Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

Königstein Karten-Symbol

Gemeinde Königstein im Taunus, Hochtaunuskreis — Von Carina Schmidt
Basic Data | History | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | References | Indices | Recommended Citation
Basic Data

Juden belegt seit

1294

Location

61462 Königstein, Seilerbahnweg 11 | → Lage anzeigen

preserved

nein

Jahr des Verlusts

1939

Art des Verlusts

Zerstörung

Gedenktafel vorhanden

ja

Weitere Informationen zum Standort

Historical Gazetteer

History

Die Stadt Königstein ist benannt nach der 1215 erstmalig bezeugten Burg Königstein, die im Besitz der Herren von Münzenberg war. Mitte des 13. Jahrhunderts ging die Herrschaft an die Herren von Falkenstein und 1418/19 an die Herren von Eppstein über. Ab 1433 gehörte Kronberg den Herren, später Grafen von Eppstein-Königstein, ab 1535 den Grafen von Stolberg-Königstein, bis der Ort 1581 dem Territorium des Erzbistums Mainz einverleibt wurde. Im Zuge der Säkularisation wurde Königstein 1803 nassauisch, 1866 preußisch. Heute ist die Stadt bekannt als heilklimatischer Kurort im hessischen Hochtaunuskreis.

Juden in Königstein finden 1294 erstmals urkundliche Erwähnung, als König Adolf von Nassau dem Burgherrn Werner von Falkenstein und Münzenberg zehn „Judenwirte“ verpfändete. Auch im 14. und 15. Jahrhundert werden vereinzelt jüdische Einwohner in den Quellen genannt. Danach jedoch gibt es lange Zeit keine schriftlichen Hinweise auf ortsansässige Juden.1 In den Rechnungsbüchern der Rentei Königstein findet sich 1649 wieder ein entsprechender Hinweis: In der Rubrik „Schutzgeld“ sind die Juden Abraham, David und Lazarus verzeichnet, die alle drei aus Oberursel stammen, nun aber in Königstein wohnhaft sind und je ein Schutzgeld von 20 Gulden entrichtet haben. Im weiteren 17. und im 18. Jahrhundert lebten stetig nur ein bis drei jüdische Schutzgeldzahler in Königstein, wobei die Familienangehörigen nicht mitgezählt sind. So wurden 1750 nur drei Juden in der Renteirechnung vermerkt, insgesamt gab es aber etwa 15 jüdische Einwohner, deren Zahl bis zur Jahrhundertwende auf neun zurückging.2

Diese wenigen in Königstein angesiedelten Juden gehörten ursprünglich, ebenso wie diejenigen von Falkenstein, der seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert bestehenden Kultusgemeinde in Kronberg an. Doch nachdem die Falkensteiner Juden in den 1770er Jahren eine selbstständige Kultusgemeinde gegründet hatten, lösten sich 1806 auch die Königsteiner von Kronberg und besuchten fortan die Synagoge in Falkenstein.3

Unter nassauischer Herrschaft stieg die Zahl der jüdischen Einwohner Königsteins stetig an. Lebten dort 1802 nur 11 Juden, so waren es 1825 bereits 32 und 1843 schließlich 53. Bis um 1900 blieb der jüdische Bevölkerungsanteil in Königstein weitgehend konstant, während er im 20. Jahrhundert Höchstwerte erreichte: 1905 zählte die jüdische Gemeinde 65 Mitglieder, 1925 waren es gar 76.4 Hinzu kamen zahlreiche jüdische Kurgäste, die in den Sommermonaten den Ort bevölkerten, darunter einige wohlhabende Juden aus Frankfurt, die über einen Zweitwohnsitz in Königstein verfügten, wie etwa Baronin Hannah Mathilde von Rothschild.5

