Synagogen in Hessen
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- Großherzogtum Hessen 1823-1850 (Übersichtskarte mit handschriftlichen Ergänzungen) – 23. Dieburg
Urberach
- Gemeinde Rödermark, Landkreis Offenbach — Von Wolfgang Fritzsche
- Basic Data ↑
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Juden belegt seit
1736
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Location
63322 Rödermark, Stadtteil Urberach, Bahnhofstraße 39 | → Lage anzeigen
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Rabbinat
Darmstadt II (bis 1928)
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religiöse Ausrichtung
orthodox bis 1928, danach liberal
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preserved
ja
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Gedenktafel vorhanden
ja
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Weitere Informationen zum Standort
- History ↑
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Urberach wurde 1275 erstmals genannt, kam 1425 als Bestandteil des Amtes Steinheim an Mainz und 1706 an die Grafen von Isenburg. Nach Auflösung des Fürstentums Isenburg-Birstein wurde der Ort 1816 dem Großherzogtum Hessen zugeordnet. Seit 1. Januar 1977 bildet er mit Ober-Roden die Gemeinde Rödermark, die 1980 Stadtrechte erhielt.
Frühe Nachrichten über in Urberach lebende Juden liegen nicht vor. 1736 wurden die Familien Samuel Aronson, Salomon Joseph, Simon Moses, Salomon Ebertshausen und Hegem Abraham genannt,1 es ist aber nicht bekannt, ob diese Aufzählung vollständig ist. Die erwähnten unterzeichneten einen Vertrag über die Einrichtung eines Betraums im benachbarten Ober-Roden2 und bildeten mit den jüdischen Einwohnern des Nachbarorts eine Gemeinde. Die Zahl der in Urberach ansässigen Juden stieg bereits im 18. Jahrhundert so stark an, dass sie 1795 wieder aus dem Synagogenverband ausschieden und eine eigene Gemeinde mit eigenem Betraum einrichteten.
1828 lebten 40 jüdische Einwohner in Urberach. Diese Zahl schwankte bis Ende des 19. Jahrhunderts nur unwesentlich und überstieg nie 2,8 Prozent der Gesamtbevölkerung.
Am 10. November 1938 überfiel der Mob auch private Häuser und Geschäfte und zerstörte Teile des Inventars; anschließend fehlten vielfach Wertgegenstände.
Seit 2010 besteht an der Stelle des ehemaligen Anwesens des Stoffhändlers Aron Strauß in der Bahnhofstraße 18 eine Gedenkstätte.
2015 wurden in Urberach Stolpersteine verlegt.
- Betsaal / Synagoge ↑
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Spätestens seit 1736 besuchten die in Urberach wohnenden Juden die Synagoge oder den Betraum in Ober-Roden.3 1795 erhielten sie die herrschaftliche Erlaubnis zur Einrichtung einer eigenen Synagoge. Bis 1882 nutzte die Gemeinde mit großer Wahrscheinlichkeit dafür einen Betraum im Haus von Abraham Strauß, heute Bachgasse 4, in dem auch Schule gehalten wurde. Der Gemeindesaal befand sich vermutlich im Erdgeschoss rechts des Eingangs.4 Dieser wurde durch drei deutlich vergrößerte Fenster erhellt. Das Gebäude wurde Ende der 1960er Jahre abgebrochen. Bei den Arbeiten fand man an der nord-östlichen Raumwand eine gemauerte, kellerartige Grube und im Flur einen gemauerten Brunnen.5
Erst im August 1882 konnte der Neubau einer Synagoge in der Viehweidgasse 39, heute Bahnhofstraße 39, realisiert werden. Am 18. und 19. August fand die feierliche Einweihung statt. Über das Aussehen ist wenig bekannt geworden. In der Ortsliteratur wird anhand von Zeitzeugenbefragungen der Versuch einer Rekonstruktion unternommen.6 So handelte es sich wohl um ein einstöckiges, giebelständiges Haus mit massiven Außenwänden, in dessen der Straße zugewandten Giebelwand der Eingang lag. Darüber befand sich ein Rundbogenfenster, über dem wiederum ein rundes Fenster lag. In beiden Traufseiten sollen sich hochrechteckige Rundbogenfenster befunden haben. Die dem Eingang gegenüber liegende Giebelwand besaß zwei Rundbogenfenster, zwischen denen der Thoraschrein stand. Das Giebeldreieck war von zwei runden Fenstern durchfenstert. Links und rechts des Eingangs führten im Inneren zwei Treppen zur Frauenempore. In diesem Bereich soll sich auch eine Mikwe befunden haben.
Bereits seit 1933 wurde die Synagoge nicht mehr genutzt.7 Die Kultgegenstände waren wahrscheinlich nach Darmstadt ausgelagert worden, wo sie in der Pogromnacht zerstört wurden.
