Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

Spangenberg Karten-Symbol

Gemeinde Spangenberg, Schwalm-Eder-Kreis — Von Dieter Vaupel
Basic Data | History | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | References | Indices | Recommended Citation
Basic Data

Juden belegt seit

um 1660

Location

34286 Spangenberg, Untergasse 5 | → Lage anzeigen

Rabbinat

Niederhessen (Kassel)

preserved

ja

Gedenktafel vorhanden

nein

Weitere Informationen zum Standort

Historical Gazetteer

History

Die Anfänge der jüdischen Gemeinde Spangenberg gehen auf das 17. Jahrhundert zurück. Der erste namentlich bekannte Jude Spangenbergs war Hona HaLevi, der um 1660 in Spangenberg geboren und dort 1731 gestorben ist.1 Im Jahr 1673 wird die Ansiedelung eines Schutzjuden in Dokumenten erwähnt: Levi Müller.2 Er „war der Bürgerschaft in Spangenberg besonders genehm, weil er mit Kramwaren handelte, die bei den anderen nicht zu erhalten waren.“3 1724 gab es im Ort sechs jüdische Familien, 1766 wohnten 18 Juden in der Stadt. Im 19. Jahrhundert erlebte die Religionsgemeinschaft ihre größte Blüte, viele Juden waren zu Ansehen und Wohlstand gekommen. 1835 lebten unter Spangenbergs Einwohnern 88 Juden, bis 1861 stieg die Zahl auf 133. Seit Beginn dieses Jahrhunderts lag sie bei etwa 100 Personen.4

Die jüdische Gemeinde in Spangenberg erlebte in der Mitte des 19. Jahrhunderts ihre Blütezeit. In diese Zeit fällt auch der Neubau der Synagoge in der Untergasse. Häufig vertreten waren in Spangenberg die Familiennamen Schachtenberg, Blumenkrohn, Levisohn, Neuhaus, Lorge, Rosenbaum, Katz und insbesondere Spangenthal (abgeleitet von Spangenberg). 1933 gab es 40 Träger des Namens Spangenthal im Ort. Die Spangenberger Juden wohnten verteilt auf verschiedene Straßenzüge in enger Verbindung und zum Teil in freundschaftlichen Beziehungen mit den christlichen Nachbarn.

Ihre wirtschaftliche Lage war im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts weitgehend gefestigt. Die meisten Juden der Stadt waren als Kaufleute tätig, wobei der Schwerpunkt zuerst im Viehhandel, später im Textilbereich lag. Als größte Betriebe in jüdischem Besitz bestanden zwei Peitschenfabriken und eine Korkstopfenfabrik.

Sehr früh kam es in den 1920er Jahren zur Gründung einer Spangenberger NSDAP-Ortsgruppe und damit zu massiven antisemitischen Tendenzen.5 Die örtlichen Juden setzten sich dagegen offensiv zu Wehr und gründeten einen Ortsverband des „Centralvereins Deutscher Bürger jüdischen Glaubens“,6 allerdings ohne die Entwicklung damit aufhalten zu können. Erste größere Konfrontationen gab es in den frühen 1930er Jahren, wodurch zu erklären ist, dass die jüdische Gemeinde schon in dieser Zeit erheblich schrumpfte. Aus einer Abmeldeliste ergibt sich, dass zwischen 1930 und 1933 bereits fast 40 Juden die Stadt verließen.7

Nach 1933 setzten massiv der Boykott jüdischer Geschäfte, systematische Hetzkampagnen und Aktionen gegen jüdische Bürger ein, durch sie zum Verlassen der Stadt gezwungen werden sollten. Eine besondere Rolle spielte dabei der fanatische NSDAP-Ortsgruppenleiter und Bürgermeister Theobald Fenner.8 In einer Ansprache sagte er: „Ich lasse nicht eher locker, bis der letzte Jude Spangeberg verlassen hat.“9 Die antisemitischen Aktionen erreichten ihre Höhepunkt im Ausschreitungen am 15./16. September 1935 nach Bekanntgabe der Nürnberger Gesetze sowie im Pogrom von 1938, das in Spangenberg bereits am 8. November stattfand.10

Vielen Spangenberger Juden gelang noch rechtzeitig die Flucht nach Übersee,11 jedoch wurden mindestens 54 Menschen, die in Spangenberg gelebt haben oder dort geboren wurden in den Konzentrationslagern ermordet.12

Betsaal / Synagoge

In Spangenberg befindet sich das noch heute vorhandene Synagogengebäude nahe dem Marktplatz in einer Nebenstraße, der Untergasse. Es liegt in der Häuserfront, ist von drei Seiten freistehend und hat einen großen Hof. Man hatte als Standort der Synagoge wohl bewusst eine Nebenstraße gewählt. Vermutlich einerseits, um bei religiösen Zeremonien kein Aufsehen zu erregen, andererseits, um in der Abgeschiedenheit dieser Straße Ruhe und Frieden zu finden.

