Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

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5119 Kirchhain
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 61. Kirchhain

Kirchhain Karten-Symbol

Gemeinde Kirchhain, Landkreis Marburg-Biedenkopf — Von Susanne Gerschlauer
Basic Data | History | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | References | Indices | Recommended Citation
Basic Data

Juden belegt seit

1592

Location

35274 Kirchhain, Römerstraße 8 | → Lage anzeigen

Rabbinat

Oberhessen

preserved

ja

Gedenktafel vorhanden

ja

Weitere Informationen zum Standort

Historical Gazetteer

History

Um die Mitte des 12. Jahrhunderts besaßen die Grafen von Gleiberg einen Teil der um 1100 neu gegründeten Siedlung, die zeitweise „Werflo“ genannt wurde und später Kirchhain hieß, als königliches Lehen. Nach Aussterben des Gleibergischen Grafengeschlechtes wurden rund 100 Jahre später die Herren von Merlau Lehensnehmer, die 1244 die Siedlung an den Deutschen Orden verkauften.1 Ein um 1344 fertiggestellter Burgneubau der hessischen Landgrafen in Kirchhain2 markiert etwa den Beginn der Herrschaft der hessischen Landgrafschaft über den Amts- und Gerichtsbezirk Kirchhain. Seit 1352 durch den hessischen Landgrafen mit Stadtrechten ausgestattet, erhielt Kirchhain, bedingt durch die strategische Lage im Norden des Amöneburger Beckens, eine wachsende Bedeutung für Schutz und Handel seiner Bewohner sowie der Einwohner der kleinen umliegenden Orte. Der landgräfliche Besitz ging nach der Teilung Hessens in die Herrschaft Hessen-Kassels bzw. später Kurhessens über, mit einem napoleonischen Zwischenspiel im Königreich Westfalen (1807–1813).

Möglicherweise lebten bereits im 14. Jahrhundert einzelne Juden in Kirchhain, doch stammen erste Belege über die Ansässigkeit von Juden erst aus dem 16. Jahrhundert.3 1592 lebte ein Jude (mit Familie) am Ort. 1622 gab es drei jüdische Familien, 1663 fünf und 1732 sechs.4 1786 waren es 27 Familien, während gleichzeitig 1.501 Christen dort wohnten.5 Noch 1827 lebten 42 Juden im Ort; keine 100 Jahre später war die Zahl der jüdischen Kirchhainer auf 219 angewachsen (ca. 9 Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung).6

Vermutlich bestand bereits seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine selbstständige jüdische Gemeinde in Kirchhain. Die Zahl der religiös mündigen Männer reichte offenbar aus, um Gottesdienste in einem Betraum abhalten zu können, zumal die Juden aus Betziesdorf der jüdischen Gemeinde angeschlossen waren. Allerdings sank ihre Zahl um die Jahreswende zum 18. Jahrhundert so weit, dass die Kirchhainer Juden auch mit denen aus dem benachbarten Amöneburg, deren Zahl ebenso niedrig lag, bis 1712 eine gemeinsame Gemeinde mit Sitz in Kirchhain bildeten.7

Von 1754 bis 1772 wurde Kirchhain für die Juden in Hessen-Kassel Sitz des Landesrabbiners, bevor dieser nach Kassel verlegt wurde. Einer der ersten Vorsitzenden der Synagogengemeinde war in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Wolff Moses. Er übte gleichzeitig die Ämter des Lehrers, Vorsängers, Schächters und Steuerschätzers der Gemeinde aus.8 Der letzte Vorsitzende war Siegmund Stern.9

Die Synagogengemeinde unterhielt drei Wohlfahrtsverbände, von denen zwei Männer- und einer ein Frauenunterstützungsverein waren.10 Im Besitz der wohlhabenden Gemeinde befanden sich unter anderem 20 Thorarollen.11

Um 1643 werden im Zusammenhang mit Handel mit Munition drei jüdische Kirchhainer Familien erwähnt.12 1824 fand ein jüdischer Metzger Aufnahme in die damals dort noch bestehende Metzgerzunft.13 Die Mehrheit der jüdischen Kirchhainer lebte vom Handel mit Vieh und Getreide, zudem gab es seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Futtermittel-, Düngemittel-, Fell- und Textilhändler.14 Die Herstellung und der Verkauf von Branntwein wurde in Kirchhain zum großen Teil von jüdischen Firmen betrieben. Durch den hohen Anteil jüdischer Kirchhainer Händler am überregional bedeutenden Viehhandel des Ortes war das Einkommen der Händler stabil und hoch. Die jüdische Gemeinde hatte viele wohlhabende Mitglieder.15

