Synagogen in Hessen
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- Großherzogtum Hessen 1823-1850 (Übersichtskarte mit handschriftlichen Ergänzungen) – 7. Allendorf
Beuern
- Gemeinde Buseck, Landkreis Gießen — Von Susanne Gerschlauer
- Basic Data ↑
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Juden belegt seit
1594
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Location
35418 Buseck, Ortsteil Beuern, Untergasse 17 (vormals Nr. 15) | → Lage anzeigen
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Rabbinat
Oberhessen
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religiöse Ausrichtung
liberal
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preserved
ja
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Gedenktafel vorhanden
nein
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Weitere Informationen zum Standort
- History ↑
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Nach den Peilsteinern, die im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts ausstarben, waren die Herren von Buseck bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts das ortsansässige Adelsgeschlecht. Der Besitz der reichsunmittelbaren Ganerben umfasste das gesamte Busecker Tal.1
Eine erste Erwähnung von Juden in Beuern ist datierbar in das Jahr 1594.2
Etwa seit 1706, spätestens aber um 1739, bestand eine Synagogengemeinde in Beuern.3 1742 werden neun Juden bzw. Beisassen in der Einwohnerstatistik erwähnt.4 Im Jahr 1830 lag der Anteil der Juden an der 824 Personen umfassenden Gesamtbevölkerung bei 58, was einem Anteil von etwa 7 Prozent entspricht. 1905 reduzierte sich dieser Anteil mit 30 Personen von 1.059 auf weniger als 3 Prozent. Kaum eine Generation später hatte sich ihre Zahl wieder fast verdoppelt (1930: 58 Personen). Die Berufe der Juden waren überwiegend im Handel angesiedelt, die Juden betätigten sich als Vieh- und Manufakturwarenhändler oder als Bäcker.
Um 1939 bestand die jüdische Gemeinde nur noch aus wenigen Personen, von denen die Mehrheit nach 1940 deportiert und vermutlich in Konzentrationslagern ermordet wurde. Mit ihrem letzten Vorsitzenden, Julius Griesheim, der 1940 in die USA auswanderte, endet die belegbare, etwa zweihundertjährige Geschichte der jüdischen Gemeinde Beuerns.5
- Betsaal / Synagoge ↑
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In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts beantragte die jüdische Gemeinde Beuern die Errichtung einer Synagoge6, doch ist nicht sicher, ob diesem Bauantrag stattgegeben wurde. Möglicherweise befand sich jedoch bereits der erste Synagogenbau an der Stelle, an der auch die letzte steht.7 Die archivische Überlieferung belegt einen Auf-, An- oder Umbau eines älteren Gebäudes zur Synagoge, die jedoch 1854 abbrannte und anschließend abgerissen wurde. Ein Jahr später errichtete man auf ihren Grundmauern eine neue Synagoge, die noch heute als Gebäude vorhanden ist.8
Die ehemalige Synagoge Beuerns befindet sich am Südwest-Rand des alten Ortskerns in der Untergasse 17. Das Haus steht weit zurückgesetzt von beiden Straßenfluchten in leichter Hanglage, traufständig zur Hauptdurchgangsstraße, der Untergasse, und mit dem Giebel in West-Ost-Richtung zur Hintergasse. Sie ist von kleineren Hofreiten dicht umbaut, die überwiegend im 19. Jahrhundert errichtet wurden, und fällt daher aus einiger Entfernung kaum als besonderes Gebäude auf.
Das Haus ist bis zum Rähm in Traufhöhe ein eingeschossiger Fachwerk-Ständerbau über kniehohem massivem Sockel. Die Gefache sind mit roten Feldbrandziegeln verschiedenen Formates ausgemauert, wobei in der Regel innerhalb der Gefache eine Formatgröße eingehalten wird. Die Holzverbindungen sind gezapft und mit einem Holznagel gesichert. Trauf- und Giebelwände sind ähnlich gestaltet. Alle sichtbaren Seiten der Balken sind nach etwa 10 bis 15 Zentimetern vom Anfang bzw. Ende aus zu den Gefachen hin mit einer schmalen Fase versehen.