Das Gebäude wurde als ein breitgestreckter Fachwerkbau angelegt, die Vorderfront war von Anfang an mit Naturschiefer verkleidet. Kurt Knierim schreibt: „Ehedem hatte das Haus durch die mit engem Sprossenwerk versehenen Rundbogenfenster ein vornehmes Aussehen und erinnerte leicht an klassizistische Bauten der hugenottischen Baumeister aus der Familie Ry der Kasseler Oberneustadt, nur eben kleiner im Maßstab, bescheidener im Aufriss und provinzieller in der Durchgestaltung. Auch andere Gebäude in Spangenberg, die damals in jüdischem Besitz waren, zeigten diese Rundbogenfenster mit radförmig angelegten Sprossenstäben im Bogenfeld. Selbst das Rathaus, das im 19. Jahrhundert Umbauten in einer Spätphase des Klassizismus erfuhr, nahm diese schöne und eigenwillige Fensterform an.“13

Die Spangenberger Synagoge wurde, wie auch die in Melsungen, durch Landbaumeister Augener geplant wurde. Fertiggestellt wurde sie im Herbst 1846. Beide von Augener geplante Synagogen weisen klassizistische Stilelemente auf. Der Grundstein wurde wahrscheinlich im Jahre 1845 gelegt, denn am Sockel zum Eingang der Synagoge befindet sich in hebräischen Buchstaben eine Inschrift mit der Zahl 5645, dem Jahr der Grundsteinlegung nach jüdischer Zeitrechnung.

Der Fertigstellung der Synagoge ging eine siebenjährige Planungszeit voraus. Weder die israelitische Gemeinde, noch das kurhessische Kreisamt und dessen Landbaumeister konnten sich entscheiden, ob die auf dem Grundstück bereits seit 40 Jahren bestehende Synagoge sowie das sogenannte „Werner‘sche“ Wohnhaus – in dem die alte Schule mit Lehrerwohnung untergebracht waren – erhalten, renoviert und erweitert werden können oder, ob man eine neue Synagoge bauen sollte.14 Die ersten Unterlagen wurden 1839 durch Augener angefertigt. 1843 machte er Renovierungs- und Erweiterungsvorschläge und erstellte ein Gutachten für die bestehende Synagoge und das Wohnhaus. Ein Jahr später entschied sich die jüdische Gemeinde endgültig für den Neubau. Allerdings verzögerten Änderungsvorschläge der Baudirektion das Genehmigungsverfahren und die Fertigstellung um fast drei Jahre.

Wenn man das zweistöckige Gebäude damals betrat,15 befand sich rechts vom Haupteingang der Gebetssaal, links davon waren die Lehrerwohnung und die Unterrichtsräume. Das Haus konnte darüber hinaus durch einen Nebeneingang vom Hof her betreten werden. Im Keller des Gebäudes befanden sich ein rituelles Bad und zusätzliche Räumlichkeiten für die Belange der seinerzeit großen jüdischen Gemeinde in Spangenberg. Eine große Tür führte in den Gebetssaal, die eigentliche Synagoge, einen hohen zweistöckigen Raum mit einer gewölbten Decke und mit dreiseitiger Empore. Jüdischer Tradition entsprechend beteten Frauen und Männer nicht zusammen. So blieben die Männer im unteren Teil des Gebetssaales, die Frauen hingegen hielten sich auf der Empore auf.