1933 lebten noch rund 200 jüdische Personen in Kirchhain, von denen bis 1941 die meisten vor den zu dieser Zeit massiv einsetzenden politischen und gesellschaftlichen Repressalien flohen. Viele emigrierten ins Ausland, einige verzogen innerhalb Deutschlands.16 Von den 16 im Jahr 1941 verbliebenen Personen wurden bis auf einen alle deportiert und in Konzentrationslagern ermordet.17

Betsaal / Synagoge

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ist ein erster Betraum nachgewiesen, der im privaten Wohnhaus des Juden Henoch eingerichtet war. Das Haus stand vermutlich an der Stadtmauer, nahe der „großen Mühle“ im südwestlichen Teil der Stadt.18

Die folgende Synagoge befand sich in einem Hinterhaus eines Gebäudes „Am Markt“, heute Nr. 5, und wurde seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert benutzt. Nahe dem Rathaus (erbaut 1533) lag die Synagoge zentral im Ort, obwohl das Gebäude selbst in „zweiter Reihe“ stand. Der ehemalige Eigentümer, Markus Oppenheimer, verkaufte es an Hayum Stern aus Niederklein, der, wie später sein Sohn Löb und sein Enkel Zadock, die benötigten Räume der jüdischen Gemeinde jeweils unentgeltlich zur Verfügung stellte.19 Auseinandersetzungen zwischen Zadock Stern und der jüdischen Gemeinde, bei denen es um Nutzungsentschädigung (Mietforderungen) ging, führten zu einem Besitzerwechsel der beiden teilweise zu Gemeindezwecken genutzten Häuser. Die jüdische Gemeinde Kirchhain war vermutlich seit Mitte des 19. Jahrhunderts Eigentümerin beider Gebäude. Am 7. März 1854 wurde die Synagoge offiziell eingeweiht.20

Der Betraum soll ein hölzernes, blau bemaltes Kreuzgewölbe besessen haben. Die Männer hatten im Erdgeschoss ihre Plätze; die Frauen saßen oder standen auf einer Empore mit eigenem Eingang, zu dem eine hölzerne Außentreppe vor dem Westgiebel führte. Außer im Ostgiebel waren in allen Wänden rundbogige einflügelige Sprossenfenster mit Oberlicht eingebaut. Der Zugang zum Vorraum des Erdgeschosses lag ungefähr in der Mittelachse des Westgiebels und war über eine abwärtsführende Stufe zu erreichen. Erdgeschossdiele und Außenweg zwischen Vorder- und Hinterhaus waren mit unregelmäßig großen Sandsteinplatten belegt.21

1905 verkaufte die jüdische Gemeinde die zuvor in ihren Besitz übergegangen Gebäude an den Uhrmacher Karl Kalweit, dessen Familie noch mehr als 100 Jahre danach einen Uhren- und Schmuckladen in dem erheblich umgebauten Vorderhaus „Am Markt 5“ führt. Zwischen 1964 und 1969 wurde das Hinterhaus mit ehemals jüdischem Betraum und Mikwe im Keller abgerissen.

Schon 1899 erwarb die Synagogengemeinde ein Grundstück in der heutigen Römerstraße 8 an der Ecke zur Niederrheinischen Straße, auf dem eine neue Synagoge gebaut werden sollte, doch wurde der Bauantrag der Gemeinde erst im Dezember 1901 beim zuständigen Regierungspräsidenten gestellt. Der Antrag wurde mit dem Platzmangel im aktuell genutzten Betraum begründet.22 Die jüngste Synagoge wurde im Jahr 1904 errichtet und am 17. August 1904 feierlich eingeweiht. Außerhalb des alten Ortskerns erbaut, entstand sie in einem seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert als Stadterweiterung genutzten Neubaugebiet nahe der Durchgangsstraße nach Osten und bot rund 600 Personen (180 Sitze) Platz. Die beauftragten Architekten waren Otto Eichelberg und August Dauber aus Marburg; die Innenausmalung wurde von L. Schmittdiel, Kirchhain ausgeführt.23 Die Baukosten betrugen rund 38.000,00 Reichsmark.

