Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

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4822 Gudensberg
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 31. Felsberg

Gudensberg Karten-Symbol

Gemeinde Gudensberg, Schwalm-Eder-Kreis — Von Hans-Peter Klein
Basic Data | History | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | References | Indices | Recommended Citation
Basic Data

Juden belegt seit

1591

Location

34281 Gudensberg, Hintergasse 23 | → Lage anzeigen

religiöse Ausrichtung

orthodox

preserved

ja

Gedenktafel vorhanden

ja

Weitere Informationen zum Standort

Historical Gazetteer

History

Eine erste Erwähnung von Juden in Gudensberg stammt aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, als „1591 die Juden von Gudensberg zusammen mit denen von Borken gegen den Schultheißen zu Fritzlar klagten, weil der ihnen den freien Zugang nach Fritzlar verwehrte.“1 In der Mitte des 17. Jahrhunderts lebten vier jüdische Familien in Gudensberg, zwei Juden in Maden. Sie waren Schutzjuden und unterlagen strengen Reglementierungen des Landgrafen. In Judenordnungen waren Aufenthaltsrecht, Berufsausübung, Erwerb von Grund und Boden sowie die Religionsausübung geregelt. Das Niederlassungsrecht für Juden war an die Verleihung eines Schutzbriefes gebunden, für den die Juden Schutzgeld zahlen mussten. Ausgangspunkt für all die Bestimmungen war die Festlegung, dass Juden Fremde sind. Bestimmungen in Kurhessen im 17./18. Jahrhundert zeigen die Tendenz, die Juden von Fremden zu Untertanen zu machen. Ein Ausweisungsrecht des Staates, wie anderen Fremden gegenüber, wird seit dem 18. Jahrhundert nicht mehr erwähnt.2 Weitere Veränderungen sind die Anwendung des Landesrechts für Juden sowie die Anerkennung der Kirchenverhältnisse und der Religionsausübung der Juden. So gibt es seit der Mitte des 17. Jahrhunderts einen Landrabbiner in Hessen und regelmäßige Judenlandtage. Solche Judenlandtage in Hessen-Kassel fanden in den Jahren 1788-1807 viermal in Gudensberg statt.3

Im 18. Jahrhundert wuchs die jüdische Gemeinde in Gudensberg, zu der auch jüdische Familien in Maden und Obervorschütz zählten, stetig. 1734 waren es sechs Familien, 1744 acht Familien, die bereits in dieser Zeit Familiennamen führten wie Mansbach, Hertz und Feibes. 1811 gab es in Gudensberg 25 selbstständige Geschäftsleute, darunter Kauf- und Handelsleute, Viehhändler und Makler. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts übten jüdische Bürger auch zunehmend Handwerkberufe aus. Die Familiennamen wurden 1808 unter Jerome Bonaparte im damaligen Königreich Westphalen verändert bzw. erweitert. Aus Mansbach wurden die Namen Demand, Engelbert, Isenberg, Erich und Heilbrunn, zu Levi kamen die Namen Lilienfeld und Löwenstein hinzu, zu Plaut die Namen Goldschmidt und Grünstein.4

Die weitere Entwicklung der jüdischen Gemeinde im 19.Jhd. dokumentieren folgende Bevölkerungszahlen: 1812: 52 Männer, 1834: 122 Personen, 1843: 125 Personen, 1855: 167 Personen, 1871: 194 Personen, 1895: 154 Personen, 1905: 147 Personen, ca. 35 Familien.5

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts betrug der Anteil der jüdischen Familien an der Gudensberger Gesamtbevölkerung ca. 10 Prozent.

Im 19. Jahrhundert. war Gudensberg lange Zeit Sitz des Kreisrabbinats der Kreise Fritzlar und Melsungen. Bekannter Rabbiner war Mordechai Wetzlar, der auch eine Jeschiwa leitete und religiös eine streng orthodoxe Linie vertrat.