Der unten liegende Gebetssaal war ausgestattet mit Bankreihen und Gebetpulten. Die Gemeindemitglieder hatten ihre festen Plätze. Im Zentrum des Saales befand sich der „Almemor” ein großer Tisch, der als Lesepult diente. Während der Gottesdienste am Schabbat oder an Feiertagen wurde hier die Thorarolle aufgerollt und aus ihr vorgelesen. Vor dem Almemor befand sich noch ein einzelnes Pult für den Vorbeter, den „Chasan”, der die Gebete vor der Gemeinde vortrug. An der Ostseite des Raumes, auf einer Erhöhung, stand der Thoraschrein, der „Aron Hako-desch”. Der Thoraschrein war mit einem bestickten Vorhang verdeckt. Zum rituellen Säubern der Hände vor dem Gottesdienst befand sich in einem Vorraum ein Waschbecken. Die Böden waren mit langen rosa Teppichen ausgelegt. Der untere Saal bot für ca.48 bis 60 Betende Platz. Im vorderen Teil des Synagogenraumes hing eine lange Lampe mit dem Ewigen Licht.

Der in Spangenberg aufgewachsene Max Spangenthal schreibt über die Synagoge: „Die Prosperität und die Spendenfreudigkeit der Gemeinde fand ihren Ausdruck in der stattlichen Synagoge (...) Die prächtigen Vorhänge des Thoraschreins, die ungewöhnlich zahlreichen Thorarollen (...) und ihr auffallend reicher Silberschmuck waren der Stolz der Gemeinde. Die Ausmalung der Wände, der schön geschnitzte Almemor, in dessen Sitztruhen Hunderte von ‚Wimpeln’ aufbewahrt wurden, die buntbemalten Leinenrollen, die um die Thora gewickelt und jeweils bei der Geburt eines Knaben gespendet wurden, alles das ist Gegenstand wehmütiger Erinnerung.“16

Auf der linken Seite des Gebäudes war die über zwei Geschosse verteilte Lehrerwohnung mit der Schulstube im Obergeschoss. Im Obergeschoss konnte sich die Gemeinde im „Stibl”, einen Gemeinderaum, versammeln. Hier wurden die heiligen Schriften studiert. Die Kinder der Gemeinde wurden dort im Glaubensleben unterrichtet.

Die Synagoge blieb während des Novemberpogroms verschont, weil sie kein „Angriffsziel“ mehr für die Nazis bot. Sie war schon ein Jahr zuvor an einen Spangenberger Gewerbetreibenden verkauft worden,17 der sie als Lager nutzte. Die stark geschrumpfte jüdische Gemeinde, die nur noch aus knapp 20 Personen bestand, konnte die Kosten für die Unterhaltung der Synagoge nicht mehr aufbringen. Die Kultgegenstände waren in die Kasseler Synagoge ausgelagert worden, wo sie beim Novemberpogrom zerstört wurden.

Hugo Spangenthal konnte eine der Thorarollen aus der Spangenberger Synagoge retten. Mit seiner Familie verließ er 1937 die Stadt. Er nahm sie bei seiner Auswanderung nach Buenos Aires mit, wo sie zunächst in die dortige Synagoge gelangte. Spangenthals Sohn Horst wanderte später mit dieser Thorarolle nach Israel ein. Er gab sie an seinen Sohn Reuben in Beth Chagai weiter. Von ihm wurde sie der örtlichen Synagoge übergeben. Die Thorarolle war 200 bis 300 Jahre alt und mit 80 Zentimetern Länge überdurchschnittlich lang. Auf dem Mäntelchen aus blauem Stoff, gestickt in Gelb, enthält sie die hebräische Inschrift. „Ein Geschenk für ihren Vater Rabbi Naphtali, Sohn von Rabbi Schlomo, der Ha-Levi und ihrer Mutter Frau Selma, zur Erfüllung von 25 Jahre Ehejahren von den Söhnen und Tochter, 25 Tischrei 5705.”18

Teile einer anderen Thorarolle aus Spangenberg konnten ebenfalls gerettet werden. Sie befinden sich heute im Jüdischen Museum in New York: Das silberne Thoraschild, das einst die Thorarolle zierte und die Rimonim, die bekrönten Enden der Stäbe, auf denen sie aufgerollt war. Als Spender ist dort eingraviert „Elhanan, Sohn von Halevi in Spangenberg“. Schild und Rimonim stammen aus 1837/38. Auf welche Weise dieses Thorasilber gerettet werden konnte, bleibt unklar.19

Heute lässt die umgestaltete Fassade des erhalten gebliebenen Gebäudes der Synagoge nichts mehr von seinem ehemaligen Zweck erkennen. Das Gebäude ist zu einem Wohnhaus umgebaut worden, wobei alle Fenster verkleinert, die im Untergeschoss höhergestellt und die charakteristischen Rundbogenfenster mit engem Sprossenwerk durch rechteckige Fenster ersetzt wurden. Der Zwerchgiebel ist zum Geschoss ausgebaut und die Halbkreisöffnung zum Rundbogenfester umgebaut worden.