Der im neoromanischen Stil errichtete Repräsentativbau betonte den Sakralcharakter des Gebäudes und hob sich zur Bauzeit von den benachbarten bürgerlichen Wohnbauten deutlich ab. Als architektonisches Vorbild soll die vom Architekten Ludwig Levy geplante, 1898/99 errichtete Synagoge in Baden-Baden gedient haben.24 Zu den besonders herausragenden architektonischen Merkmalen des dreigeschossigen massiven unverputzten Sakralgebäudes zählten die Doppelturmfassade mit spitzen Zeltdächern im Westen, ein an den Langhaustraufen angebrachter Rundbogenfries, der umlaufende ca. 80 Zentimeter hohe Sockel, rundbogige, doppelt gekuppelte Drillingsfenster im Erdgeschoss, große Okuli mit eingeschriebenem Sechspass darüber im Obergeschoss und die Lisenengliederung im Langhaus sowie die halbrunde, eingezogene, nach Nordosten abgeflachte Ostapsis.25 Die Synagoge wurde aus sorgfältig bearbeitetem Quadermauerwerk des in der Region anstehenden Buntsandsteins errichtet. Das verwendete Material entspricht dem gängigen für repräsentative Massivbauten der Zeit. Darüber hinaus symbolisierte der Bau die gelungene Integration der jüdischen Kirchhainer in das gesellschaftliche Leben am Ort – die Architektur zeigt deutliche Parallelen zum christlichen Kirchenbau der Neoromanik. Dadurch wurde der konservativen bürgerlichen Grundhaltung der jüdischen Gemeinde in Kirchhain deutlich Ausdruck verliehen. Das nach Nordosten ausgerichtete, im Kern rechteckige Sakralgebäude mit nach Osten abgeflachter Halbrundapsis im Osten erschien nach außen durch die Annexbauten (südwestliche Treppenhausapsis, südliches Haupteingangsportal, rechteckiger Bau eines Raumes im Nordwesten) leicht asymmetrisch. Augenfälliges Merkmal jüdischer Religion war der steinerne Dekalog auf der Spitze des Giebeldreiecks über dem Hauptportal im Südosten.

Der repräsentative Haupteingang für Männer im Südosten des Langhauses war ein hervorhebendes Bauteil. Über eine vierstufige steinerne Treppe gelangten die Besucher zur zweiflügeligen Eingangstür mit Schulterbogenabschluss unter einem großen Rundbogenportal. Zwei kurze, zweifach abgetreppte Strebepfeiler, die sich nach oben verjüngten, umgaben den Vorbau nach Süden. Zusammen mit den in das einfach abgetreppte Gewände gestellten Säulen und dem profilierten Bogen über ungeschmücktem Tympanon betonte ein fünfteiliger Bogenfries im Giebelfeld mit profiliertem Ortgang und ihn bekrönenden Gesetzestafeln das Gesamtbild. Die Frauen gelangten durch ein repräsentatives doppelflügeliges Rundbogenportal im von großem Sechspassokulus, Blendbogenfenstern und dreiteiligen Arkaden gegliederten Südwestgiebel in die Synagoge.26

Vermutlich durch eine Schwingtür betraten die Männer den flachgedeckten, reich verzierten Betraum, der wahrscheinlich eine Ausdehnung von 13 Metern in der Länge und 11 Metern in der Breite hatte.27 In der eingezogenen Apsis befand sich mit Sicherheit, vermutlich um mindestens eine Stufe erhöht, der Aron Hakodesch, der von den beiden ihn flankierenden schmalen Rundbogenfenstern der Apsis Licht erhielt.

Die Frauen gelangten durch einen kreuzgratgewölbten Vorraum über eine im Süden liegende gerade, zweiläufige Treppe mit halbrundem Wendepodest ins Obergeschoss und von hier aus durch eine Tür auf die dreiseitig umlaufende eingeschossige Empore. Direkt gegenüber vom Fraueneingang im Erdgeschoss begrenzte eine doppelflügelige Tür einen zweiten Zugang zum Betraum.

