aktive Erforschung der jüdischen Geschichte Wiesbadens zur Aufgabe.16

Betsaal / Synagoge

Der im Jahr 1573 erwähnte Betraum im Haus des Juden Joseph, dem Badhaus „Zum Helm“, ist der erste Beleg für einen eigenen Betraum der Jüdischen Gemeinde. Das Badhaus befand sich entweder in der (heutigen) Goldgasse 1 oder aber etwa auf dem heutigen Grundstück Langgasse 47, nördlich der mittelalterlichen Stadt.17 Wie lange der Betraum dort genutzt wurde, ist unbekannt.

Die Wiesbadener Juden wohnten vor allem in der Metzgergasse (heute Wagemannstraße). Diese auch als „Judengasse“ bezeichnete Straße lag ursprünglich außerhalb des Kernbezirks der durch eine Mauer umschlossenen mittelalterlichen Burg bzw. sogenannten „Engeren Stadt“ jenseits des (Burg-)Grabens bzw. Badhaus-Weihers an der westlichen Burgmauer. Die Lage der Gasse vor der alten Burgmauer bzw. der „Engeren Stadt“ erinnert an eine typische hochmittelalterliche Ansiedlung von Juden – vor der Burg, aber in unmittelbarer Nähe –, doch ist die Bezeichnung Judengasse erst im 16. Jahrhundert belegt; zuvor nannte man sie einfach „Auf dem Graben“. Ein Ghetto, wie etwa in Frankfurt, gab es in Wiesbaden nicht, und eine städtische Randlage der Judengasse war, anders als die Bezeichnung „Auf dem Graben“ vermuten lässt, längst nicht mehr gegeben, im Gegenteil: Durch schon mittelalterliche Stadterweiterungen und die Anlage der Stadtmauer im frühen 16. Jahrhundert befand sie sich inzwischen im Bereich der Innenstadt, dem sogenannten „Flecken“.18 Bei der Aufnahme bzw. Zulassung von Juden in die Stadt im Jahr 1622 wurde ausdrücklich festgelegt, dass sie „keine Synagogen halten“ durften. Der Gottesdienst wurde vermutlich in einem Privatraum abgehalten.19

Spiegelgasse 9 und 11 – Haus „Spiegel“ und „Zum Rebhuhn“

Zum Jahr 1732 ist eine Betstube in der Metzgergasse (heute Wagemannstraße) belegt, vermutlich im Haus Nr. 33.20 Im selben Jahr verlegte man die Betstube in das ehemalige Badehaus „Zum Rebhuhn“ in der Spiegelgasse (jetzt Nr. 9), das seit 1724 einen jüdischen Besitzer hatte und später Jakob Samuel (Schmul) gehörte. Die abseitige Lage der Spiegelgasse im Nordosten der Stadt am „Neuen Herrngarten“21 wurde durch die Einbindung in das Quell- und Kurviertel, dem sogenannten „Sauerland“, wieder ausgeglichen. Zusammen mit dem benachbarten Haus „Spiegel“ (Spiegelgasse 11) wurde das „Rebhuhn“ im 18. Jahrhundert zum kulturellen Zentrum der Jüdischen Gemeinde Wiesbadens.22

Das Badhaus „Spiegel“ ist im 16. Jahrhundert erstmals lokalisierbar. 1561 vergrößerte der Besitzer das Grundstück um die Hälfte der beim Brand dieses Jahres zerstörten „Linde“, ein ebenfalls seit Anfang des 16. Jahrhunderts belegtes Badhaus. Nur zwölf Jahre später wurde im „Spiegel“, der durch einen Quellannex des Kochbrunnens gespeist wurde, ein Bad für Juden eingerichtet, wahrscheinlich eher eine Kureinrichtung als ein Ritualbad, was einen jüdischen Hausbesitzer vermuten lässt. 1724 wurde an derselben Stelle ein Neubau errichtet. Das benachbarte Badhaus „Rebhuhn“ wurde 1547 beim Stadtbrand zerstört und wieder aufgebaut, wobei allerdings die Quelle nicht weitergenutzt wurde, wie das Fehlen des „Rebhuhns“ in den Badhaus-Listen des 17. Jahrhunderts belegt. Vermutlich wurde das „Rebhuhn“ im Jahr 1636 neu aufgebaut. Ob sich die seit 1732 belegte jüdische Betstube in diesem Haus oder in einem Nachfolgegebäude befand, ist unbekannt.23

Durch die Heirat seiner Tochter Klärle wurde der aus Tennenlohe in Franken stammende Rabbiner Abraham Salomon Tendlau (Dendlau) erst Miteigentümer und im Jahr 1780, nach dem Tod seines Schwiegervaters, Alleineigentümer des Hauses, in dem die Betstube bis zu seinem eigenen Tod (1790) bestand. Als Grund für die Verlegung sind Erbauseinandersetzungen oder wirtschaftliche Gründe denkbar – seine Witwe Klärle und später ihr Sohn Hirsch Abraham Tendlau führten das Badehaus bis 1825 weiter –, oder aber der Wunsch der Gemeinde nach einer größeren Betstube.

Webergasse 40

Für den neuen Betraum stellten Josef und Jakob Sabel, der im Jahr 1806 das wohlhabendste Mitglied der Jüdischen Gemeinde war, ein Holz- bzw. Fachwerkhaus im Hof ihrer Liegenschaft in der Oberen Webergasse (Nr. 40), gegenüber der Einmündung der Saalgasse, zur Verfügung.24 Das für die Synagoge vorgesehene Gebäude, ansonsten als Holzstall und Schuppen genutzt, war rechtwinklig an das zur Straße hin liegende Wohnhaus von Josef und Jakob Sabel angebaut und stand traufseitig direkt an der Grundstücksgrenze zum Nachbarn „Zur Stadt Darmstadt“. Im rückwärtigen Hofbereich des länglichen Grundstückes befanden sich ein Garten und eine Scheuer. Die Betstube wurde im Obergeschoss eingerichtet und war in einen kleineren Frauenbereich und einen größeren Männerbereich unterteilt, die jeweils über getrennte Treppen und Zugänge verfügten. Der Zugang der Männer erfolgte durch das Untergeschoss und eine innenliegende Treppe; die Frauen benutzten eine außenliegende Treppe entlang der Wand von Sabels Wohnhaus. Wie zur Vermeidung von Streitigkeiten mit den Grundstücksnachbarn allgemein üblich, führten die Fenster des Hauses nur auf den eigenen Hof. Fünf Fenster auf der Traufseite, davon zwei im Männerbereich, und zwei auf der Giebelseite, vermutlich über dem Toraschrein, erhellten die Betstube. Mit ca. 48 Quadratmetern Grundfläche, die sich aus den überlieferten Außenmaßen von 10,50 Metern Länge und 4,65 Metern Breite ergeben, war allerdings auch die neue Betstube für die 16 jüdischen Familien, die um die Wende zum 19. Jahrhundert in Wiesbaden nachgewiesen sind, nicht gerade großzügig bemessen, zumal auch Juden der Wiesbadener Vororte, die nicht über eigene Beträume verfügten, und, vor allem in den Sommermonaten, jüdische Kurgäste ebenfalls den Gottesdienst besuchten.25

Schon 1816 war die Betstube zu klein für die inzwischen etwa 100 Mitglieder zählende Gemeinde, so dass man bei der nassauischen Landesregierung die Genehmigung zur Vergrößerung der Betstube erbat. Nach dem Gutachten des damit von der Landesregierung beauftragten Bauinspektors Faber war das Gebäude wegen minderwertiger Materialien und Bauausführung in einem sehr schlechten Zustand, so dass eine gründliche Renovierung und Vergrößerung mindestens 535 Gulden und 3 Kreuzer verursachen würde. Hinzu kam das „Mißfallen“, das Fremde – auswärtige Kurgäste – über die Synagoge geäußert hätten, weswegen Faber eine Renovierung ablehnte und stattdessen „für die Erwerbung eines freundlicheren, gesünderen und anständigeren Locals zur Gottesverehrung“ plädierte. Die von der Landesregierung erbetene Erstellung eines Kostenvoranschlages für ein fiktives (Wohn-) Haus von ca. 15 Metern Länge und 10,8 Metern Breite, in dem eine Betstube eingerichtet oder das zu einer Synagoge umgebaut werden sollte, lehnte Faber ab, da ein derartiger Kostenvoranschlag von zu vielen Faktoren abhängig sei. Außerdem habe eine Synagoge, genau wie eine Kirche, eine vom Wohnbau stark abweichende Architektur, weswegen weder die Synagoge in einem Wohnhaus, noch eine Wohnung in der Synagoge eingerichtet werden könne – eine bemerkenswert frühe Feststellung über den Stellenwert der synagogalen Architektur.26 Um die Pläne zu konkretisieren, schlug die Landesregierung der Jüdischen Gemeinde vor, eine Synagoge an der neu angelegten Schwalbacher Straße zu errichten. Allerdings sah sich die Jüdische Gemeinde außerstande, die für einen Neubau geschätzten Kosten von 5.000–5.500 Gulden aufbringen zu können. Auch der vorgeschlagene Ort gefiel ihr nicht, da seine Lage jenseits des mittelalterlichen Mauerrings im bislang kaum bebauten Vorland eine „Verbannung“ aus der Kernstadt suggerierte, zumal die Schwalbacher Straße damals erst im südlichen Abschnitt bebaut war und noch nicht mit der damaligen „Promenade“ oder „Promenadenweg“ verbunden war, die später die Schwalbacher Straße bildete.27 Da eine Renovierung und Erweiterung des bislang genutzten Hauses die unrepräsentative Hinterhoflage auf Jahre gefestigt hätte, lehnte die Landesregierung schließlich das Gesuch der Gemeinde ab, gewiss auch mit der Hoffnung, sie auf diese Weise doch noch zu einem Neubau zu zwingen, dessen Genehmigung – bei Vorliegen der dafür notwendigen Summe – in Aussicht gestellt wurde. Die Folge war jedoch, dass die Gemeinde mangels Mitteln noch gut sieben Jahre länger die unzulängliche Betstube in der Webergasse Nr. 40 nutzte.28 Auch den im Frühjahr 1824 gestellten Antrag auf Teilabriss und Renovierung der Synagoge lehnte die Landesregierung ab.