Das Anwachsen der jüdischen Gemeinde führte dazu, dass Bestrebungen zur Trennung von Falkenstein und zur Gründung einer selbstständigen Gemeinde laut wurden. 1905 erhielten die Königsteiner Juden nach jahrelangen Bemühungen die Genehmigung zum Bau einer eigenen Synagoge, die bereits ein Jahr später eingeweiht werden konnte. 1908 schlossen sich der Kultusgemeinde Königstein auch die jüdischen Einwohner von Falkenstein und Kronberg, deren Zahl stark zurückgegangen war, an; sie überführten auch die zum Teil jahrhundertealten Kultgegenstände aus ihren Synagogen nach Königstein.6

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung blieben viele Juden zunächst in Königstein, noch 1936 zählte die Gemeinde 69 Mitglieder. Doch in den folgenden Jahren, insbesondere nach der Reichspogromnacht 1938, als die Synagoge niedergebrannt und zahlreiche jüdische Wohnungen verwüstet worden waren, zogen die meisten ortsansässigen Juden in deutsche Großstädte ab, vor allem nach Frankfurt am Main. Andere emigrierten u.a. in die USA, nach Frankreich, England und Polen. Sechs jüdische Einwohner wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert. Die Überreste der Synagoge wurden 1939 im Auftrag der Stadt Königstein größtenteils gesprengt und abgetragen.7

Betsaal / Synagoge

Die Juden von Königstein gehörten bis 1903 zur Kultusgemeinde Falkenstein, obwohl sie sich nachweislich bereits seit 1823 um eine Loslösung aus dem Kultusverband mit Falkenstein bemühten. Da entsprechende Gesuche samt der Bitte um Erlaubnis zum Bau einer eigenen Synagoge wiederholt abgeschlagen wurden, gab es offiziell kein jüdisches Gotteshaus vor Ort. Allerdings fanden schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts so genannte Winkelgottesdienste im Haus des Vorstehers der Königsteiner Gemeinde, Abraham Herz, statt. 1835 beschwerten sich die Juden von Falkenstein darüber, weil sie selbst dadurch, dass die Königsteiner der Synagoge in Falkenstein fernblieben, keinen Minjan zusammenstellen und deshalb keine Gottesdienste mehr halten konnten. Trotz landesherrlichen Verbotes setzten die Juden von Königstein ihre Zusammenkünfte fort und wurden auch in den folgenden Jahrzehnten nicht müde, ihren Wunsch nach einer eigenständigen Gemeinde immer wieder der Landesregierung vorzutragen.8

Die Winkelsynagoge, die bis zur Jahrhundertwende genutzt wurde, befand sich in einem einstöckigen Wohnhaus mit einer Grundfläche von 25 mal 22 Schuh, gelegen in der Rentgasse am Untertor, heute Gerichtsstraße 15.9 Der Betraum war, einer 1992 vorgenommenen restauratorischen Untersuchung der Wandflächen zufolge, wahrscheinlich im Dachgeschoss des südöstlichen Gebäudeteils untergebracht. Dort konnten mehrere überwiegend blaue Farbschichten freigelegt werden, die auf eine kultische Nutzung des Zimmers schließen lassen. Weitere Hinweise auf die Gestaltung des Innenraums gibt es jedoch nicht. Die äußere Fassade bildete ein aus Bruchstein errichtetes, verputztes Mauerwerk, gedeckt mit einem Satteldach. Der nordwestliche Giebel war mit Schindeln verkleidet, der südöstliche Giebel bestand aus einer freiliegenden Fachwerkkonstruktion. Zahlreiche sichtbare bauliche Veränderungen zeugen von der unterschiedlichen Nutzung des alten Gebäudes, das einst als Torhaus, als Waschhaus und schließlich als Kultstätte der jüdischen Gemeinde diente. Heute befindet sich das Haus in Privatbesitz und wurde in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Hessen umfassend instand gesetzt.10