Durch erzwungenen Verkauf wurde am 12.12.1938 von dem Vorstandsmitglied der jüdischen Gemeinde, Ludwig Steinhauer, die Synagoge an die politische Gemeinde in Person von Bürgermeister Heinrich Metzler für 3.000 Reichsmark verkauft. Seitdem diente das äußerlich noch intakte Gebäude unter anderem als Getreidelager, Scheune für Heu und Abstellraum für die Allendorfer Munitionsfabrik. Mit dem Verkauf des Hauses an Privatpersonen unmittelbar nach Kriegsende wurde die Osthälfte des Gebäudes um 1945/46 von den neuen Eigentümern abgebrochen. Nach erneutem Verkauf der ehemaligen Synagoge an Privatpersonen im Jahr 1973 sollte das Haus 1975 vollständig abgerissen werden. Durch rechtzeitige Intervention des Hessischen Landesamtes für Denkmalpflege und des zuständigen Kreisbauamtes in Marburg konnte dies verhindert werden; zwei Jahre später stellte man die ehemalige Synagoge unter Denkmalschutz. In den folgenden Jahren wurde der erhaltene Westteil vollständig renoviert. Anstelle des Ostteils entstand um 1979/80 Jahren ein moderner Wohn- und Geschäftsbau, der sich in nichts auf das ehemalige Erscheinungsbild bezieht. Seit 1988 erinnert eine bronzene Gedenktafel am Westgiebel an die ehemaligen jüdischen Kirchhainer.

Weitere Einrichtungen

Mikwe

Eine erste nachgewiesene Mikwe, die seit um 1615 benutzt gewesen sein könnte, lag möglicherweise im Keller des Hauses „Blauer Löwe“, in der heutigen Borngasse 10.28

Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert nutzten die Kirchhainer Juden das rituelle Tauchbad im Keller des Hinterhauses des Gebäudes „Am Markt“, dessen Eigentümer der Synagogengemeinde Gottesdiensträume kostenfrei zur Verfügung gestellt hatte.29

Die letzte Kirchhainer Mikwe bestand im Neubau des Schulhauses in der Niederrheinischen Straße 5, Ecke Römerstraße und lag im Erdgeschoss bzw. Keller des zweigeschossigen Fachwerkhauses. Ein an der Wand angebrachter Tank diente der Versorgung mit aufgefangenem Regenwasser. Von dem im Nordwesten des Hauses liegenden Erdgeschossraum führte eine sechsstufige Treppe bis auf den Grund des etwa 1,35 Meter tiefen Beckens, das ca. 2,25 Meter Lang und 0,90 Meter breit war. Unter dem planen Boden könnte sich im Keller eine Heizung zur Erwärmung des Wassers befunden haben.30

Schule

Ein erster nachweisbarer Schulraum befand sich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in dem auch als Betraum genutzten Raum eines privaten Wohnhauses des Juden Henoch, der auch jüdischer Lehrer war. Das Haus lag an der Stadtmauer, vermutlich im südwestlichen Stadtbereich. Ein zweiter Schulraum, der vermutlich etwa seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert genutzt wurde, lag in dem Vorderhaus in der Straße „Am Markt“.31

Im Verlauf des 17. Jahrhunderts folgten die Lehrer Hirtz und Wolff Moses, Abraham, Isaac und Elias. Um 1712 ist Hene Kirchhan (1666–1757), der gelehrte und weitgereiste Sohn des ehemaligen Gemeindevorsitzenden Wolff Moses, als Lehrer nachweisbar. Seit 1730 übte das Amt dessen Schwiegersohn Hirsch Naftali (gest. 1779) aus, der 1755 zum Landrabbiner gewählt wurde.32 Levi Karfunkel war als jüdischer Lehrer um 1816 sowohl in Amöneburg als auch in Kirchhain tätig. Von 1826 bis 1879 bestand für die jüdischen Kinder der Synagogengemeinden Kirchhain und Amöneburg ein gemeinsamer Schulverband mit Schulstandort in Kirchhain, der allerdings wegen verschiedener Umstände über lange Zeit nicht durchgängig in Kirchhain abgehalten wurde.33 Parallel zu dem gemeinsamen Unterricht ließen die Amöneburger Juden die eigenen Kinder, wenn möglich, im Ort beschulen, um ihnen den langen Schulweg nach Kirchhain zu ersparen. Unter anderem unterrichteten Mendel und Joseph Feuerbach, Gelnhausen, Sami Levi, Gelnhausen und Samuel Kahn sowohl in Kirchhain als auch zeitweise in Amöneburg. Die Lehrer Simon Neumark, Mendel Traube und Wolf Victor Plaut waren bis 1835 angestellt. In diesem Jahr wurde in Kirchhain als Gemeinschaftsprojekt der Kirchhainer und der Amöneburger Synagogengemeinde eine jüdische Volksschule gebaut. Seit 1835 bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1881 unterrichtete dort hauptsächlich der Lehrer David Lissard, dem Victor Bachenheimer folgte.34 Das 1904 neu gebaute Schulgebäude, in dem neben dem eigentlichen Schulraum auch die Wohnungen für die Lehrerfamilie, für die der Gemeindediener sowie Räume für Gemeindeversammlungen und im Keller die Mikwe untergebracht waren, wurde der ebenfalls 1904 neu errichteten Synagoge gegenüber positioniert.35 Der jüdische Lehrer Markus Rapp war von 1914 bis 1924 in der nichtjüdischen Elementarschule weiterbeschäftigt.36 Rapp arbeitete gleichzeitig auch als Kantor und Schächter der Gemeinde, wie alle seine Vorgänger im Amt. Letzter Religionslehrer der Gemeinde war der in Hungen geborene Ludwig Steinhauer, der 1933 mit seiner Frau emigrieren konnte.37