Eine Gedenktafel, die an die frühere Bestimmung dieses Zeugnisses einer ehemals bedeutenden Minderheit in Spangenberg erinnert, gibt es bis heute an dem Gebäude nicht.

Weitere Einrichtungen

Mikwe

Neben der Mikwe im Keller der Synagoge befand sich eine weitere im Tal der Pfief-fe,20 rund 150 Luftlinie von der Synagoge entfernt, am sogenannten Wäscheborn. Das kleine Sandsteingebäude mit quadratischem Grundriss und einem Spitzdach ist noch heute vorhanden. Die Bruchsteinwände stammen vermutlich aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts, der Schornstein, die Dachform und alle Backstein-Umfassungswände, die dazu dienten, das Gebäude zu erhöhen, sind in den Jahren zwischen 1830 und 1840 entstanden, die Ausmalungen im Inneren vermutlich erst um die Wende des 20. Jahrhundert. Das Tauchbecken im Inneren, ein Meter mal ein Meter groß und 1,20 Meter tief, wurde vom Wasser der Pfieffe gespeist.

Schule

Die seit 1840 bestehende jüdische Elementarschule wurde 1857 von 36 und 1868 von 26 Kin-dern besucht. Die Schülerzahl stieg bis 1878 auf 33, fiel aber in den folgenden Jahren kontinuierlich: 1887 waren es 27 Schüler, 1894 noch 22, 1903 waren es 16. Im Jahr 1912 besuchten nur noch 12 Kinder die Schule, die am 1. Januar 1925 aufgrund der geringen Kinderzahl – zustande gekommen auch dadurch, dass viele jüdische Eltern ihre Kinder zur öffentlichen Höheren Schule schickten –, aufgelöst wurde. Nach der Schulschließung gingen alle jüdischen Kinder in die Stadtschule in Spangenberg. Nur der Unterricht in Hebräisch und im jüdischen Glaubensleben fand noch in der Synagoge, im sogenannten „Stibl“ statt. Bekannt sind als Lehrer Wannfried Tannenbaum (1830), Josef Luß (1857) sowie Victor Blumenkrohn, der 1922 nach fast 35-jähriger Tätigkeit in Spangenberg verstorben ist. Sein Nachfolger war Max Moses, der letzte Lehrer an der Israelitischen Volksschule. Als es dann ab 1925 nur noch eine Religionsschule gab, unterrichteten dort H. Unikower (1927), Erich Neumann (1931/32) und später Moses Katzenberg aus Guxhagen.21

Max Spangenthal schreibt über die Rolle der Lehrer in der Spangenberger Gemeinde: „Bekannt war die Abneigung der Gemeindeältesten, ihre Lehrer angemessen zu bezahlen, sicher nicht nur aus Geiz und Kleinlichkeit. Nach der seit Jahrhunderten vorherrschenden Meinung – auch der jüdischen Tradition nicht fremd – hatte der Lehrer eigentlich unentgeltlich oder, wie man sagte, für einen Gotteslohn zu wirken. Er bezog, bevor er vom Staat angestellt wurde, sein Einkommen aus einem Handwerk oder anderen Nebenbeschäftigungen. Die ältesten Mitglieder der Gemeinde erinnern sich noch, dass der erwähnte Lehrer Luß Uhrmacher war. Selbst in meiner Jugend noch musste der Lehrer sein bescheidenes Einkommen durch das ‚Halten’ von auswärtigen Schülern aufbessern, die in Pension genommen wurden. Nicht unbeträchtlich waren dabei die Nebeneinnahmen des Lehrers aus ‚Sporteln’ für Hochzeiten und Bar-Mitzwah-Unterricht und besonders aus der Sch’chitah (Schächten), die feste Gebühren einbrachte und durch die er bestimmte Teile des Großviehs gewohnheitsrechtlich erhielt.

