Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 64. Neukirchen

Oberaula Karten-Symbol

Gemeinde Oberaula, Schwalm-Eder-Kreis — Von Barbara Greve und Hartmut Heinemann
Basic Data | History | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | References | Indices | Recommended Citation
Basic Data

Juden belegt seit

1611

Location

36280 Oberaula, Friedigeröder Straße 6 | → Lage anzeigen

Rabbinat

Oberhessen (Marburg)

preserved

nein

Jahr des Verlusts

1969

Art des Verlusts

Abbruch

Gedenktafel vorhanden

ja

Weitere Informationen zum Standort

Historical Gazetteer

History

Juden sind für Oberaula seit 1611 belegt. Ab 1620 gab es zwei Familien, danach erfolgte eine kontinuierliche Nennung. Für 1696 wird bereits ein „Judenschulmeister“ genannt.1 1744 erwähnt die Hessische Judenstättigkeit fünf jüdische Haushaltungen.2 Zur Kultusgemeinde gehörten die Juden von Hausen sowie bis 1837 die jüdischen Einwohner von Frielingen.

Die Zahl der Gemeindemitglieder stieg kontinuierlich an: 1816 gehörten neun Familien in Oberaula und vier in Hausen sowie drei in Frielingen zur Gemeinde, 1836 zählt die Gemeinde 20 Männer, 18 Frauen, 17 Knaben, sechs Mädchen, wovon acht Knaben und zwei Mädchen schulpflichtig waren. 1835 zählte man in Oberaula 35 und in Frielingen 18 Juden, 1861 waren es 106 in Oberaula und 29 in Hausen. Damit hatte die Gemeinde ihre größte Expansion erreicht. 1905 waren es nur noch 90 Juden in Oberaula und 24 Juden in Hausen. Für das Jahr 1921 werden 24 Steuerpflichtige angegeben, 1927 lebten etwa 32 Steuerpflichtige mit ihren Familien im Ort. Seit 1931 gehörten die beiden verbliebenen Gemeindemitglieder aus Schwarzenborn zur Synagogengemeinde Oberaula.

Jüdische Personenstandsregister zu Oberaula aus dem 19. und 20. Jahrhundert sind für den Zeitraum 1825 bis 1938 (mit Lücken) überliefert. Sie umfassen auch die zur Synagogengemeinde gehörigen Juden aus Hausen.3

Für die Zeit nach 1933 liegen keine Zahlen zur jüdischen Bevölkerung vor. Das Bundesarchiv nennt 36 Opfer des Holocaust mit dem Geburtsort Oberaula sowie 17 mit dem Wohnort Oberaula. Für Hausen werden weitere sieben Personen genannt. Damit sind jedoch nicht alle mit Oberaula oder Hausen in Beziehung stehenden jüdischen Einwohner erfasst.4

Betsaal / Synagoge

Gottesdienste werden mit Sicherheit seit dem 17. Jahrhundert in Privathäusern stattgefunden haben, wann immer sich ein Minjan fand. Vor 1808 ist der Gottesdienst in einer Stube im Wohnhaus des Leib Wallach belegt. Nach dessen Tod um 1808 kaufte die Gemeinde ein am Ortsrand gelegenes Häuschen samt Hofreite an der heutigen Friedigeröder Straße. Das Gebäude hatte eine Grundfläche von 6 1/2 Quadratruten (etwa 42,25 Quadratmeter), das Grundstuck von 16 1/2 Quadratruten (272,25 Quadratmeter). Neben der Synagoge wurden eine Schul- und Lehrerstube eingerichtet. Der nahebei fließende Mühlgraben erlaubte wohl gleichzeitig die Anlage eines Frauenbades.

Die Gemeinde wuchs, und die winzige Synagoge wurde bald zu klein. Die Juden aus Hausen, welche zwischenzeitlich von zwei auf fünf Familien angewachsen waren, hielten daher nach jahrelangen Diskussionen um 1820 ihren Gottesdienst lieber in einer Stube im Haus des Leib Rothschild zu Hausen ab.5 Dies führte zu innergemeindlichen Unstimmigkeiten. Die Bestellung eines neuen Lehrers für alle drei Gemeindeteile sollte diese wieder vereinen.

