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Ein mutmaßlich mit Uranmunition bestückter Panzer der US-Streitkräfte gerät auf einem Übungsplatz bei Lampertheim in Brand, 23. März 1982

Bei Lampertheim gerät ein M60A1 Kampfpanzer auf dem unmittelbar an den Käfertaler Wald im Mannheimer Norden angrenzende Standortübungsgelände der US-Streitkräfte (der sogenannte Panzerwald zwischen den Städten Lampertheim und Viernheim) in Brand: ein Leuchtkörper fällt in den offenen Turm des Fahrzeugs und führt zum völligen Ausbrennen des Panzers.

Fast 19 Jahre nach diesem Unfall, am 19. Januar 2001, gibt Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (geb. 1947; SPD) im Rahmen einer Bundestagsdebatte um die „Zukunft der Bundeswehr“ bekannt, dass ihm Unterlagen vorliegen, nach denen es in den 1980er Jahren zu einer Reihe von Unfällen auf US-Militärgelände und bundesdeutschen Truppenübungsplätzen gekommen ist oder gekommen sein könnte, bei denen uranhaltige (urangehärtete) Geschosse verschossen oder beschädigt wurden. Scharping führt dazu gemäß dem Plenarprotokoll 14/144, S. 14168 (D) folgendes aus: „Ich habe heute am späten Mittag durch einen Anruf von USAREUR [United States Army Europe] – wo überprüft wird, ob und in welchem Umfang es möglicherweise Unfälle mit DU- [Depleted Uranium, abgereichertes Uran] Munition gegeben hat – Folgendes erfahren: […] es muss überprüft werden, ob ein Kampfpanzer in Gollhofen, der 1988 ausgebrannt ist, DU-Munition enthielt. Dasselbe ist für Vorfälle zu überprüfen, die sich 1981 in Fulda [am 5. August 1981 feuerte ein US-Panzer in der Fuldaer Downs-Kaserne versehentlich ein scharfes Wolframkarbidkern-Geschoss ab] und im März 1982 in Lampertheim ereigneten.“ Ein etwa 1.600 Hektar großer Teil des „Panzerwaldes“ wird weiterhin militärisch genutzt, ist jedoch (ungeachtet des bestehenden allgemeinen Zutrittsverbots und entsprechender Hinweisschilder vor Ort) gleichzeitig frei zugänglich.
Genauere Angaben zur Beschaffenheit und Zusammensetzung der Munitionierung des Panzers werden jedoch nicht bekannt. Der dem deutschen Verteidigungsminister Rudolf Scharping zugegangene Unfallbericht des Hauptquartiers der US-amerikanischen Streitkräfte in Heidelberg enthält keine Informationen über die Art der an Bord des Panzers befindlichen Granaten. Zu Beginn der 1980er Jahre, auf dem Höhepunkt des „Kalten Krieges“ (1981: „vier Minuten vor Zwölf“ auf der „Weltuntergangsuhr“ der Zeitschrift Bulletin of the Atomic Scientists1) stehen die Panzer der US-Armee üblicherweise voll aufmunitioniert in den Kasernen, da alle Bodeneinheiten binnen zwei Stunden einsatzbereit sein mussten. Die an Bord der M60-Kampfpanzer befindliche Munition besteht aus einem Sortiment panzerbrechender Geschosse, Munitionsstücken mit hochexplosivem Sprengstoff und Nebelgranaten mit weißem Phosphor.
(KU)


  1. Vgl. Trägerkreis „Atomwaffen abschaffen“: Atomwaffen A-Z: Atomwaffen-Geschichte: Chronik des Atomzeitalters: 1980–1989 (eingesehen am 17.12.2020); Wikipedia: Atomkriegsuhr (Stand: 31.7.2012).
Records
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„Ein mutmaßlich mit Uranmunition bestückter Panzer der US-Streitkräfte gerät auf einem Übungsplatz bei Lampertheim in Brand, 23. März 1982“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/4648> (Stand: 23.3.2022)
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