1835 gehörte das Anwesen, dem auch ein rituelles Tauchbad angeschlossen war, dem Vorsteher Abraham Herz. Nachdem dieser sein Amt 1836 wegen seines schlechten gesundheitlichen Zustandes niedergelegt hatte, kaufte die Gemeinde 1837 das Synagogengebäude, das bis 1901 in jüdischer Hand blieb. Dass dort seit den 1830er Jahren regelmäßig Gottesdienste gefeiert wurden, lässt sich verschiedentlich belegen: So beschwerten sich etwa die Juden von Falkenstein 1835 darüber, dass der Vorsteher Herz zu Königstein „anfangs während der Woche, seit dem 1. November aber an jedem Sabbath Gottesdienst in seinem Hause“11 veranstaltete. Einen weiteren Nachweis erbringt die Gemeinderechnung von 1862, in der u.a. Ausgaben für die Beleuchtung und Reinigung der Synagoge aufgeführt sind.12 An offizieller Stelle ließ die Kultusgemeinde das Gebäude aber zumeist als Badehaus oder als Wohnhaus eintragen, wohl in der Absicht, die – von der Landesregierung wiederholt verbotene – Nutzung des Gebäudes als Synagoge zu verschleiern.13

Obwohl die jüdische Gemeinde noch 1862 über finanzielle Schwierigkeiten geklagt hatte, unternahm sie in den 1860er Jahren erste konkrete Schritte zum Neubau einer Synagoge. Von behördlicher Seite stand man diesem Unterfangen in Anbetracht der gestiegenen Zahl jüdischer Einwohner und Kurgäste aufgeschlossener gegenüber als in früheren Jahren, jedoch sollte die Gemeinde zunächst einen ausreichenden Baufonds anlegen. Dank einer Spende des Sigismund Kohn-Speyer aus Frankfurt konnte 1869 ein Bauplatz gekauft werden, doch für die Realisierung des kostspieligen Projektes reichte das Geld, trotz einer 1885 veranstalteten Kollekte in Frankfurt und Wiesbaden, lange Zeit nicht aus. Die Finanzierungsschwierigkeiten verzögerten den Synagogenbau bis ins frühe 20. Jahrhundert. Erst eine Stiftung der Baronin von Rothschild von 50.000 Mark ermöglichte die Errichtung einer neuen Synagoge. 1903 verkaufte die Gemeinde das bisher als Bauplatz vorgesehene Grundstück und erwarb ein neues im Seilerbahnweg. Als dann 1905 die Baugenehmigung erteilt wurde, begann man unverzüglich mit den Bauarbeiten.14

Im Jahr darauf fand die festliche Einweihung der im romanischen Stil gestalteten Synagoge im Seilerbahnweg 9 statt. Das nach Plänen des Kölner Architekten Sigmund Münchhausen errichtete Bauwerk präsentierte sich als hoher, zweitürmiger Ziegelbau mit geräumigem, hellem Innenraum. Im Inneren fanden 72 Männer, und auf der Empore 34 Frauen Platz. Da die Kultgegenstände aus den Synagogen in Kronberg und Falkenstein nach deren Schließung nach Königstein überführt wurden, war das neue Gotteshaus reich und mit zum Teil sehr alten Objekten ausgestattet, deren Wert sich schätzungsweise auf 80.000 DM belief. Im Untergeschoss der Synagoge war zudem eine modern eingerichtete Mikwe angelegt worden, die das alte Tauchbad in der Rentgasse ersetzte.15

Bis 1938 war die neue Königsteiner Synagoge Versammlungsort für die Juden von Königstein, Falkenstein und Kronberg. Noch 1931 feierte die Gemeinde das 25-jährige Bestehen des Gotteshauses, das in der Reichspogromnacht verwüstet und niedergebrannt wurde. Die Ruinen ließ die Stadt Königstein 1939 sprengen. Auf den stehen gebliebenen unteren Umfassungsmauern wurde nach 1945 ein Wohnhaus erbaut. Heute erinnert ein Denkmal mit einem Bronzemodell der Synagoge im gegenüberliegenden Kurpark mit Blick auf das frühere Gotteshaus an die Kultusgemeinde in Königstein.16