Zu dieser Zeit lebten etwa 45 erwachsene Juden in Oberaula. Sie hielten ihre Gottesdienste wegen der Enge der Synagoge bereits seit Jahren in einer Stube des Manes Levi Rosenberg ab, am gleichen Ort, der bis 1808 die Synagoge beherbergt hatte. Diese Lösung konnte jedoch nicht von Dauer sein, denn die kleine Synagogenstube wurde 1835 anlässlich einer Visitation wie folgt beschrieben: „Man fand das Local in erbärmlichem Zustand. Den Zugang im 3. Stock dunkel, die Treppen gebrechlich und deren Besteigung wahrhaft lebensgefährlich. Die Weiber haben ihren Platz auf dem Gange, welcher unmittelbar in die Synagoge führt und ist in keiner Weise gegen Windzug etc. geschützt. Die eigentliche Synagogenstube ist ein kleines, schmutziges Zimmer, dessen Boden stellenweise einschlagen will.“6 Das einstige Synagogengebäude, welches nur noch vom Schullehrer sowie einer armen Familie bewohnt wurde, verfiel indessen immer mehr. Es war „höchst baufällig, dass es wahrhaftig, bei einigen ungünstigen Ereignissen, dem Einsturz drohet“. Beide Lokalitäten wurden vom Landrat Hüpenden bei Androhung von Strafe umgehend wegen Baufälligkeit geschlossen. Das alte Synagogengebäude sei niederzureißen und für die Erbauung einer neuen Synagoge zu sorgen.

So entschloss sich die arme Gemeinde zu einem Neubau. Für den ersten Entwurf zeichnete der Amts-Zimmermeister Koch aus Neukirchen, welcher ein zweigeschossiges Fachwerkgebäude in Rähmbauweise auf einem Steinsockel vorschlug, das mit einem Krüppelwalmdach versehen werden sollte. Der Aufriss zeigt deutlich die beiden Funktionszonen Synagoge (7,8 Meter x 9 Meter) und Schulhaus. Das insgesamt in der Größe von 8 Metern x 16,7 Metern geplante Gebäude sollte wegen des ungünstigen Grundstücksschnitts firstseitig zur Straße liegen, wobei der vordere Teil die Lehrerwohnung und die Schulstube, der hintere die Synagoge aufnehmen sollte. Dieser Vorschlag fand jedoch nicht die Zustimmung der Regierung in Marburg, welche in einem Schreiben an die Oberbaudirektion in Kassel sowohl „die ungleiche Vertheilung der Fenster und Thüren in der Fronte des Gebäudes“ als auch die fehlende Heizung des Frauenbades bemängelte. Der zuständige Sachbearbeiter Rudolph legte gleichzeitig drei Entwürfe massiver Steinbauten vor, deren Fassadengestaltung klassizistisch beeinflusst war und im städtischen Rahmen denkbar wäre, jedoch nicht in der durch Fachwerkbauten geprägten dörflichen Umgebung. Alle Entwürfe gingen dabei von einer firstseitigen Stellung des Gebäudes auf dem Grundstück aus. Hierbei sollte der eigentliche Synagogenraum oberhalb des Thoraschreins durch fünf hohe, rundbogige Fenster erhellt werden. Die Bima fand dabei wohl eine mittige Anordnung. Als Dachkonstruktion war ein Muldengewölbe geplant.

Der endgültig favorisierte Entwurf eines Fachwerkgebäudes sah zur Straße hin das Schulhaus vor, wobei das Treppenhaus beiden Funktionszonen diente. Die rundbogigen Sprossenfenster zum Mühlgraben hin hatte man auf drei beschränkt und zwei weitere zum Hofraum geplant. Das Frauenbad mit dem Kesselraum sollte direkt an die Synagoge angebaut werden, so dass sich ein L-förmiger Grundriss ergab. Insgesamt sollte dieser Bau 1.762 Reichstaler kosten. Es bleibt unbekannt, warum dieser Entwurf nicht umgesetzt wurde und man sich schließlich für ein traufseitiges Gebäude entschied, denn als im Juni 1836 endlich die kreisamtliche Erlaubnis zum Bau eintraf, war dieser nach dem leicht abgewandelten Entwurf des Amtszimmermeisters Koch schon so weit gediehen, dass keine Änderungen mehr vorgenommen werden konnten.7

Das Gebäude bildete nun mit dem Nachbargebäude straßenseitig eine Fluchtlinie, da das Grundstück nun durch den Abriss des hineinragenden kleinen Gebäudes des Posthofes ein rechteckiges Maß hatte. Auf der linken Seite befand sich der über die gesamte Höhe des Gebäudes reichende Betsaal mit der Frauenempore, auf der rechten Seite die Schulstube und die Lehrerwohnung. Beide Gebäudeteile hatten jeweils einen separaten Eingang, die Frauenempore konnte dabei nur über die Treppe im Schulhaus erreicht werden. Zur Finanzierung des Baus musste die arme Gemeinde einen Kredit über 1.300 Reichstaler zu 5 Prozent aufnehmen, welcher die Gemeindefinanzen über Jahrzehnte belastete.