Kurze Zeit später, im April 1824, beantragte Michael Windecker als Vorsteher der Jüdischen Gemeinde zusammen mit Mayer Sabel, dem neuen Eigentümer der Liegenschaft Webergasse 40, eine neue Synagoge auf der unbebauten Gartenfläche des bisher genutzten Grundstücks errichten zu dürfen. Der hierzu von Baudirektor Carl Florian Götz entworfene Plan zeigt ein quadratisches Gebäude mit einem von zwei Fenstern begleiteten Zugang auf der Hofseite sowie drei Fenstern auf der gegenüberliegenden Seite. Die Ostseite mit dem Thoraschrein sowie die Nordseite waren fensterlos; die Bimah sollte traditionell in der Mitte des Raumes stehen. Für die Frauen war eine dreiseitig umlaufende Empore vorgesehen.29 Baudirektor Götz wies allerdings darauf hin, dass das Gebäude nur für die Gemeinde, nicht aber auch für auswärtige Kurgäste ausreichend sein würde; zudem könnte es wegen des abfließenden Regenwassers Probleme mit dem Grundstücksnachbarn geben, damals Christian Schlichter, Posthalter und Inhaber des Badhauses „Zum Adler“. Da zudem die Bebauung der Gartenfläche das ohnehin schon eng bebaute Areal noch weiter verdichtet hätte, sprachen auch feuerpolizeiliche Gründe gegen die Errichtung der geplanten Synagoge, so dass die Landesregierung zwar durchaus begründet, aber entgegen ihrer Ankündigung aus dem Jahr 1817, den Antrag der Gemeinde ablehnte. Stattdessen schlug sie erneut die Errichtung einer Synagoge auf einem anderen Bauplatz vor. Wegen akuter Einsturzgefahr der alten Synagoge in der Webergasse 40 sah sich die Regierung gezwungen, im Sommer 1824 ein allgemeines Nutzungsverbot zu erlassen, so dass die Gottesdienste in einem angemieteten Raum abgehalten werden mussten. Da dies auf Dauer sehr unpraktisch war und zudem nicht dem gestiegenen Selbstbewusstsein der Gemeinde entsprach, erwarb die Gemeinde den sogenannten „Mahrischen Gartensaal“, um ihn zur Synagoge umzubauen. Die alte Synagoge blieb vorerst im Besitz der Gemeinde, doch verschiedene Nutzungsideen, wie beispielsweise. als Unterrichts- oder Versammlungsraum, scheiterten an der Baufälligkeit. Ein Verkauf wurde durch die komplizierten Eigentumsverhältnisse erschwert: Das Gebäude gehörte der Jüdischen Gemeinde, das Grundstück Beele Sabel. Gut zehn Jahre später, im Jahr 1835, erwarb sie die ehemalige Synagoge für 500 Gulden.30 Der Gebäudekomplex der Webergasse 40 wurde zwischen 1901 und 1903 bei der Anlage der Coulinstraße abgerissen und das Grundstück durch die neue Straßenführung vollständig überformt.31

Schwalbacher Straße (ehemals „Mahrischer Gartensaal“)

Der Mahrische Gartensaal, benannt nach seinem ehemaligen Eigentümer, dem Wiesbadener Landwirt Johann Jakob Mahr, lag südwestlich des den Michelsberg abschließenden Stumpfen Tores zwischen dem Promenadenweg (später Schwalbacher Straße) und der Stadtmauer in einem von einer Mauer umgebenen Gartengelände. Das Gebäude war 1811 von Johann Jakob Mahr als Tanzsaal mit Kegelbahn errichtet worden, um für den im nördlichen Teil des Gartens eingerichteten Wirtsbetrieb eine passende Behausung für Gastronomie und Tanzvergnügungen zu schaffen. Schon sieben Jahre später erwarb der Weinwirt Balthasar Wilhelm Schramm den gesamten Garten, dessen Witwe das Gelände nach seinem Tod weiterverkaufte.

Am 22. Juni 1824 schlossen die Vertreter der Jüdischen Gemeinde, Michael Windecker, Israel Sabel, Isaak Jakob Hiffelsheimer und Gerson Meier sowie Witwe Schramm vor dem Stadtschultheißen Michael Fussinger den Kaufvertrag. Für 2.500 Gulden, von denen 2.000 Gulden bei der am 1. August 1824 geplanten Eigentumsübertragung und die restlichen 500 Gulden am 1. Oktober 1824 gezahlt werden sollten, sollten Grundstück und Gebäude Eigentum der Jüdischen Gemeinde werden.32 Allerdings stellte die Gemeinde erst nach Abschluss des Kaufvertrags ein Gesuch um Genehmigung des Ankaufs des Gartensaals und dessen Umbau zur Synagoge, ein bei der kritischen Haltung der Landesregierung riskantes Vorgehen. So wies die Landesregierung vor Erteilung der Genehmigung Stadtdirektor Johann Joseph Thewalt an, die Begebenheiten des Grundstücks zu überprüfen. Entscheidend war die Möglichkeit zur Errichtung eines Eckhauses mit Hofraum an der Einmündung der Straße Michelsberg in die (geplante) Schwalbacher Straße, das den Zugang zur Innenstadt ansprechend repräsentieren sollte, sowie die Lage der Synagoge, die von der Straße aus nicht einsehbar sein sollte, wozu ausdrücklich die Errichtung einer massiven Mauer mit Eingangstor anstelle eines Gitters vorgeschrieben wurde. Mit diesen Vorgaben zeigte sich die Landesregierung, die schon seit Jahren – auch zur Repräsentation gegenüber jüdischen Kurgästen – auf die Errichtung einer neuen Synagoge gedrängt hatte, bei der Umsetzung konkreter Pläne weitaus restriktiver als bei ihren Versprechungen.

Das Gutachten von Bauinspektor Faber fiel positiv aus. Das Grundstück war groß genug, um davon ca. 560 Quadratmeter für die Synagoge und ihren Hofbereich abzuzweigen und auf der übrigen Fläche das gewünschte Eckgebäude zu errichten. Die Breite des für die Synagoge vorgesehenen Grundstücks betrug 15 Meter an der Schwalbacher Straße, die Grundstückstiefe etwa 35 Meter. Da der leicht schräg auf dem Grundstück stehende Gartensaal von der Straße abgerückt war, konnte man von außen nur den Giebel erkennen und ihn für ein „Oeconomiegebäude“ der benachbarten Häuser halten. Ganz im Sinne der Landesregierung lobte Faber besonders die abgerückte Lage, die, anders als eine Straßenständigkeit, die „Belästigung“ der Passanten durch den „Judengesang“ gering halten würde.33 Durch Fabers Gutachten und seinen vorgelegten Bauplan überzeugt, genehmigte die Landesregierung am 2. Oktober 1824 den – längst durchgeführten – Ankauf des Grundstückes und den Umbau des Gebäudes.

In den folgenden zwei Jahren wurde der ehemalige Mahrische Gartensaal zur Synagoge umgebaut. Das Gebäude hatte eine Grundfläche von 23,40 x 11,40 Metern (275 Qadratmeter), von denen ca. 185 Quadratmeter für den Gottesdienstraum und ca. 90 Quadratmeter für die Wohnung des Vorsängers gedacht waren. Um eine Frauenempore und eine Decke nach Art eines Tonnengewölbes einbauen zu können, wurde die Decke um 2,40 Meter erhöht, wobei man allerdings tragende Teile des Dachgebälks entfernte und somit die Verbindung zu den Umfassungsmauern auflöste. Ein ersatzweise eingebrachtes, im Mauerwerk verankertes Gestänge löste die dadurch entstandenen statischen Probleme nur unzureichend.34 Fabers Entwurf der Giebelseite zeigt ein schlichtes klassizistisches Gebäude mit einem von zwei Rundbogenfenstern flankierten doppeltürigen Portal mit Rundbogen über dem (Sandstein-)Sturz, das als Haupteingang für die Männer dienen sollte. Über dem Portal war in dem durch ein Gesims betonten Feld des Dreiecksgiebels ein rundes Fenster mit Rosette angebracht. Der Zugang der Frauen lag hinter der Gebäudeecke auf der Nordseite und führte auf die neu eingezogene Empore, die etwa ein Drittel der Raumfläche einnahm. Jeweils vier Rundbogenfenster auf der Süd- und Nordseite gaben dem Gottesdienstraum Licht. Für den Thoraschrein an der bis auf ein halbes, im Giebelbereich gelegenes Rundbogenfenster fensterlosen Ostwand hatte Faber ebenfalls einen klassizistischen Entwurf gezeichnet, der einen flachen Dreiecksgiebel auf zwei flankierenden Säulen vorsah. Die Bimah stand in der vorderen (östlichen) Hälfte des Raumes.35

Auch wenn die Landesregierung die Synagoge vor den Blicken der Öffentlichkeit verbergen wollte, sollte andererseits nach ihrer Vorstellung das Innere sehr prächtig ausgestaltet sein, vielleicht um jüdische Kurgäste zu beeindrucken. Der Thoraschrank sollte von zwei schwarzen Marmorsäulen eingerahmt sein, deren Kapitelle je mit einem vergoldeten strahlenden Auge verziert werden sollte. Beim Material der Doppeltüren des Schrankes dachte man an fein lackiertes Eisenblech. Als Krönung des Schrankes sollte die in eine Marmortafel gravierte Inschrift vergoldete Buchstaben erhalten. Auch für die Stufen der Bimah hatte die Landesregierung Marmor vorgesehen; das Eisengitter sollte mit goldenen Rosetten geschmückt werden. Anstelle der 15 vom Architekten bzw. der Gemeinde gewünschten Lüster schlug die Regierung einige kleinere Lüster und einen Hauptlüster vor, der vermutlich entsprechend prunkvoll ausgeführt werden sollte. Weniger konkret waren die Vorstellungen bezüglich der Bestuhlung, bei der die Landesregierung auch eine Weiterverwendung der Stühle der alten Synagoge für möglich hielt. Unter Berücksichtigung der ohnehin schon die knappe Finanzsituation der Gemeinde belastenden Baukosten hielt Bauinspektor Faber in einer Stellungnahme vom 4. August 1825 diese Vorschläge allerdings für zu kostspielig. Er schlug stattdessen vor, farbig gestrichenes Holz anstelle des Marmors an Thoraschrank und Bimah zu verwenden und auch die Säulen der Bimah aus Holz anzufertigen.36

Die Kosten für den Ankauf des Grundstücks und des Tanzsaales sowie sein Umbau zur Synagoge betrugen 5.377 Gulden, welche die Gemeinde nicht allein aufbringen konnte. Der Landesherr, Herzog Wilhelm, lehnte einen Zuschuss ab, doch aus Frankfurt trafen großzügige Spenden ein: Der Bankier Meyer Amschel von Rothschild, der auch nassauischer Hofbankier war, spendete 1.000 Gulden, von weiteren Frankfurter Juden trafen Spenden in Höhe von insgesamt 694 Gulden 9 Kreuzer ein. Durch die Versteigerung der Plätze in der Synagoge wurden 142 Gulden 12 Kreuzer für den Umbau erzielt – statt der erwarteten 600 Gulden –; ein weiterer Beitrag waren die aus dem Verkauf des alten Synagogengebäudes in der Webergasse 40 erbrachten 500 Gulden. Auch Sachstiftungen trugen zur Ausstattung der Synagoge bei: Michael Windecker, der Vorsteher der Gemeinde, stiftete den Vorhang des Thoraschreins; zwei Leuchter wurden durch die Gemeindejugend finanziert. Trotz dieser Spenden und Einnahmen musste die Gemeinde Kredite aufnehmen, die sie noch 30 Jahre lang abbezahlte.37

Zwei Jahre nach dem Erwerb des ehemaligen „Mahrischen Gartensaals“ und den folgenden umfangreichen Umbaumaßnahmen wurde am 24. Februar 1826 die Einweihung der Synagoge gefeiert.38 Allerdings untersagte die Landesregierung die von der Gemeinde vorgesehene öffentliche Überbringung der Thorarollen aus der alten in die neue Synagoge, die nach jüdischer Tradition mit einem öffentlichen Festumzug, Musik und Gesang gefeiert werden sollte. Den von der Gemeinde in ihrem diesbezüglichen Gesuch vorgetragene Vergleich mit katholischen Fronleichnamsprozessionen wies die Landesregierung zurück, da die Juden nicht die Rechte einer Kirche genössen, sondern nur toleriert seien und daher ihren Kultus nicht öffentlich ausleben dürften; darüber hinaus seien öffentliche Prozessionen auch den Katholiken (in Wiesbaden) nicht gestattet. Diese Entscheidung zeigt, dass sich religiöse Verbote keineswegs nur gegen Juden richteten. Auch Mitglieder christlicher Konfessionen – je nach Region die katholische oder protestantische Minderheit sowie Mennoniten und andere – waren davon betroffen; allgemeine Religionsfreiheit bestand im Herzogtum Nassau noch nicht. Immerhin erlaubte die Landesregierung der Jüdischen Gemeinde, im Ballsaal des Hotels „Rose“ anlässlich der Einweihungsfeier eine Tanzveranstaltung abzuhalten. Der Festgottesdienst wurde durch Rabbiner Heyum Abraham Tendlau, ein Sohn des von 1760 bis 1790 amtierenden Rabbiners Abraham Salomon Tendlau, geleitet. Der mit ihm vermutlich verwandte Abraham Moses Tendlau, 1802 in Wiesbaden geboren, und Salomon Herxheimer aus Dotzheim hielten die Festpredigten. Als Kantor hatte man den Mainzer Vorsänger Lehmeier und drei weitere Sänger zur Begleitung gewinnen können. Da die Festpredigt später auf Kosten eines evangelischen Wiesbadeners gedruckt wurde, ist zu vermuten, dass auch christliche Gäste an der Einweihungsfeier der Synagoge teilnahmen.39