Cemetery

Seit etwa 1743 besaßen die Kirchhainer Juden einen eigenen Friedhof, der über die Jahrhunderte viele Male erweitert wurde, das letzte Mal 1923. Die Juden aus Kirchhain, Amöneburg, Betziesdorf, Bürgeln und Schönstadt beerdigten hier ihre Verstorbenen. Zuvor wurden diese im fast 15 Kilometer entfernten, nordöstlich gelegenen jüdischen Friedhof in Hatzbach beigesetzt, der u.a. auch von den Juden aus Halsdorf und Umgebung genutzt wurde. Der Kirchhainer Friedhof liegt an der Röthestraße neben dem städtischen Friedhof, unweit der heute durch den Nordteil der Stadt verlaufenden Eisenbahntrasse.38 Seine heutige Größe umfasst etwa 2.400 Quadratmeter.39 Der älteste Grabstein stammt aus dem Jahr 1743, die letzte Bestattung fand in der Zeit nach der Schoah statt, hier wurde im September 1954 Samuel Haas beerdigt.

Kirchhain, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen
Hatzbach, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen

References

Weblinks

Sources

Bibliography

Illustration available

(in Bearbeitung)

Indices

Persons

Gleiberg, Grafen von · Merlau, Herren von · Wolff Moses · Stern, Siegmund · Henoch · Markus Oppenheimer · Hayum Stern · Löb Stern · Zadock Stern · Kalweit, Karl · Eichelberg, Otto · Dauber, August · Levy, Ludwig · Steinhauer, Ludwig · Metzler, Heinrich · Abraham · Isaac · Elias · Hene Kirchhan · Hirsch Naftali · Levi Karfunkel · Feuerbach, Joseph · Levi, Sami · Kahn, Samuel · Neumark, Simon · Traube, Mendel · Plaut, Wolf Victor · Lissard, David · Bachenheimer, Victor · Rapp, Markus · Steinhauser, Ludwig · Haas, Samuel

Places

Betziesdorf · Amöneburg · Mardorf · Niederklein · Marburg · Baden-Baden · Gelnhausen · Schotten · Hungen · Bürgeln · Schönstadt · Hatzbach · Halsdorf

Sachbegriffe Geschichte

Deutscher Orden · Hessen-Kassel · Westphalen, Königreich · Kirchhain, Wohlfahrtsverbände · Konzentrationslager · Neoromanik · Shoah

Sachbegriffe Ausstattung

Thorarollen · Aron Hakodesch

Sachbegriffe Architektur

Kreuzgewölbe · Emporen · Außentreppen · Sprossenfenster · Oberlichter · Sandsteinplatten · Doppeltürme · Zeltdächer · Rundbogenfriese · Sockel · Drillingsfenster · Okuli · Sechspässe · Lisenen · Apsiden · Apsiden · Quadermauerwerke · Buntsandstein · Dekaloge · Schulterbogenabschlüsse · Rundbogenportale · Strebepfeiler · Tympana · Säulen · Bogenfriese · Gesetzestafeln · Sechspassokuli · Bogenfenster · Arkaden · Satteldächer · Apsiden · Schwingtüren · Kreuzgratgewölbe · Wendepodeste