Am 15. September 1837 wurde die neue Synagoge mit einer Predigt des Lehrers Benedict Hause eingeweiht. Zur Ausstattung gehörte vermutlich ein „von oben bis unten mit Blattwerk und Weintrauben geschnitzt[er] und in den Vertiefungen mit Blattgold ausgelegt[er]“ Thoraschrank8 sowie eine Bima. Die Frauenempore wurde von Säulen getragen und war oberhalb der Füllbretter vermutlich mit einem Holzgitter versehen. Ein blau gestrichenes und mit goldenen Sternen versehenes offenes Muldengewölbe bildete die Dachkonstruktion.

Während 1867 das Gemeindevermögen an rituellen Gegenständen nur aus einer Thorarolle, einem Gebetbuch sowie einer Deutehand bestand, vergrößerte sich der Besitz der jetzt prosperierenden Gemeinde durch Spenden bis 1871 auf „eine Thora-Rolle, eine silberne Deutehand, ein Vorhang zur Thora-Lade aus rothem Sammet, bestehend aus zwei Theilen mit goldenen Borden sowie Gold- und Silberstickerei, einen desgleichen von rothem Seidenzeug mit silbernen Borden und Stickereien.“9 1912 werden bereits acht Thorarollen genannt, dazu fünf Vorhänge sowie vier bis fünf Gebetbücher. 1933 sind nur noch fünf Thorarollen und drei Vorhänge vorhanden. Zu den in der Nachkriegszeit aufgestellten Entschädigungsforderungen für die Kultgegenstände können die Angaben weder wert- noch mengenmäßig bestätigt werden.10

In der Reichspogromnacht, welche in Oberaula wie in der Umgebung bereits am 8. November 1938 stattfand, wurde das Synagogengebäude in seinem Inneren zerstört und alle religiösen Gegenstände verbrannt, wie es eine jüdische Zeitzeugin beschreibt: “Unsere Synagoge hatten sie nicht niedergebrannt, da es sich um ein ortsübliches kleines Haus handelte, von dem nur ein Teil als Synagoge genutzt wurde. Ich vermutete, sie hatten Nutzungspläne für das Haus und brannten es deswegen nicht nieder. Stattdessen räumten sie alle religiösen Gegenstände aus der Synagoge, Tallit-Tücher, tefillin, sefer torahs und alle Gebetbücher stapelten sie im Vorhof auf und verbrannten sie. Wir konnten einige Torah-Rollen und Gebetbücher retten, obwohl sie beschädigt waren.“11

In der Folge musste die Synagoge zwangsweise an einen Privatmann verkauft werden. Nachdem das Gebäude immer mehr verfiel, wurde es schließlich 1969 abgerissen. An die Existenz einer Synagoge in Oberaula erinnert heute nur noch eine Gedenktafel an der benachbarten Pfarrscheune.

Weitere Einrichtungen

Mikwe

Bei der Erbauung der neuen Synagoge wurde „die unschickliche und gefahrvolle Anlegung eines, wie man im allgemeinen zu sagen pflegt, Badloches der hiesigen Judenschaft“ vorgenommen, wie der Bürgermeister anlässlich einer Beschwerde der unterhalb der Synagoge am Bach gelegenen Anwohner schrieb. Dieses „Badloch“ lag so, dass das Wasser des Osterbachs oberhalb des Bodenlochs eingelassen und nach Gebrauch wieder abgelassen werden konnte. Im vom zuständigen Kreisphysikus Dr. Biskamp 1837 erstellten Gutachten ist dabei von „einem Zimmerchen gleicher Erde mit einem in die Erde gegrabenen, ausgemauerten tiefen Loch, welches später mit Brettern inwendig beschlagen werden soll“, die Rede. In der Ablehnung des Synagogenentwurfs von Juni 1836 durch die Regierung war neben der geplanten Anordnung der beiden Nutzungsbereiche Synagoge und Lehrerwohnung ebenfalls das Fehlen einer Erwärmungsmöglichkeit für das Wasser des Frauenbades bemängelt worden. Zur Lösung dieses Problems sollten die dabei mitgesandten drei Entwürfe vom Juli 1836 dienen. Der Bau war jedoch inzwischen schon so weit fortgeschritten, dass diese Entwürfe nicht mehr diskutiert, geschweige denn umgesetzt wurden.12