Weitere Einrichtungen

Mikwe

Die älteste bekannte Mikwe in Königstein wurde im Keller des Gemeindehauses in der Rentgasse, heute Gerichtsstraße 15, vermutlich um 1837 errichtet. In dem noch bestehenden Gebäude, das sich in Privatbesitz befindet, wurde 1991 das rituelle Tauchbad gefunden und freigelegt. Das fast vollständig erhaltene, quadratische Becken ist etwa 88 x 88 cm groß und 1,10 m tief. Wasser wurde aus dem inzwischen trocken gelegten Mühlbach durch ein gusseisernes Rohr in das Becken geleitet, dabei war die Lage des Hauses an einem fließenden Gewässer von Vorteil. Die Reinheit des Wassers ließ allerdings zu wünschen übrig, denn bis es am Gemeindehaus zum Baden entnommen werden konnte, war es bereits durch die ganze Stadt geflossen und teilweise verunreinigt. Trotzdem nutzen die Königsteiner Juden diese Mikwe bis zum Verkauf des Hauses 1901. Ein weiteres Ritualbad befand sich mutmaßlich in der Lehrerwohnung im Ölmühlweg 19. Bei einer Besichtigung des mehrfach umgebauten Gebäudes wurden im Untergeschoss Hinweise auf eine jüdische Badanlage gefunden, Belege dafür konnten aber nicht erbracht werden. Sicher ist jedoch, dass sich im Keller der 1906 eingeweihten Synagoge eine modern eingerichtete Mikwe befand. Augenzeugen zufolge existieren die Überreste dieses Tauchbades bis heute. Da das auf den Grundmauern der früheren Synagoge errichtete Wohnhaus aber in privater Hand ist und der Besitzer keine Besichtigung erlaubt, ist eine nähere Untersuchung derzeit nicht möglich.17

Schule

Seit den 1840er Jahren bis ins 20. Jahrhundert beschäftigte die jüdische Gemeinde in Königstein fast durchgängig eigene Religionslehrer, die zumeist auch in Falkenstein und Neuenhain Unterricht erteilten. 1841 versah Wolf Liebmann diesen Dienst, er wechselte aber wenige Jahre später an die jüdische Schule in Oberursel. Sein Nachfolger Leo Altmayer von Flörsheim machte sich mit einer Publikation über Pflege und Erziehung israelitischer Kinder einen Namen. 1945 hatte die Gemeinde bereits Schwierigkeiten, genügend Geld für die Lehrerbesoldung aufzubringen, weshalb Altmayers Gehalt 1845 von 200 auf 160 Gulden herabgesetzt wurde. Als der 1848 bis 1862 in Königstein tätige Religionslehrer Joseph Cahn von Kronberg wegen Krankheit seine Arbeit aufgeben musste, bat der Gemeindevorstand um einen Zuschuss aus öffentlicher Hand, um einen neuen Lehrer für die 16 schulpflichtigen Kinder vor Ort anstellen und weiterhin besolden zu können. Dieses Gesuch wurde abgeschlagen, doch da die Gemeinden Königstein und Kronberg 1865 einen Schulverband gründeten, konnte gemeinschaftlich Lehrer Strauß angestellt werden. Nach dessen Tod 1871 übernahm Josua Thalheimer aus Bad Ems bis 1905 die Stelle. Der letzte Lehrer in Königstein war Siegfried Wetzler, der in seinem Haus eine Knabenpension unterhielt, für die er noch 1933 in der Zeitschrift „Der Israelit“ warb.18

Die Winkelsynagoge, die bis zur Jahrhundertwende genutzt wurde, befand sich in einem einstöckigen Wohnhaus mit einer Grundfläche von 25 mal 22 Schuh, gelegen in der Rentgasse am Untertor, heute Gerichtsstraße 15.9 Der Betraum war, einer 1992 vorgenommenen restauratorischen Untersuchung der Wandflächen zufolge, wahrscheinlich im Dachgeschoss des südöstlichen Gebäudeteils untergebracht. Dort konnten mehrere überwiegend blaue Farbschichten freigelegt werden, die auf eine kultische Nutzung des Zimmers schließen lassen. Weitere Hinweise auf die Gestaltung des Innenraums gibt es jedoch nicht. Die äußere Fassade bildete ein aus Bruchstein errichtetes, verputztes Mauerwerk, gedeckt mit einem Satteldach. Der nordwestliche Giebel war mit Schindeln verkleidet, der südöstliche Giebel bestand aus einer freiliegenden Fachwerkkonstruktion. Zahlreiche sichtbare bauliche Veränderungen zeugen von der unterschiedlichen Nutzung des alten Gebäudes, das einst als Torhaus, als Waschhaus und schließlich als Kultstätte der jüdischen Gemeinde diente. Heute befindet sich das Haus in Privatbesitz und wurde in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Hessen umfassend instand gesetzt.10