Betrachtet man die weitere Entwicklung der jüdischen Gemeinde in Gudensberg, so zeigt sich, dass die Integration der jüdischen Mitbürger im Vergleich zu anderen jüdischen Landgemeinden sich positiv entwickelt hat. Das geht aus Zeitzeugenberichten, Biografien und anderen Dokumenten hervor. Juden waren in fast allen Wirtschaftsbereichen und Handwerksberufen tätig. Es gab drei Textilgeschäfte, Schuhgeschäfte, ein Uhren- und Schmuckgeschäft, einen Fahrradhändler, eine Buchhandlung mit Buchbinderei, einen Friseur, Schneider, mehrere Bäcker und Metzger, zahlreiche Viehhändler, einen Fuhrunternehmer, Kaufleute und Kleingewerbetreibende sowie einen Gastwirt in Obervorschütz. An wesentlichen Entwicklungen und Neuerungen in der Landwirtschaft, wie der Einführung neuer Maschinen, des Einsatzes von Düngemittel, der Viehvermeierung, aber auch der Gründung von Genossenschaftsbanken waren Juden beteiligt. In Gudensberg gründeten jüdische Bürger 1922 eine Gewerbebank mit, der Kaufmann Aron Hahn war mehrere Jahre im Vorstand, der Viehhändler Leopold Mansbach Aufsichtsratsmitglied dieser Bank. Mehrere Betriebs- und Arbeitsjubiläen unterstreichen die Kontinuität jüdischer Unternehmen in Gudensberg bis 1933. So feierte der Fahrradhändler Julius Naschelsky im Juli 1927 sein 25jähriges Betriebsjubiläum. Nicht ganz sieben Jahre später, am 17.1.1934, las man in der Gudensberger Zeitung: „Das Geschäftshaus des Fahrradhändlers J. Naschelsky ging durch Kauf in die Hände der Firma Gebrüder Pilgram über.“6 Zu den Kommunalwahlen kandidierte die jüdische Gemeinde mit einer eigenen Liste. Der Lehrer Bernhard Perlstein und der Schmuck- und Goldwarenhändler Julius Wallach waren Stadtverordnete in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Auch in Vereinen und Verbänden waren jüdische Männer und Frauen Mitglieder. Über Gudensberg hinaus bekannt wurden neben dem oben erwähnten Kreisrabbiner Mordechai Wetzlar der aus Gudensberg stammende Kasseler Bankier Manus Elias, der Lehrer Israel Meier Japhet und dessen Sohn Saemy Japhet, der in London das Bankhaus S. Japhet & Co. Ltd. gründete sowie Dr. Hermann Engelbert, der ab 1866 Rabbiner und Talmutgelehrter in St. Gallen war.7

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nahm der Druck auf die jüdische Bevölkerung in Gudensberg zu. Neben wirtschaftlichen Boykottmaßnahmen mussten die jüdischen Mitbürger nun zunehmend um ihr Leben bangen, wurden gedemütigt, entrechtet, verfolgt und misshandelt. Der oben beschriebene Fall des Fahrradhändler Julius Naschelksy ist kein Einzelfall. In einer 1945 im Auftrag der alliierten Besatzbehörden erstellten Liste „Alle jüdischen Häuser, welche zwangsläufig durch die Nazis in anderen Besitz kamen, Gemeinde Gudensberg“ werden 26 Grundstücksverkäufe aufgeführt.8 Diese systematische Entrechtung und Enteignung jüdischer Mitbürger, die zwar nach außen durch notarielle Kaufverträge den Schein formaljuristischer Korrektheit wahrten, nahmen ihnen die Existenz- und Lebensgrundlage. Verbunden mit Verschleppungen und Misshandlungen jüdischer Männer im Karlshof in Wabern ab dem Frühsommer 1933 verließen viele jüdische Familien Gudensberg, zogen in Großstädte wie Kassel oder Frankfurt oder emigrierten ins Ausland. Am 5.5.1938 heißt es in einem Zeitungsbericht der Kurhessischen Landezeitung „Gudensberg ist judenfrei.“ Nach eigenen Recherchen sind von den im Januar 1933 in Gudensberg lebenden 124 jüdischen Männer und Frauen mindestens 60 in Konzentrationslager deportiert und dort ermordet worden, etwa 20 Familien oder Einzelpersonen sind ins Ausland emigriert. Doch nicht allen gelang damit die Flucht in die Freiheit. So wurden beispielsweise nach Holland geflohene Familien nach der Okkupation durch die Nationalsozialisten dort verhaftet und deportiert.

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus und dem Ende des Krieges kamen keine Juden nach Gudensberg zurück. Seit Mitte der 80er Jahre hat der damalige Arbeitskreis Synagoge Gudensberg e.V. Kontakte zu ehemaligen Gudensberger Juden im Ausland aufgenommen. Sie sind wichtige Zeitzeugen, mehrere von ihnen haben seit den 90er Jahren Gudensberg besucht und zu ihnen und ihren Nachfahren bestehen bis heute freundschaftliche Verbindungen. In den Jahren 2009 und 2010 wurden für mehrere jüdische Familien (Adler, Engelbert, Mansbach, Perlstein, Plaut, Stern) in Gudensberg und Obervorschütz Stolpersteine verlegt.