Die mangelhafte Bausubstanz des ehemaligen Gartensaales und die Folgen der Aufstockung beim Umbau zur Synagoge führten dazu, dass bereits 14 Jahre nach der Einweihung gravierende Schäden auftraten und man erneut an einen Neubau dachte, den die Mehrheit der Gemeindemitglieder allerdings ablehnte. Erst knapp vierzig Jahre später, als sich die Zahl der Mitglieder von 200 (1833) auf 550 mehr als verdoppelt hatte und der ehemals „auf der grünen Wiese“ gelegene frühere Gartensaal durch vollständige Umbauung des Grundstücks in eine unschöne Hinterhoflage geraten war,40 entschied sich die Gemeinde zu einem Neubau, der nicht nur allen Gemeindemitgliedern und der wachsenden Anzahl jüdischer Kurgäste Platz bieten, sondern durch Größe, Lage und Ausstattung auch das Selbstbewusstsein und die Bedeutung der Jüdischen Gemeinde verkörpern sollte.41

Michelsberg

Im Februar 1863 richtete die Jüdische Gemeinde ein Gesuch an Herzog Adolf, ein Grundstück für die Errichtung einer neuen Synagoge zu bewilligen.42 Wie aus der Korrespondenz hervorgeht, war der überregional bekannte nassauische Architekt Philipp Hoffmann (1806–1889), der in Wiesbaden bereits die Russische Kapelle, eine Elementarschule und andere Bauwerke gebaut hatte und noch am Bau des Turmes für die Bonifatiuskirche arbeitete, schon mit den Planungen für eine neue Synagoge beauftragt worden, bevor das Baugrundstück feststand.43 Inspirationen für seine Gebäude erhielt Hoffmann unter anderem durch Reisen, auf denen er historische oder zeitgenössische Vorbilder besuchte. Für den Entwurf der Synagoge in Wiesbaden reiste er nach Stuttgart und Köln, um dort eine im maurischen Stil errichtete Villa bzw. Synagoge zu begutachten, jenem Stil, der dem historisierenden Geschmack entsprach, aber im Gegensatz zu Romanik und Gotik nicht mit christlichen Sakralbauten assoziiert und daher häufig für Synagogen verwendet wurde. Die Verwendung eines (pseudo-)orientalischen und damit „fremden“ Stils für die Gotteshäuser der schon seit Jahrhunderten im Lande lebenden Juden, die zur selben Zeit noch immer um völlige rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung rangen, scheint nur wenigen Zeitgenossen als Widerspruch aufgefallen zu sein.44

Die Jüdische Gemeinde schlug als Bauplatz ein Grundstück in der Langgasse vor, das zu dem alten, bereits zum Abriss vorgesehenen Schützenhof gehörte. Gegen diesen Vorschlag erhob jedoch das Finanzkollegium Einspruch, da eine Parzellierung des Schützenhof-Geländes eine Wertminderung bedeutet und das Schützenhofgebäude bereits Kosten von 117.000 Gulden verursacht hätte. Prinzipiell aber hatte das Finanzkollegium nichts gegen die kostenlose Abgabe eines Bauplatzes einzuwenden. Da jedoch kein geeignetes Grundstück gefunden wurde, kaufte die Jüdische Gemeinde ein Grundstück von dem Rentier Marix, gelegen im sogenannten „Schlichter’schen Garten“, erhielt allerdings keine Baugenehmigung. Diesmal waren es städtebauliche Überlegungen, welche die Landesregierung vorbrachte, da das besagte Grundstück für eine neue Straße vorgesehen war. Weil sich aber die von Hoffmann für eine andere Stelle des Schützenhof-Areals entworfenen Pläne auch am neuen Ort realisieren ließen, wurde schließlich die Baugenehmigung erteilt. Der Bauplatz befand sich auf dem sogenannten „Michelsberg“, nordwestlich des (bereits abgerissenen) Stumpfen Tores und gewissermaßen in Sichtweite des bislang als Synagoge genutzten „Mahrischen Gartensaals“. Ursprünglich vor den historischen Stadtmauern gelegen, sollte das bislang noch lückenhaft erschlossene Gelände gleich dem schon vollständig überbauten „Mahrischen Garten“ mit der Stadt zusammenwachsen. Eine Elementarschule im klassizistischen Stil, die Umwandlung des Alten Friedhofs auf dem Schulberg in einen Park sowie sieben ausgewiesene Villengrundstücke machten das Areal zu einem gehobenen Stadtviertel, dem selbst das Kriminal- und Gerichtsgefängnis, am Stumpfen Tor gelegen, nicht mehr abträglich war.45

Topographie und Ausrichtung des Grundstückes am Michelsberg stellten Hoffmann vor mehrfache Schwierigkeiten: Zum einen befand sich das für die Synagoge vorgesehene Hanggrundstück, das schon an sich für eine Bebauung schwierig war, am Fuße des noch unbebauten Schulberges, weswegen alle später darauf errichteten Häuser die Synagoge überragen würden, zum anderen lag das Grundstück in Ost-West-Richtung, so dass, wenn man der Zugang praktischerweise auf die Westseite legte, der Haupteingang notgedrungen über die enge Gasse Schulberg erfolgen musste, nicht aber über die entlang der Straße Michelsberg gelegenen Süd- bzw. Längsseite des Gebäudes.46 Das Problem der Hanglage löste Hoffmann, indem er mittels Aufschüttungen einen „künstlichen Berg“ schuf, dessen Plattform bis an die Fluchtlinie des Michelsbergs reichte und etwa 3,70 Meter über Straßenniveau lag.47 Auf diese Weise erhielt die inmitten der Bürgerhäuser gelegene Synagoge eine exponierte Stellung und eine zusätzliche Bauhöhe, die den Niveauunterschied zu den geplanten Häusern auf dem Schulberg etwas abminderte. Gleichzeitig ahmte Hoffmann mit dem massiv ummauerten „Berg“ die (angenommene) Architektur des Salomonischen Tempels und der Tempelplattform nach, wie man sie im Felsendom in Jerusalem zu erkennen glaubte. Doch die neue Synagoge am Michelsberg war keineswegs nur eine Nachahmung oder willkürliche Anhäufung von Architektur- und Gestaltungsformen, wie sie im Historismus häufig anzutreffen waren, sondern folgte einem exakt ausgearbeiteten theologischen Programm. Allerdings wurde der von Hoffmann am 9. Mai 1863 vorgelegte Bauplan für die Synagoge trotz der Bekanntheit des Architekten nicht sofort genehmigt. Sowohl die Herzogliche Landesregierung als auch Baurat Goerz erhoben Einspruch, da zunächst die Planungen des Schützenhofareals abgeschlossen werden sollten, eine städtebaulich durchaus berechtigte Forderung. Der Bau der Synagoge war jedoch zu einem Politikum geworden: Hatte man zuvor jahrhundertelang den Juden die Errichtung von Synagogen untersagt, so sollte nun möglichst rasch ein repräsentatives Gotteshaus errichtet werden, das der aufstrebenden Kurstadt Wiesbaden als Zierde dienen und den liberalen Geist des Herzogtums verkörpern sollte. Auf herzogliche Weisung hin erteilte das Staatsministerium am 11. Juni 1863 die Baugenehmigung; als Bauleiter wurde Hugo Koeppen aus Königstein eingestellt. Für Feinarbeiten konnte Hoffmann eigenständig Bauhandwerker einstellen.48 Die Bauarbeiten für die Synagoge am Michelsberg begannen im Frühjahr 1865; die Einweihung erfolgte am 13. August 1869.49

Vom Michelsberg aus, der Südseite des Grundstückes, führten zwei gegenüberliegende Freitreppen mit je einem Absatz parallel zur Straße auf die Synagogenplattform. Zwischen ihnen befand sich der Zugang zu einem Kellerraum von ca. 12 Metern Tiefe und 5,2 Metern Breite, der teils unter der Plattform, teils unter der ansonsten nicht unterkellerten Synagoge lag. Für welche Zwecke dieser Raum genutzt wurde, ist unbekannt; möglicherweise sollte mit der auf Straßenniveau gelegenen Rundbogentür der beim Anblick vom Michelsberg her entstehende Eindruck eines massiven „Mauerklotzes“ abgemindert werden. Der Zugang zum Haupteingang auf der Westseite (Schulberg) erfolgte über eine achtstufige Treppe, die in die Plattform eingeschnitten war. Die Grundfläche der auf der Plattform errichteten Synagoge war ein Rechteck von ca. 26,70 Metern Länge zu 17,60 Metern Breite; der Mittelrisalit hatte eine Breite von neun Metern, der Tambour einen Innendurchmesser von sieben Metern.50 Trotz der verhältnismäßig kleinen Abmessung gelang es Hoffmann, durch geschickte Raumnutzung und Gliederung des Baukörpers sowohl von außen als auch von innen den Eindruck eines großen und weiträumigen Gebäudes zu erwecken, wie die erhaltenen Fotografien eindrucksvoll belegen.

Bei seinem Entwurf griff Hoffmann die traditionelle jüdische Synagogenarchitektur auf, in der die Bimah das Zentrum des Raumes bildete. Demgemäß wählte er ein Quadrat als Ausgangsform des Grundrisses und überspannte den Innenraum mit einer von vier Gurtbögen auf vier Bündelsäulen getragenen Hängekuppel, über der sich ein Tambour mit zwiebelförmiger Kuppel erhob. Dieses zentrale Quadrat lag mittig in einem weiteren Quadrat, das die mit jeweils drei flachen Hängekuppeln überspannten Seitenschiffe enthielt, welche die Frauenemporen und die Orgel auf der Westseite aufnahmen. Entsprechend der Veränderungen der Synagogenarchitektur in liberalen Gemeinden – die Bimah befand sich inzwischen nach dem Vorbild des christlichen Altars im Osten des Raumes direkt vor dem Thoraschrein – fügte Hoffmann dem klassischen Quadrat im Osten und Westen jeweils einen beinahe spiegelbildlichen Anbau von jeweils drei Metern Tiefe hinzu, der den quadratischen Grundriss zu einem Rechteck erweiterte und die Vorhalle mit Haupteingang bzw. die Estrade mit Bimah und Thoraschrein aufnahm.51 Letzterer war in einen stufenförmigen Erker eingefügt, der um etwa 1,5 Meter aus der Fassade vorsprang. Die zwölf farbigen Rundfenster im ca. vier Meter hohen Tambour beleuchteten das Zentrum mit der versammelten Gemeinde. Die große Rosette auf der Ostseite mit ihrer überragenden Helligkeit erhellte den Thoraschrein als Ausgangspunkt des göttlichen Wortes und Ziel des menschlichen Strebens.