Schon 1936 wollte die Gemeinde das Gebäude an den Nachbarn verkaufen, an dessen Haus sie unmittelbar anschloss. Der schließlich am 10. März 1938 genehmigte Verkauf wurde zum 21. Oktober des gleichen Jahres rechtskräftig.8 Der Kaufpreis betrug 1.500 RM, nach dem Zweiten Weltkrieg zahlte der neue Besitzer im Zuge eines Vergleichs weitere 1.750 DM an die JRSO.9 Wenig später erfolgte der Umbau zu einem Wohnhaus, der das äußere Erscheinungsbild erheblich veränderte und die ursprüngliche Funktion nicht mehr erkennen lässt.
- Weitere Einrichtungen ↑
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Mikwe
Es wird vermutet, dass in dem Haus von Abraham Strauß, heute Bachgasse 4, in dem sich bis 1882 der Betsaal der Gemeinde befand, auch eine Mikwe vorhanden war.10 Als gesichert gilt, dass sich in der 1882 eingeweihten neuen Synagoge eine Mikwe befand.
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Schule
Im 17. und 18. Jahrhundert wird in den Beträumen in Ober-Roden auch Schulunterricht für Kinder gehalten worden sein. Nach der Gründung einer eigenständigen Gemeinde in Urberach fand dort auch Unterricht statt. 1803 besuchte ein Kind von Moses Abraham die christliche Schule, wofür der Vater durch den Offenbacher Ober-Rabbiner bestraft wurde. Erst mit Einführung der allgemeinen Schulpflicht besuchten die jüdischen Kinder die örtliche Volksschule. Daneben erhielten sie Religionsunterricht durch einen von der jüdischen Gemeinde angestellten Lehrer.
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Cemetery
Die Verstorbenen aus Urberach wurden auf dem Verbandsfriedhof Dieburg bestattet. Die älteste nachweisbare Bestattung stammt aus dem Jahr 1720, als ein namenloses Kind aus Urberach dort beigesetzt wurde.11
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Grabstätten
- References ↑
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Weblinks
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Sources
- Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW):
- HHStAW Best. 503, Nr. 7381: Entschädigungsansprüche der jüdischen Gemeinden im Regierungsbezirk Darmstadt. Bd. 4: Synagoge und jüdische Schule in Darmstadt, enth. Nachforschungen bezüglich ausgelagerter Kultgegenstände mit Angaben zu Sozialstruktur und Vermögen der jüdischen Gemeinden in Urberach, 1932–1962
- HHStAW Best. 518, Nr. 1239: Entschädigungsakte Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen (enth. Urberach), 1954, 1961
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Bibliography
- Alicke, Klaus-Dieter: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. Gütersloh 2008
- Altaras, Thea: Synagogen und jüdische Rituelle Tauchbäder in Hessen – Was geschah seit 1945? 2. Auflage. Königstein im Taunus 2007, S. 365
- Arnsberg, Paul: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang. Untergang. Neubeginn, 2 Bde. Frankfurt a.M. 1971/1972, hier: Band 2, S. 316-317
- Cobabus, Norbert/Knapp, Horst-Peter/Lotz-Frank, Elfriede: Die „verlorenen“ Nachbarn. Jüdisches Leben und jüdische Schicksale in Ober-Roden und Urberach bis 1940. Rödermark 2008
- Cobabus, Norbert: Juden in Ober-Roden und Urberach von den Anfängen bis heute. Rödermark 2008
- Franz, Eckhart G./Wiesner, Christa: Der jüdische Friedhof in Dieburg, Wiesbaden 2009 (Schriften der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen 24)
- Schallmayer, Egon/Leuschner, Jörg: Ober-Roden und Urberach im Dritten Reich. Vorgeschichte, Ereignisse, Dokumente. Rödermark 1998
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Illustration available
✓ (in Bearbeitung)
- Fußnoten ↑
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- Cobabus/Knapp/Lotz-Frank: Die verlorenen Nachbarn, S. 74 ↑
- Franz/Wiesner: Der jüdische Friedhof in Dieburg, S. 94 ↑
- Franz/Wiesner: Der jüdische Friedhof in Dieburg, S. 94 ↑
- Cobabus/Knapp/Lotz-Frank: Die verlorenen Nachbarn, S. 7 ↑
- Für diesen Hinweis danke ich Herrn Horst-Peter Knapp, Urberach. ↑
- Cobabus/Knapp/Lotz-Frank: Die verlorenen Nachbarn, S. 133 ↑
- HHStAW 503, 7381 ↑
- Cobabus/Knapp/Lotz-Frank: Die verlorenen Nachbarn, S. 25 ↑
- HHStAW 503, 7381 ↑
- Cobabus/Knapp/Lotz-Frank: Die verlorenen Nachbarn, S. 7 ↑
- Franz/Wiesner: Der jüdische Friedhof in Dieburg, S. 94 ↑
- Recommended Citation ↑
- „Urberach (Landkreis Offenbach)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/130> (Stand: 23.7.2022)