Das Schächten, das zu den mannigfachen Funktionen des Lehrers außerhalb des eigentlichen Unterrichts gehörte – er war auch Vorsänger, Vortragender und überhaupt ‚Kleinrabbiner’ in einer Person – stand in eklatantem Gegensatz zur pädagogischen Arbeit. Wie sehr auch in der Presse und auf Lehrertagungen ein Ende dieses Zustandes gefordert wurde, die wirtschaftlichen Notwendigkeiten und die Kraft der Gewohnheit waren stärker. Selbst wenn der Lehrer mitten aus dem Unterricht zu einer Notschlachtung geholt wurde, sah niemand, und gewiss nicht die Schüler, darin einen Grund zur Aufregung.

Es wäre wirklichkeitsfremd, sich den Lehrer als gedrückt und wegen seiner finanziellen Lage wenig geachtet vorzustellen. Das Gegenteil war der Fall. Nach Jahren der Bewährung wurden viele zur Autorität im religiösen Leben der Gemeinde, respektiert und häufig verehrt, und damit in der Umwelt zu wahren Repräsentanten der Gemeinde, denen die christlichen Nachbarn Ach-tung zollten, die kaum ein Gemeindemitglied, so reich es auch war, zuteil wurde. Als der Lehrer unserer Gemeinde 1922 nach 35-jähriger Amtszeit starb, folgte seiner Bahre die ganze Stadt, und das zu einer Zeit wüster antisemitischer Agitation seitens der ‚Völkischen’ und des ‚Jung-deutschen Orden‘...“22

Cemetery

Ein weiterer Ort jüdischer Tradition ist der Friedhof, der außerhalb der Stadt am Nordhang des Schlossberges, an der Straße nach Lichtenau liegt. Er wurde erst 1869 angelegt. Vorher gab es für die jüdischen Kleingemeinden der Umgebung einen Sammelfriedhof in Binsförth. Der Spangenberger Friedhof ist 2.550 Quadratmeter groß, er ist mit einen Holzzaun eingefriedet. Hasel, Ahorn und Rosen sowie eine Hecke schmücken den Friedhof. Zwischen den Gräbern ist Fein-schotter verstreut, so dass es dort keine Vegetation gibt.

Das eiserne Friedhofstor wird von zwei pylonenartigen Steinen getragen. Der linke Stein enthält eine deutsche, der rechte Stein eine hebräische Inschrift, beide sind kaum noch zu lesen: „Das Leben dem Tode - die Toten dem Leben”. Das Tor war ehemals mit einem Davidstern verziert, den die Nationalsozialisten entfernten. In der Nähe des Eingangs steht auf der linken Seite ein Gedenkstein für die Opfer der Schoah. Schülerinnen und Schüler der örtlichen Gesamtschule regten im Jahr 1980 an, diesen Gedenkstein aufzustellen. Er trägt die folgenden Inschriften: Auf der Vorderseite heißt es: „Zum Gedenken der jüdischen Opfer der Gewaltherrschaft 1933-1945”. Auf der Rückseite wird B. Brecht zitiert: „Man muss gegen die Rohheit die Güte setzen”.

Im unteren Teil des Geländes befinden sich 101 Grabsteine. Die Grabsteine sind in den Dimensionen klein und in der Ausführung schlicht gehalten. Zwischen armen und reichen Gemeindemitgliedern lässt sich kein besonderer Unterschied feststellen. Als Material für die stehenden Grabsteine hat man einheimischen Sandstein, Marmor oder roten Granit verwandt. Die Grabsteininschriften sind meist in Deutsch und Hebräisch verfasst. Der Name des Toten, oft der Name des Vaters, die guten Taten und Tugenden des Verstorbenen sowie das Todesdatum und gelegentlich das erreichte Lebensalter sind in den hebräischen Inschriften vermerkt. Die Inschriften enden immer mit dem Wunsch: „Seine/Ihre Seele sei eingebunden im Bunde des Lebens”.

Eine Liste der Verstorbenen wurde von Curt Wolf aus Eschwege und P. Goldschmidt aus Frankenhausen 1938 zusammengestellt.23

Binsförth, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen
Spangenberg, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen

Grabstätten

Binsförth, Jüdischer Friedhof: Grabstätten anzeigen

References

Weblinks

Sources

Bibliography

Illustrations

Indices

Persons

Hona HaLevi · Levi Müller · Schachtenberg, Familie · Blumenkrohn, Familie · Levisohn, Familie · Neuhaus, Familie · Augener, Landbaumeister · Blumenkrohn, Manfred · Spangenthal, Max · Spangenthal, Hugo · Spangenthal, Horst · Spangenthal, Reuben · Naphtali, Rabbi · Schlomo, Rabbi · Naphtali Schlomo · Schlomo Ha-Levi · Selma · Elhanan Halevi · Halevi · Tannenbaum, Wannfried · Luß, Josef · Blumenkrohn, Victor · Moses, Max · Unikower, H. · Neumann, Erich · Katzenberg, Moses · Lorge, Familie · Rosenbaum, Familie · Katz, Familie · Spangenthal, Familie · Fenner, Theobald · Ry, Familie · Augener, Landbaumeister

Places

Kassel · Buenos Aires · Israel · Beth Chagai · New York · Guxhagen · Binsförth

Sachbegriffe Geschichte

Schutzjuden · NSDAP · Spangenberg, Centralverein deutscher Bürger jüdischen Glaubens · Nürnberger Gesetze · Pogrome · Konzentrationslager · Klassizismus · Spangenberg, Werner’sches Wohnhaus · Novemberpogrome · New York, Jüdisches Museum

Sachbegriffe Ausstattung

Almemore · Lesepulte · Thorarollen · Thoraschreine · Aron Hakodesch · Waschbecken · Teppiche · Lampen · Ewige Lampen · Wimpel · Thoraschilde · Rimonim

Sachbegriffe Architektur

Fachwerkbauten · Naturschiefer · Sprossenwerke · Rundbogenfenster · Bogenfelder · Grundsteine · Inschriften · Sockel · Emporen · Wandbemalungen · Zwerchgiebel

Fußnoten
  1. Descendants of Reuben Ha-Levi auf: jinh.lima-city.de (s. Weblink)
  2. HStAM 40 a Rubr. 16, 326; s.a. Descendants of Reuben Ha-Levi auf: jinh.lima-city.de (s. Weblink)
  3. HStAM 40 a Rubr. 16, 326; s.a. Descendants of Reuben Ha-Levi auf: jinh.lima-city.de (s. Weblink)
  4. Vgl. Descendants of Reuben Ha-Levi auf: jinh.lima-city.de (s. Weblink) sowie Unterlagen des Stadtarchivs Spangenberg; s.a.: Ogdan/Vaupel, S. 8
  5. Ogdan/Vaupel, S. 61
  6. Spangenberger Zeitung vom 7.12.1924
  7. StadtA Spangenberg, Liste: Juden verzogen 1930-1940
  8. Vaupel, Theobald Fenner
  9. HStAM 274 Kassel, 945, Bd. 1: Vernehmung von Paul Mehlhorn durch die Stadtpolizei Spangenberg am 7.7.1949; s.a. Hessische Nachrichten vom 11.2.1947
  10. HStAM 274 Kassel, 945, Bd. 1. Bericht Fenner an der Kreisleiter Dr. Schmidt vom 12.11.1938
  11. Stadtarchiv Spangenberg: Liste: Juden verzogen 1930-1940
  12. Ortsartikel Spangenberg auf Alemannia Judaica (s. Weblink); Gedenkstätte Yad Vashem (s. Weblink); Gedenk-buch Bundesarchiv (s. Weblink); Ogdan/Vaupel, S. 84 ff.
  13. Knierim, S. 223
  14. Altaras, S. 169
  15. Die Beschreibung des Inneren der Synagoge beruht auf Gesprächen mit Jechiel Ogdan von 2001-2003 (Privatarchiv Vaupel). Er war als Manfred Blumenkrohn in Spangenberg aufgewachsen und flüchtete 1937 mit seinen Eltern nach Palästina.
  16. Spangenthal, S. 60
  17. StadtA Spangenberg: Liste: Grundstücksverkäufe jüdischer Besitzer 1932-1938 vom 18.2.1946
  18. Die Informationen dazu stammen aus Gesprächen mit Jechiel Ogdan (Privatarchiv Vaupel).
  19. Rafi Grafman, ed. by Vivian B. Mann: Crowning glory. Silver Torah ornaments of the Jewish Museum New York. 1. Aufl. New York 1996
  20. Altaras, S. 170 f; Ogdan/Vaupel, S. 44 ff.
  21. Descendants of Reuben Ha-Levi auf: jinh.lima-city.de (s. Weblink)
  22. Spangenthal, S. 61 f.
  23. HHStAW 365, 788
Recommended Citation
„Spangenberg (Schwalm-Eder-Kreis)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/344> (Stand: 16.10.2022)