Während diese Durchdringung des Zentralbaus mit einem Langraum vor allem im Innenraum sichtbar wurde, erweckte in der Außenansicht ein geschickter Einsatz unterschiedlicher Bauhöhen der Fassadengliederung und eine vielfältig gestaltete Dachlandschaft den Eindruck eines aus verschiedenen Bauteilen bestehenden Gebäudes. Im Inneren nicht wahrnehmbar, schien von außen ein länglicher, kreuzförmiger Baukörper der Kernbau der Synagoge zu sein, in dessen Vierung sich die zentrale Kuppel erhob. Der optische Effekt des nur ca. 1,3 Meter aus der Fassade vorspringenden „Kreuzbaus“ wurde vor allem durch die Bauhöhe erreicht, die mit ca. 14 Metern Höhe deutlich über derjenigen der Bauteile in seinen Winkeln lag (11 Meter). Achteckige Halbsäulen, die durch kleine Kuppeln gekrönt wurden, akzentuierten die Außenwinkel des „Kreuzbaus“; vier ebenfalls achteckige, kuppelgekrönte Türme bildeten die Ecken der niedrigeren Baukörper bzw. der Synagoge.52 Wie bei anderen orientalisierenden Bauwerken der Zeit üblich, untergliederten ein umlaufendes Sockelband und zahlreiche Wandelemente die gesamte Fassade, in denen sich plastisch gemauerte Muster aus vermutlich glasierten beige-braunen Ziegeln von dem als Grundwerkstoff verwendeten hellbeigen Sandstein abhoben.53 Die Vielzahl der verwendeten Fensterformen – Rechtecke, kleine Rundfenster sowie große Rosetten und orientalische Rundbogenfenster –, jeweils in breite Fensterrahmen aus hellem Sandstein eingefasst, belebten die Fassade zusätzlich. Ein umlaufendes Sims in etwa fünf Metern Höhe, etwa der Bodenebene der Empore entsprechend, und die Verwendung der Fenster schienen auf ein zweigeschossiges Gebäude hinzuweisen: Unterhalb des Simses, gewissermaßen im „Erdgeschoss“, waren nur wenige schlichte und hochliegende Fenster angebracht; die großen, mit farbigem Glas gestalteten Fenster befanden sich sämtlich im „Obergeschoss“.

Eine besondere Ausgestaltung erfuhr die Südseite als die vom Michelsberg her einsehbare Schauseite, und hier vor allem der leicht vorragende Kreuzschenkel, wobei der gestalterische Einsatz von Flächen und Symmetrie besonders auffällig ist. Durch andersfarbige steinerne Rippen wurde der Abschnitt des Kreuzschenkels 1:4:1 längs geteilt. Eine Querteilung wurde durch das bereits erwähnte Sims und die abgestufte Dachkante der niedrigeren Baukörper bewirkt, die durch Fortführung als Stufensims an den achteckigen Halbsäulen die höhere Bauhöhe des Kreuzschenkels zusätzlich betonte. Genau mittig in dem leicht vorragenden Kreuzschenkel befand sich im „Erdgeschoss“ der Synagoge eine durch einige Treppenstufen erschlossene doppelflügelige Eingangstür unter einem Rundbogen, gewissermaßen eine prachtvollere Fortführung der (optisch) genau darunterliegenden rundbogigen Kellertür auf Straßenniveau. Oberhalb des Simses, für den Betrachter im „Obergeschoss“, nahm ein gekuppeltes Rundbogen-Drillingsfenster fast die ganze Breite des Kreuzschenkels ein, links und rechts von einem schmalen, jedoch als Fläche abgesetzten Mauerstreifen begleitet. Direkt über dem Drillingsfenster befand sich eine große Maßwerk-Rosette in gleicher Breite, deren Mittelachse genau auf Höhe der Dachkante des niedrigeren Baukörpers bzw. des Stufensimses auf den achteckigen Halbsäulen lag. Ein Fries mit sechs kleineren Steinrosetten, jeweils in einen eigenen Rahmen eingefasst, bildete den oberen Abschnitt des Kreuzschenkels. Links und rechts von dem Kreuzschenkel, im niedrigeren, leicht zurückgesetzten Baukörper war im „Obergeschoss“ je ein großes Zwillingsfenster eingefügt, das vom Sims bis fast an die Dachkante reichte; im „Erdgeschoss“ darunter war mittig je eine schlichte Rosette eingesetzt.

Während die Südseite somit durch zahlreiche und große Fenster im „Obergeschoss“ ausgestattet war, wurden Ost- und Westseite lediglich durch eine Maßwerk-Rosette erleuchtet, die von gleicher Größe und an analoger Stelle platziert war wie diejenige auf der Südseite. Als Licht über dem Thoraschrein kam der Rosette auf der Ostseite eine wichtige beleuchtungstechnische Bedeutung zu. Die Rosette auf der Westseite hingegen verlor durch die (spätere) Errichtung höherer Häuser jenseits der Gasse Schulberg, die den Lichteinfall stark verminderten, und den Einbau eines Orgelprospektes im Inneren, dessen Pfeifen Teile des Fensters verstellten, stark an Bedeutung. War die Südseite als „Schauseite“ mittels Fenstern besonders gestaltet, so betonte Hoffmann auf der Westseite (Schulberg) die Eingangsfunktion. In gerader Fortsetzung der Zugangstreppe zur Synagogenplattform führten fünf Stufen zum doppelflügeligen Eingangstor, das hier – anders als auf der Südseite – die gesamte Mitte des ebenfalls im Verhältnis 1:4:1 geteilten westlichen Kreuzschenkels einnahm. Oberhalb des Simses, das hier zugleich die Oberkante des Türstockes bildete, wölbte sich ein großer, reich verzierter Rundbogen, dessen Bekrönung bis an die Rosette reichte. Durch ein querlaufendes Band waren das Feld des Rundbogens und der die Rosette umgebende, quadratische Mauerabschnitt im Verhältnis 6:7 optisch voneinander abgesetzt. Für Regelmäßigkeit sorgte das den Kreuzschenkel abschließende Feld mit sechs Steinrosetten, wie es auch auf der Südseite zu finden war. Durch die achteckigen Halbsäulen, die auch hier den Kreuzschenkel flankierten, und die gedrungenen achteckigen Türme mit ihren Kuppeln, die sich auf der (im Vergleich zur Südseite schmäleren) Westseite ohne fenstertragende Wand direkt neben dem Kreuzschenkel erhoben, wurde der Eingang zusätzlich betont.

Demgegenüber wirkte das Äußere der Ostseite merkwürdig schlicht. Verzierendes Element war hier nur der mehrfach abgestufte Erker des Thoraschreins, der bis zur Höhe des umlaufenden Simses reichte und durch eine Halbkuppel mit der Ostwand verbunden war. Die Rosette lag in der ansonsten ungegliederten und, abgesehen vom farbigen Mauerwerk, auch unverzierten Wand. Auch die sechs Steinrosetten, die auf Süd- und Westseite den oberen Abschluss des Kreuzschenkels bildeten, sind hier nicht zu finden. Wie ein Bild der zerstörten Synagoge zeigt, trug auch der nördliche Kreuzschenkel eine Rosette. Der Ansatz eines Bogens weist auf gekuppelte Bogenfenster hin, wie sie auch auf der Südseite eingebaut waren. Weitere Informationen oder Fotos der Nordseite der Synagoge sind nicht erhalten.

Die vier achteckigen Ecktürme der Synagoge waren anfangs auf gleiche Weise gestaltet: Die außenliegenden Ecken waren durch andere Farbgestaltung deutlich hervorgehoben, die Wandflächen dazwischen mit farbigem Mauerwerk gefüllt. Auch hier schuf das umlaufende Sims den Eindruck von „Erdgeschoss“ und „Obergeschoss“, was durch die Fenster noch betont wurde: Die Fenster im „Erdgeschoss“ waren klein und rechteckig; das darüberliegende Fenster im „Obergeschoss“ war sichtbar größer und im orientalisierenden Stil gehalten. Jeweils eine Fläche mit Fenster wechselte sich mit einer ohne Fenster ab. Nach den Grundrisszeichnungen bzw. -rekonstruktionen dienten die Türme als Treppenhäuser, die mit einer Wendeltreppe das Erdgeschoss mit der Empore verbanden. Bei den östlichen Türmen erfolgte der Zugang über den Männerbereich bzw. von der Estrade aus; die westlichen Türme waren über die Vorhalle zu betreten. Ob der im Planungsgrundriss eingezeichnete Ausgang des nordöstlichen Turmes verwirklicht wurde, ist unbekannt. Er hätte einen direkten Zugang auf das Grundstück des benachbarten Gemeindehauses ermöglicht.54

Stellte der gemeinsame Haupteingang für Männer und Frauen um 1866 für den aufkommenden Liberalismus einen bedeutenden Fortschritt dar, so setzten sich einige Jahrzehnte später orthodoxe Strömungen durch: Historische Fotoaufnahmen zeigen, dass um 1900 auf der Westseite in die Türme Eingangstüren eingefügt worden waren, durch welche die Frauenempore direkt von außen, ohne den Weg über die „gemeinsame Vorhalle“ betreten werden konnte. Möglicherweise waren diese zusätzlichen Ein- bzw. Ausgänge auch aus Sicherheitsgründen, als Fluchtweg, eingefügt worden. Immerhin war diese Baumaßnahme schonend und mit Rücksicht auf die Hoffmann’sche Architektur durchgeführt worden – die Eingangstüren fügen sich nahtlos in die Wandfläche der Treppentürme ein und sind ebenfalls im orientalischen Stil gehalten.

Eine besonders detailreiche Gestaltung erfuhren die Dachkanten, die mit Gesimsen und einem gestuften Zackenfries vom Mauerwerk abgesetzt waren. Nach den Zeitzeugen-Aussagen, die für die virtuelle Rekonstruktion der Synagoge („memo38“) aufgenommen wurden, war der Grund der Kuppeln dunkelblau. Sie wurden durch Rippen in Segmente geteilt. Während die Rippen bei den kleinen Kuppeln der Halbpfeiler als Zackenband gestaltet waren, hoben sie sich bei den vier Ecktürmen deutlich als helle Bänder vom Kuppelgrund ab und waren bei der zentralen Hauptkuppel zusätzlich mit einem Sternenmuster besetzt. Sowohl die zentrale Kuppel als auch die der Ecktürme waren mit goldfarbenen (David-)Sternen verziert, die jeweils versetzt mit einem goldfarbenen Punkt abwechselten. Eine Laterne aus Glasfenstern, die ihrerseits eine beinahe kugelförmige Kuppel trug, auf der Hauptkuppel sowie steinerne „Scheinlaternen“ mit kleinen Kugelkuppeln auf den Ecktürmen gaben den Kuppeln beinahe die Gestalt der besonders im christlichen Kirchenbau bekannten „Zwiebeltürme“. Hauptkuppel und Ecktürme trugen jeweils einen Davidstern als Bekrönung.

Insbesondere die zahlreichen Winkel in Grundriss und Fassadengestaltung bewirkten den Eindruck eines weiträumigen Gebäudes, das jedoch aufgrund der strengen Symmetrie, die Hoffmann bei der Verteilung der Wandflächen und -öffnungen bewahrte, nicht „verschachtelt“ wirkte. Die etwas gedrungene Erscheinung der Synagoge wurde durch die in die Höhe strebenden Halbpfeiler mit ihren kleinen Kuppeln und der zentralen, fast zwiebelartigen Mittelkuppel erheblich abgemindert. Mit knapp 30 Metern Höhe (ohne „Zwiebelaufsatz“) überragte die Synagoge auch die gut vierzig Jahre später errichteten, höheren Häuser und war, zusätzlich unterstützt durch die höhere Lage am Michelsberg, weithin sichtbar.

