Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

Großen-Buseck Karten-Symbol

Gemeinde Buseck, Landkreis Gießen — Von Susanne Gerschlauer
Basic Data | History | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | References | Indices | Recommended Citation
Basic Data

Juden belegt seit

Anfang 16. Jahrhundert

Location

35418 Buseck, Ortsteil Großen-Buseck, Anger 10 | → Lage anzeigen

Rabbinat

Oberhessen

religiöse Ausrichtung

orthodox

preserved

ja

Gedenktafel vorhanden

ja

Weitere Informationen zum Standort

Historical Gazetteer

History

Nach den Peilsteinern, die um 1215 ausstarben, waren die Herren von Buseck als Ganerben die Ortsherren von Großen-Buseck. Bis ins erste Drittel des 19. Jahrhunderts hatten sie die Gerichtsbarkeit im gesamten Busecker Tal inne, danach ging der Besitz im Großherzogtum Hessen-Darmstadt auf.

Archivalien belegen die Ansässigkeit von Juden im Busecker Tal bereits seit Beginn des 16. Jahrhunderts.1 Aufgrund der hohen Zahl in Großen-Buseck lebender Juden ist die Gründung einer Synagogengemeinde vor der Mitte des 19. Jahrhundert anzunehmen, doch sind darüber bislang keine Angaben bekannt. Seit 1919 war der Bäcker Isaak Rosenberg Vorsitzender der jüdischen Gemeinde.

Um 1830 lebten 102 Juden in Großen-Buseck, 1895 waren es nur noch 74, 1905 wurden noch 58 jüdische Einwohner gezählt (ca. 3,5 Prozent der Gesamtbevölkerung).2 Die berufliche Tätigkeit der jüdischen Busecker verteilte sich auf Händler (Vieh, Manufakturwaren) und Handwerker (Bäcker, Metzger). Die Mazzenbäckerei war bereits seit drei Generationen in Familienbesitz.3

Von den zu Beginn der 1930er Jahre in Buseck noch wohnenden 34 Juden konnten einige in die USA und Holland auswandern. Die meisten sind innerhalb Deutschlands umgezogen; vier von ihnen nach Schlüchtern, wo es eine große Gemeinde gab. Bereits 1938 wurde ein Busecker Jude im Konzentrationslager Buchenwald ermordet.4

Betsaal / Synagoge

Archivalien belegen eine Vorgängerin bereits im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts in der Nähe der Stadtmauer, der heutigen Kaiserstraße (ehemals Judengasse).5 Genaueres über das Aussehen des Gebäudes ist nicht belegt. Aufgrund erheblicher baulicher Mängel und damit verbundener sehr hoher Sanierungskosten entschied sich die jüdische Gemeinde Großen-Buseck für den Ankauf eines neuen Gebäudes. Im Jahr 1844 kaufte die jüdische Gemeinde das Wohnhaus Anger 10 für 2.000 Gulden und ließ das Haus zu einer Synagoge umbauen, die ein Jahr später geweiht wurde.6 Das Haus befindet sich im Zentrum der Gemeinde und ist in die Wohnbebauung des 17. bis 19. Jahrhunderts eingegliedert. Noch heute hebt sich das Gebäude aufgrund seiner etwa fünf Meter aus der Bauflucht zurückversetzten Lage von der umgebenden Bebauung ab.7 Nur etwa 30 Meter entfernt von der Synagoge, nämlich am Kopf der als Dorfplatz angelegten Straße, steht das ehemalige Rathaus aus dem 16. Jahrhundert, ihm direkt gegenüber die erhöht gelegene Kirche des Ortes. Das längsrechteckige zweigeschossige Synagogengebäude steht traufseitig zur Straße und ist ein Mischbau aus einem massiven, verputzten Untergeschoss und einem Obergeschoss aus Fachwerk. Die Konstruktion des Fachwerks weist auf eine Bauzeit im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, was durch Archivalien bestätigt wird. Der Gottesdienstraum bot 49 Männern und 23 Frauen Platz8; Einzelheiten zur inneren und äußeren Gestaltung des Betraumes und Gebäudes sind nicht überliefert. Möglicherweise befand sich in der östlichen Gebäudeseite der Gottesdienstraum, eventuell mit Empore in der heutigen Obergeschosshöhe. Der Zugang nach oben erfolgte über den Haupteingang bzw. einen Hintereingang im Norden bzw. Süden des Hauses. Einige Räume waren für eine Lehrerwohnung sowie für Gemeindeversammlungen vorgesehen. In der Pogromnacht wurde die Inneneinrichtung zerstört, das Gebäude blieb jedoch aufgrund seiner Lage weitgehend unbeschädigt.

Heute dient das Haus wieder als Wohngebäude. Eine sukzessive Umnutzung als Heimatmuseum durch den Heimatkundlichen Arbeitskreis Buseck wird erwogen. Vor dem Haus wurde ein großer Basaltstein mit einer Gedenktafel zur Erinnerung an die ermordeten jüdischen Großen-Busecker aufgestellt.

Weitere Einrichtungen

Mikwe

Bisher konnte nicht belegt werden, dass im Haus Anger 10 eine Mikwe eingerichtet war.9 Über die Lage anderer ritueller Tauchbäder in Großen-Buseck wurde bisher nichts bekannt.

Schule

Eine israelitische Elementarschule soll um die Mitte des 19. Jahrhunderts bis etwa 1870 bestanden haben. An welchem Ort unterrichtet wurde, ist nicht bekannt.10

Cemetery

Der jüdische Friedhof befindet sich zwischen den beiden nahe gelegenen Gemeinden Alten-Buseck und Großen-Buseck (Flur Nr. 3, Flurstück 76). Hier haben neben Juden aus Reiskirchen, Beuern und Alten-Buseck die Großen-Busecker Juden ihre Toten begraben.11

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Grabstätten

Großen-Buseck, Jüdischer Friedhof: Grabstätten anzeigen

References

Weblinks

Sources

Bibliography

Illustration available

(in Bearbeitung)

Fußnoten
  1. Hans, Buseck, S. 52; HStAD R 21 J, 2254
  2. Ruppin, Juden im Großherzogtum Hessen, S. 73
  3. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 283
  4. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 283
  5. HStAD R 21 J, 3313
  6. Hans, Buseck, S. 250; Altaras, Synagogen, S. 199 gibt an, dass eine Mikwe im Keller eingebaut gewesen sei. Vor Ort ergaben sich im Juni 2008 keine Indizien dafür (S.G.)
  7. Vgl. Hans, Buseck, S. 63, wonach das alte Gebäude Anfang des 18. Jahrhunderts abgebrochen und weiter nach hinten versetzt wieder aufgebaut wurde. Gründe dafür sind nicht bekannt.
  8. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 283
  9. Vgl. dagegen Altaras, Synagogen, S. 199. Hier wird die Existenz einer Mikwe im Keller des Hauses „Anger 10“ angesprochen.
  10. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 283
  11. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 283; Ankauf eines Friedhofsgeländes durch die jüdische Gemeinde, um 1768, in: HStAD R 21 J, 3333
Recommended Citation
„Großen-Buseck (Landkreis Gießen)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/139> (Stand: 11.7.2023)