Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Taufe des Erbgroßherzogs Georg Donatus und Gründung der Großherzoglichen Zentrale für Mütter- und Säuglingspflege in Darmstadt, 4. Dezember 1906

Aus Anlass der Taufe von Georg Donatus (1906–1937), des ältesten Sohnes von Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein (1868–1937) und dessen zweiter Gemahlin Eleonore zu Solms-Hohensolms-Lich (1871–1937) wird in Darmstadt die Großherzogliche Zentrale für Mütter- und Säuglingspflege in Hessen gegründet.

Die vom Ministerium des Inneren zu bildende Zentrale, deren Aufgabe es ist, die hohe Säuglingssterblichkeit von mehr als einem Fünftel der neugeborenen Kinder zu vermindern, umfasst als Arbeitsgebiet das gesamte Großherzogtum und ist zunächst im „Alten Palais“ untergebracht. Später erfolgt der Umzug in ein Gebäude des ab 1849 errichteten Mathilden-Landkrankenhauses in der Heinheimerstraße, das unter Protektorat der damaligen Großherzogin Mathilde für arme Leute vom Land, die an heilbaren Krankheiten litten, erbaut worden war. 1908 stellt das Krankenhaus den Betrieb ein und der Trägerverein schenkt 1909 den gesamten Besitz der Großherzoglichen Zentrale, einschließlich der ansehnlichen Spendensumme von 35.000 Mark. Nach zweijährigem Umbau kann das nach seiner engagierten Förderin, der Großherzogin benannte Eleonorenheim am 1. Juni 1911 eröffnet werden. Im November 1911 folgt eine dem Heim direkt angeschlossene Säuglingspflegerinnenschule, die 1912 als eine der ersten Ausbildungsstätten dieser Art in Deutschland staatlich anerkannt wird.

Maßgeblich beteiligt ist die Zentrale auch bei der Einrichtung der Universitäts-Kinderklinik in Gießen, die am 1. Oktober 1912 öffnet.

Bereits einen Tag nach der Geburt des von der Darmstädter Bevölkerung liebevoll „Erbschorsch“ genannten Erbgroßherzogs (8. November), hatte das Darmstädter Tagblatt ein Schreiben des Großherzogs an den Minister des Inneren Dr. Ernst Braun (1857–1916) veröffentlicht. Darin verkündete Ernst Ludwig seinen Entschluss, ein Hilfswerk für Mutter und Kind ins Leben zu rufen. Eine Woche nach der Taufe, am 11. Dezember 1908, findet unter dem Vorsitz des Ministers des Inneren eine Versammlung statt, um – so das „Darmstädter Tagblatt“ – „in einem größeren Kreise von Vertretern der an der Säuglingsfürsorge interessierten Vereine, Organisationen, Behörden und Einzelpersonen Gewißheit darüber zu gewinnen, ob die geplante Zentrale für Säuglingspflege im Großherzogtum Hessen tatsächlich ins Leben gerufen werden kann“.¹
(KU)

1. Zitiert nach Immo Grimm/Bernhard Lettgen, 100 Jahre Darmstädter Kinderkliniken Prinzessin Margaret, o. O., o. J. [Online-Ressource] (eingesehen am 14.11.2012), S. 7. ↑