Durch den Haupteingang am Schulberg gelangte man in eine Vorhalle von ungefähr der Breite des Innenschiffs (neun Meter), die jedoch mit nur drei Metern Tiefe kaum für die Vielzahl der Synagogenbesucher ausreichte und keinen Platz für eine Garderobe bot, zumal (ursprünglich) links und rechts an ihren Schmalseiten der Zugang zu den Treppentürmen zur Frauenempore lag. Von der Vorhalle führten drei Türen in den Männerbereich, deren Butzenglas-Scheiben ebenso wie die gleichfalls verglasten Rundbögen oberhalb des Türstocks der Vorhalle Licht gaben. Wie oben ausgeführt, war der Innenraum in ein Hauptschiff von neun Metern Breite und zwei jeweils 4,5 Meter breite Seitenschiffe unterteilt. Ein Mittelgang führte zur Estrade, die fünf Stufen höher als der Gemeindebereich lag und wie eine Apsis halbrund nach Osten gewölbt war – ein Effekt der Innenraumgestaltung, denn diese „Apsis“ lag innerhalb des rechteckigen Grundrisses der Synagoge. Lediglich der am Scheitelpunkt vorspringende Thoraschrein, dessen Öffnung im Innenraum drei Meter betrug und der sich bei einer Tiefe von ca. 1,5 Metern auf dieselbe Breite (1,5 Meter) verjüngte, war von außen als kleiner Erker wahrnehmbar. Nach dem Vorbild orientalischer Synagogen lag der Bereich vor dem Thoraschrein um einige Stufen höher als die Estrade und war von einem kuppelförmigen Baldachin gekrönt, der auf vier schwarzen Säulen ruhte und etwas über den unteren Rand der Fensterrosette auf der Ostseite reichte. Sowohl die verbindenden Rundbögen zwischen den Säulen als auch die untere Basis des Kuppel-Baldachin waren mit einem Zackenfries verziert. Die Kuppel selbst war, analog den Außenkuppeln, durch „Rippen“ in einzelne Segmente geteilt und mit floralen Mustern verziert.55 Oberhalb des Thoraschreins befand sich eine Tafel mit den zehn Geboten; von der Mitte des Baldachins herab hing das Ewige Licht. Der in der Wand eingelassene Thoraschrein war selbst nicht weiter verziert.56 Ihm gegenüber, direkt vor den Stufen des Baldachins, befand sich das Vorbeterpult, das seinerseits auf vier quadratischen Säulen ruhte und von zwei silbernen Leuchtern beleuchtet wurde.57 Die Wandgestaltung der „Apsis“ entsprach den fünf vertikalen Gliederungselementen, die sich durch die Architektur ergaben: Im unteren Bereich, etwa in der Höhe der Säulen des Vorbeterpults, zog sich ein umlaufendes Band um die „Apsis“. Darüber befanden sich zu beiden Seiten des Baldachins und von der Höhe seiner Säulen jeweils fünf kassettenartige Felder aus dunklem Marmor mit heller Umrandung, denen darüber kleinere quadratische Felder folgten. Sie hatten dieselbe Höhe wie die Rundbögen des Baldachins. Der darüberliegende Bereich war bis etwa zum unteren Drittel der Fensterrosette mit einem floralen, orientalisch anmutenden Muster verziert. Ein breites Band, etwa auf der Höhe der Säulenkapitelle des Innenraums und bis zur Mittelachse der Fensterrosette reichend, trennte diesen Wandbereich von dem halbkuppelförmigen Deckenbereich der „Apsis“. Dieser Bereich war mit breiten „Strahlen“ gestaltet, die, gleich einer Sonne, von der Fensterrosette auszugehen schienen und somit ihre Wirkung unterstrichen und fortsetzten. Im Rund der „Apsis“ befanden sich zwei Vorstandssessel mit Pult sowie zwei Stühle mit Pult, die jeweils mit rotem Plüsch bezogen waren. Ferner gab es ein Rabbinerpult, das vergoldete Zierelemente besaß. An der rechten (nördlichen) Säule, welche die Estrade begrenzte, war nach dem Vorbild christlicher Kirchen eine Kanzel angebracht, deren Treppenzugang im nördlichen Seitenschiff begann. Wie ein Planungsgrundriss vermuten lässt, war die Kanzel nicht ursprünglich an dieser Stelle und in dieser Form geplant, sondern wurde während des Baus oder nachträglich eingefügt.58 Auch die Kanzel besaß vergoldete Zierelemente.

Der Innenraum war dominiert durch den oben erwähnten Zentralbau und die vier Säulen, welche den Tambour und die Mittelkuppel trugen. Vier Rundbögen grenzten diesen Zentralbau zu den übrigen Bauteilen ab und teilten den Innenraum sowohl in der Länge als auch in der Breite im Verhältnis 1:2:1, so dass die westlichen und östlichen Rundbögen zwischen Haupt- und Seitenschiffen genau halb so weit waren wie ein Rundbogen des Zentralbaus. Diese symmetrische und ausgewogene Einteilung wurde auch bei den Stützsäulen der Frauenempore fortgesetzt, die zugleich im Männerbereich das Haupt- und die Seitenschiffe voneinander trennten: Im Zentralbau unter der Hauptkuppel trugen zwei Säulen drei Rundbögen als Durchgang in die Seitenschiffe, westlich und östlich davon jeweils eine, die zwei Rundbögen von genau gleicher Weite trug. Eine durch mehrfache Abstufungen zurückgesetzt erscheinende Balustrade begrenzte die Frauenempore, doch waren entsprechend der Reformbemühungen des liberalen Judentums offensichtlich keinerlei Sichtschutz-Gitter eingebaut. Das auf einem Foto von ca. 1900 erkennbare (Draht-?)Gitter auf der Orgelempore im Westen ist wahrscheinlich eine spätere Zutat, die zusammen mit den separaten Fraueneingängen in den Westtürmen (s.o.) in die Synagoge eingebracht wurden, um orthodoxen Strömungen Rechnung zu tragen.

Offenbar erst im Verlauf der Bauzeit wurde die Orgel an der Westseite angebracht.59 Die dortige Empore kragte nur wenige Meter in das Hauptschiff vor, der größte Teil ihrer Fläche lag über der Vorhalle. Für den Orgelprospekt wurde gewissermaßen eine dritte Etage eingezogen, eine zwar platzgünstige Lösung, denn so konnte die Empore weiterhin vom Chor genutzt werden, aber bautechnisch etwas unglücklich, denn der Orgelprospekt verdeckte notgedrungen die große Westrosette. Um wenigstens etwas Lichteinfall zu ermöglichen, wurde ein kleines Rosettenfenster in der Mitte des Prospektes eingefügt, neben dem sich links und rechts je ein Teilwerk erhob, das seinerseits von kleineren Teilwerken flankiert war. Daran anschließend befand sich, gewissermaßen an den äußeren Enden der Orgel, jeweils ein weiteres Teilwerk. Sämtliche Pfeifen waren in Flachfeldern angeordnet. Auch bei dem aus dunklem Holz kunstvoll geschnitzten Gehäuse des Orgelprospektes wurde der orientalische Stil aufgegriffen, was bei diesem „christlichen Kircheninstrument“ etwas originell wirkt, zumal die größten Teilwerke jeweils von einem vergoldeten Davidstern gekrönt waren, aber sich durchaus harmonisch in die Innenarchitektur einfügten. Der Spieltisch befand sich offenbar nicht direkt unter der Orgel oder wurde später umgestellt – ein Foto des Jahres 1937 zeigt ihn vor einem kleinen, gekuppelten Rundbogenfenster, das nicht lokalisiert werden konnte und daher möglicherweise an der Nordseite lag.60 Die Orgel besaß drei Manuale und 36 Register.61

Wie Fotos von ca. 1900 und die Rekonstruktionszeichnungen vermuten lassen, war im Männerbereich eine feste Bestuhlung von hölzernen Kirchenbänken eingebaut.62 Trotz der breiten Auflageflächen an den Rückenlehnen, die der dahinterstehenden Bank als Ablage für Gebetbücher dienten, gab es darunter offenbar keine Fächer für Gebetsriemen und -mäntel. Mit ihren rundbogigen Wangen waren die ansonsten unverzierten Bänke im Vergleich zu der übrigen Einrichtung der Synagoge erstaunlich schlicht.63 Im Hauptschiff gab es links und rechts des Mittelgangs 14 Bankreihen, im nördlichen Seitenschiff 20 Reihen mit jeweils drei Plätzen und im südlichen 18 Bankreihen, die durch den Ein- bzw. Ausgang am Michelsberg unterbrochen wurden. Die Frauenemporen auf Nord- und Südseite enthielten jeweils drei Blöcke mit sechs, 12 und wieder sechs Bankreihen zu jeweils vier Plätzen, wobei direkt hinter den Säulen keine Plätze lagen. Auf der Westempore, vor bzw. unterhalb der Orgel, befanden sich zwei Blöcke mit jeweils 16 Plätzen. Insgesamt bot die Synagoge 358 Plätze für Männer und 224 für Frauen.

Zur Ausstattung der Synagoge gehörten ca. 30 Thorarollen mit zugehörigen Aufsätzen und Thoraschildern, zehn Thoravorhänge, ferner die Dienstkleidung für Rabbiner und Vorbeter, jeweils drei weiße und drei schwarze Talare, eine Menorah, ein eiserner Kassenschrank, zwei Messingleuchter, ein sehr großer Kronleuchter und verschiedene Kleiderschränke. Der Boden im Mittelgang war mit zwei Teppichläufern belegt; darüber hinaus gab es noch einen großen echten Teppich.64

Als reine Baukosten für die Synagoge hatte man 65.000 Gulden veranschlagt. Vor allem bedingt durch die lange Bauzeit aufgrund der Kriegsereignisse des Jahres 1866 und der Übernahme der Staatsgewalt durch das Königreich Preußen sowie durch zusätzliche Bauleistungen wurde diese Summe jedoch um 18.566 Gulden überschritten; hinzu kamen die nicht in den Baukosten veranschlagten Kosten für Grundstück, Personal- und Bauarbeiter, Blitzableiter, Gasbeleuchtung und die Außenanlagen sowie die Orgel, mit der man sich an christliche Traditionen anpassen und die eigene Liturgie entsprechend dem Zeitgeschmack ergänzen wollte. Laut Schlussabrechnung des Jahres 1870 betrugen die Gesamtkosten rund 106.400 Gulden, zu denen die israelitische Kultusgemeinde einen Beitrag von 77.042 Gulden leistete. Hierfür hatten 56 Mitglieder der insgesamt nur 92 Familien umfassenden Gemeinde Anleihen zwischen 200 Gulden und 3.000 Gulden gezeichnet, welche die israelitische Kultusgemeinde mit einem festen Zins- und Tilgungssatz wieder zurückzahlen wollte. Ein Gutteil der Baukosten wurde folglich von jüdischen Wiesbadenern selbst getragen, die sich auf diese Weise ein angemessenes Gotteshaus finanzierten und zugleich die Stadt um ein Bauwerk von hohem künstlerischem Wert bereicherten.