Betsaal / Synagoge

Die Gudensberger Synagoge ist vielerlei Hinsicht beachtenswert. Im Gegensatz zu vielen kleinen Fachwerksynagogen jüdischer Landgemeinden ist die Gudensberger Synagoge ein massiver Steinbau im neuromanischen Stil. Das Gebäude hat eine fast quadratische Grundfläche von 14 x 15 Metern und einen Innenraum von 111 Quadratmetern, Treppenhaus und eine U-förmige Frauenempore oberhalb des großen Betraumes. Sie bot insgesamt Platz für ca. 290 Personen. Angeschlossen an die Synagoge war die israelitische Volksschule mit Lehrerwohnung. Darüber hinaus hat das Synagogengebäude eine kunst- und architekturgeschichtliche Bedeutung, die weit über Gudensberg hinausgeht. Planer und Erbauer war der aus Kassel stammende jüdische Architekt Albrecht Rosengarten, der u.a. die großen Synagogen in Kassel, Hamburg, Wiesbaden und Wien baute. Rosengartens Architektur war geprägt von dem Anliegen, die Integration der Juden auch im Baustil zu symbolisieren. Vorbild und damit auch gemeinsame Wurzel für Juden und Christen war für ihn der Baustil der Basilika. Da die genannten Synagogen zerstört worden sind, ist davon auszugehen, dass die Gudensberger Synagoge eine der wenigen, wenn nicht sogar die einzige noch erhaltene Synagoge von Albrecht Rosengarten ist.

Erste Anträge zum Bau einer Synagoge stammen aus dem Jahre 1825. Am 2.8.1825 schrieb der Gemeindeälteste an das Kreisamt Fritzlar, dass die „Synagogengemeinde so zahlreich und so wohlhabend sei, dass dieselbe nicht allein zum Bau einer Synagoge, sondern auch zur Besoldung einiger Lehrer, folglich zur Einrichtung einer Schule, im Stande sei.“9 Zuvor, nachweisbar ab 1714 fand regelmäßig jüdischer Gottesdienst in Betlokalen in Gudensberg statt, zwei Betlokale wurden im Jahre 1825 noch benutzt.10 1834/35 beantragte die jüdische Gemeinde den Ankauf des Wiegandtschen Hauses in der Untergasse, „damit die Gemeinde endlich die so dringend notwendige Verbesserung des Lehrer- und Schulhauses sowie die Anlage einer gänzlich bis dahier mangelnden Synagoge bewirken könne.“11 Die Größe berechnete der Kreisrabbiner Mordechai Wetzlar. „Im ganzen muss die Synagoge Platz bieten für 130 männliche, 113 weibliche Personen und 50 Schulkinder.“12 Die Bauplanungen unter der Leitung von Albrecht Rosengarten begannen 1837, mit dem Bau selbst wurde im Frühjahr 1840 begonnen. Die Einweihung fand am 14. September 1843 statt. Die Kosten für den Bau der Synagoge trug die jüdische Gemeinde selbst, sie beliefen sich auf 5.453 Reichstaler, 6 Silbergroschen und 5 Heller.13 Zu den architektonischen Merkmalen schrieb Thea Altaras: „Zweigeschossiger Massivbau, verputzt, mit Satteldach in Richtung Nord/Süd. Beide Traufseiten – zur Straße hin - haben in der Mitte einen Zwerchgiebel mit zwei stufenförmigen Absätzen, wobei der eine im Westen als Risalit ausgebildet ist, um den Eingang zu betonen, während der gegenüberliegende Zwerchgiebel im Osten mit einem, die zwei Ansätze begleitenden, romanischen Stichbogenfries die darunter liegenden Fenster der Synagoge betonen soll. Zugang vom Westen [Untergasse, H.-P.K.] über den von drei Seiten geschlossenen Vorplatz. Den Blickfang der Schaufassade bilden das Eingangsportal aus rotem Sandstein und die darüber liegende Rundöffnung mit Steinumfassung in der Mittelachse des Risalit.“14 In den folgenden Jahrzehnten fanden mehrfach Renovierungsarbeiten statt, u.a. 1858 Reparatur des Daches, 1884 Renovierungs- und Malerarbeiten und 1910 wurde elektrisches Licht in die Synagoge gelegt. Umfangreiche Renovierungsarbeiten im Jahre 1925 wurden mit Spenden des nach Philadelphia/USA ausgewanderten Gudensberger Juden Isaac Mansbach finanziert. Dazu schrieb die Gudensberger Zeitung am 1.2.1925: „Edle Spende. Der 78jährige Deutsch-Amerikaner J. Mansbach in Philadelphia, gebürtig aus Maden, übersandte der hiesigen jüdischen Gemeinde zur Renovierung ihrer Synagoge den Betrag von 5000 Dollar.“15 Zwölf Jahre später, 1937 schloss die jüdische Gemeinde die Synagoge, da die Gemeinde nur noch wenige Mitglieder hatte. Der letzte Gemeindevorsteher Meier Löwenstein übergab die Kultgegenstände der jüdischen Gemeinde in Kassel. In einem Gesamtverzeichnis dieser Gegenstände, das im Zusammenhang mit Wiedergutmachungsanträgen erstellt wurde, wurde der Wert im Jahre 1960 mit 78.150,- DM (ca. 40.000,- Euro) angegeben.16 Am 18. Juli 1938 wurde das Synagogengebäude für 3.000,- Reichsmark an einen Gudensberger Bäckermeister verkauft. Das Gebäude wurde zu einem Lagerraum und Garage umgebaut, dazu wurde die Empore abgerissen, zwei Zwischendecken auf geänderter Holzkonstruktion eingezogen, ein Lastenaufzug eingebaut und ein Garagentor an der Ostseite unterhalb der drei Rundbogenfenster durchgebrochen. Da sich das Synagogengebäude seit Sommer 1938 in Privatbesitz befand, wurde es in der Reichspogromnacht im November 1938 nicht beschädigt oder zerstört. Die Sitzbänke wurden in dem Felsenkeller im Schlossberg eingelagert und sind nach dem Krieg verschwunden. Während der Kriegsjahre wurde das Haus auch zeitweise von den Henschel-Flugmotorenwerken als Lager genutzt.