1835 gehörte das Anwesen, dem auch ein rituelles Tauchbad angeschlossen war, dem Vorsteher Abraham Herz. Nachdem dieser sein Amt 1836 wegen seines schlechten gesundheitlichen Zustandes niedergelegt hatte, kaufte die Gemeinde 1837 das Synagogengebäude, das bis 1901 in jüdischer Hand blieb. Dass dort seit den 1830er Jahren regelmäßig Gottesdienste gefeiert wurden, lässt sich verschiedentlich belegen: So beschwerten sich etwa die Juden von Falkenstein 1835 darüber, dass der Vorsteher Herz zu Königstein „anfangs während der Woche, seit dem 1. November aber an jedem Sabbath Gottesdienst in seinem Hause“11 veranstaltete. Einen weiteren Nachweis erbringt die Gemeinderechnung von 1862, in der u.a. Ausgaben für die Beleuchtung und Reinigung der Synagoge aufgeführt sind.12 An offizieller Stelle ließ die Kultusgemeinde das Gebäude aber zumeist als Badehaus oder als Wohnhaus eintragen, wohl in der Absicht, die – von der Landesregierung wiederholt verbotene – Nutzung des Gebäudes als Synagoge zu verschleiern.13

Obwohl die jüdische Gemeinde noch 1862 über finanzielle Schwierigkeiten geklagt hatte, unternahm sie in den 1860er Jahren erste konkrete Schritte zum Neubau einer Synagoge. Von behördlicher Seite stand man diesem Unterfangen in Anbetracht der gestiegenen Zahl jüdischer Einwohner und Kurgäste aufgeschlossener gegenüber als in früheren Jahren, jedoch sollte die Gemeinde zunächst einen ausreichenden Baufonds anlegen. Dank einer Spende des Sigismund Kohn-Speyer aus Frankfurt konnte 1869 ein Bauplatz gekauft werden, doch für die Realisierung des kostspieligen Projektes reichte das Geld, trotz einer 1885 veranstalteten Kollekte in Frankfurt und Wiesbaden, lange Zeit nicht aus. Die Finanzierungsschwierigkeiten verzögerten den Synagogenbau bis ins frühe 20. Jahrhundert. Erst eine Stiftung der Baronin von Rothschild von 50.000 Mark ermöglichte die Errichtung einer neuen Synagoge. 1903 verkaufte die Gemeinde das bisher als Bauplatz vorgesehene Grundstück und erwarb ein neues im Seilerbahnweg. Als dann 1905 die Baugenehmigung erteilt wurde, begann man unverzüglich mit den Bauarbeiten.14

Im Jahr darauf fand die festliche Einweihung der im romanischen Stil gestalteten Synagoge im Seilerbahnweg 9 statt. Das nach Plänen des Kölner Architekten Sigmund Münchhausen errichtete Bauwerk präsentierte sich als hoher, zweitürmiger Ziegelbau mit geräumigem, hellem Innenraum. Im Inneren fanden 72 Männer, und auf der Empore 34 Frauen Platz. Da die Kultgegenstände aus den Synagogen in Kronberg und Falkenstein nach deren Schließung nach Königstein überführt wurden, war das neue Gotteshaus reich und mit zum Teil sehr alten Objekten ausgestattet, deren Wert sich schätzungsweise auf 80.000 DM belief. Im Untergeschoss der Synagoge war zudem eine modern eingerichtete Mikwe angelegt worden, die das alte Tauchbad in der Rentgasse ersetzte.15