Wie die zahlreichen zeitgenössischen Ansichtskarten belegen, galt die Synagoge bald als eine der baulichen Sehenswürdigkeiten Wiesbadens. Vor allem der prachtvolle Innenraum, dessen Ausgestaltung bei Beleuchtung noch besser zur Geltung kam, erregte die Bewunderung der Zeitgenossen. Ganz im liberalen Sinne der Jüdischen Gemeinde bestand bereits seit 1863 ein gemischter Chor, der „Wiesbadener Synagogen-Gesangverein“,65 der auch außerhalb des Gottesdienstes Konzerte in der Synagoge veranstaltete, bei denen auch Sängerinnen und Sänger des Theaters auftraten. Diese Konzerte galten als gesellschaftliches Ereignis der Stadt. Das am 14. November 1880 abgehaltene Benefiz-Konzert zugunsten des Pensionsfonds der israelitischen Kultusbeamten wurde sogar vom Kronprinzen von Preußen und zahlreichen weiteren Adelsvertretern besucht. Wie üblich wurde das Innere der Synagoge bei diesen und anderen Anlässen festlich mit Blumen geschmückt.66 Dass sich die Juden inzwischen trotz des immer wieder aufflammenden Antisemitismus als gleichberechtigte und gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft fühlten, zeigt der Festgottesdienst anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Füsilier-Regiments von Gersdorff Nr. 80 im Jahr 1913.67 Drei Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs diente die Synagoge für eine Art jüdisch-christlichen Allerseelen-Gottesdienst der französischen Besatzer. Auch hier scheute man nicht davor zurück, den Innenraum mit französischen Flaggen zu dekorieren, wie ein Augenzeugenbericht belegt, wobei den deutsch-patriotisch gesinnten Beobachter nicht die Flaggen an sich, sondern das martialische Auftreten in Friedenszeiten befremdete.68

Philipp Hoffmann hatte, typisch für die Architekten seiner Zeit, bei den Entwürfen für die Synagoge mehr Wert auf optische Wirkung als auf praxistaugliche Raumaufteilung gelegt. Je weiter die Gemeinde anwuchs, desto stärker offenbarten sich die Schwächen des Synagogenbaus, wie eine ausführliche Darstellung des Ingenieurs Rudolph Joseph aus dem Jahr 1927 zeigt:69 Die Fenster der Seitenschiffe waren zu klein, so dass die Plätze dort im Dunkeln lagen, die großen Bodenfenster der Frauenempore hingegen sorgten für beständige Zugluft. Ebenso zugig war das Hauptschiff, da der zu kleine Vorraum keine ausreichende Luftschranke bildete. Vergeblich versuchte man, mit „Rollwänden“ des Zugluftproblems Herr zu werden. Eine eigene Garderobe fehlte, die Treppen waren unterdimensioniert, und es mangelte an ausreichenden Nebenräumen für die Kultusbeamten (Rabbiner, Vorsteher, Kantor) und den Chor. Zudem erschwerte die Raumaufteilung den Sichtkontakt zwischen Organist und Kantor bzw. zwischen Rabbiner und der Frauenempore.70 Auch der historisierende „maurische Stil“ in Hoffmanns opulenter Ausführung fand sechzig Jahre nach Errichtung der Synagoge keine Bewunderung mehr. Da auch das Gemeindehaus den Ansprüchen längst nicht mehr genügte, schlug Rudolph Joseph den Bau eines „Synagogenbezirks“ vor, der, um einen Innenhof gruppiert, eine große Synagoge, ein Gemeindehaus und ein Haus für die Jüdischen Vereine enthalten sollte.71

Als Standort hatte er das Geviert zwischen Bleich- und Schwalbacher Straße, Bose- und Faulbrunnenplatz im Sinn, dass nach dem weitgehenden Abbruch der 1819 errichteten Herzoglich Nassauischen Infanteriekaserne nur als Straßenbahnschleife und Spielplatz genutzt wurde. Inwieweit Josephs Vorschläge in der Jüdischen Gemeinde ernsthaft diskutiert wurden, ist unbekannt, zumal sich zu dieser Zeit die jüdischen Einwohner von Wiesbaden längst in verschiedenen Gemeinden und Bethäusern organisierten.72 Nur sechs Jahre später machte die Machtergreifung der Nationalsozialisten jegliche Pläne zunichte und führte zur Auslöschung der Jüdischen Gemeinde Wiesbadens. In der Reichspogromnacht im November 1938 wurde die Synagoge durch SA-Männer der SA-Standarte 80 angezündet. Die Trümmer wurden ein halbes Jahr später abgeräumt, das Gelände blieb unbebaut.

Von der prachtvollen Synagoge am Michelsberg blieb lediglich eine Säule aus dem Innenraum erhalten. Sie wurde nach 1945 im Innenhof der Synagoge in der Friedrichstraße aufgestellt.

Synagoge Friedrichstraße

Im Jahr 1877 spaltete sich aufgrund religiöser Differenzen der orthodoxe Teil der Gemeindemitglieder der Israelitischen Gemeinde Wiesbaden ab und gründete die sogenannte „Altisraelitische Kultusgemeinde“. Vorausgegangen waren langwierige Auseinandersetzungen zwischen der orthodoxen und der liberalen Strömung innerhalb der jüdischen Gemeinde. Eine solche Entwicklung entsprach der Situation der Jüdischen Gemeinden in allen größeren Städten Deutschlands und Hessens in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ergebnis dieser Spaltung war in Wiesbaden der Bau einer eigenen Synagoge und die Anlage eines eigenen Friedhofs am Hellkundweg. Die in den Pogromen vom November 1938 nur in der Inneneinrichtung zerstörte Synagoge dient nach 1945 der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden als Hauptsynagoge. Diese Synagoge wird daher zusammen mit dem Friedhof am Hellkundweg in einem eigenen Artikel beschrieben.

Betsäle

Talmud-Thora-Verein, Nerostraße 16

Im Jahr 1910 weihte der „Talmud-Thora-Verein“ in der Nerostraße 16 eine „Vereinssynagoge“ ein, bei der es sich vermutlich nicht um ein eigenes Gebäude, sondern um einen dafür hergerichteten Raum handelte. Die Gottesdienste wurden nach orthodoxem Ritus abgehalten.73

Kleine Schwalbacher Straße 10 / Blücherstraße 6

Osteuropäische Juden hatten im Jahr 1918 in der Kleinen Schwalbacher Straße 10 ein orthodoxes Talmud-Thora-Bethaus gegründet, das rund zehn Jahre später in die Blücherstraße 6 verlegt wurde.74 Der Betsaal in der Blücherstraße befand sich in einem Mittelbau75 und umfasste ca. 60 Quadratmeter, in dem eine Bestuhlung für 60 Männer aufgestellt war. Die Frauen saßen in zwei kleineren, angrenzenden Zimmern von rund 15 Quadratmetern Größe. Die Ausstattung war sehr bescheiden. Ein alter Schrank diente als Thoraschrein; die Beleuchtung erfolgte durch drei Deckenlampen („einfache Blechteller mit Birnen“). In der Pogromnacht 1938 wurden die Fenster eingeschlagen und das Mobiliar zertrümmert, jedoch kein Feuer gelegt.76

Geisbergstraße 1

Die ostjüdische Gruppe „Ahawath Zion“ betrieb in der Geisbergstraße ebenfalls einen Betsaal.77

Kurzentrum

Auch im Kurzentrum bestand ein Privatminjan, der den ostjüdischen Ritus einhielt und sich besonders an Kurgäste richtete.78 Ein sephardischer Minjan ist zumindest für das Jahr 1910 belegt.79 Die Minjanim waren an und für sich nicht an einen festen Ort gebunden, sondern konnten sich überall zum Gottesdienst zusammenfinden. Es ist aber anzunehmen, dass zumindest im Kurzentrum ein fester Raum genutzt wurde.

Mainzer Straße / Welfenstraße

In der im Jahr 1936 zwangsweise eingerichteten Schule für jüdische Schülerinnen und Schüler gab es einen Betraum.

Geisbergstraße 2 und Paulinenschlösschen

Nach dem Krieg stellte die Amerikanische Militärregierung den Juden bzw. der neugegründeten Jüdischen Gemeinde Räumlichkeiten im Paulinenschlösschen, das damals durch Kriegseinwirkung schwer beschädigt war, und das nahegelegene Haus Geisbergstraße 24 zur Verfügung, wobei im Paulinenschlösschen anfangs offenbar die Gottesdienste abgehalten wurden und das Haus Geisbergstraße 24 vor allem für die Verwaltung genutzt wurde. Das Nutzungsrecht ohne vertragliche Grundlage sorgte jedoch Anfang der 50er Jahre für Schwierigkeiten, als der neue Eigentümer des Hauses die Räume für sich nutzen wollte. Die Jüdische Gemeinde unterteilte daher in der Synagoge in der Friedrichstraße einen Raum, um künftig zwei eigene Büroräume zur Verfügung zu haben.80

Weitere Einrichtungen

Weitere Einrichtungen

In Wiesbaden bestanden zahlreiche jüdische oder von Juden gegründete Vereine, von denen die meisten im Bereich Sozialfürsorge angesiedelt waren. Der älteste von ihnen, der im Jahr 1932 noch bestand, war der 1871 gegründete „Israelitische Unterstützungsverein e.V.“ für Wohltätigkeit und Fürsorge (300 Mitglieder), dem fünfzehn Jahre später ein Israelitischer Waisenunterstützungsverein e.V. (89 Mitglieder) gefolgt war. 1899 war der „Nassauische Verein zur Förderung des Handwerks unter den Juden e.V.“ gegründet worden, der um 1932 rund 100 Mitglieder hatte. Ein Jahr darauf war ein „Verein zur Errichtung eines israelitischen Krankenhauses und Schwesternheimes e.V.“ ins Leben gerufen worden, der mit 280 Mitgliedern zahlreiche Interessenten hatte. Das Israelitische Schwesternheim hatte sechs Plätze, das Israelitische Altersheim neun Pflegeplätze. Etwa einhundert Mitglieder weniger hatte der 1908 gegründete „Verein für Ferienkolonien für Kinder unbemittelter Eltern“. Der größte Verein war die „Vereinigung jüdischer Frauen zur Frauen- und Mädchenhilfe“, die sich seit 1917 um Frauen- und Mädchenhilfe, aber auch um Kinderfürsorge und Berufsberatung für jüdische Mädchen kümmerte. Nach dem Ersten Weltkrieg (1923) wurde eine (neue) Chewra für Krankenpflege und Bestattungen gegründet, die rund 300 Mitglieder hatte. Darüber hinaus gab es ein jüdisches Kindertagesheim mit 30 Plätzen, die rituelle Küche der Nassauloge (Ausspeisung) sowie eine jüdische Darlehenskasse. Eine Zionistische Ortsgruppe war um 1900 gegründet worden; ferner gab es einen Ostjüdischen Verein, der sich gezielt den Belangen der aus Osteuropa eingewanderten Juden widmete.91

Mikwe

Da bereits seit Mitte des 17. Jahrhunderts eine größere Zahl kontinuierlich in Wiesbaden lebender Juden belegt ist, kann auch die Existenz einer Mikwe als gesichert gelten. Die genaue Lokalisation ist jedoch bis weit ins 18. Jahrhundert hinein schwierig, da zwar im Laufe der Zeit zahlreiche „jüdische“ Badehäuser – Kureinrichtungen für jüdische Besucher der Thermalquellen – belegt sind, die meisten Bauten aber nicht mehr vorhanden sind. Es ist durchaus denkbar, dass sich in einem Kur-Badehaus auch ein Becken befunden hat, das den rituellen Anforderungen entsprach.81 1735 erhielt das Badehaus „Zum Rebhuhn“, in dem damals die Betstube der Gemeinde untergebracht war, einen Anbau, das Haus „Spiegel“ (jetzt Spiegelgasse 11). In dem Gebäudekomplex war nach Ansicht einiger Forscher auch eine Mikwe untergebracht, über deren Lage es jedoch widersprüchliche Angaben gibt: Laut „Aktivem Museum Spiegelgasse“, befand sich das jüdische Bad im Haus „Rebhuhn“. Nach Renkhoff wurde dessen Quelle jedoch erst 1753 wiederentdeckt, und zwar im Hof des benachbarten Badhauses „Spiegel“. Nach anderer Ansicht hat im „Spiegel“ keine Mikwe bestanden, da das Haus einen christlichen Eigentümer gehabt habe, während der Keller Eigentum einer dritten Person gewesen sei. Im Keller selbst gibt es noch heutzutage ein mit Thermalwasser gefülltes Bassin, das jedoch keine Spuren einer Einrichtung als Mikwe, wie beispielsweise Treppenstufen, besitzt.82 Möglicherweise wurde das Thermalwasser des „Spiegels“ in die Badeeinrichtungen des „Rebhuhns“ geleitet, ein in Wiesbaden durchaus übliches Verfahren.83

Um 1830 errichtete Isaac Jacob Hiffelsheimer auf dem Grundstück des „Rebhuhns“ das neue Badehaus „Pariser Hof“, dessen Badekabinette aufgrund ihrer baulichen Anlage – zumindest theoretisch – als Mikwe geeignet waren. Über eine entsprechende Nutzung im 19. Jahrhundert liegen keine Quellen vor, jedoch wurden sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts und nach 1946 von der Jüdischen Gemeinde als Mikwe genutzt.84 Angeblich hat es in dem zur Synagoge am Michelsberg gehörenden Gemeindehaus keine Mikwe gegeben, was auf das Vorhandensein zahlreicher als Mikwe geeigneter Badeeinrichtungen zurückgeführt werden könnte.85

Schule

Im Herzogtum Nassau bestand seit 1819 allgemeine Schulpflicht. In den sogenannten „Simultanschulen“ wurden Kinder unabhängig von Religion bzw. Konfession und Geschlecht gemeinsam unterrichtet. Dies machte die Abhaltung von jüdischen Religions- und Hebräisch-Unterricht erforderlich, der allgemein als „jüdische Religionsschule“ bezeichnet wurde. Wo der Unterricht abgehalten wurde, ist unbekannt. Da 1843 29 Kinder den Religionsunterricht besuchten (1848: 44; 1924/25: 74), war dafür ein größerer Raum erforderlich, als die Wohnung des Lehrers bieten konnte. Nach der Errichtung des Gemeindehauses auf dem Michelsberg wurde der Unterricht vermutlich dort abgehalten. Auch die altisraelitische Kultusgemeinde musste entsprechend ihren Gründungsstatuten eine eigene Religionsschule betreiben. Der Ort ist nicht bekannt; vermutlich wurde ein Raum im Seitenbau der Synagoge dazu genutzt.