Es mutet seltsam an, dass das Synagogengebäude in Gudensberg neben den in den 70er und 80er Jahren renovierten Fachwerkhäusern in der Altstadt und sein allmählicher Verfall nicht mehr wahrgenommen wurde, jedenfalls fast 40 Jahre lang, und es bedurfte dann ab Mitte der 80er Jahre noch eines langjährigen Engagements des Arbeitskreises Synagoge Gudensberg e.V., bis die Stadtverordnetenversammlung beschloss, das Gebäude 1990 zu kaufen und in weiteren fünf Jahren in zwei Bauabschnitten zu sanieren. Die dazu notwendigen Finanzmittel in Höhe von 660.000,- DM wurden zur Hälfte vom Land Hessen und zu je einem Viertel vom Schwalm-Eder-Kreis und der Stadt Gudensberg getragen. Das Gebäude wurde nicht in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Man behielt die nach 1938 eingezogene erste Zwischendecke bei und errichtete auf der Ebene der zweiten Zwischendecke wieder eine U-förmige Empore. Neben baustatischen Gründen soll damit sowohl an die ehemalige Synagoge als auch an die Schändung des Gebäudes erinnert werden. Das ursprüngliche Erdgeschoss - der große Betraum – wurde mit Vereins- und Ausbildungsräumen ausgebaut und dem Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes übergeben. Der große Saal mit zwei Übungsräumen an den Seiten auf der ersten Zwischendecke wird von der Musikschule Schwalm-Eder-Nord genutzt und ist Veranstaltungsraum für Konzerte, Vorträge, Ausstellungen und andere kulturelle Veranstaltungen. Auf der Empore hat der Arbeitskreis Synagoge Gudensberg eine Dauerausstellung zur Geschichte der jüdischen Gemeinde und der Synagoge Gudensberg erstellt. Im Eingangsbereich des „Kulturhauses Synagoge“ befindet sich ein „Denk-Mal“ der deutsch-israelischen Künstlerin Dina Kunze. Die offizielle Einweihung fand am 7.11.1995 statt.17 Seitdem ist das Haus im Besitz der Stadt Gudensberg. Dass es in Gudensberg wieder einmal eine jüdische Gemeinde geben könne, konnte sich bis Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts niemand vorstellen. Dennoch gründete sich im Herbst 1995 in Kassel die jüdische liberale Gemeinde emet weShalom mit Sitz in Gudensberg. Leider kann die Gemeinde die ehemalige Synagoge nur zu hohen Feiertagen und Festen nutzen. Für ihre Gottesdienste und Arbeit hat sie eine Kellerwohnung in Gudensberg angemietet.18

Weitere Einrichtungen

Mikwe

Eine Mikwe befand sich in Gudensberg im Keller des Haus Töpfenmarkt/Am Renthof 2.