Bis 1938 war die neue Königsteiner Synagoge Versammlungsort für die Juden von Königstein, Falkenstein und Kronberg. Noch 1931 feierte die Gemeinde das 25-jährige Bestehen des Gotteshauses, das in der Reichspogromnacht verwüstet und niedergebrannt wurde. Die Ruinen ließ die Stadt Königstein 1939 sprengen. Auf den stehen gebliebenen unteren Umfassungsmauern wurde nach 1945 ein Wohnhaus erbaut. Heute erinnert ein Denkmal mit einem Bronzemodell der Synagoge im gegenüberliegenden Kurpark mit Blick auf das frühere Gotteshaus an die Kultusgemeinde in Königstein.16

Bis um 1900 dürfte der Unterricht in der alten Synagoge in der Rentgasse abgehalten worden sein, später besaß die Gemeinde ein eigenes Schulgebäude mit integrierter Lehrerwohnung im Ölmühlweg 19 in Königstein, dass 1938 in Brand gesetzt und schwer beschädigt wurde.19

Cemetery

Der alte Fahrweg von Königstein nach Schlossborn trägt den Namen „Am Judenkirchhof“, was auf die frühere Existenz eines jüdischen Friedhofs in der Gemarkung Königstein hindeutet, Belege dafür gibt es jedoch nicht. Sicher ist aber, dass die Juden von Königstein zeitweilig in Kronberg, seit etwa 1780 dann auf dem Begräbnisplatz in Falkenstein, gelegen am Waldrand neben dem christlichen Friedhof, beigesetzt wurden. 1912 erwarb die Kultusgemeinde Königstein den jüdischen Friedhof in Falkenstein, der 1944 von der Reichsfinanzverwaltung veräußert wurde. Heute gehört das Grundstück der jüdischen Gemeinde in Wiesbaden, für die Instandhaltung des Friedhofs sorgt die Stadt Königstein.20

Kronberg, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen
Falkenstein, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen

Grabstätten

Kronberg, Jüdischer Friedhof: Grabstätten anzeigen
Falkenstein, Jüdischer Friedhof: Grabstätten anzeigen