Nachdem im Jahr 1936 jüdischen Schülerinnen und Schülern der Besuch allgemeiner Schulen verboten wurde, wurde in der Mainzer Straße/Welfenstraße eine jüdische Schule eingerichtet, die von 160 Schülern besucht wurde.86 Die Schule wurde 1942 geschlossen, als die letzten Wiesbadener Juden in die Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert wurden. Alle Lehrer der jüdischen Schule, der Rabbiner Dr. H. Hanff und die Vorstandsmitglieder der Gemeinde sowie der letzte für die Behandlung von Juden zugelassene Arzt, Dr. Laser, wurden Opfer der Nationalsozialisten.87

Gemeindehaus

Jüdische Gemeinde / Michelsberg

Bis zu Errichtung der Synagoge am Michelsberg ist kein eigenständiges Gemeindehaus belegt. Dann jedoch nutzte man die Gelegenheit, auf dem verbleibenden Grundstück zwischen Synagoge und Michelsberg ein der wachsenden Gemeinde angemessenes Gebäude zu errichten. Bei dem im Jahr 1869 errichteten Gemeindehaus handelte es sich um einen massiven Ziegelbau. Es beinhaltete einen Betraum, der auch als Gemeindesaal verwendet wurde und Platz für ca. 40 Personen bot, ferner ein Archiv- und ein Bibliothekzimmer. Zu der rund 1.000 Bände umfassenden Bibliothek gehörten zahlreiche wissenschaftliche Bücher, Nachschlagewerke, Enzyklopädien, Lexika und Zeitschriften.88 Die vielfältige Nutzung des Gemeindehauses darf über seine vergleichsweise geringe Ausdehnung nicht hinwegtäuschen. In den 1920er Jahren war es für die Zwecke der Gemeinde zu klein geworden, so dass Rudolph Joseph es in seine Planungen eines „Synagogenbezirks“ mit einbezog.89 Das Gemeindehaus wurde in der Pogromnacht 1938 zusammen mit der Synagoge niedergebrannt.

Altisraelitische Gemeinde / Friedrichstraße

Der Altisraelitischen Gemeinde gehörte in der Friedrichstraße nicht nur die Synagoge mit Hofraum, sondern auch der sogenannte „Seitenbau“, ein zwischen Vorderhaus und Synagoge im rechten Winkel zur Straße stehendes Gebäude.90 Es ist zu vermuten, dass die Gemeinde diesen Seitenbau als Gemeindehaus nutzte.

Cemetery

Obwohl bereits seit dem 14. Jahrhundert Juden in Wiesbaden lebten, die spätestens seit dem 17. Jahrhundert aufgrund der Anzahl auch eine Gemeinde gebildet haben können, gab es in Wiesbaden keinen eigenen Friedhof.92 Bis zum Jahr 1747 mussten die Juden den Friedhof in Wehen benutzen. 1747 wurde schließlich nördlich von Wiesbaden in der Flur „Auf dem Kuhberg“ (heute „Schöne Aussicht“) ein Grundstück erworben. Initiator war der Gemeindevorsteher Eli Jizchak, gestorben 1750. Sein Grabstein ist der älteste des Friedhofs. Schon dreißig Jahre später und dann noch einmal im Jahr 1850 musste der Friedhof erweitert werden.93 Er diente im Rahmen eines Friedhofsverbandes auch den Juden bzw. Jüdischen Gemeinden in Biebrich, Bierstadt und Schierstein als Begräbnisstätte. Offiziell wurde er zum Jahresende 1890 geschlossen, eine letzte (Urnen-)Beisetzung fand 1935 statt. Trotz der Schäden in der Zeit des Nationalsozialismus bzw. der Verwahrlosung in der Folgezeit sind noch immer 583 Grabsteine und Steinfragmente erhalten.94

Zum Jahr 1891 verfügte die Stadt Wiesbaden die Schließung des Friedhofs.95 Entscheidender Grund hierfür war die rasche Ausdehnung der Stadt im ausgehenden 19. Jahrhundert, bei der insbesondere die Höhengrundstücke zu begehrten Villenlagen wurden. Eine Erweiterung des Friedhofs war somit nicht mehr möglich. Nachdem verschiedene Versuche der Jüdischen Gemeinde, ein eigenes Grundstück anzukaufen, fehlgeschlagen waren, stellte die Stadt Wiesbaden ihr ein Landstück von rund 50,3 ar an der Platter Straße bzw. nördlich des (neuen) kommunalen Friedhofs (Nordfriedhofs) zur Verfügung, an dessen Ostseite sich bereits der Altisraelitische Friedhof befand.96 Auch in diesem Fall sollte die Jüdische Gemeinde die Friedhofsmauer des kommunalen Friedhofs weiterführen. Die Schließung des Friedhofs an der Schönen Aussicht hatte eine Auflösung des Friedhofsverbandes zur Folge; die Jüdischen Gemeinden in Biebrich, Bierstadt und Schierstein mussten eigene Friedhöfe anlegen (siehe dort). Der neue jüdische Friedhof, der über eine eigene Trauerhalle verfügt, wurde ab 1891 belegt, wobei auch weiterhin auswärtige jüdische Kurgäste dort bestattet wurden. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde ein Denkmal für die Gefallenen jüdischen Glaubens aufgestellt. Der Friedhof, auf dem zwischen 1891 und 1943 rund 1.800 Beerdigungen stattgefunden haben, ist nach jüngeren Erweiterungen noch heute in Benutzung.97

Wehen, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen
Wiesbaden, Alter Jüdischer Friedhof (Schöne Aussicht): Datensatz anzeigen
Wiesbaden, Jüdischer Friedhof an der Platter Straße: Datensatz anzeigen

Grabstätten

Wehen, Jüdischer Friedhof: Grabstätten anzeigen
Wiesbaden, Alter Jüdischer Friedhof (Schöne Aussicht): Grabstätten anzeigen

References

Weblinks

Sources

Bibliography

Illustration available

(in Bearbeitung)