Die Primitivität des Ritualbades führte schon wenige Jahre später durch Aron Rothschild zu ernsthaften Klagen über den mangelhaften Abfluss aus dem Erdloch sowie faulig werdendes Wasser. Im Zuge der allgemeinen Hebung der Volkshygiene war die Regierung bereits seit Längerem bemüht, die israelitischen Frauenbäder so zu modernisieren, dass keine Gesundheitsgefahr für die Benutzerinnen bestand. So erging 1846 für Oberaula der Beschluss, dass die Gemeinde eine Möglichkeit zur Erwärmung des Wassers schaffen müsse sowie einen Badewärter bestimmen solle, welcher das Badeloch von Zeit zu Zeit von dem sich darin sammelnden Schlamm zu reinigen habe. Die ganze Bad-Konstruktion erwies sich jedoch als so mangelhaft, dass 1863 das Frauenbad von offizieller Seite wegen Einsturzgefahr geschlossen wurde. Nun entschloss sich die Gemeinde zur allgemeinen Sanierung des Synagogengebäudes, indem ein 4,9 Meter x 6,8 Meter großer zweigeschossiger Anbau mit einer neuen Schulstube, einigen kleinen Kammern und der Lehrerküche sowie neben der rückwärtigen Schultüre einem Abtritt erbaut werden sollte. Unterhalb der Lehrerküche wurde das neue, etwa 4 x 4 Meter große Frauenbad ausgeführt, welches mit einem Heizkessel versehen und in späteren Jahren mit Fliesen ausgelegt wurde.13

Schule

Die Freude über den Neubau des Synagogengebäudes währte jedoch nicht lange, denn es war offensichtlich sehr billig gebaut worden, so dass schnell Mängel auftraten. Hinzu kam, dass die etwa 43 Quadratmeter große Schulstube durch das schnelle Anwachsen der Gemeinde bereits nach wenigen Jahren zu klein wurde. Die Mängel wurden nach und nach so gravierend, dass für die 39 Schulkinder 1853 für 12 Reichstaler eine Stube und Kammer im Haus des Manes Levi Rosenberg angemietet werden musste. Wenige Jahre später wurde ein Anbau an das bestehende Synagogengebäude errichtet, um die etwa 40 Schulkinder angemessen zu unterrichten.14

Bereits 1729 wird ein Judenschulmeister mit seiner fünfköpfigen Familie genannt. Um 1800 finden David Wertheim (um 1800), Mose (+ 1822), Marcus Lazarus in der westphälischen Zeit und NN Kaufmann (1822) Erwähnung, desgleichen 1822 Meyer Levinson als Privatlehrer. Dieser war ursprünglich vom Vorsteher der Judenschaft, Juda Rothschild, als Lehrer der Gemeinde angestellt worden. Da diese ihn jedoch ablehnte, musste ihn Juda Rothschild nun als Privatlehrer beschäftigen. 1833 werden Simon Wohl und dessen ältester Sohn Moses Levi Wohl genannt, welche als Lehrer der jüdischen Kinder sowie als Vorsänger in der Synagoge und als Schächter auf drei Jahre verpflichtet wurden. Dafür sollten sie 12 Carolinen/75 Reichstaler an Gehalt sowie freie Wohnung und zwei Klafter Holz erhalten. Nach diversen Querelen wegen notwendiger Genehmigungen durch die Regierung verfügte diese die Ausweisung des Lehrers, welche sie erst zurücknahm, als sich herausstellte, dass es an qualifizierten jüdischen Lehrern mangelte. So wurde ihm als Einschränkung auferlegt, neben seiner Vorsängertätigkeit nur den jüdischen Religionsunterricht an die jüdischen Kinder zu erteilen, den weiteren Unterricht sollten die Kinder in der christlichen Schule erhalten.

Ob dies tatsächlich eingehalten wurde, geht aus den Akten nicht eindeutig hervor. Zum 5. September 1936 jedenfalls wurde der 22jährige, aus Nentershausen stammende und geprüfte Lehrer Benedict Hause provisorisch auf ein Jahr verpflichtet und im Juni 1837 endgültig übernommen. Als Vorsänger-Gehilfe stand ihm zwischenzeitlich sein Vater David Hause zur Seite. Benedict Hause, welcher als erster die neue Synagoge bezog, hatte die Talmudschule in Hanau mit dem Prädikat „ziemlich gut“ verlassen. Sein jährlicher Lohn für die Lehrerstelle und das Vorsängeramt betrug 100 Reichstaler sowie freie Wohnung, freie Heizung und ein „angemessen ausgestattetes Schullocal“.