Die vier Wände zieren in den außenliegenden hohen Gefachen divergierende Andreaskreuzstreben.
Zur Zeit der Benutzung als Synagoge gelangten die Besucher und Besucherinnen von der Untergasse her zur westlichen Giebelseite des Gebäudes, in der die beiden getrennten Eingänge für die Männer und Frauen lagen. Beide sind erhalten, wobei der Fraueneingang, der zu einer Treppe auf die Empore führte, heute durch eine Mauer aus Hohlblocksteinen zugebaut ist.
Im Innern sind von dem originalen Dielenfußboden im Erdgeschoss im Westen noch Teile erhalten.
Überwiegend erhalten ist die Farbigkeit der Süd- und Ostwand, wobei der Erhaltungszustand der farbig ausgeführten Ornamente schlecht ist. An der südlichen Innenwand ist ein etwa 1,10 Meter hoher, in hellem Rotton gehaltener Farbauftrag erkennbar. Der obere Abschluss zur darüber liegenden hellockerfarbenen Wand ist in einem Streifen aus stilisiertem Blattwerk in Dunkelrot mit Schablone ausgeführt.
Etwa zwei Meter von der Süd- und Westwand entfernt findet sich im Dielenboden ein Steinsockel für eine von ursprünglich vier hölzernen Stützen der nicht mehr bestehenden, ehemals entlang der Westwand verlaufenden Frauenempore. Ein kreisrunder blauer Sternenhimmel mit goldfarbenen fünfzackigen Sternen ist auf die Flachdecke aufgetragen und wird durch einen dunkelblauen Begleitstrich begrenzt. Den Übergang zum umgebenden Rest der Decke in hellem Ocker mit ehemals wohl vegitabiler Ornamentik in den Zwickeln bildet ein etwa 20 Zentimeter breiter rosafarbener Rahmen. In seiner Mitte verläuft ein Band aus stilisierten blau blühenden Blumen, die in regelmäßigem Abstand von einem hellblauen Band umschlungen sind.
Der Übergang zu den Wänden besteht zunächst aus einem in Blau und Rot gehaltenen Akanthusblattfries. Als Außenabschluss ist ein breites Band in dunklem Rot mit schmalem roten Begleitstrich angelegt, in dessen Mitte ein hellblaues, im Zickzack verlaufendes Band mit stilisierten gelblichen Blütenblättern aufgetragen wurde. Der in Stuck ausgeführte umlaufende Übergang von Decke zur Wand besteht aus einer Platte, die ein Karniesbogen zur Wand hin abschließt. Ein hellerer und ein dunklerer rötlicher Begleitstrich sind noch deutlich zu sehen.
Durch einen dreifarbigen, aufgemalten Klötzchenfries sind die Wände oben begrenzt. Die Rahmung der großen Wandflächen übernimmt offenbar bei allen Wänden ein Rechteck aus einem mittelblauen Begleitstrich um einen inneren Rahmen in Rot. In den Ecken des roten Rechteckes sind Akanthusblattornamente aufgemalt. Um alle Fenster herum finden sich rötliche Begleitstriche. Oberhalb umrahmen die immer wiederkehrenden Akanthusblattmotive die Stürze, unter den Sohlbänken findet sich in Fenstermitte unterhalb des Begleitstrichs ein einzelnes größeres, hängendes Blatt.