Fußnoten
  1. Wiesbaden. Das Stadtlexikon, S. 959 ff.
  2. HHStAW 137, XIV c 2
  3. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 2, S. 386
  4. Fritzsche, Jüdisches Kur- und Badewesen
  5. Lottmann-Kaeseler, Osteuropäisches Judentum, 1991; Post, Ostjüdische Flüchtlinge, S. 217-237
  6. Zitiert aus Ortsartikel Wiesbaden auf Alemannia Judaica (s. Weblink)
  7. Angaben aus Arnsberg, Jüdische Gemeinden 2, S. 385–388
  8. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 2, S. 396 f.
  9. Lilienthal, Jüdische Wanderungen; zu Wiesbaden S. 23 ff.
  10. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 2, S. 397
  11. HHStAW 503, 7369
  12. Gedenkstätte am Michelsberg s. Weblink
  13. Gedenkstätte Schlachthoframpe s. Weblink
  14. Gedenkstätte Nordenstadt s. Weblink
  15. Aktives Museum Spiegelgasse s. Weblink
  16. Zur Paul Lazarus Stiftung siehe Weblink Aktives Museum Spiegelgasse
  17. Der Standort Goldgasse 1 wird erwähnt im Ortsartikel Wiesbaden auf Alemannia Judaica (s. Weblink). Andere Quellen rekonstruieren den Standort des „Helms“ an der verschwundenen Stummen Gasse. Um 1700 erhielt der „Helm“ den Namen „Weißer Adler“ und 1780 „Goldene Kette“; 1899 wurden Haus und Grundstück vom benachbarten „Schwarzen Bock“ erworben. Renkhoff, Wiesbaden im Mittelalter 2, S. 248 f.
  18. Zu den Gassen siehe Renkhoff, Wiesbaden im Mittelalter 2, S. 278 und den Stadtplan am Ende des Buches.
  19. HHStAW 137, XIV c 2
  20. Faber, Vorgängerbauten, S. 341–359
  21. Inzwischen überbaut, etwa an der Stelle des heutigen Nassauer Hofs und Pariser Hofs.
  22. Zur Entwicklung der Bebauung und des Straßenverlaufs siehe die entsprechenden Karten bei Spielmann/Krake, Weichbild.
  23. Renkhoff, Wiesbaden im Mittelalter, S. 242–249. Die Namen der Badhäuser sind erst seit dem 16. Jahrhundert überliefert und die Gebäude dadurch lokalisierbar. Vermutlich bestanden etliche Badhäuser bereits im Mittelalter.
  24. Möglicherweise wurden schon zuvor in dem Gebäude Gottesdienste abgehalten und erst 1806 die Einrichtung einer eigenständigen Synagoge angestrebt. Vgl. Spielmann/Krake, Weichbild, Karte 1, wo bereits für 1799 eine Synagoge in der Webergasse angegeben ist.
  25. HHStAW 246, 8. - Faber, Vorgängerbauten, S. 343–345. Baubeschreibung nach den dort abgedruckten Plänen des Bauinspektors Faber aus dem Jahr 1816.
  26. Faber, Vorgängerbauten, S. 348
  27. Spielmann/Krake, Weichbild, Karte III (1817)
  28. Faber, Vorgängerbauten, S. 348
  29. Faber, Vorgängerbauten, S. 349, mit Abbildung aus HHStAW 246, 8
  30. Faber, Vorgängerbauten, S. 357
  31. Zur Stadtentwicklung insbesondere im Bereich der Straßenführung: Spielmann/Krake, Weichbild. Dazu auch Faber, Vorgängerbauten, S. 345
  32. Faber, Vorgängerbauten, S. 350
  33. Faber, Vorgängerbauten, S. 352: Zitat ebd. aus dem Bericht von Faber an Thewalt vom 29. Mai 1824; HHStAW 246, 8
  34. Faber, Vorgängerbauten, S. 354
  35. Pläne der Auf- und Grundrisse von Baudirektor Faber in HHStAW 246, 8 (56a, c), abgedruckt bei Faber, Vorgängerbauten, S. 351–353
  36. Faber, Vorgängerbauten, S. 354
  37. Faber, Vorgängerbauten, S. 356 f.
  38. Drucke: Tendlau, Rede bei der Einweihung 1826, und Herxheimer, Predigt bei der Weihe 1826
  39. Faber, Vorgängerbauten, S. 357
  40. Spielmann/Krake, Weichbild, Karte III (1817) bis Karte VII (1857)
  41. Faber, Vorgängerbauten, S. 357
  42. HHStAW 210, 2778
  43. Jesberg, Synagoge Michelsberg, S. 153 f.
  44. Förderkreis, Jüdische Gemeinde, S. 53–55
  45. HHStAW 210, 2778
  46. Wegen des Verlustes der im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden aufbewahrten Bauakten müssen Abmessungen und Einzelheiten der Raumgestaltung aus anderen Quellen und Fotografien erschlossen werden. Zu Architektur und künstlerischem Konzept der Synagoge siehe Förderkreis, Jüdische Gemeinde, S. 58. Die dortige Feststellung, die Bauakten im HHStAW seien „vernichtet worden, um jede Erinnerung an den Bau der Synagoge auszulöschen“, ist mit Sicherheit nicht zutreffend. Eine flächendeckende Kassation von Akten zu jüdischen Kultusgemeinden und Synagogen in der NS-Zeit ist zumindest für das Gebiet des RP Wiesbaden nicht bekannt, wie auch die zahlreichen erhaltenen Bauakten zu anderen Synagogen belegen. Der Ausdruck „vernichtet“ wird im archivischen Bereich nicht für aktive Kassation, sondern für Verlust durch Kriegseinwirkungen oder andere Unglückfälle gebraucht. – Zur folgenden Baubeschreibung diente auch die virtuelle Rekonstruktion der Synagoge: Brück/Krebs, Memo 38, S. 1–9. Webpräsentation s. Weblink
  47. Alle Abmessungen nach HHStAW 518, 1204 (Entschädigungsakte); dort „Anlage 7“: Rekonstruktion nach Katasterzeichnung und Foto von S. Lublinski, Februar 1960. Etwas abweichend davon Förderkreis, Jüdische Gemeinde, S. 58. Laut den dortigen Angaben wurden die Daten aus einer Abbildung des maßstäblichen verkleinerten Grundrisses berechnet, die in der Festschrift zur Gründung des Architekten- und Ingenieur-Vereins in Wiesbaden 1871 publiziert wurde. – Alle angegebenen Maße sind, wenn nicht anders angegeben, aus der Rekonstruktion von S. Lublinski entnommen.
  48. Förderkreis, Jüdische Gemeinde, S. 56
  49. Festschrift zur Einweihungsfeier am 13. August 1869
  50. Der von S. Lublinski (HHStAW 518, 1204) angegebene Radius des von ihm als „Turm“ bezeichneten Tambours ist mit 5 m zu groß rekonstruiert.
  51. Maßangabe nach Förderkreis, Jüdische Gemeinde, S. 58
  52. Zur besseren Verständlichkeit wird hier die gedachte Form der Halbsäulen und Türme verwendet, die Teil des Synagogengebäudes und keine eigenen Baukörper waren. Die Halbsäulen an den Kreuzschenkeln waren so mit diesen verbunden, dass nur vier Wandflächen sichtbar waren; bei den Ecktürmen waren fünf Wandflächen sichtbar. Als Treppenhäuser waren die Türme auch im Inneren baulich von der Synagoge abgegrenzt, sind jedoch mit ihr ohne Baufugen errichtet worden.
  53. Die Angaben zur Farbgestaltung beruhen auf den Ergebnissen der Synagogenrekonstruktion von Brück/Krebs, „memo 38“ (s. Weblink), die mit Hilfe von Zeitzeugen-Befragungen erarbeitet wurden.
  54. Grundriss bei Jesberg, Synagoge Michelsberg, S. 153-154, hier S. 154, sowie die unklaren Korrekturen im Plan von S. Lublinski, HHStAW 518, 1204
  55. Auf die Ähnlichkeit zwischen dem Kuppel-Baldachin der Synagoge am Michelsberg und dem Baldachin der nur kurze Zeit zuvor fertiggestellten Neuen Synagoge in Berlin verweist Förderkreis, Jüdische Gemeinde, S. 62. Möglicherweise war dieser wiederum inspiriert von dem Baldachin in der Großen Synagoge von Budapest, erbaut von Ludwig Förster 1859.
  56. Das in HHStAW 518, 1204 enthaltene Foto mit der Beschriftung „Synagoge Wiesbaden – Michelsberg (Almemor, Predigerpult und Thoraschrein)“ und einem hineinretuschierten Kantor zeigt definitiv nicht den Thoraschrein der Synagoge am Michelsberg.
  57. Alle Angaben zur Inneneinrichtung und den Kultgegenständen stammen aus der Entschädigungsakte HHStAW 518, 1204.
  58. Grundriss bei Jesberg, Synagoge Michelsberg, S. 154. Vermutlich handelt es sich dabei um den „Grundriß des Hauptgeschosses der Synagoge“, der 1871 in der Festschrift zur Gründung des Architekten- und Ingenieur-Vereins veröffentlicht wurde: Förderkreis, Jüdische Gemeinde, S. 58. Dieser Grundriss sah eine andere Gestaltung der Estrade vor: Der Zugang zur Estrade erfolgte nicht über eine mittige, sondern zwei Seitentreppen, zwischen denen sich, ähnlich einem kleinen Balkon, eine „Kanzel“ befand. Die Stühle für Rabbiner und Vorbeter waren auf dem Niveau der Gemeinde im Halbkreis darum angeordnet, mit Blickrichtung zur Gemeinde; die Bimah ist nicht eingezeichnet.
  59. Auf dem bei Jesberg, Synagoge Michelsberg, S. 154, abgebildeten Grundriss, der nur das Erdgeschoss zeigt, findet sich der Vermerk „Vorhalle, darüber Orchester“.
  60. Vgl. Bild der Organistin Martha Sommer am Spieltisch, aufgenommen um 1937.
  61. HHStAW 518, 1204. Da zur Zeit der Entschädigungsverhandlungen weder der Orgelbauer noch der Herstellungswert bekannt waren, handelt es sich bei der Registerzahl möglicherweise nur um eine Schätzung.
  62. HHStAW 518, 1204
  63. Möglicherweise handelt es sich bei den auf den Fotos sichtbaren Bänken nicht mehr um die Originalbestuhlung.
  64. HHStAW 503, 7369
  65. Jubiläumsausgabe zum fünfzigjährigen Bestehen des Chores: Wiesbadener Synagogen-Gesänge, hrsg. von A. Nussbaum und O. Wernicke. Siehe auch die Festschrift Fünfzigjahrfeier des Synagogen-Gesangvereins 1913.
  66. Artikel in der „Allgemeinen Zeitung des Judentums“, Jg. 40, 1880, Heft 47 (23. November 1880) und Heft 51 (21. Dezember 1880), über das Konzert am 14. November 1880. Beim zweiten Artikel handelt es sich um eine Wiedergabe eines Artikels aus der „Wiesbadener Montags-Zeitung“. – Vgl. auch den Artikel über ein Konzert am 24. Februar 1886 in „Der Israelit“, Jg. 27, 1886, sowie Heft 17 (1. März 1886).
  67. Artikel in der „Allgemeinen Zeitung des Judentums“, Jg. 77, 1913, Heft 29 (18. Juli 1913). – Das Füsilierregiment von Gersdorff Nr. 80 hatte seinen Standort in der Gersdorff-Kaserne auf dem Schiersteiner Berg.
  68. Artikel von Benas Levy in der „Allgemeinen Zeitung des Judentums“, Jg. 85, 1921, Heft 23 (11. November 1921).
  69. Joseph, Betrachtungen Wiesbadener Synagoge
  70. Dieselbe Problematik besteht bspw. auch bei der Ringkirche in Wiesbaden, die dreißig Jahre nach der Synagoge von Johannes Otzen im neoromanischen Stil errichtet wurde.
  71. Vgl. beispielsweise die Grundstücksnutzung der Westend-Synagoge in Frankfurt.
  72. Interessanterweise blieb das von Joseph vorgesehene, im Jahr 1958 in „Platz der Deutschen Einheit“ umbenannte Areal für fast einhundert Jahre eine nur provisorisch bebaute, städtebauliche Lücke, die erst 2014 geschlossen wurde.
  73. Artikel im „Frankfurter Israelitischen Familienblatt“, Jg. 8, 1910, Heft 38 (30. September 1910) und Heft 43 (11. November 1910).
  74. Information der Paul Lazarus Stiftung, siehe Weblink Aktives Museum Spiegelgasse
  75. Erstes Hinterhaus, vom Vorderhaus durch einen Hof getrennt. Dahinter befindet sich ein weiterer Hof und ein weiteres Hinterhaus. Ggf. sind diese Hinterhäuser und das Vorderhaus durch Seitenbauten miteinander verbunden. – Die Bebauung der Blücherstraße 6 ist unverändert.
  76. HHStAW 518, 1272: Entschädigungsansprüche; 503, 7639: Enthält Angaben von Herrn Nickel, der seit 1938 in dem Gebäude wohnte und den ehemaligen Betsaal als Papierwarenlager verwendete.
  77. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 2, S. 389
  78. Artikel im „Frankfurter Israelitischen Familienblatt“, Jg. 8, 1910, Heft 18 (13. Mai 1910)
  79. Artikel im „Frankfurter Israelitischen Familienblatt“, Jg. 8, 1910, Heft 43 (11. November 1910)
  80. HHStAW 503, 7394
  81. HHStAW 503, 7369; dort Angaben aus dem „Führer durch die Jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland“, 1932-1933, Blatt 208. Siehe auch die ausführliche Auflistung bei Arnsberg, Jüdische Gemeinden 2, S. 384, und im Ortsartikel Wiesbaden auf Alemannia Judaica (s. Weblink).
  82. Fritzsche, Rebhuhn, S. 31–78
  83. Faber, Vorgängerbauten, S. 345. Dagegen Fritzsche, Rebhuhn, S. 63. Es handelt sich um das Haus Spiegelgasse 11 (heutige Bezeichnung). Fritzsches Einwand, das Haus habe einen christlichen Eigentümer gehabt, während der Keller Eigentum einer dritten Person gewesen sei, schließt eine Mikwe keineswegs aus. Im Keller gibt es ein mit Thermalwasser gefülltes Bassin, vgl. ebd. S. 41.
  84. Renkhoff, Wiesbaden im Mittelalter, S. 249; zu den Umleitungen von Quellen beispielsweise S. 247. Zum „Spiegel“ siehe auch Website des Aktiven Museums Spiegelgasse (s Weblink), Unterseite „Ort und Entstehungsgeschichte“
  85. Fritzsche, Rebhuhn, S. 64–65
  86. So Fritzsche, Rebhuhn, S. 63. Er beruft sich auf eine Auskunft von Herrn Wolfgang Se’ev Zink.
  87. Vgl. Ortsartikel Wiesbaden auf Alemannia Judaica (s. Weblink)
  88. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 2, S. 399
  89. HHStAW 503, 7369, nach Angaben von Paul Lazarus
  90. Joseph, Betrachtungen Synagoge Michelsberg
  91. HHStAW 519/2, 2090: Grundbuchauszug, Der Seitenbau ist auf einigen Fotos, die während der Deportationen des Jahres 1942 aufgenommen wurden, zu erkennen.
  92. Informationen zu den jüdischen Friedhöfen von Wiesbaden auf Alemannia Judaica (s. Weblink)
  93. Die noch erhaltenen Steine des jüdischen Friedhofs in Wehen und des Alten Jüdischen Friedhofs an der Schönen Aussicht in Wiesbaden wurden von der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen dokumentiert (s. Link oben)
  94. Buschmann/Vollmer, Jüdische Friedhöfe, S. 24–52. – HHStAW 519/2, 2070
  95. Buschmann/Vollmer, Friedhöfe, S. 53–85
  96. Artikel in der „Allgemeinen Zeitung des Judentums“, Jg. 54, 1890, Heft 31 (15. August 1890)
  97. Zur Einweihung Artikel in der „Allgemeinen Zeitung des Judentums“, Jg. 55, 1891, Heft 5 (29. Januar 1891)
Recommended Citation
„Wiesbaden (Synagoge Michelsberg) (Stadt Wiesbaden)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/649> (Stand: 10.2.2023)