Fußnoten
  1. Schneider, Jüdische Familien, S. 307 ff.
  2. Schneider, Jüdische Familien, S. 311 f.
  3. Schubert, Juden in Kirchhain, S. 12
  4. Schubert, Juden in Kirchhain, S. 12; Fröhlich, Jüdische Schule in Kirchhain, S. 398
  5. Dersch, Kirchhains Vergangenheit, S. 327
  6. Fröhlich, Jüdische Schule in Kirchhain, S. 398
  7. Schubert, Juden in Kirchhain, S. 17. Nach 1712 vereinigten sich die Amöneburger Juden für ca. 90 Jahre mit denen aus dem nahe gelegenen Mardorf, das zu dieser Zeit bereits eine Synagoge besaß.
  8. Fröhlich, Jüdische Schule in Kirchhain, S. 401
  9. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 444
  10. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 445
  11. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 445
  12. Grün, Chronik der Stadt Kirchhain, S. 173
  13. Dersch, Kirchhains Vergangenheit, S. 323
  14. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 445
  15. Aufgrund der sehr guten finanziellen Ausstattung der Synagogengemeinde und des überwiegend reibungslosen Zusammenlebens mit der nichtjüdischen Umgebung war es möglich, zwei Neubauten (Schule und Synagoge) kurz nach der Jahrhundertwende zu realisieren.
  16. Ortsartikel Kirchhain auf Alemannia Judaica (s. Weblink)
  17. Dersch, Kirchhains Vergangenheit, S. 323
  18. Grün, Chronik der Stadt Kirchhain, S. 173 f; Gerschlauer/Klein, Synagogen im Landkreis Marburg-Biedenkopf, S. 46 f.; Fröhlich, Jüdische Schule in Kirchhain, S. 401
  19. Gerschlauer/Klein, Synagogen im Landkreis Marburg-Biedenkopf, S. 47; Grün, Chronik der Stadt Kirchhain, S. 175
  20. Gerschlauer, Gebäude der Juden in Kirchhain, S. 427
  21. Gerschlauer, Gebäude der Juden in Kirchhain, S. 428
  22. Gerschlauer/Klein, Synagogen im Landkreis Marburg-Biedenkopf, S. 49
  23. Oberhessische Zeitung, 18. August 1904; Kirchhainer Zeitung, 20. August 1904
  24. Gerschlauer, Gebäude der Juden in Kirchhain, S. 433; Altaras, Synagogen, S. 237
  25. Eine detaillierte bauhistorische Beschreibung und Rekonstruktion des Baus ist zu finden in Gerschlauer/Klein, Synagogen im Landkreis Marburg-Biedenkopf, S. 50–66.
  26. Es gibt zwei publizierte historische Fotos der ehemaligen Synagoge. Das ältere zeigt den Bau von Südosten her (Gerschlauer/Klein, Synagogen im Landkreis Marburg-Biedenkopf, S. 46), das jüngere (Ortsartikel Kirchhain auf Alemannia Judaica (s. Weblink)) zeigt sie aus östlicher Perspektive. Beim Vergleich der beiden vermutlich im Abstand von maximal 25 Jahren entstandenen Bilder fällt auf, dass auf dem jüngeren Bild sowohl die den Haupteingang bekrönenden steinernen Gesetzestafeln fehlen als auch der auf der über den Firstpunkt des Satteldaches hinausragende Scheidmauer hin zur Ostapsis bekrönende steinerne kreuzblumenartige Aufsatz. Zudem ist die Gliederung der Ostwand der Thoraschreinapsis auf dem jüngeren Foto gut erkennbar.
  27. Gerschlauer, Gebäude der Juden in Kirchhain, S. 438 f.
  28. Gerschlauer/Klein, Synagogen im Landkreis Marburg-Biedenkopf, S. 47
  29. Arnsberg: Jüdische Gemeinden, Bd. 1, S. 445 f.
  30. Plan und nähere Angaben in Gerschlauer, Gebäude der Juden in Kirchhain, S. 431
  31. Grün, Chronik der Stadt Kirchhain, S. 175
  32. Fröhlich: Jüdische Schule in Kirchhain, S. 401 f.
  33. Fröhlich: Jüdische Schule in Kirchhain, S. 407–415
  34. Fröhlich: Jüdische Schule in Kirchhain, S. 415
  35. Eine ähnliche bauliche Nähe findet sich z.B. auch in Schotten, der dortige Gebäudekomplexe ist jedoch rund 30 Jahre älter.
  36. Fröhlich: Jüdische Schule in Kirchhain, S. 416
  37. Ortsartikel Kirchhain auf Alemannia Judaica (s. Weblink)
  38. Details zur Geschichte des Friedhofes bei Schubert: Juden in Kirchhain, S. 29–71
  39. Ortsartikel Kirchhain auf Alemannia Judaica (s. Weblink)
Recommended Citation
„Kirchhain (Landkreis Marburg-Biedenkopf)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/151> (Stand: 14.8.2022)