Das bauzeitliche Kehlbalken-Sparrendach ist, wie der Mittellängsüberzug, in seiner Substanz noch gut erhalten. Die noch in der Synagoge vorhanden gewesenen Thorarollen (Anzahl unklar) sollen gegen Ende des Krieges „bevor die Amerikaner kamen“ von Beuerner Jugendlichen auf die Straße geworfen und zerrissen worden sein. Einige Kinder hätten sich Teile davon als Malpapier geholt.9
Zwischen 1938 und 1940 wurde das Haus an einen Privatmann verkauft. Das Gebäude dient heute als Scheune bzw. Lagerraum für Brennholz. Bis Anfang der 1980er Jahre blieb die Synagoge baulich unverändert, abgesehen von der teilweisen Vermauerung der Fensteröffnungen und der Räumung der inneren Ausstattung. Zu Beginn der 1980er Jahre wurde vom heutigen Eigentümer ein Zwischengeschoß eingebaut.10
- Weitere Einrichtungen ↑
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Cemetery
Der jüdische Friedhof befindet sich zwischen den beiden nahe gelegenen Gemeinden Alten-Buseck und Großen-Buseck. Hier haben neben Juden aus Reiskirchen, Großen- und Alten-Buseck auch die Beuerner Juden ihre Toten begraben.11
→ Alten-Buseck, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen
→ Großen-Buseck, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen -
Grabstätten
→ Alten-Buseck, Jüdischer Friedhof: Grabstätten anzeigen
→ Großen-Buseck, Jüdischer Friedhof: Grabstätten anzeigen - References ↑
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Weblinks
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Sources
- Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW):
- HHStAW Best. 503, Nr. 7384: Entschädigungsansprüche der jüdischen Gemeinden im Regierungsbezirk Darmstadt. Bd. 7: Synagogen und andere jüdische Einrichtungen im Kreis und in der Stadt Gießen, (1932-1939, 1955) 1960-1962
- Best. 518, Nr. 1401: Entschädigungsakte Jüdische Gemeinde Beuern, 1950-1962
- Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (HStAD):
- HStAD Best. B 14, Nr. 245: Urkundevon 1430 November 19
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Bibliography
- Altaras, Thea: Synagogen und jüdische Rituelle Tauchbäder in Hessen – Was geschah seit 1945? 2. Auflage. Königstein im Taunus 2007, S. 197 f.
- Arnsberg, Paul: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang. Untergang. Neubeginn, 2 Bde. Frankfurt a.M. 1971/1972, hier: Band 1, S. 67-68
- Gerschlauer, Susanne: Die ehemalige Synagoge in Buseck-Beuern, in: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins, N.F. 91 (2006), S. 297-312
- Hans, Günter: Buseck seine Dörfer und Burgen. Hrsg. von der Gemeinde Buseck. Gießen 1986
- Hans, Günter: Die ehemalige Synagoge in Beuern. In: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins 91 (2006), S. 297–312
- Klaus, Harald: Das Busecker Tal hieß auch „Kleinpalästina“: Ganerben von Buseck besonders „judenfreundlich“. Beuerner Synagoge 1855 nach Brand neu gebaut. In: Heimat im Bild 1998
- Klaus, Harald: Die Herren von Buseck praktizieren das Judenregal: Jüdischen Bürgern den Schutz des Landesherren verkauft. Zur Geschichte der Beuerner Synagoge. In: Heimat im Bild 1997, H. 51
- Klaus, Harald: Israeliten in Beuern. In: Hessische Heimat 43 (1992) H. 9, S. 35–36
- Klaus, Harald: Jüdisches Leben im Schatten des Kirchturms. Beuern 2002 (= Beuerner Hefte, Nov. 2002)
- Ruppin, Arthur: Die Juden im Großherzogtum Hessen. Berlin 1909
- Schäfer, Dieter: Die Juden im Busecker Tal. In: Bei uns in Beuern. Ein Heimatbuch; hrsg. vom Heimatverein Beuern. Beuern 1985, S. 167–188
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Illustration available
✓ (in Bearbeitung)
- Fußnoten ↑
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- Vgl. u.a. zu Ortsgerichtsbarkeit: HStAD, B 14, 245 ↑
- Hans, Buseck, S. 62 ↑
- Vgl. Ruppin, Juden, S. 73; Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 67 f. ↑
- Ortsartikel Beuern in LAGIS, Historisches Ortslexikon (siehe Link oben) ↑
- Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 67 ↑
- Ausführliche Beschreibung des Synagogengebäudes: vgl. Gerschlauer, Synagoge in Buseck-Beuern ↑
- Hans, Buseck, S. 62 ↑
- Vgl. z.B. Gießener Allgemeine Zeitung 1997, Nr. 57, S. 51 ↑
- Information von Margitta Handloser, Heimatforscherin, Beuern ↑
- Altaras, Synagogen, S. 80 f. ↑
- Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 67 ↑
- Recommended Citation ↑
- „Beuern (Landkreis Gießen)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/77> (Stand: 22.7.2022)