References

Weblinks

Sources

Bibliography

Illustrations

Fußnoten
  1. Sturm-Godramstein, Juden in Königstein, S. 11–12; Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 452–453; Ortsartikel Königstein auf Alemannia Judaica (s. Weblink)
  2. Rechnungen der Rentei Königstein, 1649, 1720, 1730, 1740, 1750, 1790 und 1800, in: HHStAW 330, R 1; Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 452
  3. HHStAW 1/3, 56; HHStAW 230, 596; HHStAW 211, 11547
  4. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 452
  5. Sturm-Godramstein, Juden in Königstein, S. 41–42, 87
  6. Sturm-Godramstein, Juden in Königstein, S. 88–95; Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 453–456
  7. Sturm-Godramstein, Juden in Königstein, S. 55–58; Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 452, 457
  8. Sturm-Godramstein, Juden in Königstein, S. 87; HHStAW 211, 11547; HHStAW 211, 11548; HHStAW 405, 1567
  9. Immobilien der jüdischen Gemeinde in Königstein, in: HHStAW 362/16, Stockbuch Königstein, Bd. 2, Artikel 107; zur Umrechnung der Maßeinheiten siehe Verdenhalven: Meß- und Währungssysteme, S. 19–20; HHStAW 211, 11547; 211, 11548; 405, 1567
  10. Altaras, Synagogen, S. 314–318
  11. HHStAW 211, 11547
  12. HHStAW 211, 11548
  13. Altaras, Synagogen, S. 315–316, 318–319; HHStAW 211, 11547; Immobilien der jüdischen Gemeinde in Königstein, in: HHStAW 362/16, Stockbuch Königstein, Bd. 2, Artikel 107; Kauf des Synagogenhauses durch Herz Abraham Bermann und Konsorten, 1861, in: HHStAW 362/16, Stockbuch Königstein, Bd. 5, Artikel 507; Versteigerung und Rückkauf der Synagoge durch die jüdische Gemeinde, 1866, in: HHStAW 362/16, Stockbuchanlage Königstein, Bd. 33, Artikel 38
  14. Sturm-Godramstein, Juden in Königstein, S. 87-88; HHStAW 211, 11548; HHStAW 405, 1567
  15. Sturm-Godramstein, Juden in Königstein, S. 88–94; Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 456; HHStAW 503, 7365
  16. Sturm-Godramstein, Juden in Königstein, S. 95–96; Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 457; Altaras, Synagogen, S. 319; Ortsartikel Königstein auf Alemannia Judaica (s. Weblink)
  17. Altaras, Synagogen, S. 318–320
  18. HHStAW 211, 11548; HHStAW 211, 11549; Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 456; Die Juden von Königstein gehörten bis 1903 zur Kultusgemeinde Falkenstein, obwohl sie sich nachweislich bereits seit 1823 um eine Loslösung aus dem Kultusverband mit Falkenstein bemühten. Da entsprechende Gesuche samt der Bitte um Erlaubnis zum Bau einer eigenen Synagoge wiederholt abgeschlagen wurden, gab es offiziell kein jüdisches Gotteshaus vor Ort. Allerdings fanden schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts so genannte Winkelgottesdienste im Haus des Vorstehers der Königsteiner Gemeinde, Abraham Herz, statt. 1835 beschwerten sich die Juden von Falkenstein darüber, weil sie selbst dadurch, dass die Königsteiner der Synagoge in Falkenstein fernblieben, keinen Minjan zusammenstellen und deshalb keine Gottesdienste mehr halten konnten. Trotz landesherrlichen Verbotes setzten die Juden von Königstein ihre Zusammenkünfte fort und wurden auch in den folgenden Jahrzehnten nicht müde, ihren Wunsch nach einer eigenständigen Gemeinde immer wieder der Landesregierung vorzutragen.8=Sturm-Godramstein, Juden in Königstein, S. 87; HHStAW 211, 11547; HHStAW 211, 11548; HHStAW 405, 1567
  19. Immobilien der jüdischen Gemeinde in Königstein, in: HHStAW 362/16, Stockbuch Königstein, Bd. 2, Artikel 107; zur Umrechnung der Maßeinheiten siehe Verdenhalven: Meß- und Währungssysteme, S. 19–20; HHStAW 211, 11547; 211, 11548; 405, 1567
  20. Altaras, Synagogen, S. 314–318
  21. HHStAW 211, 11547
  22. HHStAW 211, 11548
  23. Altaras, Synagogen, S. 315–316, 318–319; HHStAW 211, 11547; Immobilien der jüdischen Gemeinde in Königstein, in: HHStAW 362/16, Stockbuch Königstein, Bd. 2, Artikel 107; Kauf des Synagogenhauses durch Herz Abraham Bermann und Konsorten, 1861, in: HHStAW 362/16, Stockbuch Königstein, Bd. 5, Artikel 507; Versteigerung und Rückkauf der Synagoge durch die jüdische Gemeinde, 1866, in: HHStAW 362/16, Stockbuchanlage Königstein, Bd. 33, Artikel 38
  24. Sturm-Godramstein, Juden in Königstein, S. 87-88; HHStAW 211, 11548; HHStAW 405, 2557
  25. Sturm-Godramstein, Juden in Königstein, S. 88–94; Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 456; HHStAW 503, 7365
  26. Sturm-Godramstein, Juden in Königstein, S. 95–96; Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 457; Altaras, Synagogen, S. 319; Ortsartikel Königstein auf Alemannia Judaica (s. Weblink)
  27. HHStAW 503, 7365
  28. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 457–458; Sturm-Godramstein, Juden in Königstein, S. 96–98; Alicke, Lexikon der jüdischen Gemeinden, Bd. 2, Sp. 2302; HHStAW 330, XIV c 9; Friedhof Falkenstein auf Alemannia Judaica (s. Weblink)
Recommended Citation
„Königstein (Hochtaunuskreis)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/21> (Stand: 22.7.2022)