Auf Benedict Hause folgte von 1847-1875 Hirsch Rothschild aus Rothenkirchen, dessen Gehalt um 25 Reichstaler erhöht wurde. Er war gleichzeitig auch der rituelle Schächter der Gemeinde. Neben den Kindern aus Oberaula und Hausen unterrichtete Rothschild seit 1863 auch wieder die jüdischen Kinder aus Frielingen. Dort war die Gemeinde durch Auswanderung so stark geschrumpft, dass die verbliebenen Juden sich wieder Oberaula als nächstgelegenem Synagogenort anschlossen.

Der 50jährige Lehrer Rothschild war 1866 seit 23 Jahren im Amt. Er musste von seinem geringen Gehalt neben seiner kränklichen Frau auch noch neun Kinder ernähren, so dass er mehr und mehr verarmte. So wurde sein Gehalt 1874 auf 200 Reichstaler aufgestockt. Trotzdem sah er wohl keine Zukunft mehr in Oberaula und wanderte nur ein Jahr später mit seiner Familie nach Amerika aus.

Da sich so schnell kein neuer Lehrer fand, mussten die jüdischen Kinder derweil die christliche Schule besuchen. Erst zum Oktober 1876 kam Moses Brandes als Nachfolger nach Oberaula, welcher einige Jahre später ebenfalls über eine zahlreiche Nachkommenschaft verfügte und eine Gehaltsaufbesserung erbat, die ihm auch gewährt wurde. Ihm dienten Feist Goldschmidt aus Hausen sowie Joseph Rosenberg aus Oberaula zwischenzeitlich als Hilfsvorbeter. 1899 verfügte die Schulbehörde seinen Ruhestand, jedoch konnte er mit Hilfe seines als Hilfslehrer verpflichteten Sohnes Leo weiter lehren, bis er 73jährig im Jahre 1909 endgültig verabschiedet wurde. Nun übernahm Jacob Heilbrunn aus Mansbach die Lehrerstelle, bis Anfang Mai 1933 alle jüdischen Lehrer entlassen, die jüdische Schule geschlossen und die verbleibenden etwa zehn Schüler der örtlichen Volksschule zugewiesen wurden. Den Religionsunterricht erteilte in der folgenden Zeit der Lehrer Heilmann aus Ziegenhain.15

Cemetery

In Oberaula befindet sich ein Sammelfriedhof, welcher zwischenzeitlich von bis zu zwölf Gemeinden belegt wurde. Es sind noch 318 Grabsteine vorhanden, von denen der älteste aus dem Jahre 1694, der jüngste aus dem März 1937 stammt.16 Der älteste Teil des Friedhofs wurde auf einer Wiese der Herren von Dörnberg an der Aula angelegt.17 Es handelt sich also um eine adelige Friedhofsgründung. In der Folge wurde das Gelände mehrfach erweitert. Die letzten Beerdigungen fanden im März 1937 statt.

Oberaula, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen

Grabstätten

Oberaula, Jüdischer Friedhof: Grabstätten anzeigen

References

Weblinks

Sources

Bibliography

Illustration available

(in Bearbeitung)

Fußnoten
  1. HStAM 340 v. Dörnberg, 3650
  2. Demandt, Judenstättigkeit, S. 300
  3. HHStAW 365, 643-648
  4. Gedenkbuch Bundesarchiv (s. Weblink)
  5. HStAM 19, h 579
  6. HStAM 180 Ziegenhain, 2442 und 2848
  7. HStAM 190 a Ziegenhain, 200
  8. Diesen Schrank auf dem Dachboden der Synagoge erwähnt Johanna Harris-Brandes in ihren Erinnerungen: Harris-Brandes, Fröhliche Kindheit im Dorf, S. 615-624
  9. HStAM Rechnungen III, 1790
  10. HHStAW 518, 1318
  11. Seligmann, Meine Erinnerungen, S. 447-452
  12. Altaras, Synagogen, S. 165 f.
  13. HStAM 180 Ziegenhain, 2444
  14. HStAM 19, h 579 und h 1008; HStAM 180 Ziegenhain, 4393
  15. HStAM 180 Ziegenhain, 4223, und 4393; HStAM 19, h 1009; HStAM Rechnungen III, 1790
  16. HStAM 180 Ziegenhain, 2920; Greve, Friedhof Oberaula, ZHG 117/118, 2012/13, S. 161 ff.
  17. HStAM Karte P II, 17291 von 1736
Recommended Citation
„Oberaula (Schwalm-Eder-Kreis)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/342> (Stand: 23.7.2022)