Schule

Baulich angegliedert neben der Synagoge (Untergasse 23) befindet sich die ehemalige israelitische Volksschule (Untergasse 21). Früheste Nachweise darüber gehen bis auf das Jahr 1825 zurück.19 Damit ist die jüdische Schule eine der ältesten in Kurhessen. Die Schule bestand bis zum 1.1.1934. Dazu schrieb der letzte Lehrer Hermann Stern in der Chronik der jüdischen Schule Gudensberg: „Schweren Herzens heißt es nun Abschied nehmen von der mir so lieb gewordenen Tätigkeit. Die Hoffnung wieder in den Dienst zu kommen, hat sich leider zerschlagen! Denn lt. Verfügung des Ministers für W. K. u. U. [Wissenschaft, Kunst und Unterricht, H.-P.K.] wurde ich nebst anderen jüdischen Kollegen unseres Hessenlandes in den Ruhestand versetzt. Damit ist der Schlußstrich gezogen unter ein Kapitel Schulgeschichte.“20 Hermann Stern, der zusammen mit seiner Frau Irma und seiner Tochter Ruth danach in Wiesbaden lebte, wurde am 1.9.1942 nach Theresienstadt deportiert, kam von dort am 28.9.1944 nach Auschwitz und wurde am 19.12.1944 in Dachau ermordet.21 Die Chronik der jüdischen Volksschule Gudensberg aus den Jahren 1895–1934 ist erhalten.22

Cemetery

Der jüdische Friedhof liegt in dem Stadtteil Obervorschütz und zählt zu den ältesten Friedhöfen in Nordhessen. Die Belegung lässt sich bis mindestens in das Jahr 1727 zurückverfolgen, mehr als ein Jahrhundert war er Sammelfriedhof für über zehn jüdische Gemeinden in der Region.23 Unter anderem liegt dort der Gemeindeälteste Itzig Katz Adler begraben, während dessen Amtszeit die Synagoge erbaut worden war. Der letzte Grabstein stammt aus dem Jahre 1937, Bestattungen fanden noch bis 1938 statt.

Obervorschütz, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen

Grabstätten

Obervorschütz, Jüdischer Friedhof: Grabstätten anzeigen

References

Weblinks

Sources

Bibliography

Illustration available

(in Bearbeitung)

Fußnoten
  1. Lohmann, Juden in Fritzlar, S.61, 411
  2. Engelbert, Religionsgemeinschaft, S.14 ff.
  3. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S.300 f.
  4. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S.300 f.
  5. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S.300 f.
  6. Gudensberger Zeitung Nr. 5/1934 vom 17.01.1934
  7. Klein, Geschichte der jüdischen Gemeinde, S. 5 ff.
  8. Hessisches Staatsarchiv Marburg, Bestände des Stadtarchivs Gudensberg, Jüdische Grundstücksangelegenheiten
  9. HStAM 180 Fritzlar, 660
  10. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S.300 f.
  11. HStAM 180 Fritzlar, 138
  12. HStAM 180 Fritzlar, 138
  13. HStAM 190 a Fritzlar, 209
  14. Altaras, Synagogen, S. 153
  15. Gudensberger Zeitung Nr. 11/1925 vom 1.2.1925
  16. Aus Unterlagen des Archivs der Entschädigungsstelle beim RP Kassel in Wiesbaden
  17. Faupel/Klein, Früher Synagoge – heute Kulturhaus, S.105-111
  18. siehe dazu die Website der jüdischen liberalen Gemeinde www.emetweschalom.de
  19. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S.302
  20. Chronik der jüdischen Volksschule Gudensberg 1895-1934: www.judeninnordhessen.co.cc
  21. Gedenkbuch des Bundesarchivs. http://www.bundearchiv.de/gedenkbuch
  22. Chronik der jüdischen Volksschule Gudensberg 1895-1934: www.judeninnordhessen.co.cc
  23. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S.303
Recommended Citation
„Gudensberg (Schwalm-Eder-Kreis)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/478> (Stand: 26.7.2022)