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Verleihung des Goethepreises der Stadt Frankfurt an Ernst Beutler, 12. April 1960

Die Stadt Frankfurt am Main ehrt den deutschen Literaturhistoriker und Goethe-Forscher Prof. Dr. Ernst Beutler (1885–1960) mit dem renommierten Goethepreis. Damit erhält erstmals ein Bürger der Stadt Frankfurt die seit 1927 (anfangs jährlich, seit 1949 – mit Ausnahme der Verleihung an Ernst Beutler – im Drei-Jahres-Rhythmus) vergebene Auszeichnung.

Feierstunde erstmals wieder im Goethehaus

Erstmals seit 1948 erfolgt die Preisverleihung auch wieder im Goethehaus am Großen Hirschgraben, wo der Preis bis 1942 überreicht wurde. Frankfurts Oberbürgermeister Werner Bockelmann (1907–1968; SPD) würdigt in seiner Festansprache die besonderen Verdienste des Literaturwissenschaftlers. Nach seinen Worten hätten viele Menschen, die heute Goethe lesen oder sich mit ihm beschäftigen, ohne Ernst Beutler nicht den Weg zu dem Dichter gefunden. Aufgrund seines angeschlagenen Gesundheitszustands ist es Prof. Beutler selbst nur kurz möglich, ein bewegendes Dankeswort an die Anwesenden zu richten. Sein Sohn Christian verliest im Anschluss einige persönliche Gedanken und Erinnerungen, die der Jubilar in den vergangenen Wochen anlässlich der bevorstehenden Auszeichnung festgehalten hat. Für die musikalische Untermalung der Feierstunde sorgt Maria Jäger, die auf dem Clavichord, das 1799 von der Firma Baethmann in Hannover gebaut wurde und einst Charlotte Buff (1753–1828)1 gehörte, eine Haydnsonate intoniert. Die Stadt Frankfurt hatte das im Besitz des Goethehauses befindliche Instrument eigens aus Anlass der Verleihung des Preises an Ernst Beutler spielbar machen lassen.

„Außerordenliche Verdienste um den Goetheschen Geist“

Ernst Beutler, Direktor des Freien Deutschen Hochstiftes und des Frankfurter Goethe-Museums, erhält den Goethepreis aufgrund seiner „außerordentlichen Verdienste um den Goetheschen Geist“ und aus Anlass seines 75. Geburtstags – abweichend vom regulären Prozedere: seit 1949 wird der bis dahin jährlich vergebene Goethepreis nur noch alle drei Jahre verliehen (Beschluss der städtischen Körperschaften im Jahre 1952), Ort der feierlichen Auszeichnung ist normalerweise die Paulskirche.
Die Ehrung „außer der Reihe“ erfolgt angesichts des jahrzehntelangen herausragenden Engagements Prof. Beutlers um das Freie Deutsche Hochstift, das Frankfurter Goethemuseum, die Goetheforschung und den Wiederaufbau des Frankfurter Goethehauses. Der in Reichenbach im Vogtland (Sachsen) geborene Beutler ist Mitbegründer des Goethepreises, seit 1930 selbst Mitglied des Goethepreis-Kuratoriums und ab 1948 Herausgeber einer bedeutenden 24-bändigen Goethe-Ausgabe („Artemis-Gedenkausgabe“).
(KU)


  1. Charlotte Buff war das Vorbild der Lotte in Goethes 1774 erstmals veröffentlichtem Erfolgsroman „Die Leiden des jungen Werthers“.
Records
Additional Information
  • HeBIS Ansprachen bei der Verleihung des Goethepreises der Stadt Frankfurt am Main an Ernst Beutler, 12. April 1960, Frankfurt am Main, 1960
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.8.1963, S. 19: „Von dessen Glanz wir nur ein Flämmchen sind“: Willi Emrich schrieb die Geschichte des Goethepreises
Recommended Citation
„Verleihung des Goethepreises der Stadt Frankfurt an Ernst Beutler, 12. April 1960“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/4823> (Stand: 8.7.2021)
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