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Uraufführung einer Hasenclever-Komödie in Frankfurt, 8. Februar 1930

Am Neuen Theater in Frankfurt am Main wird die politische Komödie „Napoleon greift ein“ von Walter Hasenclever (1890–1940) in deutscher Sprache uraufgeführt. Der Autor setzt sich darin mit reaktionären Zeiterscheinungen auseinander.

Das Stück ist 1929 in Nizza verfasst und schon kurz zuvor, am 30. Januar 1930, am Innerstädter Theater in Budapest auf Ungarisch uraufgeführt worden. In Frankfurt führt Renato Mordo (1894–1955) die Regie des erfolgreichen Stückes, mit Martin Costa (1895–1974) und Lydia Busch in den Hauptrollen. Ähnlich wie Hasenclever haben unlängst andere expressionistische Künstler wie Fritz von Unruh die Figur des Napoleon als Allegorie für den Zeitgeist der späten Weimarer Republik in ihren Werken verarbeitet. In der autokratischen, ins zerstörerische gewendeten Macht seiner Persönlichkeit verdichtet sich im Stück die Fatalität des hegemonialen Kapitalismus und des aufstrebenden Faschismus in Europa. Einerseits problematisiert Hasenclever geschichtsrevisionistische Tendenzen im deutsch-französischen Verhältnis, andererseits warnt er dramatisch vor einer bevorstehenden amerikanischen Finanzdiktatur. Das im Grundton tief pessimistische Stück, für das als Kulisse das Wachsfigurenkabinett des Pariser Musée Grévin dient, wird jedoch auch als konkrete Parodie auf Mussolini gelesen.
(JH)

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„Uraufführung einer Hasenclever-Komödie in Frankfurt, 8. Februar 1930“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/2044> (Stand: 8.2.2022)
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